Die Entstehung des Angelusgebets
Bereits im frühen Mittelalter riefen die Glocken bei Anbruch der Dunkelheit zum Gebet um Gottes Kraft gegen die drohenden Mächte der Finsternis. Seit dem 13. Jahrhundert entstand dann der Brauch im Anschluss an das kirchliche Morgen- und Abendgebet des Breviers die Gottesmutter mit drei Ave Maria zu grüßen. 1346 empfahlen deutsche Bischöfe, dieses Abendgebet allgemein "um die Erhaltung des Friedens" zu verrichten. Als dann die Türken von Osten her Jahr für Jahr tiefer in Europa eindrangen, läuteten auf Geheiß von Papst Calixtus III. 1456 die Glocken auch am Mittag und riefen das Volk zum Gebet um den Schutz der Gottesmutter in dieser schweren Gefahr. Gleichzeitig sollte das Angelusgebet zu dieser Tagesstunde, in der Jesus dem himmlischen Vater sein Erlösungsopfer am Kreuz darbrachte, auch den Ungläubigen das Heil erflehen. Damit hatte das Tagewerk des christlichen Volkes eine gottgeweihte Ordnung erhalten: nicht nur der Zeit sondern auch der Ewigkeit zu dienen.
"Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft...
Ave Maria...
Siehe ich bin die Magd des Herrn...
Ave Maria...
Und das Wort ist Fleisch geworden...
Ave Maria..."
Wie wohlgefällig dem Heiland die Danksagung für seine Menschwerdung ist, ließ er der hl. Gertrud vernehmen: "Sooft jemand bei den Worten 'Und das Wort ist Fleisch geworden' sich mit Andacht neigt und mir dankt, dass ich um der Menschen willen Mensch geworden bin, ebensooft werde ich durch meine Güte bewogen, mich zu ihm herabzulassen, und opfere aus dem Grund meines Herzens alle Früchte und Verdienste meiner heiligen Menschheit auf, um die ewige Seligkeit jener zu verdoppeln, die mir diese Ehre erweisen."
Wir sehen, dass uns die Kirche mit dem "Engel des Herrn" ein Gebet geschenkt hat, so tief und reich wie ein lebendiger Quell, den wir nicht ausschöpfen können, der immer neue Kraft in unser Leben ergießt, weil uns durch das demütige Fiat Mariens die Fülle göttlicher Gnade zuteil wurde. Gerade heute, im marianischen Zeitalter, bekommt dieses Ereignis eine neue, verheißungsvolle Bedeutung. "Wann wird dieser große Festtag einmal auf der ganzen Welt anerkannt werden?" - spricht Jesus zu Mutter Vogl 1955 am Vorabend von Mariä Verkündigung und fährt fort, "dann, ja dann wird der Himmel triumphieren und die Hölle erzittern. Das ist das Reich Mariens, das der Vater im Himmel für die letzte Zeit aufbewahrt hat. Dann erst wird die ganze Welt erkennen, dass die Jungfrau Maria allein es war, die das Heil gebracht hat. Das ist die Zeit, wo ein Hirt und eine Herde sein wird. - Maria wird siegen, aber was vorher kommt, wird furchtbar sein."
Die Gottesmutter ermutigte eine mit Bedenken und Vorurteilen ringende Seele mit den Worten:
"Wenn du wüsstest, wie kostbar mir jedes Ave ist. Es wird viel zu wenig gebetet. Du fragst, was das Gebet für mich bedeutet? Hast du nie gehört, dass Satan flieht, wenn gebetet wird!? Nun ich kann ihn mit den Aves 'bombardieren', sodass sein böser Einfluss erstickt".
(aus: Rundbrief 11, Nov. 1976; WKS Ochsenhausen)
Beten wir besonders häufig und andächtig das "Ave Maria", von dem der hl. Bischof und Kirchenlehrer Alfons von Liguori sagt: "Ein Ave Maria ist mehr Wert als die ganze Schöpfung!" und der hl. Franziskus: "Ein einziges andächtiges 'Ave Maria' gebetet, freut sich der ganze Himmel, jauchzen die Chöre der Engel, jubelt die Erde, knirscht die Hölle, fliehen die Teufel!"