- Gottes enge Pforte -


Botschaften an Päpste


Wie die genannten Seherinnen der Vorzeit haben auch in unseren Tagen einige Frauen neben den mystischen Heiligungsgnaden auch den prophetischen Auftrag empfangen, der Leitung der Kirche in bestimmten geschichtlichen Situationen den besonderen Willen Gottes mitzuteilen.
 
Maria Droste zu Vischering (1863-1899)
 
Zu den Familien ihrer Vorfahren sind zu zählen der Erzbischof Klemens August von Köln, dessen Namen durch das "Kölner Ereignis" von 1830 berühmt wurde, und der Bischof von Mainz, Wilhelm Emanuel von Ketteler, sowie die berühmten Namen derer von Galen. Maria wurde am 8. September 1863 auf dem Erbdrostenhof zu Münster geboren und verlebte die Kinderjahre in Schloß Darfeld. Zur Zeit des Kulturkampfes verbrachte die junge Gräfin zwei Jahre (1879-81) im Pensionat der Sacré-Coeur-Schwestern zu Riedenburg bei Bregenz, während ihre Brüder bei den Jesuiten in Feldkirch studierten.
Mit 25 Jahren trat Maria als Postulantin bei den Schwestern vom Guten Hirten in der Nähe von Münster ein. Bald nach der Profeß 1891 wurde sie als Erste Meisterin bei einer Gruppe der "Büßerinnen" eingesetzt. Schon 1894 wurde sie als Assistentin der Oberin nach Lissabon geschickt und kam noch im gleichen Jahr als Oberin in das Kloster zu Porto im Norden Portugals. Im März 1896 begann ihre überaus schmerzvolle Erkrankung, die zu einem Rückenmarksleiden fortschritt und zu völliger Lähmung führte.
Das geistliche Leben der Schwester Maria vom göttlichen Herzen hatte seit der Pensionatszeit unter der Leitung kluger Seelenführer große Fortschritte gemacht. Ihre eucharistische Frömmigkeit förderte die opferbereite Liebe zum Herzen des Erlösers. Die mystische, nicht mit den Sinnen wahrnehmbare Zusprache Jesu an sie hatte schon vor ihrem Eintritt ins Kloster begonnen. Das intensive Gebets- und Leidensleben hielt die Ordensfrau nicht davon ab, als Oberin die geschäftlichen Verhandlungen zu führen. Noch kurz vor dem Tod ließ sich die Gelähmte unter dieser Pflicht ins Sprechzimmer tragen.
Am 4. Juni 1897 eröffnete die Kranke dem Beichtvater erstmals den von Jesus erhaltenen Auftrag, einen Brief an Papst Leo XIII. zu schreiben,
 
die Weihe der ganzen Welt an das göttliche Herz Jesu
 
von ihm zu erbitten. Zum zweitenmal traf sie der göttliche Anruf im April 1898; im Juni ging dann ihr erster Bittbrief mit der Post ab. Ein zweiter Brief vom Januar 1899 wurde vom Papst und den Kardinälen mit Anerkennung und Freude aufgenommen. Leo XIII. ließ dann die theologische Motivierung des göttlichen Auftrages in dieser Angelegenheit ausarbeiten und ordnete durch die Enzyklika "Annum sacrum" für Sonntag den 11. Juni 1899 an, dass in allen Kathedralen und Pfarrkirchen des Erdkreises die Weihe des Menschengeschlechtes an das göttliche Herz Jesu in einem feierlichen gottesdienstlichen Akt vollzogen werden sollte. Zum Bischof von Lüttich Doutreloux sagte der fast 90-jährige Papst: "Ich stehe im Begriffe, die größte Tat meines Pontifikates zu vollbringen."
 
Und der Erfolg?
 
Der durch wissenschaftliche Erfolge und technische Wunder verhärtete Geist der Welt hatte die Menschen abgewendet von der Hingabe an Gott. Es war daher ein programmatischer und wegen seiner weithin hörbaren Ausstrahlung bedeutsamer Akt, als der Papst am Vorabend des 20. Jahrhunderts das ganze Menschengeschlecht dem Herzen des Welterlösers durch eine formelle feierliche Weihung als erklärtes Eigentum ausdrücklich anheimgab.
Der praktische Erfolg jenes zugleich prophetischen und kirchenamtlichen Anrufes an die Völker war trotzdem nicht entsprechend. Schon bald nach der Jahrhundertwende nahm das Verhängnis seinen unausweichlich scheinenden Weg in Richtung auf den Ersten Weltkrieg. Weltwirtschaft und Weltpolitik, wie auch das private Leben vieler Menschen blieben abgewandt von der Rücksicht auf Gottes Recht und Gebot. Die grausame Vernichtung von Millionen Menschenleben in den Stahlgewittern des Krieges brach los und nahm ihren Lauf. Aber die Friedens- und Rettungsabsicht des Himmels schlief nicht; aus einem mystischen Leben erging ein erneuter prophetischer Anruf.
Maria Droste zu Vischering wurde am 1. November 1975 seliggesprochen.
 
 
Berthe Petit (1870-1943)
  
Sie war am 23. Januar 1870 zu Enghien im Hennegau geboren und verbrachte glückliche Kindertage im großen Park des Herzogs von Arenberg. Im Alter von vier Jahren erlebte sie eine beglückende Begegnung mit der Gottesmutter Maria und dem göttlichen Kind, das ihr ein Kreuz auf der Stirn zeichnete und sagte: "Du wirst immer leiden, aber ich bleibe bei dir."
Die Zehnjährige trug sich mit Klostergedanken. Aber bald traf sie die Geißel der Krankheit, zuerst Typhus, dann Endocarditis, Gelbsucht, Leber- und Nierenleiden, Tuberkulose. Die Kranke verstand ihre mystische Sendung, mit Christus für die Kirche Leiden zu tragen.
Später mußte Berthe als Privatlehrerin für die Ihren das Nötigste verdienen, bis sie wieder lebensgefährlich erkrankte. Nach einer Lourdes-Wallfahrt im Jahr 1908 wurde ihr Zustand so schwer, dass man ihr das Sterbesakrament reichte. Sie starb nicht, konnte aber von da an keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen und lebte noch 35 Jahre nur vom Genuß der Eucharistie.
An Weihnachten 1909 sah Berthe in der Vision das schwertdurchbohrte Herz Mariens und vernahm die Worte Christi: "Tue alles, damit das Herz meiner Mutter geliebt werde, das durchbohrt wurde von den Schmerzen, die mein Herz zerrissen."  Das Gesicht wiederholte sich später noch zweimal samt der Aufforderung, die Liebe zum Herzen Mariens zu verbreiten. Am Wallfahrtsort Thierenbach im Elsaß erfuhr Berthe im Frühjahr 1910 das Hauptanliegen des Herrn: Es sei ihre Aufgabe, das Mögliche zu tun, dass die Welt dem schmerzvollen und unbefleckten Herzen Mariens geweiht werde. Dieselbe Ansprache Christi erging an sie bald darauf in Siena bei der Feier der heiligen Messe im Oratorium der hl. Katharina: "Die Welt soll dem schmerzvollen und unbefleckten Herzen meiner Mutter geweiht werden, wie sie dem meinen geweiht ist."
Der Seelenführer setzte sich wegen dieser Sache in Verbindung mit dem Primas von Belgien, Kardinal Mercier. Dieser überreichte Benedikt XV. bei seiner Wahl zum Papst am 4. September 1914 ein langes Schreiben, das die Mahnung Christi durch Berthe Petit enthielt, die Völker sollten sich in der entfesselten Kriegskatastrophe an das schmerzvolle Herz seiner Mutter wenden. Das Stoßgebet:
 
"Schmerzvolles und unbeflecktes Herz Mariens, bitte für uns!"
 
sollte kirchlich gutgeheißen werden, damit es sich für die ganze Welt als sühnender und läuternder Hauch verbreite und den Zorn Gottes besänftige. Diese Verehrung werde Glauben und Hoffnung in verzweifelten Herzen, in zerrissenen Familien neu beleben und helfen, Zerstörtes wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern.
Im Mai 1915 mahnte Papst Benedikt XV., in der Not des Krieges möge man sich an das schmerzvolle und makellose Herz der Mutter Jesu und unserer Mutter wenden und approbierte jenes Stoßgebet. Der Primas von Belgien und Kardinal Bournes von London haben dann in ihren Diözesen die Weihe vollzogen.
 
 
Alexandrina Maria da Costa (1904-1955)
 
Seit dem spanischen Bürgerkrieg 1936 liefen die Rüstungen für den Zweiten Weltkrieg auf Hochtouren. Die Weihe des Menschengeschlechtes an das Herz der Mutter des Herrn war noch nicht Wirklichkeit geworden. Auch der Aufruf zu dieser Weihe, der schon 1917 von Fatima ausging, war noch nicht befolgt worden. Da hat die erbarmende Liebe Christi eine neue Botschafterin erweckt, deren Leben und Stimme nicht überhört werden konnte.
Alexandrina da Costa wurde 1904 in Balazar, Bezirk Oporto in Portugal, geboren. In jungenhafter Lebhaftigkeit war sie oft die Anführerin ihrer Altersgenossen. Sie liebte die Arbeit und schaffte bis zum 14. Lebensjahr auf dem Feld. In der Pfarrei half sie als Katechetin und Sängerin.
Seit einem unglücklichen Sturz war das Mädchen leidend. Infolge einer Verletzung der Wirbelsäule war sie später bettlägerig und ab 1924 gelähmt. Sie hielt viele Novenen, um von Gott durch ein Wunder Heilung zu erlangen. Aber Gott führte Alexandrina in eine Sendung unsäglicher Leiden und in die tiefste Nacht mystischer Gottverlassenheit.
Am 1. August 1935 schrieb die Mystikerin dem Seelenführer P. Marian Pinho S.J. von dem Verlangen des Herrn nach Opferseelen wegen der Sünden der Welt, und dass er fordere, dass die Welt seiner heiligen Mutter geweiht werde. Im August 1936 beklagte sich der Herr, dass in diesem Sinne keine Schritte mehr beim Heiligen Stuhl getan wurden, und dass er verlange, dass man dem Heiligen Vater schreibe, wenn man nicht wolle, dass der Krieg in Spanien sich auf die ganze Welt ausdehne. Nun schrieb der Beichtvater nach Rom an den Staatssekretär Kardinal Pacelli. Daraufhin wurde 1937 und 1939 im Auftrag des Heiligen Stuhles die Mystik und die Botschaft Alexandrinas kanonisch geprüft und als göttlich-übernatürlich erkannt.
Inzwischen war die Mystik der Dulderin in eine neue Phase eingetreten. Von 1938 bis 1942 hatte sie an allen Freitagen in ihren Leidensekstasen die Passion Christi vom Ölberg bis Golgatha mitzudulden. Was sie in diesen Ekstasen gesprochen hat, wurde vom Beichtvater in zwölf Heften niedergeschrieben.
Anfang Juni 1940 sprach jemand mit Papst Pius XII. über die Weihe der Welt an Unsere Liebe Frau, aber alles schien unsicher und schwierig. Am 24. Januar 1941 ließ der Herr den Heiligen Vater wiederum bitten, die Welt seiner gebenedeiten Mutter zu weihen. Die Leidensekstasen Alexandrinas gingen weiter und endeten am 27. März 1942, an dem Tag, als der Papst den Entschluß zur Weltweihe bestimmt gefaßt hatte. Von da an lebte die Geopferte ohne Aufnahme fester und flüssiger Nahrung und in der schrecklichsten sühnenden Gottverlassenheit.
"In der Radioansprache an das portugiesische Volk am 31. Oktober 1942 übereignete Pius XII. die Kirche und das ganze Menschengeschlecht Maria, der Muttergottes, und ihrem reinen Herzen. Diese Weihe haben wir selbst am 21. November 1964 erneuert. Nun aber bitten wir und rufen dazu alle Söhne und Töchter der Kirche auf, sich persönlich und von neuem aufrichtig der Mutter der Kirche anzuvertrauen. Und dieses Zeichen vollständiger kindlicher Liebe, die Nachahmung des Beispiels der Mutter, soll in ein tatkräftiges Leben übertragen werden! Mehr und mehr soll der einzelne sein Leben nach dem Willen Gottes, nach dem Vorbild des Lebens der himmlischen Königin ausrichten und ihr so nach echter Kindesart dienen." Mahnschreiben "Signum Magnum" Papst Paul VI. vom 13. Mai 1967.
(entnommen aus: Volk unter prophetischem Anruf, von A. M. Weigl)


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