Das Kostbare Blut Jesu Christi
Es gibt Andachten und Gebete, die über der Zeit und den augenblicklichen Bedürfnissen der Seele stehen; Gebete, die das Lob auf Gottes Herrlichkeit und den Dank für seine Großtaten und Wohltaten zum Gegenstand haben und infolgedessen dem Schöpfer immer geschuldet sind. Gottes größte Wohltat ist die Erlösung durch das Kostbare Blut Jesu Christi. "Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Joh. 15,13). Es ist nicht so, daß der Mensch auf die Suche nach Gott gehen muß, Gott ist uns mit der suchenden Liebe zuvorgekommen. Diese Liebe wurde offenbar in der Menschwerdung des Sohnes Gottes und erreichte den Höhepunkt um die 9. Stunde des 1. Karfreitages, als Jesus Christus seinen Geist den Händen des Vaters übergab mit den Worten: "Es ist vollbracht". Der Sohn hatte dem Vater die durch unsere Sünde geraubte Ehre wieder zurückgegeben und mit seinem Fiat die Neuschöpfung: unsere Erlösung, aus ungeschuldeter Liebe bewirkt. Hier kann nur von Gnade die Rede sein. Der Mensch kann sich im Grunde von Gott lieben lassen. Aber er darf dazu nicht schweigen. Das Lob und die Verherrlichung der Liebe des Erlösers im Kostbaren Blut ergibt sich naturgemäß aus unserer übernatürlichen Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus. Unser Dank für die Erlösung gilt der Gabe, die Jesus Christus aufgeboten hat. Diese Gabe ist sein Kostbares Blut. Die Andacht zum Kostbaren Blute kann niemals Privatanliegen oder Lieblingsandacht sein, sie ist die schuldige Antwort der Liebe aller Erlösten an den Erlöser. Ihre Notwendigkeit ergibt sich aus dem fundamentalen Gegenstand und erstreckt sich über alle Zeiten und Zonen. Die Vernachlässigung käme einem grotesken Unrecht gleich und würde zweifelsohne den Verlust vieler Gnaden zur Folge haben. "Wenn das Andenken an das Blut Jesu schwindet, erkaltet jede Liebe" (Abt Rupert von Deutz). Die Verehrung des Kostbaren Blutes will hinweisen auf Jesus Christus, der "gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist".
Darüber hinaus drängt der Geist Gottes in Zeiten großer Entscheidungen die Seelen zu besonders hochherziger Liebe an. Die Gegenwart mit der anschaulichen Auseinandersetzung mit dem Widersacher Gottes drängt auf das Wesentliche im Heilsleben. Die Rückkehr zur Mitte und zum Mittelpunkt des Gnadenlebens: zum hl. Meßopfer, zu den heiligen Sakramenten wie die bewußtbetonte Pflege des gemeinschaftlichen Gottesdienstes (Liturgie) ist eindeutig und unverkennbar. Die Führung und Fügung Gottes in der gegenwärtigen bedrängten Zeit ist unmißverständlich: wir werden heimgerufen zu den "Quellen des lebendigen Wassers." Diese Quellen des Heiles sind aufgebrochen aus der geöffneten Seite des Erlösers, als Blut und Wasser verströmten. Viel Blutvergießen unter den Völkern hätte vermieden werden können, wenn wir nach "dem Kelch der Segnung, welcher Gemeinschaft mit dem Blute Christi" (1 Kor. 10,16) ist, gegriffen hätten.
Der Geist Gottes weht, wo Er will! Er drängt nach freier Wahl einzelne Seelen zu großmütiger Hingabe. Sie sind von Gottes Güte gerufen, mit der Gewalt der opfernden, sühnenden Liebe die Spuren eigener und fremder Schuld reinzuwaschen. Jesus Christus erweist den Seelen große Ehre, wenn Er sie zum Leiden und Miterlösen beruft. Sie sollen nach den Worten des hl. Paulus "ergänzen, was an Christi Leiden zugunsten der Kirche noch fehlt." Jesus Christus hat als Haupt der Kirche zur Genüge gelitten, eines steht noch aus, daß wir als Glieder unsern Teil mittragen. Diese Berufung führt uns unwillkürlich zum Kostbaren Blute. In Ihm erkennen wir den Abgrund menschlicher Schuld und den Abgrund göttlicher Huld. Der Wert der Menschenseele leuchtet nirgends so gewaltig auf als in der Gegenüberstellung zum Kostbaren Blute. In diesem Sinne sagt der hl. Bernhard: "Die Schwere unseres Falles kann man aus den Mitteln erblicken, die notwendig waren, um uns wieder aufzuhelfen: nichts als das Kostbare Blut konnte uns retten."
In der Andacht zum Kostbaren Blute erfüllen wir eine religiöse Pflicht, die sich aus dem Verhältnis des Geschöpfes zum Schöpfer ergibt: die Gottverherrlichung. Der hl. Paulus erinnert daran: "Ihr seid um teuren Preis erkauft. Verherrlicht und tragt Gott in eurem Leibe" (1 Kor. 6,20). Die Sünde leugnet und verweigert unsere schuldige Hingabe an Gott; sie bringt Gott in Verdacht, Unheiliges erschaffen zu haben, sie bringt den göttlichen Plan zum Scheitern und raubt dadurch Gott die Ehre; sie verwirft die Oberhoheit der göttlichen Majestät, wendet sich von Ihr ab und zieht ein geschaffenes Gut dem Schöpfer vor. Das ist wesentlich Sünde. Alles andere sind Folgen. Verhängnisvoll ist der Umstand, daß der Mensch die Sünde begehen, die Folgen aber nicht mehr beheben kann. Alttestamentliche Versuche, durch blutige Tieropfer die Versöhnung mit Gott herbeizuführen, scheiterten. Gott wollte die Herzen; diese aber wurden Ihm verweigert. Eine Selbsterlösung ist ebenso unmöglich. In dieser Ausweglosigkeit stand die Liebe des Sohnes Gottes erbarmend - nicht wegen unserer gerechten Werke - auf: "An Brand- und Schlachtopfern hast Du, o Gott, kein Wohlgefallen; mir hast Du einen Leib gegeben, siehe ich komme, Deinen Willen zu erfüllen." Durch die Erlösung im Kostbaren Blute bekam das Menschenleben wieder Sinn und Inhalt. Sinn unseres Lebens ist die Verherrlichung Gottes. Jesus Christus, der immer und in allem die Ehre des Vaters suchte, verherrlichte durch die Erfüllung des Vaterwillens im Leben und Sterben Seinen Vater und gab Ihm dadurch die durch unsere Sünde geraubte Ehre wieder zurück. Im allgemeinen denken wir zu einseitig an unser Heil, vielmehr sollten wir uns bestimmen lassen, Gott zu verherrlichen, dann liegt unser Heil darin miteingeschlossen. Die Andacht zum Kostbaren Blute drückt das Anliegen Jesu Christi aus: "Vater, ich preise dich"; "zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade" (Eph. 1,6). In der Verehrung des Kostbaren Blutes soll von Mensch zu Mensch, von Tag zu Tag, von einem Ort zum andern das Hohe Lied der Kirche weitergetragen werden: "Du allein bist der Heilige, Du allein bist der Herr, Du allein bist der Höchste; wir loben Dich, wir preisen Dich, wir beten Dich an, wir verherrlichen Dich und sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit." Das Kostbare Blut reiht uns wieder in die gottgewollte ursprüngliche Ordnung als Kinder Gottes ein, als Erben und Miterben Christi. In dieser Heilstatsache wird Gott Vater im Blute Jesu Christi auf die vollkommenste Weise geehrt.
Gott will nicht nur verherrlicht, Er will von uns als seinen Kindern geliebt sein. Nun in der Liebe gibt der Mensch Gott die rechte Antwort auf die Erlösung. Liebe ist Mitteilung seiner selbst. Im Kostbaren Blute offenbart Gott sein Wesen: "Gott ist die Liebe" (Joh.). Alles Suchen und Tasten nach Gott, alles Fragen und Forschen nach Seinen Gründen bekommt auf Golgotha die letztmögliche Antwort: "Gott hat uns Gnade erwiesen in seinem geliebten Sohn, denn in ihm besitzen wir die Erlösung durch sein Blut" (Eph. 1,7). Unser Leben und namentlich unser Sterben ist anhaltende, dauernde Antwort auf diese Liebe. Es kann nur eine Antwort der Liebe sein. "Nur Liebe hat mir der große Gott gegeben, nur Liebe darf ich ihm wiedergeben" (Theresia v. K. J.). Der große Apostel des Kostbaren Blutes, der hl. Kaspar del Bufalo, sagt in diesem Sinne: "Wenn ich wüßte, daß ein Gedanke meines Herzens, ein Wort meines Mundes, eine Tat meiner Hände nicht ganz erfüllt wäre von Liebe zu Gott, ich möchte lieber weder Herz noch Mund noch Hände haben." Für Jesus Christus ist die Liebe nicht schöne Redensart, große Idee, sondern opfernde und leidend-hingebende Wirklichkeit. Der hl. Thomas von Aquin lehrt, daß "wir zur Gegenliebe angetrieben werden, wenn wir bedenken, daß wir durch Christi Blut erlöst sind". Viele reiften zu Heiligen durch die Betrachtung des Leidens Christi; denn es ist nicht denkbar, daß jemand innerlich unberührt bleibt beim Anblick des blutvergießenden Erlösers. "Du wolltest Dein Blut ganz und gar für mich hingeben, da auch ich mich Dir ganz und ungeteilt hingebe" (Hl. Alfons). Gott nimmt uns in dem Maße ernst, als wir Ihn ernst nehmen. Jesus Christus ist nicht zufrieden, wenn wir "Herr, Herr" sagen, Er fordert eine Liebe aus ganzem Herzen, ja eine Liebe, die bis aufs Blut Widerstand leistet.
Die Liebe drängt naturgemäß zur Sühne! "Wer Gott liebt, sühnt seine Sünden" (Sirach 3,4). Buße ist Wiedergutmachung eigener und Sühne für fremde Schuld. In der langen Heilsgeschichte sehen wir, daß Gott nicht auf Sühne und Buße verzichtet. Die vollkommenste und vollwertige Sühne hat Jesus Christus durch Sein hl. Blut geleistet. Der hl. Paulus betont ausdrücklich, daß Gott Seinen Sohn nicht geschont, sondern für alle hingeopfert hat, und die Kirche betet am Karfreitag, daß Gott für uns Seinen eigenen Sohn hingegeben hat. Wieviel würde unser religiöses Leben gewinnen, wenn wir die Lehre des hl. Paulus mehr beachten würden: "Ohne Blutvergießen gibt es keine Sündenvergebung" (Hebr. 9, 22). Kaum würden wir der Lauheit und Trägheit zum Opfer fallen, wenn wir uns die Worte des hl. Augustinus vor Augen hielten: "Das Blut des Herrn wurde, wenn du willst, für dich hingegeben, wenn du nicht willst, so ist es eben nicht für dich hingegeben. Das Kostbare Blut ist für den, der will, ein Segen, für den, der nicht will, ein Gericht und ein Verderben." Es ist vielen Christen eine Selbstverständlichkeit, daß Jesus Christus am Kreuze verblutete. Wir gehören an das Kreuz! Die Forderung der Sühne ist in der Hl. Schrift eindeutig. Die Strafgerichte - angefangen von der Sintflut bis zu den gegenwärtigen Katastrophen, Feuer und Schwefel über Sodoma und Gomorrha, Johannes der Täufer mit der Drohung: "Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen", Jesus Christus in seiner 1. Predigt: "Tut Buße, das Himmelreich ist nahe", der hl. Paulus mit seiner Mahnung: "Durch eure Unbußfertigkeit häuft ihr den Zorn Gottes auf für den Tag des Gerichtes", unzählige Votivtafeln an unseren Wallfahrtsorten, die Botschaft von Fatima, Pius XI. mit der Sühneenzyklika: "Die Pflicht der Sühne obliegt dem ganzen Menschengeschlecht" und Pius XII. mit den unermüdlichen Botschaften zu Werken der Buße - sind ausdrückliche Forderungen und Mahner zur Sühne. In der Andacht zum Kostbaren Blute ist die Form der Sühne von Gott selbst ausgesprochen. Das Blut des Erlösers ruft uns zum Opfer, zur Kreuznachfolge und zur Selbstverleugnung. "Christus hat außerhalb der Tore der Stadt gelitten, um durch sein Blut das Volk zu heiligen; laßt uns also zu ihm hinausgehen und seine Schmach mit ihm ertragen" (Hebr. 13,12).
Liebe drängt nicht nur zur Sühne als Gabe, sondern zur Hingabe, d. h. zur Gesinnungsgemeinschaft mit Jesus Christus. Wieder ist es der Völkerapostel, der diese Forderung erhebt: "Wenn wir den Geist Christi nicht haben, gehören wir ihm gar nicht an..., seid so gesinnt, wie Jesus Christus gesinnt war" (Ohil. 2,5). Bevor der Herr beim letzten Abendmahl den Aposteln den Kelch in die Hände drückte: "Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden" (Matth. 26,28), sprach Er: "Sehnlichst habe ich verlangt, dieses Mahl mit euch zu halten, bevor ich hingehe und leide" (Luk. 22,15). Der Großtat der Erlösung ging die edle, vornehme Herzensgesinnung Christi voraus, bis zum Letzten zu gehen. Die Gesinnung, die Absicht macht ein Werk wertvoll oder wertlos. Bevor Christi Seite blutete, blutete Sein Herz vor nicht mehr aufzuhaltender Liebe. Sein reiches Innenleben, das Einssein mit dem Vaterwillen ließ die Tat des Blutvergießens so stark und groß werden. Die Andacht zum Kostbaren Blute führt uns von der sichtbaren zur unsichtbaren Wunde des Herrn, bis zu Seinem Herzen und dessen edler Gesinnung. Diese Begegnung aber drängt unaufhaltsam zur Gesinnungsgemeinschaft mit Jesus Christus. "Bedenke, wie Christus dir in freigebiger Weise das Kostbare Blut seines Herzens gereicht hat, als er bei der Öffnung seiner hl. Seite alles Blut vergoß" (hl. Petrus Canisius).
Die Hl. Schrift nennt das Kostbare Blut vornehmlich das Mittel zur Vergebung der Sünden. Die Sünde ist das Übel aller Übel. Wir leiden nicht mehr an der Sünde. Das ist die große, ernste Tragik. Als Gott die Verkehrtheit der Menschen sah, reute es Ihn, den Menschen erschaffen zu haben. Erbliche und persönliche Schuld sind eine namenlose Belastung für das gesamte Menschengeschlecht. Kein Tag vergeht ohne Confiteor; wo der Mensch hinkommt, trägt er sein Versagen hin. Was Wunder, wenn der Herr durch Isaias klagt: "Ihr seid mir zur Last geworden" (Isaias 7,11). Als die Sünde übergroß geworden, wurde die Gnade noch größer. Der Tod Jesu Christi auf Golgotha war die Generalabsolution über die Menschheit, eine Lossprechung im Kostbaren Blute. Der Theologe des Kostbaren Blutes, St. Paulus, wird nicht müde, in immer neuen Worten die Heilstat den Lesern seiner 14 Briefe zu künden. Damit sich die Christen in Rom nicht auf eigene Werkgerechtigkeit berufen können, schärft ihnen Paulus ein: "Alle entbehren der Herrlichkeit Gottes. Durch seine Gnade werden sie ohne Verdienst, dank der Erlösung in Jesus Christus gerechtfertigt. Ihn hat Gott in seinem Blute als Sühneopfer durch den Glauben hingestellt" (Röm. 3,24). Den Gläubigen in Korinth gibt er eine theologische Deutung des hl. Meßopfers: "Sooft ihr dies Brot esset und den Kelch trinkt, feiert ihr den Tod des Herrn bis er wiederkommt" (1 Kor. 11,26). Die junge Kirche in Ephesus fordert er auf, "Gott als den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu preisen, denn in ihm besitzen wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden dank dem Reichtum seiner Gnade" (Eph. 1,7). Nach Kolossae sendet er den Christusbrief mit dem ausdrücklichen Hinweis: "Es gefiel Gott, die ganze Fülle in ihm wohnen zu lassen und alles mit sich zu versöhnen, was auf Erden und was im Himmel ist, indem er durch sein Blut am Kreuze Frieden stiftete" (Kol. 1,19). Um die Hebräer, nämlich Judenchristen in Jerusalem und Palästina, vor dem Rückfall ins Judentum zu bewahren, hebt er die Erhabenheit des Neuen Bundes gegenüber dem Alten Bund hervor: "Brüder, wir haben kraft des Blutes Jesu zuversichtliche Hoffnung auf den Eintritt ins Allerheiligste" (Hebr. 10,19). Für den Völkerapostel ist die Verehrung des Kostbaren Blutes Stern und Kern, Form und Norm seiner Lehrverkündigung. Daß Jesus Christus das geknickte Rohr nicht bricht und den glimmenden Docht nicht löscht, beweist Er in der Vergießung Seines Blutes; daß Seine Sendung darin besteht, gebrochene Herzen zu heilen, das Gnadenjahr des Herrn auszurufen, die Sünder, nicht die Gerechten zu berufen, daß Er verlorene Söhne umarmt und sich des Volkes erbarmt, beweist Er sinnfällig und auschaulich im Blute Seiner heiligen fünf Wunden. Seine Liebe ist jeder Sünde gewachsen und Seine Gnade wird mit allem und mit allen fertig. Diese Heilstatsache ist Gabe und Aufgabe zugleich; Gabe, weil Gott sie ungeschuldet schenkt, Aufgabe, weil sie uns zur Mitwirkung aufruft. "Christus, der Sohn Gottes, der uns mit seinem Blute erkauft hat, kommt, ihn wollen wir anbeten" (Fest des Kostbaren Blutes).
Jesus Christus hat uns in Seinem Blute nicht nur die Sünden vergeben, Er hat zudem den Verlust an Gnaden ersetzt indem Er uns Sein göttliches Leben zur Heiligung mitteilt. "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut dringt, der bleibt in mir und ich in ihm und der hat das ewige Leben" (Joh. 6,54 f.). Im natürlichen Leben hat die Übertragung von Blut Genesung des Leibes bewirkt, im übernatürlichen Gnadenleben heilt der Genuß des Kostbaren Blutes die Wunden der Seele. "Den Kelch trinken, was heißt das anders, als leben? Iß das Leben, trink das Leben, so wirst du Leben haben und ganz Leben sein" (Augustinus). Um allen Menschen die Wohltat der Erlösung im Blute Christi zukommen zu lassen, hat der Herr die heiligen Sakramente eingesetzt. Nach tiefsinniger Deutung der Kirchenväter sind der geöffneten Seitenwunde Blut und Wasser entströmt. Es geht beim Empfang der heiligen Sakramente nicht um einen Ritus, sondern um das Fruchtbarwerden des Kostbaren Blutes in der Seele zur Heiligung. "Wenn die Seele das hochheilige Blut in der heiligen Kommunion empfängt, erhält sie eine solche Schönheit und Würde, daß du sie fast anbeten möchtest" (Magdalena von Pazzis). Die Geschichte eines jeden Heiligen ist letztlich die Geschichte der Heilswirkung im Blute Christi.
Der Hl. Geist hat in unseren Tagen urchristliches Gedankengut von der Verantwortung des Getauften im Reiche Christi durch das Laienpriestertum oder Apostolat wiedererweckt. Sankt Augustinus sieht den Ursprung der Kirche als Braut Christi in der geöffneten Seitenwunde des zweiten Adam. Er geht von dem Gedanken des Völkerapostels aus: "Christus hat die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben, um sie durch das Wort in der Wassertaufe zu reinigen und zu heiligen" (Eph. 5,26). Christus hat die Kirche durch Sein Leiden im Kostbaren Blute geweiht. Er, der für alle gestorben ist, Er, der will, daß alle das Leben und es in Überfülle haben, Er, der uns beten lehrte, daß Sein Reich zu uns allen komme, will ausdrücklich, daß alle Getauften für einander Sorge tragen. "Du hast uns erlöst, o Herr, in deinem Blute aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen und hast uns zum Königreiche gemacht für unseren Gott" (Offbg. 5,9 f.). Der Gedanke der Mitverantwortung am Wohl und Wehe der Kirche ließ den hl. Franz Xaver beten: "Gib mir Seelen, Herr, nur Seelen, alles andere nimm", gebot dem hl. Kaspar del Bufalo unermüdlich, bis zu 16 mal am Tage, über das Kostbare Blut zu predigen, ließ einen Apostel unserer Tage bekennen: "Ich kenne nur eine Freude, wenn es der Kirche gut geht, ich kenne nur einen Schmerz, wenn die Kirche verfolgt wird, ich kenne nur einen Gewissensbiß, wenn ich mir sagen muß, für die Kirche nicht genug getan zu haben" (P. Meschler), ließ den Konvertiten Langbehn ausrufen: "Tag und Nacht denke ich daran, wie ich den Menschen helfen kann." Wir können wirksam in den Lauf der Heilsgeschichte eingreifen durch häufige Aufopferung des Kostbaren Blutes, durch weltweites Beten. Die Andacht zum Kostbaren Blute ist zeitgemäß und universal. "Das Kostbare Blut verherrlicht die Kirche und die Kirche verherrlicht das Kostbare Blut" (P. Faber).
Die Stimme der Zeit ist die Stimme Gottes! Das Blutvergießen der Weltkriege will kein Ende nehmen. Stimme Gottes! Die Geschichte zeigt, daß das Blutvergießen unter den Völkern dann zunimmt, wenn das Blut des Erlösers von den Gläubigen, nachdem die Liebe erkaltet ist, verschmäht wurde. Jesus Christus hat die Menschen nicht gerettet durch Sein Gebet, nicht durch Sein Beispiel, nicht durch Wunder, sondern durch die Wunden! Im Kostbaren Blute begegnet Er der verlorenen Welt. Wir sind heute wie schon wiederholt vor die Entscheidung gestellt: entweder das Blut des Herrn oder das Blut der Völker. Der Freiheitssender Ungarns gab im November 1956 als letzte Meldung durch: "Wir haben keine Waffen mehr, wir haben aber noch unser Blut." Außerordentliche Zeiten fordern den Einsatz der besten und wirksamsten Kräfte. Diese sind im Blute des Erlösers. "Die Andacht in der kommunistischen Schreckenszeit ist der Aufschrei zum Kostbaren Blute, das Gebet derer mit zertanen Armen" (Mäder).
Die Gegenwart ist eine Schreckenszeit. Wir erleben Katastrophen und Heimsuchungen wie selten zuvor in bedrängter Zeit. Gottes gütige Vorsehung läßt die Menschen nicht ohne außergewöhnliche Zeichen des besonderen Schutzes. Bekanntlich wurde der hl. Kaspar del Bufalo gewürdigt, künftige Strafgerichte vorauszusehen. Der Heilige war bestürzt von dem Kommenden, sagte jedoch mit Zuversicht: "Gott züchtigt uns für unsere Sünden; verkündet ohne Unterlaß die Andacht zum Kostbaren Blute. Jene, die das Kostbare Blut in besonderer Weise verehren, werden in den Strafgerichten Gottes Barmherzigkeit finden." Die Gegenwart als Schreckenszeit kann Gnadenzeit sein, wenn wir zum Kostbaren Blute zurückfinden. Gott hat uns erschaffen ohne uns, Gott heiligt uns nicht ohne uns! Die Wohltat des Blutes Christi ist nicht beschränkt auf Zeit und Raum. Noch heute haben die Worte des hl. Paulus Gültigkeit: "Nachdem wir durch Christi Blut gerechtfertigt sind, werden wir umso sicherer vom Zorne bewahrt bleiben" (Röm. 5,8). Wir müssen uns mehr darüber wundern, daß sich Gottes Geduld und Erbarmen nicht längst erschöpft hat. Warum nicht? "Wenn nicht längst die Hochgewitter der Strafgerichte Gottes wie eine neue Sündflut über uns gekommen sind, so verdanken wir das dem Umstand, daß jeden Morgen gegen 400 000 Priester zur Feier des Versöhnungsopfers an die Altäre treten" (Mäder). "An einem einzigen Opfer der hl. Messe hat der Vater im Himmel mehr Wohlgefallen als er Mißfallen hat an allen Sünden aller Menschen zu allen Zeiten" (Thomas von Aquin). Das Blut Jesu Christi ist die täglich neue Hoffnung in aller Hoffnungslosigkeit. Die Andacht zum Kostbaren Blute ist die große Notwendigkeit unserer Tage. "Auf das Kostbare Blut stützt sich meine ganze Hoffnung. Der Herr will mit seinem Blute uns die Laster abnehmen" (Augustinus).
Ein letzter Beweggrund, das Kostbare Blut zu verehren, ist die Hilfe für die Armen Seelen. Sie sind vergessene Freunde. Auf ihnen lastet schwer die Hand der Gerechtigkeit Gottes. Es ist die Nacht angebrochen, da niemand mehr wirken kann. Vielleicht sind unter ihnen Seelen, die unserer Ärgernisse wegen noch von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sind. Das verpflichtet zur helfenden Liebe. Zudem sind wir Glieder des einen Leibes Christi. Wir schulden einander wirksame Sorge. Die beste Hilfe für die Armen Seelen ist das Kostbare Blut. Der Prophet Zacharias weist schon im Alten Bund darauf hin: "Wegen des Blutes deines Testamentes hast du die Gefangenen aus dem Abgrund entlassen" (Zacharias 9,11). Ihr Schmerz ist der einstweilige Ausschluß aus dem Paradies. "Das Kostbare Blut ist der Schlüssel zum Paradies" (Hieronymus). Gestützt auf die Beschlüsse des Trienter Konzils läßt die Kirche ihre Priester am Allerseelentag dreimal die heilige Messe feiern, damit ihnen in reichster Fülle die Wohltat des Kostbaren Blutes zukomme. Versäumen wir nicht, durch Mitfeier der hl. Messe und durch Aufopferung des Kostbaren Blutes gegenüber den Brüdern und Schwestern in der leidenden Kirche die Pflicht der Liebe und der Gerechtigkeit zu erfüllen.
Das Kostbare Blut unseres Erlösers ist im Alten Bund vorgebildet im unschuldigen Blut Abels, im Opfer Isaaks und Melchisedechs. Das Blut des Osterlammes, das zum jährlichen Osterfest geschlachtet wurde, deutete hin auf das Blut des göttlichen Lammes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Die Propheten Isaias, Jeremias, Zacharias und der Psamist weisen in ihren Büchern darauf hin, wann, wo und auf welche Art das Blut des Erlösers vergossen werden würde. Schon sehr deutlich bemerkt der Prophet Zacharias: "Sie werden aufblicken zu dem, den sie durchbohrt haben" (Zach. 12,10). Die Andacht zum Kostbaren Blute setzt dieses Aufblicken zur Seitenwunde des Erlösers voraus.
Jesus Christus weist auf die Wirkung Seines Blutes hin, als Er die Art Seines Todes andeutet: "Ich aber werde, wenn ich von der Erde erhöht bin, alles an mich ziehen" (Joh. 12,32). Mit der Übergabe des Kelches und dem Auftrag: "Trinket alle daraus, das ist das Blut des Neuen Bundes, das für viele vergossen wird" (Luk. 22,20), lenkt Er für alle Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen auf Sein Blut hin und regt damit dessen Verehrung selber an. "Was tun jene, die den Kelch Gottes trinken? Sie bewahren immerdar das Andenken an ihn, der für uns gestorben ist" (Hl. Basilius).
Die Apostel, denen im Abendmahl das Kostbare Blut anvertraut wurde und die durch Johannes unter dem Kreuz vertreten waren, haben in ihren Briefen das Hohe Lied auf das Kostbare Blut angestimmt. "Ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen Werten - mit Gold und Silber - von eurem verkehrten, von den Vätern ererbten Lebenswandel erkauft seid, sondern durch das Kostbare Blut des Lammes ohne Fehl und Makel" (1 Petr. 1,18). Paulus, der Theologe des Blutes Christi, hebt das Motiv zur Verehrung des Kostbaren Blutes bewußt hervor: "Ihr, die ihr einst ferne wart, seid in Christus Jesus durch sein Blut Gott nahe gekommen, durch ihn haben wir nun Zutritt zum Vater" (Eph. 2,13 f.). Und Er spricht ein Wehe aus über etwaige Vernachlässigung unseres Erlösungspreises: "Welch schwere Strafe wird wohl der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt; das Blut des Bundes, durch das er geheiligt ward, für gemein erachtet und den Geist der Gnade schmäht." Johannes, der unter dem Kreuze Zeuge des Blutvergießens war, stellt uns die Verehrung des Kostbaren Blutes in der triumphierenden Kirche anschaulich dar: "Würdig bist du, Herr, Preis, Ehre und Macht zu empfangen, würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Denn du bist geschlachtet worden und hast uns durch dein Blut losgekauft für Gott aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen" (Offbg. 5,10).
Die Kirchenväter, Kirchenlehrer und Heiligen haben teils im mündlichen und geschriebenen Wort, teils in ihrem Leben und Martyrium die Großtat und Wohltat des Kostbaren Blutes verherrlicht. "Das Leben der Heiligen ist voll von Beispielen der Andacht zum Kostbaren Blute; niemand vermag sie alle zu nennen, sie alle aufzuzählen" (P. Faber).
Tag für Tag wird das Kostbare Blut in der Kirche von den Priestern verwandelt, geopfert und von den Gläubigen im heiligsten Altarsakament verehrt und angebetet. In kirchlichen Gebeten und Festen, in Klöstern der Ewigen Anbetung hört die Verherrlichung des Kostbaren Blutes nie auf.
Ein eigenes Fest vom Kostbaren Blute wurde von Papst Pius IX. mit Dekret vom 10. August 1849 für die Gesamtkirche eingeführt. Der Papst mußte dem Druck beständiger Revolutionen weichen und Rom verlassen. Der ehrwürdige Diener Gottes, Johannes Merlini, der dritte Generalobere der Missionäre vom Kostbaren Blute, legte dem Stellvertreter Christi nahe, das Fest vom Kostbaren Blute für die Gesamtkirche einzuführen. Kaum hatte der Papst diesem Vorschlag zugestimmt (30. Juni 1849), nahm die Bedrängung eine ungeahnte Wendung: Der Papst konnte nach Rom zurückkehren und verfügte aus Dankbarkeit für die sichtliche Erhörung im Kostbaren Blute, daß das Fest künftighin in der ganzen katholischen Welt am 1. Sonntag im Juli gefeiert werde. Pius der XI. hat es im Jubiläumsjahr zum Fest I. Klasse erhoben mit dem Wunsche, die Andacht zum Kostbaren Blute möge weiteste Verbreitung finden.
Ein sichtliches Werkzeug der Vorsehung zur Verbreitung unserer Andacht ist der heilige Kaspar del Bufalo, Gründer der Missionspriester vom Kostbaren Blute. Wegen seiner unermüdlichen Predigten über das Kostbare Blut wird er "Apostel des Kostbaren Blutes" genannt. Sein Leben wie sein Wirken und seine Gründung kannten nur die eine große Aufgabe, Menschen mit Gott zu versöhnen in der Verherrlichung des Blutes Christi. "Tausend Zungen möchte ich haben, um jedes Herz mit Liebe zum Kostbaren Blute Christi zu erfüllen und nichts wünsche ich sehnlicher, als daß die Seele mehr und mehr davon durchdrungen werde"(Hl. Kaspar).
Die Päpste des vergangenen Jahrhunderts haben einmütig die Andacht zum Kostbaren Blute gutgeheißen und deren Verbreitung gewünscht. Pius IX. (1846-1878) wählte die Losung: "Lege auf dein Herz einen Tropfen des Kostbaren Blutes und fürchte nichts." Leo XIII. (1878-1903) sagte: "Seht, was Jesus Christus hingegeben und ihr werdet erfahren, was er erkauft hat. Das Blut Christi ist der Preis. Wieviel ist es wert? Was anders als die ganze Welt." Pius X. (1903-1914), der Kaspar del Bufalo im Jahre 1904 selig gesprochen hatte und 14 Tage vor der Heiligsprechung Kaspars selber in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen wurde, hat in seiner Liebe zum allerheiligsten Altarsakrament und in seinem Dekret über die öftere heilige Kommunion damit einschlußweise die Verehrung des Kostbaren Blutes gefördert und gewollt. Benedikt XV. (1914-1922) ermunterte in seiner Ansprache an das Generalkapitel die Missionäre vom Kostbaren Blute: "Ermüdet nicht, sondern fahret im alten Eifer fort, die Andacht zum Kostbaren Blute auszubreiten, wodurch ihr den Seelen und der menschlichen Gesellschaft die größten Dienste erweiset." Pius XI. (1922-1939) hat in drei Rundschreiben alle Christen zur Sühne aufgerufen mit dem Hinweis: "Nachdem es der Kirche schlecht gegangen ist, wird es ihr sehr gut gehen; gewaschen im Blute des Lammes wird sie unter den Palmen wandeln." Pius XII. (1939-1958) ruft in dem Rundschreiben "Mystici Corporis" zum hl. Opfer der Versöhnung auf: "Durch sein am Kreuze geflossenes Blut beseitigt Jesus Christus das Hemmnis des göttlichen Zornes."
In Missionen und Exerzitien, an Wallfahrtsorten und in Zeitschriften, sowie in jeder Art ordentlicher oder außerordentlicher Seelsorge, in der die Missionspriester vom Kostbaren Blute tätig sind, in den Klöstern, in denen die Schwestern vom Kostbaren Blute Anbetung halten, wird das Vermächtnis des hl. Kaspar eifrig gehütet: "Laßt uns keine Zeit verlieren, denn sie ist kostbar, die Bösewichter haben Gott den Krieg erklärt und verwüsten die Erde mit ihren Lastern. Daher müssen wir Gottes Ehre suchen, Gottes Zorn abwenden und die Erde abwaschen mit dem Kostbaren Blute des Erlösers" (Nach Vinzenz Sardi).
Herr, Du hast die Kirche, Deine Braut, geliebt und Dich für sie hingegeben, um durch sie durch das Wort und in der Wassertaufe zu reinigen und zu heiligen; auf Golgotha hast Du aus Deiner heiligen Seite in Deinem Blute die Kirche gebildet und uns zu Kindern derselben berufen. Kraft Deiner Erlösung sind wir Hausgenossen Gottes und Mitbürger der Heiligen geworden. Ich danke Dir, daß Du auch mich in Deiner berufen hast. Ich bin mir bewußt, daß Dein Herzblut die Kirche als Mutter beseelt, daß Dein inniges Beten sie hält, Dein Lieben sie ausbreitet, Deine Gnade die Mitglieder heiligt, Dein Opfer die Sünder rettet, daß Du selbst ihre Priester belebst und die Einheit bewirkst. Herr, ich bin stolz auf die Kirche: denn in ihr lebst und liebst Du weiter; ich bin stolz auf die Kirche: denn ich sehe den Glanz ihrer Heiligen; ich bin stolz auf die Kirche: denn das Blut ihrer Martyrer ist ein ruhmvolles Zeugnis für sie.
Herr, ich bitte um die Liebe Deines Kostbaren Blutes für die Kirche: für ihre Hirten und die Herde, für die Verfolgten und Gefährdeten, für die Starken wie für die Schwachen, für ihre Guten wie für die Sünder, für jene, die für sie kämpfen, wie für jene, die sie unselig verlassen haben. Amen.
Göttlicher Heiland, guter Hirte! Am Kreuze hast Du Deine blutenden Hände nach beiden Seiten ausgebreitet, um der Welt zu zeigen, daß Du alle Menschen retten willst, daß alle das Leben in Fülle, ja, in Überfülle haben. Dein Kostbares Blut hat keinen Sünder ausgeschlossen. Für die Sünder der ganzen Welt ist es geflossen.
Vor Deinem Blutvergießen hast Du gebetet, daß alle eins seien, daß alle dort seien und die Herrlichkeit schauen, die Du beim Vater bereitet hast, daß keiner verloren gehe.
In Deiner Liebe zu den Seelen hast Du um Jerusalem geweint, um den unseligen Verräter getrauert und Himmel und Erde vor Freude zusammengerufen, als der verlorene Sohn zurückfand.
Herr, Du hast uns als Getaufte und Gefirmte berufen, daß wir beitragen zur Rettung der Seelen. Diese Verantwortung hast Du uns in das Gebet gelegt: zu uns komme Dein Reich! Durch die Not der Zeit rufst Du uns diese Pflicht deutlich ins Gewissen; die bedrohte Jugend wird uns einmal mit den Schriftworten drohen: ich habe keinen Menschen, die klagenden Verführten und Gefallenen klagen uns an mit dem Hinweis auf die Schuld des Kains: Bin ich denn der Hüter meines Bruders? Ja, Herr, wir haben vielfach am Heile unserer Brüder und Schwestern versagt, nicht nur durch Mitschuld an ihren Sünden in Worten und Ärgernissen, sondern in der Unterlassung unserer apostolischen Aufgabe an ihnen.
Herr, auch ich muß mich prüfen! Ich sah die Not der Ringenden und Gefährdeten und ging an ihnen vorüber wie der Levite an dem Verblutenden zwischen Jerusalem und Jericho; ich hörte die Klagen und Fragen der Enttäuschten und schenkte ihnen keine Gehör und hatte für sie keine Zeit. Mea culpa! Ich wußte um Not und Schuld so vieler Unglücklichen und bin meines Weges gegangen, ohne ein gutes Wort für sie. Mea culpa! Ich kannte genug Seelen, die im Glauben und in der Reinheit gefährdet sind und faltete meine Hände nicht zum Gebet für sie. Mea maxima culpa! Ich habe die Tränen in den Augen der Verlassenen und Einsamen wahrgenommen und kümmerte mich nicht um sie. Wie bin ich mitschuldig an ihrer Qual! Ich habe geschwiegen, als Böses neben mir geschah und duldete Ärgernisse in meiner Umgebung. Ich bin nicht ohne Schuld am Untergang von Seelen! Herr, wie hast Du nun ernst zu mir gesprochen! Was soll ich schließlich noch antworten, wenn Du mich an den Rand des Fegfeuers oder an den Rand der Hölle führst und mir die Opfer meines Versagens im Ort der Ferne von Dir zeigst?
Herr, ich bitte Dich nach diesem Confiteor um Deine Barmherzigkeit! Nun will ich meine Aufgabe und Verantwortung am Heile der Seelen sehen und erfüllen.
Ich will beten und opfern, im guten Wort und Beispiel helfen, daß die Seelen, die am meisten gefährdet sind und die meinem Einfluß nahestehen, gerettet werden. Mache mich unruhig über die verrinnende Zeit und jede verlorene Stunde, über unsere Sünde und über die Sündennot aller Menschen. Amen.
Göttlicher Hoherpriester Jesus Christus! Du hast als Mittler die Welt zum Vater heimgeholt durch Dein Kostbares Blut und zur Fortsetzung dieser Sendung das Priestertum eingesetzt. Deinen Priestern hast Du Sendung, Vertrauen und Liebe Deines Vaters übertragen. In ihnen gehst Du segnend, betend, versöhnend, begnadigend, leidend und liebend den Weg durch die Menschen und Zeiten. Du hast sie ganz besonders ausgezeichnet, als Du sie Freunde nanntest und ihnen beim heiligen Abendmahl den Kelch mit dem Kostbaren Blute Deiner Erlösung in die Hände reichtest. Seither dürfen sie beim heiligen Messopfer die Wandlungsworte sprechen, als wären sie selber am Kreuze für uns gestorben. Du füllst Tag für Tag ihre Kelche mit Deinem heiligen Blute für uns. Als Verwalter der Geheimnisse Gottes sind sie so notwendig und unendbehrlich wie Du selbst! Großes hast Du ihnen anvertraut, Großes wirst Du von ihnen fordern. In der hl. Taufe am Altare, in der Verwaltung des Bußsakramentes und des Sakramentes der Todesweihe dürfen Deine Priester das Blut aus Deiner geöffneten Seite empfangen und es uns zum Heile und zur Heiligung spenden.
Herr, ich kann nicht genug danken, daß Du die Priester berufen hast. Ihre Zahl ist jedoch gering gegenüber der großen Aufgabe und gegenüber den Feinden der Kirche. Du willst, daß wir beten sollen um Arbeiter für Deine Ernte.
Deine Gnade ist alles und alles ist Gnade! Gib vielen jungen Menschen die Gnade des heiligen Priesterberufes und hüte ihre Herzen vor dem verderblichen Zeitgeist. Führe die jungen Brautleute rein und enthaltsam an den Traualtar, daß aus ihren Familien einmal würdige Priester hervorgehen. Lasse die Eltern inne werden, wie groß und schön es ist, Dir die eigenen Söhne zu schenken, damit sie die Opfer der Freigabe gerne auf Heilige vor allem die Priester selbst, damit sie ihre Worte mit dem Beispiel bekräftigen, daß sie die erste Liebe des Priesterweihemorgens behalten, bei Enttäuschungen nicht mutlos die Hände sinken lassen und im Undank den Eifer der ersten Priesterjahre nicht preisgeben. Allen alles geworden, mögen sie die Heiligen heranbilden mit der allesvermögenden Kraft des Kostbaren Blutes. Amen.
Kostbares Blut! Ich verehre Dich als Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Der gerechte und verdiente Zorn des Vaters für meine und aller Menschen Schuld wurde in Ihm besiegt. Als der Vater im Himmel Dein Verströmen am Kreuze sah, sah Er mit dem Herzen versöhnend hinweg über die maßlose Schuld der Welt. So groß und verzeihend bist Du!
Herr und Erlöser! Du hast gelehrt, wir dürfen nicht Aug´ um Aug´, Zahn um Zahn vergelten, sondern das Böse durch das Gute überwinden; Du willst, daß wir beten für die Verleumder und den Hassern Gutes tun; es ist nicht genug, daß wir unseren Schuldigern einmal vergeben, sondern wir sollen nach Deinen Worten siebzig mal siebenmal verzeihen; Du lehrtest, daß wir zuerst verzeihen müssen, bevor wir uns zum Gebete anschicken, daß uns der himmlische Vater nur dann vergibt, wenn wir einander zuerst vergeben und daß wir nicht mit unversöhntem Herzen zu Deinem Mahle gehen dürfen.
Gütiger Heiland! Es fällt mir sehr schwer, zu verzeihen und zu vergessen. Stolz und Eigenliebe möchten sich lieber rächen oder sich gekränkt von den Menschen zurückziehen. Du hast Deinen Beleidigern und Feinden am Kreuze, als Dein Kostbares Blut floß, von Herzen verziehen. Wie oft hast Du mir in der hl. Beichte schon verziehen.
Gib mir die Kraft, allen meinen Beleidigern von Herzen zu verzeihen. Um Deines Kostbaren Blutes willen bitte ich Dich, daß Du alle, die mich leiden lassen, mir Schwierigkeiten bereiten und Schmach antun, mit Deiner Gnade überhäufen mögest. Segne, die mir fluchen, die mich verleumden und hassen.
Um Deines Kostbaren Blutes willen bitte ich Dich auch, allen Feinden der Kirche Einsicht und Bekehrung zu schenken. Amen.
Kostbares Blut, unser Friede und unsere Versöhnung, erbarme Dich unser!
(entnommen aus: Das Kostbare Blut Jesu Christi; Verfaßt und zusammengestellt von P. Carl Griesser C.PP.S. Missionär vom Kostbaren Blute)