Die Mutter der Apostel und Priester

Jesus immer segensweit
seine Arm am Kreuz ausbreit.
Von dem Kreuz an jedem Tag
holt der Priester ihn herab.
Wer als Priester Jesus liebt,
dem er gern sich selber gibt.
Jesu Liebe wundenrot
rettet uns aus Todesnot.
In die Wunden schliesst uns ein
Jesus, dass wir finden heim.
Heim zum Vater er uns bringt,
weil wir Kinder Gottes sind.
Wehe dem, der übersieht,
was am Kreuz geschehen ist!
Wo das Kreuz noch aufrecht steht,
auch der Weg zum Himmel geht.
Was für Wunder hier geschehn,
kann die Welt niemals verstehn.
Nur die Liebe Jesu weit
führt zur Gottes Herrlichkeit.
Durch die Sendung des Heiligen Geistes erlebten die Apostel eine Neuwerdung. Lichtvoll und furchtlos verkündeten sie das Reich Gottes. Jedoch die Schriftgelehrten und Pharisäer leisteten ihnen erbitterten Widerstand.
Sie hatten den eifrigsten Diakon Stephanus zu Tode gesteinigt. Es tauchte ein wutentbrannter junger Pharisäer auf, der wollte überall die Anhänger des Jesus von Nazareth vernichten. Der junge Eiferer hieß Saulus.
Die Apostel mussten sich teils in die Häuser des getreuen und mächtigen Lazarus zurückziehen. Für Maria und ihren Sohn Johannes hatte Lazarus auf dem Ölberg ein Haus errichtet, indem sie geborgen waren vor Anfeindungen.
In den sicheren Häusern des Lazarus feierten die Apostel, wie es ihnen Jesus aufgetragen hatte, das grosse Geheimnis des Leibes und Blutes Jesu. Darüber und auch sonst hatten die Apostel immer wieder Fragen, die ihnen Maria als die selige Braut des Heiligen Geistes beantworten musste.
Einer der Apostel meinte:
"Das wahre Opfer wird doch im Tempel vollzogen durch die von Jahwe berufenen Priester. Wenn wir dort hingehen und demütig die Hohenpriester bitten, sie sollen uns im Tempel das Opfer Jesu feiern lassen, können sie es uns nicht verweigern.
Wir haben die gleichen Patriarchen und Propheten, an die wir glauben. Wir glauben an den gleichen Gott Jahwe und halten seine Gebote. Wir müssen uns nur demütig den Hohenpriestern unterordnen, dann können wir mit ihnen einig werden und es kann Friede sein zwischen uns und ihnen."
Auf die Rede des Philippus ist eine Unruhe unter den Aposteln entstanden. Petrus steht auf und gebietet Ruhe:
"Was unser Bruder sagt, das bewegt uns alle. Aber nun ist ein Riss zwischen uns und dem Tempel. Das ist sichtbar geworden als beim Opfertod Jesu der Vorhand im Tempel zerriss. Ein unglaubliches Ereignis. Aber es musste geschehen zum sichtbaren Zeugnis und zur Warnung für uns."
Der Apostel Johannes meldet sich zum Wort:
"Unsere liebe Mutter und ihr Brüder! Ich muss euch erinnern, mit welcher Liebe sich Jesus den Hohenpriestern und allen Juden in Jerusalem geoffenbart hat. Unermüdlich hat er im Tempel gelehrt in göttlicher Wahrheit, die auch die weisen Schriftgelehrten nicht widerlegen konnten.
Als erschütternsten Beweis seiner göttlichen Allmacht hat er vor den Augen der Pharisäer Lazarus aus dem Grabe der Verwesung gerufen. Sie mussten alle einsehen, dass Jesus nicht nur der Messias, sondern auch der Sohn Gottes ist.
Die Antwort auf diesen sicheren Beweis seiner Gottheit hat der Hohepriester Kaiphas ausgerufen mit dem Wort: Er ist des Todes schuldig! Er musste sterben, weil ihnen dieser Erlöser für ein ewiges Reich Gottes nicht behagte. Sie wollen einen Messias, der sie zu irdischer Herrschaft führt.
Mit dem Todesurteil über Jesus, haben sie sich selber das Todesurteil gesprochen. Einige tausend Israeliten sind gläubige Jünger Jesu geworden. Sie werden verfolgt. Viele sind geflohen. Darum, liebe Brüder, sollen wir klug sein und uns zurückhalten. Jesus hat es uns wiederholt vorausgesagt, wie es kommen wird."
Alle mussten Johannes recht geben. Aber sie schauten mit fragenden Blicken zu Maria. Sie begann langsam mit ihrer mütterlichen Stimme:
"Meine lieben Söhne! Wenn nicht mein Sohn mich gebeten hätte, euch in schwierigen Fragen zu beraten, würde ich schweigen. Johannes hat euch bereits eine gute Antwort gegeben.
Meine Söhne, es wird geschehen, so weh es mir tut: Das heilige Opfer im Tempel wird erlöschen. Der Tempel wird vernichtet.Der Messias ist gekommen in göttlicher Liebe, wie wir ihn alle nicht erwartet hatten. Er ist Gottes Sohn. Er hat als das Lamm Gottes sich für uns auf Golgotha hingeopfert.
Seither, liebe Söhne, ist der Opferaltar nicht mehr im Tempel, sondern das Opfer auf Golgotha ist das heiligste Erlösungsopfer, das ihr als Priester überall im Auftrag Jesu vollziehen dürft."
Andreas, der Bruder des Petrus erklärt dazu:
"Ich weiß noch genau, wie Jesus am Ende des heiligsten Mahles meinem Bruder lange in die Augen geschaut hat als er gesagt hat: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ich habe gespürt, Jesus wollte es vor allem dem Petrus ans Herz legen, darüber zu wachen, dass es so geschieht."
Petrus wie aus einem Traum erwacht und richtet sich auf:
"Ja, das habe ich auch gespürt, wie Jesus mich dabei anschaute als wollte er sagen: Mein Petrus, paß gut auf, dass das Geheimnis meines Leibes und Blutes allezeit würdig gefeiert wird! Aber wie können wir das, wenn wir keinen Tempel, nicht einmal eine Synagoge dafür haben?"
Weil Petrus wieder fragend zu Maria schaut, muss sie antworten:
"Meine Söhne, zur würdigen Feier ist die äussere Aufmachung nicht so wichtig. Auch Golgotha war kein würdiger Ort. Und doch war es das würdigste Opfer vor dem Angesicht des allerhöchsten Gottes, weil das Herz Jesu sich in ganzer Liebe dem Vater hinopferte, um den Ungehorsam bis zur äussersten Hingabe am Kreuze zu sühnen.
Jesus hat uns zum heiligsten Vater im Himmel beten gelehrt:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden!
Betet das, liebste Söhne, jedesmal bei der Erneuerung des Erlösungsopfers Jesu mit der Bereitschaft eures ganzen Willens an Gott Vater, dass wirklich sein heiligster Wille erfüllt werde! Und nicht mehr der sündige Eigenwille des Menschen Gott verhöhne und entheilige. Denn der sündige Eigenwille des Menschen gegen Gottes heiligsten Willen hat die Menschheit in die Tiefe des Todes und des Verderbens der Hölle gerissen.
Jesus hat als Menschensohn durch den Gehorsam bis zum Tode am Kreuze den sündigen Willen des Menschen vor Gottes reinster Heiligkeit wieder gerechtfertigt. Denn so rein und vollkommen ist Gottes heiligster Wille, dass nur solche Willenshingabe des Gottmenschen ihn wieder versöhnen konnte. In Jesu Opfer werden alle Menschen wieder mit Gottes heiligsten Willen versöhnt, wenn sie dabei ihren eigenen reinen Herzenswillen Gott Vater mit Jesu Opfer vereinigt schenken.
In euerem Herzen soll dabei immer das Gebet brennen:
Vater, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden! Und euer ganzes Tagewerk erglühe in diesem Herzenswillen aus dem Opferherzen Jesu zum Vater. Denn der Wille des Vaters ist die Liebe und das Leben, das aus der Liebesglut des Heiligen Geistes unser Leben erneuert zur Glückseligkeit der Kinder Gottes."
Auf die Worte Mariens waren die Apostel sehr nachdenklich geworden, bis Petrus zu sagen wagt:
"Mutter, wir danken dir für deine Erklärung! Wir haben das noch nicht so verstanden. Wir haben nur das heiligste Mahl gesehen, womit Jesus bei uns bleibt. Johannes, der alles tiefer schaut, meinte dieser Tage zu mir. Ach, Johannes, sag es selber, wie du das siehst!"
Johannes erhebt sich und beginnt bescheiden:
"Liebste Mutter! Liebe Brüder! Es ist nichts Neues, was ich euch sagen kann. Ich will nur erinnern, was Jesus uns gesagt hat:
Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird! Das ist mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden!
Das Mahl, das wir feiern, ist also der Opferleib und das Opferblut Jesu, wie er es am Kreuz vollzogen hat, um uns mit seinem himmlischen Vater zu versöhnen. Darum müssen wir vor diesem Opfer Jesu in tiefer Ehrfurcht niedersinken und ihn anbeten. Dann erst dürfen wir ihn als heiligstes Mahl empfangen und in ihm weiter leben und weiterwirken zur Erlösung der Welt. Das habe ich Petrus gesagt. Dazu mahnt uns auch unsere liebe Mutter. Ich denke, die könnte uns das besser erklären."
Da alle wieder zu Maria schauen, fängt sie an zu reden:
"Das ist es, liebste Söhne, was ihr nie vergessen dürft: Jesus schenkt sich uns in seinem Opferleib und seinem Opferblut vom Kreuz herab. Darum müssen wir ihn zuerst anbeten, wenn ihr in seinem Auftrag das Wort über Brot und Wein gesprochen habt.
Wenn ihr oder eure Nachfolger die Opferliebe Jesu in diesem Geheimnis nicht mehr erkennen würdet, das wäre ein gefährlicher Abfall von Jesus und seiner Erlösung. Dann würden die Menschen, die ihr in Jesus erlösen solltet, wieder niedersinken in ihre elende Sündigkeit und darin zugrunde gehen. Das darf nie sein! Darum müsst ihr über den heiligsten Leib Jesu wachen im Lichte und in der Liebe des Heiligen Geistes!"
Der Apostel Thomas ist von einer Erkundung ins Haus gekommen und meldet aufgeregt:
"Saulus ist mit einer wilden Horde unterwegs nach Damaskus. Er will die Anhänger Jesu, die dorthin geflüchtet sind, gefangen nehmen und in Jerusalem vor Gericht stellen."
Die Jünger werden unruhig und meinen, Lazarus soll den Pilatus bitten, dass die Soldaten Roms sie beschützen.
Johannes aber, der Bescheid weiß, rät davon ab. Er sagt:
"Rom mischt sich in religiösen Streit nicht ein. Und Pilatus ist den Ränken der Juden nicht gewachsen."
Da steht Maria unerwartet auf und mahnt:
"Meine Söhne, bleibt ruhig! Vorläufig ist keine Gefahr. Ihr werdet jedoch bald hinausziehen, weil hier Verfolgungen beginnen. Damit werdet ihr vielen Völkern die Frohbotschaft verkünden.
Vor Saulus braucht ihr euch nicht fürchten. Ich weiß es durch meinen heiligen Engel:
Gerade in diesen Stunden hat mein Sohn an Saulus ein grosses Wunder der Bekehrung bewirkt. Daulus ist ein aussergewöhnliches Talent. Er wird der eifrigste Apostel werden.
Ihr habt alle Judas Iskariot gekannt. Er hatte grosse Fähigkeiten. Er hätte der grösste Apostel werden können, wenn er sich nicht in die stolzen Blähungen Luzifers verirrt hätte.
Jesus und ich konnten ihn nicht retten, trotz wiederholter Belehrungen. Der Mensch darf in seiner freien Entscheidung nicht gehindert werden, weil Gott keine Knechte will.
Nun hat mein Sohn durch eine besondere Gnade den Saulus auserwählt, statt Judas Iskariot der grosse Apostel zu werden. Er muss zwar viel leiden, mehr als ihr alle, wegen des einmaligen Gnadenwunders, das ihm zuteil geworden ist. Mein Sohn wird ihn in die Einsamkeit der Wüste führen, um ihn dort selbst zu unterweisen."
Petrus bedankt sich für die Belehrung Mariens:
"Liebe Mutter, wenn wir dich nicht hätten und deine Unterweisungen, wir würden oft nicht den rechten Weg finden."
Maria muss ihnen dazu eine weise Mahnung erteilen:
"Meine lieben Söhne, mein Sohn hat mich gebeten, ich soll noch einige Jahre bei euch bleiben und euch belehren. Das soll in aller Stille geschehen. Niemand soll wissen, dass ich, eine Frau, euch belehre. Das würde niemand verstehen und für richtig erkennen. Denn Frauen haben auf die Belehrungen der Männer zu achten. Darum hat auch Jesus euch Männer berufen, seine Erlösung weiter zu verkünden.
Ihr aber dürft es verstehen, dass ich als die Braut des Heiligen Geistes fähig bin, sogar euch als die Apostel meines Sohnes zu belehren. Es wird nicht mehr lange dauern, da werdet ihr vom Leben meines Sohnes so erfüllt sein und vom Lichte und der Liebe des Heiligen Geistes durchdrungen sein, dass ihr mich nicht mehr braucht.
Ich möchte euch dringend raten, meine lieben Söhne, redet draussen nicht von mir! Die Welt ist dafür noch nicht reif. In den Völkern geistert der Irrglaube von den Göttern. Es wäre eine sündige Beleidigung des Heiligen Geistes, würden mich die Menschen für eine Göttin halten.
Verkündet Jesus als den Mensch gewordenen Gottessohn. Diese Verkündigung wird schwierig genug sein, weil die Menschen von ihrem Götterglauben, in die Satan sie gebunden hat, schwer herauszuführen sind."
Petrus erhebt sich und sagt:
"Liebste Mutter, wir werden über dich draussen schweigen, wie du uns geraten hast. Du bist ausser Jesus unser liebstes Geheimnis, das wir alle still im Herzen bewahren. Du bist die verborgene Königin in unseren Apostelherzen."
Alle Apostel haben sich erhoben und stimmen dem Petrus zu. Maria verneigt sich und sagt in stiller Anerkennung:
"Meine allerliebsten Söhne, ich danke euch für euer Vertrauen! Aber vergessen wir nie: Alles danken wir dem Heiligen Geist! Ihn wollen wir loben und preisen!"
Petrus stimmt einen Psalm an, in den alle einstimmen. Dann bestimmt Petrus, sich zu rüsten zur Feier des heiligsten Mahles, damit sie aufs neue innigst mit Jesus, ihrem Herrn und Meister verbunden werden!
Einige Zeit nach der Opfer- und Mahlfeier fragt Petrus Maria:
"Mutter, wir haben nun wieder das tiefste Geheimnis seiner Liebe gefeiert, wie uns Jesus aufgetragen hat. Wenn du uns darüber noch etwas sagen möchtest, wären wir dir dankbar."
Maria schaut eine Weile ihre Apostelsöhne liebend an und fängt dann langsam zu reden an:
"Mein Sohn hat mich gemahnt, euch zu erinnern, ihr könnt das Geheimnis, das wir gefeiert haben, nie mit dem Verstand erfassen, weil es ein tiefstes Geheimnis der Liebe Gottes ist.
Es geht dabei auch nicht darum, dass ihr aus dieser Feier die Kraft schöpft zu eurer apostolischen Aufgabe. Es geht vor allem darum, dass ihr Jesus immer ähnlicher werdet. Ihr sollt wie er vom ganzen Herzen den himmlischen Vater lieben. Ihr sollt nicht nur Kinder Gottes heißen, ihr sollt es wirklich sein!
Als Menschenkinder braucht ihr das tägliche Brot des Leibes. Als Gotteskinder braucht das Brot des Lebens Jesu, des Sohnes Gottes."
Ein Apostel meldet sich mit einer Sorge:
"Es ist schwierig, zu verkünden, dass die Menschen den Leib und das Blut Jesu empfangen sollten. Schon damals in Kapharnaum sind fast alle von Jesus weggegangen, weil Jesus gesagt hat, er will ihnen sein Fleisch zu essen geben. Vielleicht wäre es gut, wenn wir vor den Leuten nicht sagen, das ist sein Leib und sein Blut."
Maria antwortete darauf mit fester Stimme:
"Es ist der Leib Jesu, und es ist das Blut Jesu, das wir empfangen! Bedenkt, meine Söhne, hat nicht Jesus seinen Leib und sein Blut hingeopfert, um es uns zur Speise zu geben! Und es ist nicht unser Leib und unser Blut, das vor allem aus der Sterblichkeit erlöst und zum Leben erneuert werden muss? Es muss durch den Leib Jesu unser Leib unsterblich werden, indem wir ganz mit seinem Leib eins werden! Darum sollen wir seinen Leib und sein Blut mit tiefem Hunger empfangen! Weil wir ohne seinen Leib und ohne sein Blut verhungern, sterben müssten.
Hat uns Jesus nicht gesagt:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Der hat das ewige Leben!
Ihr wisst, was es in unserer Sprache bedeutet, wenn jemand sagt, er gibt mir seinen Leib. Damit sagt er, er ist für mich da mit seiner ganzen Kraft und Liebe. Wenn jemand sagt, er gibt mir sein Blut, das heisst, er gibt mir sein Leben.
Das wollte uns Jesus sagen: Er schenkt sich uns ganz und gar. Er will ganz in uns sein. Er will unser Leben sein!"
Die Apostel sind sehr froh über diese Ausführungen. Petrus bedankt sich und bittet zugleich, sie möge darüber weiter reden. So fährt Maria fort:
"Hört mir gut zu, meine Söhne, was ich euch weiter sagen muss:
Durch sein Versöhnungsopfer ist Jesus als Mensch ganz in seine Gottheit und auch in die Gottheit seines Vaters eingegangen. Das wollte er nicht für sich, dass er als Mensch auch Gott ist. Das wollte er für uns. Er wollte uns Menschen in seine Gottheit erheben. Darum sollen wir eins werden mit seinem Leib und mit seinem Blut. So können wir vereint mit seinem Leib auch mit ihm auferstehen und eingehen in seine göttliche Herrlichkeit.
Eine solche Vereinigung ist in der Schöpfung nicht möglich und kann von keinem Geschöpf vollzogen werden. Diese Vereinigung kann Jesus nur in seiner göttlichen Allmacht vollziehen. Das tut er, weil es der Lebenswille seines himmlischen Vaters ist, dass alle Menschen guten Willens wieder Kinder Gottes, des Vaters werden.
Liebste Söhne, seht ihr nun, mit welch zarter Liebe sich uns Jesus in seinem Leibe schenkt? Sehen dürfen wir ihn nur im Brote, aber wissen sollen wir, es ist Jesus, der sich uns schenkt in sehnsuchtsvoller Liebe mit seinem Leib und seinem Blut. Wer da in wahrer Selbsthingabe Jesus empfängt, wie Jesus sich ihm schenkt, dem steht der Himmel des ewigen Lebens offen. Jeder Mensch kann in Jesus insoweit den Himmel empfangen, in wieweit er sein Herz dafür öffnet.
Liebste Söhne, ich muss euch aufmerksam machen:
Ohne Liebe oder gar ohne Glaube darf niemand Jesus in diesem Geheimnis empfangen. Es würde ihm zum Gericht. Dieses herrlichste und heißeste Liebesgeheimnis Gottes darf nicht in die tötliche Kälte des Unglaubens gezerrt werden.
Darüber, meine Priestersöhne, müsst ihr wachen! Sonst würdet ihr darüber vor Gott zur Verantwortung gezogen."
Petrus antwortet ernst und besinnlich:
"Jetzt verstehe ich, warum mich Jesus dreimal gefragt hat, ob ich ihn liebe? Und sein Wort vergesse ich nie mehr:
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Das Reich Gottes kann nur in der Liebe Jesu verwirklicht werden. Darum muss das heiligste Geheimnis der Liebe Jesu in innigster Liebe behütet werden!"
Thaddäus meldet sich dazu mit der ernsten Frage:
"Du hast recht, Petrus. Jedoch was sollen wir tun, wenn da viele kommen und das heiligste Mahl begehren, aber dafür nicht würdig sind, weil sie ein sündiges Leben führen?"
Johannes erhebt sich sofort und erklärt:
"Dafür hat uns Jesus gleich nach seiner Auferstehung die hohe Vollmacht übergeben:
Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen! Welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten!"
Maria schaut dankbar zu Johannes und ergänzt:
"Ihr alle, meine Priestersöhne, könnt die Sünden nachlassen bei allen, die reumütig kommen und von ihren Sünden gereinigt werden wollen. Die Reinigung von den Sünden vollzieht sich im Erlöserblut meines Sohnes. Das heiligste Blut meines Sohnes ist die Grossmacht der Barmherzigkeit Gottes. Ihr sollt nie vergessen, das heiligste Blut Jesu fliesst aus brennendsten Wunden."
(von Pfarrer Hermann Wagner)