Die Armen Seelen
Aussagen über die Dankbarkeit
Die hl. Katharina von Bologna: Wenn ich eine Gnade von unserem himmlischen Vater erhalten will, nehme ich meine Zuflucht zu den Armen Seelen. Ich bitte sie, Gott mein Anliegen vorzutragen und meine Bitte zu unterstützen. Und dann erfahre ich, wie ich durch ihre Fürsprache erhört wurde.
Papst Johannes XXIII.: Eines der verdienstlichsten Werke der Liebe, das sicherlich dem Herrn gefällt, ist unsere Hilfe für die Armen Seelen. Sogar in der natürlichen Ordnung, hier auf Erden, erwirkt uns diese Hilfe eine unbegrenzte Segensfülle. Die Heimgegangenen zahlen uns alles zu gelegener Zeit zurück, indem sie uns beschützen, uns vor dem Bösen bewahren und uns auf alle Weise helfen.
Der hl. John Fischer: Die Armen Seelen gehören zu den tiefsten Kennern irdischer Not und menschlichen Daseins. Da sie in einer uns noch nicht zugänglichen Gotterfahrung leben, sind sie von Liebesgewalt zu uns erfüllt und besondern den Menschen die treuesten Freunde, die ihnen durch Gebet und Opfer den Weg zur Gottesschau verkürzen.
Die hl. Katharina von Genua: Wer in diesem Leben seine Sünden abbüßt, bezahlt mit wenigen Pfennigen tausend Dukaten; wer aber die Abbüßung ins andere Leben verschiebt, bezahlt mit tausend Dukaten wenige Pfennige.
Christus zur hl. Gertrud: Ein einziges Wort, vom Grunde des Herzens gesprochen, hat mehr Kraft und Wirksamkeit zur Erlösung der Armen Seelen, als das Hersagen einer Menge von Psalmen und Gebeten ohne Andacht.
Der hl. Hieronymus: Die Hilfe, die wir den Heimgegangen erbitten, lässt uns eine ähnliche Barmherzigkeit erwarten.
Der hl. Augustinus: Jene Menschen, die während ihres Lebens diesen heiligen Seelen (heilig, weil schon an der Schwelle der ewigen Herrlichkeit) am meisten helfen, werden ihrerseits durch eine besondere Vorsehung Gottes mehr Hilfe von anderen empfangen, wenn sie im Tod in die Läuterung hinüberschreiten.
Der hl. Bernhard: Die fürbittende Macht der Armen Seelen bei Gott ist so groß, dass man es kaum für möglich halten könnte, wäre nicht die tägliche Erfahrung da, um sie immer wieder zu bezeugen.
Der hl. Johannes Vianney, Pfarrer von Ars: Oh! Wenn man wüsste, wie groß die Macht der guten Armen Seelen über das Herz Gottes ist, und wenn man alle Gnaden wüsste, die wir durch ihre Fürsprache erhalten können, dann wären sie nicht so sehr vergessen. Man muss gut für sie beten, damit auch sie gut für uns bitten. Die Armen Seelen im Fegfeuer können nichts für sich selbst tun, aber sie können sehr viel für ihre Wohltäter erreichen.
Der hl. Alphons Maria von Liguori: Ich halte es für gewiss, dass eine Arme Seele, die durch die Fürbitte eines noch auf der Erde lebenden Christen befreit wurde, im Himmel nicht aufhören wird, zu Gott zu sagen: "Herr, schau auf diesen mildherzigen und hilfsbereiten Menschen. Er hat mich aus dem Fegfeuer herausgezogen und half, dass ich so schnell mich Deiner Gegenwart erfreuen kann. Lass nicht zu, dass er verlorengeht."
Die Armen Seelen im Fegfeuer rufen uns ohne Unterlass um Hilfe an
Da die Armen Seelen im Fegfeuer sich selbst in ihrer äußersten Not und Pein nicht die geringste Erleichterung verschaffen können, hingegen wohl wissen, dass uns im Stand der Gnade alle Schätze der Kirche mit allen Verdiensten des Lebens und Leidens Jesu Christi gleichsam zu Gebote stehen, um ihnen fortwährend leicht Trost und Linderung, ja sogar gänzliche Befreiung zu erwirken, so schreien sie ohne Unterlass zu uns um Rettung und Hilfe. Da sie aber dieses nicht auf eine uns vernehmbare Weise tun können, so tut es die Kirche für sie sowohl durch ihre vielen rührenden Einrichtungen zu ihrer Erlösung, als auch durch eifrige Darstellung des kläglichen Zustandes derselben vermittelst ihrer Diener.
Der Kanzler Gerson lässt sie auf folgende Weise zu uns rufen: "Betet für uns, weil wir uns selbst nicht helfen können! Diesen Beistand dürfen wir von euch erwarten; versagt ihn uns nicht! Ihr, die ihr uns kanntet auf Erden, die ihr uns liebtet, könntet ihr uns jetzt vergessen! Man sagt gewöhnlich, dass man in den Trübsalen den Freund erkenne. Welche Trübsal ist aber mit der unsrigen zu vergleichen! Habt also Mitleid mit uns." "Einem harten Herzen wird es zuletzt übel gehen." (Sir. 3,27). "Seid also gegen euere eigenen Vorteile nicht gleichgültig."
Es ist unsere Pflicht, den Armen Seelen im Fegfeuer zu Hilfe zu kommen
Der geistreiche und fromme M. Boudon, Großerzdiakon von Evreux, sagt hierüber in seiner Schrift: "Je ärmer eine Person ist, desto mehr sind wir verpflichtet, ihr zu helfen. Wer kann nun aber ärmer sein, als derjenige, welcher nichts hat, stark verschuldet ist, weder arbeiten, noch erwerben, noch begehren kann und doch in den schrecklichsten Peinen sitzen muss, bis er den letzten Heller zurückbezahlt hat? Das Gesetz, den Bedrängten zu Hilfe zu kommen, ist zwar allgemein und erstreckt sich selbst auf die fremden und unbekannten Personen; allein hier ist noch eine strengere Verbindlichkeit vorhanden, indem sich in diesen reinigenden Flammen sogar solche befinden, die uns zunächst angehen und an deren Leiden wir vielleicht nicht wenig schuld sind. Es schmachten darin unsere Brüder, Schwestern, Väter, Mütter und andere.
Welch ein Schmerz muss es wohl für diese sein, sich jetzt in diesen Gluten selbst von jenen vergessen und verlassen zu sehen, für deren Glück sie einst keine Mühe gespart hatten und die nun mit dem von ihnen hinterlassenen Vermögen viele törichte Ausgaben machen, für ihre Linderung und Rettung aber keinen Heller davon verwenden! Wahrlich, darüber muss man staunen; Wenn ein Tier brennen würde, hätte man Erbarmen mit ihm; und gegen einen Vater, eine Mutter, einen Gatten usw. in den schrecklichsten Flammen des Fegfeuers kann man gefühllos sein! Sind wir nicht Menschen ohne Glauben? Wäre einer von diesen Personen auf dieser Welt das geringste Übel widerfahren oder hätten wir nun einen Funken Feuer auf sie fallen gesehen, so hätten wir alles aufgeboten, sie davon zu befreien; nun aber sind wir niederträchtig und blind genug, sie in Peinen zu lassen, deren Schärfe kein Mensch zu begreifen vermag."
Von den Mitteln im allgemeinen, mit denen wir den Armen Seelen helfen können
Die Glieder der Kirche Jesu Christi triumphieren entweder im Himmel, oder kämpfen auf der Erde oder leiden im Fegfeuer; daher die Benennung der Triumphierenden, streitenden und leidenden Kirche. Die Liebe verbindet uns mit dem ganzen mystischen Leib Jesu und lässt uns teilhaben an den Leiden und Trübsalen sowie an dem Glück und an den Tröstungen aller, deren Haupt Jesus ist. Die Gemeinschaft der Heiligen, die wir im Glaubensbekenntnis aussprechen, schließt in sich eine Gemeinschaft der Güter und eine wechselseitige Verbindung zwischen allen Gliedern Jesu Christi.
Wir stehen in dieser Verbindung mit den Heiligen im Himmel, wenn wir Gott für ihre Siege und erlangten Belohnungen danken, sie um ihre Fürbitte anrufen und die Wirkungen derselben erfahren; ebenso stehen wir auch in Verbindung mit den Seelen im Fegfeuer, wenn wir die Barmherzigkeit Gottes durch unsere Gebete und guten Werke auf sie herabziehen und ihnen dadurch in ihren Leiden Hilfe leisten. Es sind der Mittel, ihnen zu helfen, ebenso viele, als wir selbst Mittel haben, uns Gnaden und Verdienste zu erwerben, indem wir alle unsere Gott gefälligen Werke und Handlungen zugleich auch fürbittweise für sie verwenden können.
Die heiligen Väter geben uns vielerlei an, nämlich das Gebet, das Fasten, die Busswerke, das Almosen, die Werke der Barmherzigkeit und das heilige Messopfer. Man kann aber auch folgenden Abhandlungen und Beispielen gemäss mehrere nennen: Das Gebet, die Anrufung der Mutter Gottes, der Engel und Heiligen, die Busswerke, die Werke der Barmherzigkeit, die Aufopferung der eigenen Verdienste, die heiligen Ablässe, das Weihwasser, das Lichterbrennen, die Wallfahrten, die heilige Kommunion, das heilige Messopfer.
Wie wirksam es ist, die Muttergottes für die Verstorbenen anzurufen
Die Muttergottes, welche von der streitenden Kirche die Mutter der Barmherzigkeit genannt wird, erweist sich in dieser liebevollen Eigenschaft nicht weniger zärtlich gegen die leidende Kirche im Fegfeuer. Sie sagte selbst einmal der hl. Brigitta, wie man in den Offenbarungen derselben liest: Ich bin die Mutter aller derjenigen, die im Fegfeuer sind; denn alle ihre Leiden werden auf meine Fürbitte jede Stunde etwas gemildert." So bezeugt noch weiter diese heilige Ordensstifterin, "Sie habe aus göttlicher Eingebung erkannt, dass Maria die Trösterin aller derjenigen sei, die sich im Fegfeuer befinden."
Der hl. Alphons Liguori sagt daher: "Glücklich, dreimal glücklich sind die Diener dieser Mutter der Barmherzigkeit, indem ihr Schutz sie nicht nur in diesem Leben begleitet, sondern ihnen auch über das Grab in das Fegfeuer nachfolgt. Je unvermögender dann die Seelen sind, sich selbst zu helfen, desto mehr verdoppelt sie für dieselben ihre Sorgfalt und Güte." Daraus lässt sich leicht schliessen, wie angenehm der Himmelskönigin und zugleich wie wirksam für die Armen Seelen es sein müsse, wenn man Maria andächtig für dieselben anruft.
Der fromme Boudon empfieht deswegen nicht nur, sie sehr oft um ihre Fürbitte für diese Seelen eifrig anzurufen, sondern auch, dass wir alle unsere übrigen guten Werke und Gebete für dieselben vertrauensvoll in ihre gebenedeiten Hände legen. "Denn," sagt er, niemand kann heiliger darüber verfügen; außerdem ist dies einer der stärksten Beweise der wahren Liebe, die man zu ihr hat."
Von der Kraft des heiligen Rosenkranzgebetes zum Trost der Armen Seelen
Diese Kraft geben schon die eigenen Worte der Himmelskönigin zu erkennen, die sie nach dem Zeugnis des sel. Alanus einst in einer Erscheinung zum hl. Dominikus sprach, dass nämlich eine der Hauptwirkungen des heiligen Rosenkranzes die Erlösung der Armen Seelen im Fegfeuer sei.
Dies bestätigt auch das folgende Beispiel: Durch die Predigten des hl. Dominikus wurde in Rom eine Frau von üblem Ruf nmens Katharina bekehrt und verlegte sich dann mit besonderem Eifer auf diese Gebetsübung, die sie meistens für die Armen Seelen im Fegfeuer aufopferte. Um nun zu zeigen, welchen Nutzen diese Andacht jenen Seelen verschaffe, ließ der Herr einst den genannten Heiligen sehen, dass, während Katharina eines Tages zum Heil derselben den schmerzhaften Rosenkranz betrachtend betete, aus den Gliedern eines wunderschönen Knäbleins, das unseren Herrn Jesus Christus vorstellte, fünfundfünfzig Quellen emporsprangen, so viele nämlich, als Vater unser und Ave Maria in demselben enthalten sind. Diese Quellen gaben in großer Menge das hellste Wasser von sich, und alle ergossen sich in das Fegfeuer zu einer solchen Erquickung der leidenden Seelen, dass sie beinahe keine Pein mehr fühlten, lauter Jubeltöne hören ließen und voll Dank ihre mitleidige Wohltäterin Katharina lobpriesen. (Compadelli)
Der sel. Alanus schreibt: "Viele Brüder und Schwestern im Herrn haben ihm eidlich bezeugt, dass ihnen während des Rosenkranzgebetes viele Seelen erschienen seien und dankend versichert haben, es gebe nach dem heiligen Messopfer kein kräftigeres Hilfsmittel für die Seelen im Fegfeuer, als das heilige Rosenkranzgebet, und dass täglich viele dadurch aus diesem erlöst werden, welche sonst noch viele Jahre darin bleiben müssten." Darum sagt auch der hl. Alphons Maria von Liguori: Wollen wir demnach den Seelen im Fegfeuer kräftig helfen, so müssen wir dieselben immer in unseren Gebeten der allerseligsten Jungfrau anempfehlen und ihnen besonders den heiligen Rosenkranz aufopfern, wodurch sie sehr getröstet werden."(Herrlichkeiten Mariens).
Vom Ursprung der 30 Messen oder der sogenannten Gregorianischen Messen
Der hl. Papst Gregor der Große erzählt selbst in seinen Gesprächen folgende Geschichte, die sich in seinem eigenen Kloster in Rom zugetragen und zu diesen Messen Anlass gegeben hat. Ein Bruder namens Justus war gestorben. Da er aber gegen die Ordensregel sich einige Goldstücke angeeignet hatte, befahl der heilige Papst, ihm zur Strafe und den anderen zur Warnung, dass ihm kein Bruder im Tod beistehen und sein Leichnam außerhalb des Kirchhofes mit diesem Geld in eine Grube geworfen werden solle. Dieses geschah wirklich. Aber dreißig Tage später erbarmte sich der Heilige seiner und ließ eben so viele Tage nacheinander eine heilige Messe für ihn lesen. Als diese nun verrichtet waren, erschien der Verstorbene seinem leiblichen Bruder Copiosus, der Arzt in der Stadt war und sagte ihm auf dessen Frage, wie es ihm gehe: Bisher ging es schlecht; allein jetzt steht es gut um mich; denn heute habe ich die Gemeinschaft erhalten. Nachdem Copiosus diese Nachricht ins Kloster gebracht hatte, zählte man die Tage, seit denen man das Opfer für ihn dargebracht hatte (denn man hatte ihrer nicht geachtet), und es fand sich, dass es gerade der dreißigste war.
Der heilige Papst schließt diese Erzählung mit den Worten: "Da Copiosus nicht wusste, was die Brüder für ihn getan, noch diese Brüder, was er gesehen hat, und da die Erscheinung mit dem heiligen Opfer übereinstimmte, so zeigte sich klar, dass der gestorbene Bruder durch die Darbringung des heilsamen Opfers der Pein entkommen sei." Von da an wurde dieser Gebrauch der 30 Messen allgemein; und mehrere Beispiele zeugen von der großen Kraft derselben für die Verstorbenen.
Über den Ursprung des Allerseelentages
Der große kirchliche Geschichtsforscher P. Surius, aus dem Karthäuserorden, führt als Ursprung dieses allgemeinen Gedächtnistages folgende Begebenheit an, welche der hl. Petrus Damiani im Leben des hl. Abtes Odilo Cluny beschreibt: Ein frommer Ordensmann aus Frankreich, der auf seiner Heimkehr von einer Pilgerreise nach dem gelobten Land auf dem Meer durch einen Sturm auf eine unbekannte Insel geworfen wurde, traf da einen gottseligen Einsiedler an, der ihm sagte, er höre in der Nähe seiner Zelle oft ein seltsames und schreckliches Geheul der bösen Geister, die sich beklagten, dass ihnen durch die Gebete und guten Werke der Christen für die Verstorbenen ein so großer Schaden zugefügt werde, indem dadurch die ihnen zur Quälung übergebenen Seelen erlöst oder wenigstens in ihren Peinen stark erleichtert werden.
Besonders äußerten sie deswegen einen großen Hass gegen den Abt Odilo von Cluncy und dessen Mönche. Nach seiner Rückkehr teilte dieser Ordensmann, gemäss dem Verlangen des Einsiedlers, diese Nachricht dem heiligen Abt von Cluncy mit, der, dadurch noch mehr entflammt, um dieses Werk so ausgezeichneter Liebe noch mehr zu verbreiten, um das Jahr 1030 in allen Klöstern seines Ordens auf den zweiten Wintermonat einen jährlichen Gedächtnistag für alle Seelen im Fegfeuer einführte.
Nachdem er später mit dem Papst Johannes XIX. davon gesprochen hatte, führte der Papst diesen Brauch in der ganzen Kirche ein. Zwar meldet schon Tertullian im dritten Jahrhundert, dass die Christen seiner Zeit ein jährliches Gedächtnis der Verstorbenen gehalten haben; und der Bischof Amalarius von Trier hatte eine solche schon zwei Jahrhunderte vor Odilo in seinem Sprengel eingeführt, allein erst infolge des genannten Ereignisses wurde dieser Brauch, wie gesagt, auf die ganze Kirche ausgedehnt.
Beispiele über die kurze und lange Dauer des Fegfeuers
Der Schwester des gottseligen Niklaus Wolf erschien, als sie schon bejahrt war, ihre eigene Tochter, welche bei ihren Hinscheiden ebenfalls Mutter gewesen war, bald nach ihrem Tod und sagte zu ihr unter Gebärden und Seufzern, die ein großes Entsetzen ausdrückten, o Tod, o Tod! um anzuzeigen, welch eine schreckliche Sache der Tod sei. Nachher setzte sie aber hinzu, dass er jedoch für sie nicht so fürchterlich ausgefallen sei, denn sie müsse nur etwa acht Tage im Fegfeuer bleiben, dann sei sie erlöst, und wenn sie ihre Leiden und ihren Tod mit dem bitteren Leiden und Tod unseres Herrn vereinigt hätte, so wäre sie sogleich in den Himmel gekommen; worauf sie mit großem Ernst hinzufügte: "Ich wusste dieses nicht, Mutter! Ihr hättet es mir sagen sollen."
So erschien auch eine Frau in der Nähe des erwähnten Seligen, wenige Zeit vor seinem Sterben, bald nach ihrem Tod ihrer Tochter und sagte zu ihr, nachdem sie ungefähr auf die gleiche Weise ihr Entsetzen über die Schrecknisse des Todes geäußert hatte, sie müsse auch nur wenige Tage im Fegfeuer bleiben und habe nicht sehr viel zu leiden. Dann fügte sie hinzu: "Sie solle doch den Leuten, welche ihrer Beerdigung beigewohnt haben, recht sehr danken, es sei dabei so viel für sie gebetet worden, was für sie in der anderen Welt von einem erstaunlichen Nutzen gewesen sei." Diese beiden Ereignisse erzählte der gottselige Niklaus Wolf.
In der Offenbarungen der hl. Mechthild finden wir hingegen folgendes Beispiel über eine lange Dauer im Fegfeuer. Als diese heilige Äbtissin einst darüber nachdachte, wie unermesslich groß die Güte Gottes sei, sagte der Herr zu ihr: Komme und betrachte den Geringsten von allen Glückseligen, die im Himmel sind, denn in ihm kannst du meine Güte erkennen."
Hierauf wurde sie in den Himmel versetzt, und als sie dort aufmerksam umhersah, um zu erfahren, von wem der Herr gesprochen hatte, siehe, da kam ihr ein Mann von königlicher Pracht und Würde entgegen; er war von blühendem Alter, sein Angesicht war edel, schön und glanzvoll, zudem war er äußerst liebreich. Nun fragte sie ihn, wer er sei und wie er zu einer so hohen Freude und zu einer so großen Herrlichkeit gekommen sei, worauf er antwortete: "Auf der Erde war ich ein Räuber und Übeltäter; allein, da ich das Böse mehr aus einer gewissen Unwissenheit und Gewohnheit, die ich von den Eltern erhalten hatte, als aus Bosheit verübte, so habe ich am Ende durch die Buße Barmherzigkeit erlangt. Ich bin aber hundert Jahre lang in dem Ort der Qualen gewesen und habe viel Peinen zu meiner Reinigung ausgestanden; nun aber bin ich allein durch die unverdiente Güte Gottes hierher in die ewige Ruhe geführt worden.
Geduld in Kreuz und Leiden kürzt die Strafen des Fegfeuers ab
Ein Franziskaner lag an einer langwierigen und schmerzhaften Krankheit danieder. Sich und anderen zur Last, bat er nun Gott dringend, ihm seine Leiden abzukürzen. Er wurde erhört; denn ein Engel erschien ihm und ließ ihm die Wahl, entweder sogleich zu sterben und drei Tage im Fegfeuer zu büßen oder seine Krankheit noch ein Jahr geduldig zu ertragen und dann sogleich in den Himmel zu gelangen. Er wählte das Erstere. Kaum war er aber einige Stunden im Fegfeuer, so glaubte er vor Schmerzen, er befinde sich schon viele Jahre darin, und da es ihm der Engel, der ihn besuchte, neuerdings freistellte, wenn ihn die Wahl gereue, wieder in den noch unbegrabenen Leichnam zurückzukehren, nahm er es hastig an und gelangte dann, als er nach einem Jahr geduldig erlittener Krankheit wieder starb, unmittelbar in den Himmel. (Wagindus, Chronik der minderen Brüder vom Jahr 1283.)
Die hl. Theresia erzählt in ihren Bekenntnissen (38. Hpst.) wörtlich folgendes: "Eine Klosterfrau starb in unserem Kloster; eine fromme Seele, eifrig im Gebet und in jeder Pflichterfüllung, die erst achtzehn Jahre alt und immer körperlich leidend war. Von dieser glaubte ich, sie würde von den Leiden des Fegfeuers befreit sein, nachdem sie ihr junges Leben so unschuldig in frommer Ergebung und großen Leiden zugebracht hatte; nichtsdestoweniger musste auch sie die Läuterung, obschon in kurzer Zeit, durchgehen; denn vier Stunden vor ihrem Leichenbegräbnis sah ich sie, während ich dem Totenamt beiwohnte, aus der Tiefe zum Himmel emporschweben."
Die Armen Seelen sind ihren Wohltätern für ihr Seelenheil sehr behilflich
Sind die Armen Seelen schon so geneigt, ihren Wohltätern in ihren zeitlichen Nöten zu helfen, so sind sie es, wie begreiflich, noch weit mehr für ihr Seelenheil, wie dies folgende Beispiele beweisen: Papst Benedikt XIII. erzählt in seinen Erbauungsreden Folgendes: Christoph Ugo war, bevor er in den Dominikanerorden trat, ein Jüngling von verdorbenen Sitten, der in Spiel, in Ausschweifung und Feindschaft mit verhängtem Zügel der Hölle zurannte; nur dieser einzige Zug von Frömmigkeit war noch in seinem Herzen zurückgeblieben, dass er jeden Tag die Busspsalmen für die Verstorbenen betete; und siehe, eines Tages fühlte er plötzlich, ohne zu wissen wie, sein Herz umgeändert; von himmlischem Licht angezogen, bekannte er sich zur Regel des heiligen Dominikus und machte in diesem Orden wunderbare geistige Fortschritte.
Der gleiche fromme Papst erzählt daselbst ebenfalls: P. Alphons Cortesi, aus der Gesellschaft Jesu, einem Mann von großer Vollkommenheit, wurde, gleich einem zweiten Paulus, der Stachel des Fleisches als Engel des Satans beigegeben, der ihn mit den heftigsten Versuchungen peinigte. Da nun deer gute Priester schon so viele Mittel, um davon frei zu werden, fruchtlos versucht hatte, so nahm er seine Zuflucht zur Mutter der Reinheit, zur allerseligsten Jungfrau Maria, die ihm hierauf erschien und ihn aufforderte, für die Armen Seelen im Fegfeuer recht eifrig zu beten. Als er nun dieses tat, wurde er von den Versuchungen frei.
Ein Mann, auch aus unserer Zeit, der dem Trunk sehr ergeben war, ohne sich auf irgend eine Weise davon losmachen zu können, fasste den glücklichen Entschluss, alle Abende, statt ins Wirtshaus zu gehen, wo er sich jedes Mal berauschte, sich in ein Beinhaus oder eine Totenkapelle zu begeben, um dort für die Armen Seelen zu beten, wodurch er von diesem Laster vollkommen befreit wurde.
Schließlich berichtete P. Mancin, dass ein Edelmann, der ein großer Wohltäter der Armen Seelen war, von denselben einst im Schlaf geweckt und ermahnt wurde, sogleich seine Beichte abzulegen, weil er demnächst sterben werde. Wirklich begab sich dieser ohne Verzug zu seinem Beichtvater, und nachdem er hierauf noch die heilige Kommunion empfangen hatte, starb er plötzlich. Dergleichen Mahnungen der Armen Seelen zur Buße oder Lebensbesserung weiß man viele, die sowohl im Lauf des Lebens, als unmittelbar vor dem Tod geschehen sind.
Es sagt daher der hl. Kirchenvater und Erzbischof Ambrosius: "Erwirb dir durch deine Fürbitten um Erlösung der Seelen aus dem Fegfeuer Freunde, die bei Gott für dich bitten, dass auch du selig werdest."
Von daher auch der bekannte Ausspruch von Papst Hadrian VI.:Wer für die Seelen im Fegfeuer betet, in der Absicht, ihnen zu helfen, verbindet sich dieselben zur Gegenhilfe und Dankbarkeit."
Ein Wort über die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen der Verstorbenen
Es ist sonderbar, dass man heutzutage noch so oft fromme und unter diesen selbst gelehrte Leute sieht, die überhaupt und ohne Ausnahme Bedenken tragen, den Erscheinungen von Verstorbenen Glauben beizumessen, da diese sich doch sowohl auf die heilige Schrift, als auf die zuverlässigsten Zeugnisse aller Zeiten unwiderlegbar gründen.
Samuel erschien im Alten Bund (1. Könige 28,15), so auch Jeremias und Onias (2. Makk. 15,12,14). Im Neuen Testament erschien Moses mit Elias (der nicht gestorben ist) unserem Herrn in seiner anbetungswürdigen Menschheit auf dem Tabor; und nach seinem allerseligsten Tod gingen viele aus den Gräbern hervor und erschienen vielen ihrer Freunde (Matth. 27,52-53).
Anna Katharina Emmerich sagt, es seinen deren wohl an hundert gewesen. Auch in späterer Zeit wurde die Erscheinung, welche die hl. Perpetua von ihrem Bruder hatte, von heiligen Vätern für echt gehalten, und Gregor der Große beschreibt selbst eine, welche sich zu seiner Zeit in seinem eigenen Kloster zugetragen hat. Heinrich Suso und die hl. Theresia beschreibt solche, die ihnen selbst widerfahren sind. Der hl. Augustinus, der hl. Bernhard, der hl. Thomas von Aquin, der hl. Petrus Damiani, und überhaupt die heiligen Väter und Kirchenlehrer nehmen solche ohne Zweifel an und erwähnen derselben in ihren Schriften als einer unleugbaren Tatsache; so auch die größten Geisteslehrer, als der hl. Dionysius der Karthäuser, Ludwig Blosius, Thomas von Kempen, Gerson, Baronius, Surius, Bolandus, Kalmet, Stollberg, Buttler; ferner die berühmtesten Theologen: Der hl. Petrus Canisius, der hl. Robert Bellarmin, Suarez, der hl. Alphons von Liguori und andere.
Endlich gibt ihnen die Kirche selbst ihr ganzes unfehlbares Ansehen, indem viele derselben in den Heiligsprechungsuntersuchungen genau geprüft und in den darauf folgenden päpstlichen Bullen anerkannt worden sind. Betrachtet man nun diese unabsehbare Menge von unverwerflichen, höchst ehrwürdigen und zum Teil sogar kirchlichen und göttlichen Zeugnissen für die stete Fortdauer der Erscheinungen der Verstorbenen mehrere Jahrtausende hindurch, so sieht man nicht ein, wie hierüber im Herzen eines gläubigen Katholiken noch ein Zweifel sein könne.
Übrigens können die Erscheinungen dieser Seelen, wenn sie Gott zulässt, nicht mehr Schwierigkeiten bereiten, als die der Engel und der Heiligen, welche man doch allgemein annimmt. Vielmehr ist für sie noch ein weit dringenderer Grund sowohl auf Seiten der unendlichen Barmherzigkeit Gottes, als auf Seiten dieser sehr bedrängten Seelen vorhanden, indem eine solche Erscheinung beinahe schon für eine gänzliche Erlösung angesehen werden darf.
Denn die häufige Erfahrung zeigt, dass Seelen, nachdem sie so erschienen sind, gewöhnlich bald darauf erlöst werden, wenn sie auch sonst noch undenkbar viele Jahre zu büßen hätten, und zwar um so eher erlöst werden, wegen der unendlich wirksamen Kraft, welche unsere Gebete und andere guten Werke für sie haben, die alsdann auch mehr und mit größerem Eifer für sie verrichtet werden. Ferner sind solche Erscheinungen auch eine unaussprechlich große göttliche Wohltat sowohl für jene, denen sie zuteil wurde, als auch für die, welche davon hören oder lesen, indem sie dadurch zum Glauben kräftig geweckt, darin gestärkt und zu einer viel größeren Wachsamkeit und Reinheit des Lebens aufgemuntert und angehalten werden.
Perlen christlicher Lebensweisheit, Seelen retten
Ein Mann hatte die schöne Gewohnheit, in seinem Leben oft folgendes Gebet zu verrichten: "Himmlischer Vater, ich opfere Dir durch die reinsten Hände der unbefleckten Jungfrau Maria das kostbare Blut Deines göttlichen Sohnes auf und bitte Dich inständig, verhüte in dieser Stunde irgendwo auf Erden eine Todsünde, und sei den Armen Seelen gnädig und barmherzig!"
Als er selbst zum Sterben kam, empfing er andächtig die hl. Sakramente. Plötzlich setzte er sich auf, schaute in der Kammer umher, als ob viele Leute da wären und nickte lächelnd nach allen Seiten. Der anwesende Geistliche fragte, ob er etwas wünsche. Da erwiderte der Kranke lebhaft: "Sehr viele Seelen sind dagewesen, von Lebenden, Vornehmen und Armen sowie von Verstorbenen. Mein Schutzengel hat sie geführt und mir zu verstehen gegeben: Siehe, das sind die Seelen, die der allgütige Gott auf dein Gebet hin vor einer Todsünde bewahrt hat! Sie sind nun da, um deine Fürbitter zu sein beim ewigen Richter und dich zu begleiten in die Ewigkeit." Darauf betete der Kranke noch einmal das Gebet und verschied selig im Herrn.
Jesus, Maria, Josef! Euch schenke ich mein Herz und meine Seele.
Jesus, Maria, Josef! Steht mir bei in meinem Todeskampf!
Jesus, Maria, Josef! Möge meine Seele mit Euch in Frieden scheiden!