- Gottes enge Pforte -

Wie Christus fortlebt in seiner Kirche als der Gekreuzigte.

Von den Verfolgungen der Kirche.
 
 
"Wenn die Welt euch hasset, so wisst, dass sie Mich zuerst gehasst hat. Haben sie Mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. - Vater, die Stunde ist gekommen: verherrliche deinen Sohn! Erhalte, die Du Mir gegeben hast, in deinem Namen, damit sie Eines seien: Ich in ihnen und Du in Mir, und Ich bin verherrlicht in ihnen!"
 
In diesen Worten unseres lieben Erlösers ist das ganze Geheimnis der Christenverfolgungen enträtselt! Es ist im wahren Grunde nicht die Kirche, es sind nicht die Mitglieder und Vorsteher der Kirche, die man verfolgt hat durch alle Jahrhunderte, und verfolgen wird bis zum grossen Gerichtstage, sondern es ist Christus selbst - "Christus in ihnen,"d.h. Christus in seiner Kirche. Sein dereinstiges, dreiunddreissigjähriges Martyrium setzt der, nun triumphierend zur Rechten des Vaters Verherrlichte - hier auf Erden in seiner Kirche fort bis ans Ende. "O ihr Unverständigen! Musste denn nicht Christus alles dies leiden, und also in seine Herrlichkeit eingehen?" Das ist der Weg, den auch seine Kirche durchlaufen muss. Wie gegen Christus, so muss auch gegen die Seinigen der Hass der bösen Welt sich offenbaren: zuerst das Schwert, dann erst die Siegespalme und die Krone des unsterblichen Triumphes!
 
1. Die erste Verfolgung der Kirche ging von den Juden aus. Den göttlichen Meister hatten sie den Heiden überliefert zur Kreuzigung; nun kehrte sich ihre Wut gegen seine Jünger. Der hohe Rat befahl, sie gefangen zu nehmen, verbot ihnen die freie Predigt des Evangeliums, ließ sie geißeln und sandte seine Schergen in die verschiedensten Ortschaften, um die Schüler Christi ausfindig zu machen, und mit Ketten beladen nach Jerusalem zu führen. Die Juden waren es, welche den heiligen Stephanus steinigten, die Hinrichtung des heiligen Jakobus, des Älteren, erwirkten, Jakobus den Jüngeren erschlugen, zu Lystra die Heiden aufstifteten wider den Völkerlehrer, dass sie ihn steinigten; die Juden waren es, welche ihn später zu Cäsarea einkerkerten, um ihn den heidnischen Gerichten zu überantworten. Endlich aber als das Mass voll war, brach der Tag der Rache über die gottesmörderische Stadt Jerusalem herein. Das Blut der Propheten, das Blut des Welterlösers und seiner Heiligen musste gesühnt werden und die schrecklichen Weissagungen Christi sich erfüllen.
Das Werkzeug aber des göttlichen Strafgerichtes waren die Römer.
Unter der Anführung des Feldherrn Titus belagerten ihre Heere im Jahre 70 nach Christus die verworfene Stadt, deren Bewohner sich durch falsche Propheten gegen die Herrschaft der Römer hatten aufwiegeln lassen. Unbeschreiblich und beispiellos war das Elend, welches nun, während der dreimonatlichen Belagerung, über die Unglücklichen kam - wahrlich ein Elend "dergleichen von Anfang der Schöpfung an nicht gewesen ist bis jetzt, noch fürderhin sein wird." Das Schwert und die Wurfgeschosse der Feinde vor den Mauern sowie der rasenden Mörderscharen in der Stadt selbst, der Pesthauch ansteckender Krankheiten, und die Hungersnot: alles verband sich, um die Ernte des Todes unermesslich zu machen! - Siebenunddreissig Jahre vorher hatte der Menschensohn beim Anblick der Stadt geweint, und Alles vorausgesagt, was nun mit so schrecklicher Genauigkeit eintraf. "O Jerusalem, Jerusalem, dass du es doch erkannt hättest, und zwar an diesem deinem Tage, was dir zum Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, wo deine Feinde mit einem Wall dich umgeben, dich ringsum einschliessen, und von allen Seiten dich beängstigen werden. Sie werden dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden schmettern, und in dir keinen Stein auf dem andern lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast!
Wehe aber den Schwangeren und Säugenden in jenen Tagen! - Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes, und gefangen weggeführt werden unter alle Völker, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden bis die Zeiten der Völker erfüllt sein werden."
Ach, die Juden hatten in ihrer Verblendung auf diese Weissagung nicht gehört: nun erfüllte sich, wie ihre Bosheit, so auch ihr Unglück! Jede Spur menschlichen Gefühles schien verschwunden. Mütter verzehrten das Fleisch ihrer Säuglinge. Bei elf mal hunderttausend Menschen gingen in diesen drei Schreckensmonaten zu Grunde, siebenundneunzig Tausend wurden in die Gefangenschaft geschleppt. Stadt und Tempel wurden ein Raub der Flammen und Titus ließ sogar ihre Trümmer schleifen. 
Das war die göttliche Strafe für die erste Christenverfolgung!
So sank die, einst von Gott auserwählte und hochbegnadigte Stadt Jerusalem, die Wiege des Christentums, in Trümmer; das Christentum aber mit seinen Segnungen, mit seinem Gottesfrieden und seinen Heilsgeheimnissen zog aus, um seinen Gang durch die Welt zu machen, und jene Völker zu beglücken, die noch in der Finsternis und in der Nacht des Todes saßen.
 
2. Aber auch bei diesen Völkern sollte es dem Gottesreich nicht an Verfolgung fehlen. Insonderheit nennt uns die Geschichte zehn römische Kaiser (Nero, Domitian, Hadrian, Mark Aurel, Septimus Severus, Maximin, Dezius, Valerian und Diokletian nebst seinen Mitregenten Maximinian und Galerius), welche vom Jahre 64 bis 313 gegen die Christen wüteten, und diese dritthalb Jahrhunderte zum Zeitalter der Martyrer machten. Alles, was Freches, Boshaftes, Ungerechtes, Wolllüstiges, Grausames und Blutgieriges in der Menschenbrust schlummert, schien einen Bund geschlossen, und die Hölle mit all ihrem Hass in diesen fürchterlichen Bund aufgenommen zu haben, um das Christentum zu ersticken und auszurotten. Kinder und Greise, zarte Jungfrauen und Mütter, arme Taglöhner wie Staatsbeamte und Krieger: wer immer Christum bekannte, wurde ergriffen, vor den Richterstuhl des Kaisers (oder kaiserlichen Statthalters) geschleppt, und - wenn Schmeichelei und Versprechung nichts vermochten - auf die Folter gespannt, mit eisernen Krallen oder Scherben zerfleischt, verbrannt, enthauptet, gekreuzigt, lebendig geschunden, den wilden Tieren vorgeworfen, mit siedendem Öl oder Blei gemartert, lebendig begraben u. dgl. Die Christen aber, die bisher der Verfolgung noch entronnen waren, bemühten sich dann mit rührender Sorgfalt, die heiligen Leichname oder was von den Martyrern noch übrig geblieben war, von den Henkersknechten ins geheime zu erkaufen, um sie in den Katakomben zu bestatten. O ergreifende, hochheilige Feierlichkeit, wenn die christliche Gemeinde in dunklem Gewölbe beim Licht einer Fackel versammelt war, um dem heiligen Martyrer die letzte Ehre zu erweisen, mit Gebet und Kuss von ihm Abschied zu nehmen und - vielleicht schon morgen oder übermorgen, durch denselben Martertod, mit ihm wieder vereinigt zu werden! - Das Martyrerblut aber, in welchem das Christentum erstickt werden sollte, war der Same neuer Christen. Tausende sanken, als Helden des Glaubens und der Liebe, dahin; dafür traten Tausende und Hunderttausende in ihren Lücken, und zeugten für die Wahrheit: dass Jesus Christus in seiner Kirche, wenn auch verfolgt und gemartert, doch unsterblich bleibt durch alle Jahrhunderte.
Nachdem das Römerreich wie seine Wut, so auch seine Ohnmacht gegen Christus und seine Kirche geoffenbart hatte, fiel es der gerechten Strafe anheim: unbekannte Völker von Mitternacht her brachen in seine Grenzen ein, verwüsteten das Reich mit Feuer und Schwert, und warfen im Jahre 476 den letzten römischen Kaiser des Abendlandes, Romulus Augustulus, vom Throne.
 
3. Weniger blutig, aber noch gefährlicher und unheilvoller waren die Verfolgungen, welchen die Kirche von Seite der morgenländischen Kaiser in Constantinopel ausgesetzt war. Die Meisten von ihnen waren unwürdige Nachfolger Constantins des Grossen, dem Arianismus und anderen Irrlehren zugetan, und im törichten Wahn befangen: die kaiserliche Gewalt erstreckte sich, wie über die bürgerlichen Dinge, so auch über die kirchlichen Angelegenheiten. In diesem Übermut wagten sie es, kirchliche Dekrete und förmliche Glaubensentscheidungen zu erlassen, und wehe den Bischöfen und Priestern, die sich ihnen widersetzten! Sie wurden ihres Amtes entsetzt, verbannt, eingekerkert, gefoltert, enthauptet oder erdrosselt: Namentlich von den Patriarchen zu Constantinopel verlangten diese Kaiser unbedingt Gehorsam: sie sollten nur die blinden Werkzeuge kaiserlicher Willkür in Religionsangelegenheiten sein. Manche gaben sich dazu her; Viele aber widerstanden mannhaft und wurden Martyrer ihres apostolischen Freimutes und ihrer Hirtentreue. Solche Verflogung wütete namentlich zur Zeit des Bilderstreites, wo die Kaiser Leo der Isaurier, Constantin Copronym, Leo der Armenier, Michael der Stammler, und Theophilus die christliche Bilderverehrung durch Verstümmelung und Hinrichtung der standhaften Bekenner zu ersticken wähnten.
Auch diese Kirchenverfolger entgingen dem göttlichen Strafgerichte nicht. Die Perser einerseits, und die Häupter der Völkerwanderung andererseits entrissen den griechischen Kaiserpäpsten, während diese mit theologischer Zänkerei und Kirchenbevormundung gross taten, ein Stück ihrer Macht und Herrlichkeit nach dem Andern, bis endlich die Saracenen und Türken den morschen Kaiserthron vollends zerbrachen.
 
4. Auch im Abendland maßten sich gar viele Kaiser und Fürsten während des Mittelalters das Recht an, in die Verwaltung der Kirche hineinzuregieren, und wurden hiedurch arge Bedrücker und Verfolger der Kirche. So ernannten sie oft ganz willkürlich unwürdige Männer zu Bischöfen, und suchten durch List und Gewalt deren Anerkennung und Bestätigung zu erzwingen. Jahrhunderte lang - namentlich im sog. Investiturstreite vom Jahre 1074 bis 1122 - dauerte dieser Kampf zwischen Papst und Bischöfen einerseits, und den Königen Deutschlands, Frankreichs und Englands andererseits. Am hochfahrendsten und leidenschaftlichsten verfuhren der arglistige und gewalttätige Kaiser Heinrich IV., die hohenstaufischen Kaiser, Heinrich II. von England und Philipp der Schöne von Frankreich wider die Kirche, ihre Vorsteher und ihre heiligen Gesetze. Viele Bischofsstühle wurden durch die, von der Staatsgewalt beschützten Eindringlinge entwürdigt, und zahllose Klöster gingen ihrem Untergange entgegen durch die sog. Laienäbte, d.h. durch Männer ohne religiöse Bildung und kirchliche Weihe, oft Soldaten, welche von den Fürsten, zum Lohne für weltliche Dienstleistungen, die Abtsstelle erhielten, und sich dann Stellvertreter zur Ausübung ihres Klosteramtes erwählten, während sie selbst, in oder ausser dem Kloster wohnend, dessen Güter verprassten!
 
5. Solche Anmaßung der Staatsgewalt gegen die Kirche vermehrte sich noch zur Zeit der Reformation und in der darauf folgenden Periode. Denn einerseits hatten die Reformatoren selbst, um ihre neue Lehre auszubreiten, die Hilfe der Fürsten angerufen, und diesen hierfür die ausgedehntesten Rechte über die kirchlichen Angelegenheiten eingeräumt. Nun zwangen diese Fürsten ihre katholischen Untertanen durch Feuer und Schwert, vom Glauben abzufallen, und stellten den kläglichen Grundsatz auf: "Wer über das Land gebietet, gebietet auch über die Religion des Landes." Andererseits betrachteten sich manche der katholisch gebliebenen Fürsten, welche der Reformation widerstanden und ihre Untertanen mit Waffengewalt im alten Glauben der Väter geschützt hatten, als die allmächtigen Schutzherren der Kirche, und erlaubten sich - unter dem Vorwande, die Kirche zu schützen und zeitgemäss zu reformieren - alle nur erdenklichen Eingriffe in die kirchliche Verwaltung. Viele Bistümer und Klöster wurden aufgehoben, die kirchlichen Einkünfte und die Klostergüter geraubt, und durch zahlreiche Staatsgesetze die Würde und Freiheit der Kirche wesentlich beeinträchtigt.
Über die Kirche Frankreichs brachen mit dem Jahre 1790 die schrecklichsten Zeiten herein. Die Revolution erklärte alles Kirchengut als Staatseigentum, und die Klöster für aufgehoben. Die Geistlichen, welche den Eid auf die kirchenfeindliche Staatsverfassung verweigerten, mussten in die Verbannung. Nache der Hinrichtung des edlen Königs Ludwigs XVI. im Jänner 1793 wurde das Christentum für abgeschafft erklärt, die sog. Vernunftgöttin auf den Altar erhoben, Priester und Ordenspersonen zu Tausenden niedergemetzelt, und das Blut der standhaften Bekenner Christi in Stömen vergossen; der Vater der Christenheit aber, Papst Pius VI. starb am 29. August 1799 in der Verbannung.
Als Napoleon I. im Jahre 1801 mit dem Nachfolger dieses ehrwürdigen Martyrers, mit Pius VII. ein Conkordat abschloss, schien die Bedrängnis der Kirche ihr Ende erreicht zu haben. Bald aber entbrannte die Verfolgung auf´s Neue. Pius VII. sah sich genötigt, den unkirchlichen Anforderungen des stolzen Kaisers zu widerstehen, und sprach im Jahre 1809 den Bann über ihn aus. Dafür ward er nach Frankreich geschleppt, und vier Jahre lang in schmählicher Gefangenschaft gehalten bis zum Sturze Napoleon in der Völkerschlacht zu Leipzig.
 
6. Napoleon I. fiel, und starb auf der Felseninsel sankt Helena in der Verbannung, indess der Befreite Papst glorreich in die ewige Stadt zurückkehrte. Der Frevel, den der gewaltige Imperator wider die Kirche und deren erlauchtes Oberhaupt begangen, hatte sich auf den russischen Eisfeldern augenscheinlich und furchtbar gerächt. Haben die Fürsten und Staatsregierungen eine Lehre darausgezogen? Ach, die Kirchengeschichte der neuesten Zeit verneint es. Im Gegenteil, fast in allen Ländern Europas scheinen die Machthaber keinen verhassteren Feind zu kennen, als die katholische Kirche!
Zunächst sind es die Klöster, gegen welche die Verfolgung sich richtet. Diese geheiligten Zufluchtsstätten des Friedens, der Wissenschaft und der christlichen Liebe sind dem Geiste der Revolution und des Unglaubens ein Gräuel. Darum wird das arglose Volk durch Lüge, Spott und Verläumdung so lange gegen die Ordensleute aufgehetzt, bis den Machthabern die Stunde gekommen zu sein scheint, wo sie - unter dem Vorwande des Volkswillens und der Volkswohlfahrt - die Klöster aufheben, und die gottgeweihten Hallen in Zuchthäuser, Kasernen, Fabriken und Irrenhäuser umwandeln können. Die Wirksamkeit der Bischöfe und Pfarrherren wird mancherorts durch ebenso ungerechte als verderbliche Gesetze gelähmt, und vom Staate, obschon er sich offenbar und grundsätzlich zum Unglauben bekennt, die Wahl der Seelsorger beansprucht. Aller Einfluss auf die Volksschule wird der Kirche, dieser ehrwürdigen Lehrmeisterin der Völker von Alters her, gewaltsam entrissen, um die lieben Kleinen, welche der göttliche Kinderfreund einst so huldvoll zu sich gerufen, ihrem Heilande und seiner Lehre recht frühzeitig zu entfremden. Auf den Hochschulen, welche aus Kirchengut und frommen Vermächtnissen unserer christlichen Vorväter gestiftet wurden, erhebt man glaubenslose Lehrmeister zu den höchsten Würden, damit die zukünftigen Rechtsgelehrten, Ärzte und Staatsbeamten schon in der Blüte ihrer Jugend das Gift der Gottlosigkeit und des Kirchenhasses einfangen. Die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens, die Ehe, wird durch die Gesetzgebung wie durch die falsche Wissenschaft aufs Schnödeste entwürdigt, indem man sie ihres geheiligten, sakramentalen Charakters entkleidet, und sie, als sog. Zivilehe, auf die Stufe eines ganz gewöhnlichen Vertrages herabsetzt.
Und während die Machthaber und Gesetzgeber solcher Gestalt Religion und Kirche verfolgen, massregeln, bedrücken und herabwürdigen, gewähren sie der schlechten Presse die unbegrenzteste Freiheit, mancherorts sogar noch staatliche Unterstützung. Millionen von schlechten Zeitungsblättern, Flugblättchen, Kalendern und Broschüren werden von Haus zu Haus getragen. Dem arglosen Hausvater wird vorgespiegelt, es gehöre zur Bildung, eine sog. Fortschrittszeitung zu lesen und selbige sogar seinen Kindern mitzuteilen. Aber ach, was enthalten die meisten dieser Blätter? Das Gift böser und verderblicher Grundsätze, den Schmutz unflätriger Anekdoten und schlüpfriger Erzählungen, Beschimpfungen der Kirche und förmliche Gotteslästerungen. Und solches bezahlt mancher, vom Zeitgeist verblendete Christ mit seinem sauer erworbenem Geld, und vermeint dabei doch noch, dereinst - als guter Christ und treuer Katholik sterben zu können!!
Gegen alle diese Verfolgungen durch die Staatsgewalt, durch die falsche Wissenschaft und die gottlose Presse haben die Päpste der neuesten Zeit, und hat insbesonders Papst Pius IX. sich erhoben. Was ist ihm dafür zuteil geworden? Was anderes, als was einst Christo, dem König der Martyrer, und was dem heiligen Stephanus, dem Erstling der Martyrer auch zuteil geworden ist! Wie man den Welterlöser aus der Stadt Jerusalem hinausgetrieben hat nach der Schädelstätte, um Ihn daselbst zu kreuzigen, und wie man den heiligen Stephanus aus der Stadt Jerusalem hinausgeworfen hat, um ihn draussen zu steinigen, so hat die Staatsgewalt, im Bunde mit der Revolution, seit langen Jahren daran gearbeitet, den Papst aus der heiligen Stadt, aus Rom hinauszuwerfen, damit auch er draussen seine Schädelstätte finde, und mit dem Papsttum die Kirche, und mit der Kirche die ganze Religion Jesu Christi zusammenbreche.
Sieh, o christliche Seele, so hat man seit achtzehn Jahrhunderten an der Kirche gehandelt! Feuer und Schwert hat gegen sie gewütet; die Staatsgewalt hat sie bekämpft; die falsche Wissenschaft hat den Zahn an ihr gewetzt; die Hinterlist hat Pläne wider sie geschmiedet; der Spott hat sie begeistert; treulose Priester haben ihr den Judaskuss gegeben. Nun erhebe deinen Blick, und schau rings um dich herum: - findest du in allen Weltteilen und in allen Jahrhunderten eine andere Anstalt, die man also verfolgt hat? Nirgends, nirgends! Nun denn, in dieser beispiellosen, ununterbrochenen Verfolgung liegt der untrügliche Beweis, dass in der katholischen Kirche wahrhaftig jenes göttliche Licht wohnt, welches die Finsternis der Welt von Anfang an gehasst haben - jener Christus, den die Welt ans Kreuz geschlagen hat, der aber mitten in der Drangsal, am Vorabend seines Kreuzestodes, die Arme über seine Getreuen erhoben und ihnen voll Siegesmut und göttlicher Zuversicht zugerufen hat: 
"Habet Vertrauen:
Ich habe die Welt überwunden!"
 
 (entnommen aus: Das Leben Jesu, von L.C. Businger 1874)

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