- Gottes enge Pforte -

Die heiligen Sakramente

 
 
 
 
 
Die hl. Sakramente und das Gebet sind von Gott vorzugsweise bestimmt, die Gnade uns zu erwerben, zu bewahren und in uns zu vermehren. Ein Sakrament ist ein sichtbares, von Jesus Christus eingesetztes Zeichen, wodurch uns unsichtbare Gnade und innere Heiligung mitgeteilt wird. Drei Stücke gehören demnach zum Wesen eines Sakramentes
1. ein äusseres Zeichen;
2. eine unsichtbare, der Seele des Empfangenden bestimmte Gnade und
3. die Einsetzung durch Jesus Christus.
Die Sakramente erteilen oder vermehren die heiligmachende Gnade, dann aber erteilt jedes Sakrament, je nach seinem Zwecke, auch noch besondere Gnaden. Die Sakramente, welche die heiligmachende Gnade erteilen, werden Sakramente der Toten genannt, die anderen Sakramente heissen Sakramente der Lebendigen. Die Taufe, die Firmung und die Priesterweihe können nicht wiederholt, sondern nur einmal empfangen werden, weil sie der Seele einen unauslöschlichen Charakter, ein nie verschwindendes Merkmal eindrücken.
Christus hat sieben Sakramente eingesetzt, nämlich so viele, als zum übernatürlichen Leben nötig und förderlich sind.
1. Die Taufe, bei den hl. Vätern auch Bad der Wiedergeburt genannt, öffnet dem Menschen den Eintritt ins übernatürliche, wie die Geburt den ins natürliche Leben. 2. Das erweckte, übernatürliche Leben wird gekräftigt und entwickelt durch die Firmung. Wenig würde es nützen, geboren zu sein, wenn nicht die schlummernden Kräfte sich entwickelten, wenn nicht gegen die mannigfachen Gefahren, welche namentlich das Jünglingsalter bedrohen, Schutz und Sicherheit gegeben würde. Jeder Erdensohn ist zum Krieger bestimmt; das Sakrament der Firmung rüstet ihn mit Kraft und Mut aus, reiht ihn als Kämpfer unter die Fahnen Christi; es ist das Sakrament des Jünglings. 3. Was nützt der Mut, was nützen Schild und Wehr dem Krieger, wenn nicht genügender Sold zur Fristung des Lebens und zur Stärkung verabreicht wird? Durch Nahrung und Trank will das Leben erhalten werden und zwar um so mehr, je mehr es sich zu entwickeln anfängt. Dem Streiter Christi wird beides gereicht im hl. Sakrament des Altars, im Sakramente des Leibes und des Blutes, dieser himmlischen Seelenspeise. - 4. Nur zu oft wird dem Krieger trotz Mut und Rüstung in einem unbewachten Augenblicke eine Wunde beigebracht, welche ihn nötigt, die Reihen der auserlesenen Kämpfer zu verlassen. Soll er nicht verbluten, nicht gehindert werden, am einstigen Siegeszuge teilzunehmen, so muss Verband und Arznei Heilung bringen. Das Sakrament der Buße ist dieses himmlische Heilmittel, welches selbst das entflohene Leben zurückgibt und wegen dieser Eigenschaft von den Vätern eine zweite Taufe genannt wird. - 5. Wie aber mit der Überwindung der körperlichen Krankheit nicht sogleich alle Folgen derselben gebannt sind, so bleiben auch der Seele noch gewisse Schwächen und gleichsam Reste der Krankheit zurück, die eine andere Heilungsart verlangen. Ist dieses für jeden Zeitpunkt des Lebens erwünscht, so ist es für den des Todes durchaus notwendig, damit die Seele zu Gott sich erschwingen und rein vor seinem hl. Auge erscheinen könne. Das Sakrament der letzten Ölung ist bestimmt, die letzten Überbleibsel der Sünde zu tilgen, im letzten Augenblicke der Seele Kraft zu erhöhen, den Menschen vom Staube abzulösen und seinen Leib für das jenseitige Leben einzuweihen. - Der Mensch soll Mitglied der Kirche Christi sein, die berufen ist, ihm den Weg zum Himmel zu zeigen und zu erschliessen. Dazu sind aber Vorsteher der Kirche erforderlich, welche nach dem Auftrage Christi lehren und die Gnadenmittel spenden. Daher 6. das Sakrament der Priesterweihe, durch welches der Vorsteher des Volkes Gottes ausgerüstet werden mit der Vollmacht, das Wort des Lebens zu verkünden, die hl. Geheimnisse zu spenden und die Kirche zu regieren. - Bedingung und Wurzel jeder auf Erden bestehenden Gesellschaft ist die Verbindung zwischen Mann und Frau und diesen Keim des Baumes der Menschheit weihet 7. das Sakrament der Ehe. Zwar will diese Verbindung zunächst nur das natürliche Leben fortpflanzen; da aber die Sprösslinge der Ehe berufen sind, Mitglieder der kirchlichen Gesellschaft und Bürger des Himmels zu werden, so ist ihre frühzeitige Pflege von so ausserordentlicher Wichtigkeit; das Sakrament der Ehe soll zu heiliger Erziehung der Kinder die nötige Gnade verleihen. - So werden nun durch die hl. Sakramente alle einzelnen Abschnitte des Lebens geheiligt; die Taufe weihet des Menschen erstes Erscheinen auf Erden; die Firmung begleitet ihn beim Eintritte ins Jünglingsalter; Ehe und Priesterweihe erwarten ihn am Scheidewege des Mannesalters, beide bereit, die himmlische oder die irdische Bahn zu ebnen; Buße und Altarsakrament aber begleiten jeden seiner Tritte, weil er jeden Augenblick straucheln und ermatten kann; die letzte Ölung erwartet ihn an der Grenze seines Lebens, um vom müden Pilger den Erdenstaub abzustreifen und ihn zum letzten Streite, der unter den Mauern der Gottesstadt seiner harret, zu kräftigen.
(entnommen aus: Der Pilgerstab des katholischen Christen, von Aegidius Müller, 1898)
 
 
Die Taufe ist die Geburt
Die Firmung das Reif-Werden
Die Eucharistie die Nahrung
Das Bußsakrament das Heilmittel
Die Krankensalbung die Heilkur
Durch das Priestersakrament erhält das Volk Gottes Führung
und durch das Ehesakrament "Zuwachs"

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