Jerusalem und das jüdische Volk zur Zeit der Ankunft Christi

Ehe wir nun das gnadenreiche Kommen jenes Herrschers, von dem Malachias weissagte, betrachten, sollst du dir, die Stadt Jerusalem, sowie den Zustand und die öffentlichen Verhältnisse des jüdischen Volkes, aus welchem dieser Herrscher hervorging und zu welchem Er kam, recht lebhaft vergegenwärtigen.
Herodes, der Fremdling, hatte das Szepter über Judäa an sich gebracht, - ein grausamer, blutdürstender Heuchler, der sich bald so stellte, als habe er vor dem allein wahren Gott und dem gesetzlichen Gottesdienste der Juden die tiefste Ehrfurcht, bald wieder die Gräuel heidnischen Götzendienstes einführte, und die Angesehensten unter dem jüdischen Volke, bald durch List bald durch offene Gewalt, umbringen ließ. Ja, aus Eifersucht und Blutdurst ermordete er (wie später die Betlehmitischen Kinder) so seine nächsten Anverwandten, sogar mehrere seiner eigenen Kinder, und räumte insonderheit alle Sprößlinge des maccabäischen Fürsten- und Hohenpriestergeschlechtes aus dem Wege.
Das Ende dieses schändlichen Königs war ein schreckliches Geschwür; Würmer zehrten ihn auf, und die Schmerzen, die seine Eingeweide durchwühlten, waren so brennend, dass er in wilder Raserei nach einem Messer griff, um sich zu erstechen. Allein der altersschwache Greis hatte nicht mehr vermocht, einen tödlichen Stich zu führen: noch fünf Tage musste er in entsetzlichen Qualen zubringen, bis er endlich in Verzweiflung starb - nachdem er die Herrschaft über das jüdische Reich unter seine drei Söhne Archelaus, Herodes Antipas und Philippus geteilt hatte.
Wer aber erstaunt nicht, wenn er hört, dass dieser gottlose Wüterich - um sein Andenken zu verewigen und um den Juden zu schmeicheln - den Tempel zu Jerusalem umbaute, und zwar mit so ungeheurem Prachtaufwand, dass er viel kostbarer und grösser wurde, als selbst der Tempel Salomons? Der jüdische Geschichtschreiber Flavius Josephus gibt uns von diesem Bauwerk folgende grossartige Beschreibung.
Um für die Vergrösserung des Tempels Platz zu gewinnen, ließ Herodes im Tale des Tempelberges Moria eine 400 Fuss hohe Mauer aufführen, und den Zwischenraum zwischen dieser Mauer und dem Berge mit Schutt und Erde ausfüllen. Die ganze Mauer bestand aus ungeheueren, schneeweissen Marmorblöcken. Auf diesem Fundamente erhob sich terrassenförmig der Tempel - zu äusserst der Vorhof der Heiden, umgeben von einer Mauer aus Marmor, die vier Stadien oder eine halbe römische Meile lang war. An dieser Mauer waren mehrere Tore, kostbare Lusthäuser, Gallerien und zahlreiche hohe Türme angebracht ( die "Zinnen des Tempels"), von denen herab die Priester mit Posaunen das Zeichen zum täglichen Morgen- und Abendopfer und den anderen gottesdienstähnlichen Feierlichkeiten bliesen. Diesen Vorhof durften die Heiden betreten, auch war hier der Tempelmarkt, wo Opfertiere und sonstige Opfergegenstände, wie z.B. Wein, Öl, Mehl und dergl. feilgeboten, und das Geschäft des Geldwechsels betrieben wurde.
Innerhalb dieses Vorhofes, und mehrere Stufen höher gelegen, war der sogenannte Vorhof Salomons oder der Vorhof der Juden, ebenfalls von einer Mauer umgeben, an welcher gedeckte Säulengänge und zahlreiche Wohnungen für die Tempeldiener angebaut waren. Hier durften nur Israeliten sich aufhalten, und in diesem Vorhofe war´s, wo Christus so oft lehrte und Wunder wirkte.
Von diesem Vorhofe stieg man abermals mehrere Stufen aufwärts und gelangte in den Vorhof der Priester, welchen Jesus nie betrat, da nur jüdischen Priestern und Leviten der Eintritt gestattet war.
Noch zwölf Stufen höher lag der eigentliche Tempel mit dem Heiligtum und dem Allerheiligsten, durchaus in Marmor- Quadern von blendend weisser Farbe aufgebaut, so dass der Fremdling, der den Tempel aus der Ferne erblickte, einen hohen, schneebedeckten und wundersam gestalteten Berg zu sehen vermeinte. Das Dach war von Zypressenholz und ganz mit dickem Goldblech überzogen. - Der Umbau dieses Tempels hatte schon sechzehn Jahre vor Christi Geburt begonnen, und ward zur Zeit Christi und noch bei dreißig Jahre nach seiner Himmelfahrt fortgesetzt. Darauf wiesen die Juden hin, als sie einst zu Jesum sagten: "46 Jahre ist an diesem Tempel gebaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?"
Die Vergrösserung des Tempels war jedoch nicht etwa die einzige Baute, welche der prachtliebende Herodes ausführte; mehrere Städte ließ er von Grund auf erbauen, und schmückte namentlich die Hauptstadt Jerusalem mit Palästen, Burgen, Türmen und Lusthäusern aufs Allerherrlichste, so dass die heilige Stadt mit Recht genannt werden konnte: "Jerusalem, die Königin, die auf den Bergen thronet."
Denn auf drei Bergen erhob sich Jerusalem - auf den Bergen Sion, Moria und Akra - so dass, von welcher Seite man auch herkam, man zur Stadt Gottes emporsteigen musste. Von diesen drei Hügeln aus genoss man eine wundervolle Aussicht, und das entzückte Auge konnte von hier aus beinahe über das ganze gelobte Land hinschweifen.
Von drei Seiten war die Stadt von jäh abfallenden Talschluchten umgeben - gen Sonnenaufgang vom Cedrontale, gen Sonnenuntergang vom Gihontale, und gen Mittag vom öden, wüsten Hinnom- oder Gehennatale, welches die Juden als eine Stätte des Fluches betrachteten, weil hier ihre Vorväter einst dem Götzen Moloch ihre Kinder geopfert hatten. In diesem Tale soll Judas, nach seinem Verrat, verzweifelt umhergeirrt sein und sich erhängt haben. - Das Tal des Baches Cedron oder das Tal Josaphat trennt den Tempelberg vom gegenüberliegenden Terrassen und einsamen Höhlungen, mit seinen Ölbäumen und blumenreichen Triften war der Lieblingsaufenthalt unseres göttlichen Erlösers. Hier, wo sein Auge hinüberschaute zum kühn aufragenden Tempelgebäude und zur heiligen Stadt - tief unten aber zu seinen Füssen, im Tale Josaphat, die Begräbnisstätten der Richter, der Könige, Josaphats, Absaloma und der vornehmsten Juden im geheimnisvollen Dunkel der Ölbäume sich ausbreiteten: hier weilte der Menschensohn so gern, hier betete Er ganze Nächte hindurch für das neue Jerusalem und den wunderbaren Gottestempel, den Er über dem ganzen Menschengeschlechte zu wölben gekommen war. Vom Ölberge aus war es, wo Er in der schrecklichen Nacht - über den Bach Cedron, durch das Stadtviertel Ophla, hinauf in den Palast des Annas und Kaiphas auf dem Berge Sion geschleppt wurde.
Zur Zeit Christi war Jerusalem in vier Teile geschieden, jeder mit besondern Mauern, Türmen und Gräbern eingeschlossen und von hochgelegenen Burgen überwacht. Kam man von Norden oder Mitternacht her, so gelangte man, fast ebenen Weges, in die sogenannte Neu-Stadt, den niedrigst gelegenen, fast nur von Handwerkern bewohnten Stadtteil, der mit dem angrenzenden Kalvarienberge - zur Zeit Christi - noch ausserhalb der eigentlichen Stadt lag, und erst später von Ringmauern umgeben wurde.
Südöstlich von hier gelangte man auf den Tempelberg oder Moria, in die sogenannte Salomonsstadt, wo in erhabener Majestät, der Tempel Jehovas thronte, umgeben von den zahlreichen Wohnungen der Priester und Leviten. Etwas höher gelegen als der Tempel stand die, von Herodes I. erbaute Burg Antonia, und ganz nahe dabei das Prätorium oder das Richthaus des Pilatus mit seinen Marmorhallen und stolzen Terrassen, wo die römischen Landpfleger Gericht zu halten pflegten. Am südlichen Abhange des Moria, gegen das Cedrontal hinab, zog sich die kleine, von armen Taglöhnern bewohnte Vorstadt Ophla.
Auf der Abendseite, vom Tempelberg durch eine tiefe Schlucht getrennt, erhob sich auf einem Hügel das feste Schloss Akra, um welches herum die volkreiche Unterstadt angebaut war.
Gegen Mittag aber, auf dem höchst gelegenen Punkte von ganz Jerusalem, erhob sich die sogenannte Davidsstadt auf dem Berge Sion, und war durch eine gewaltige Brücke mit dem Tempelberge in Verbindung. Das war das älteste Stadtviertel, ursprünglich Salem genannt, und von König Melchisedech erbaut. David, Salomon und andere Könige Judas, in letzter Zeit auch Herodes, hatten hier feste Schlösser und prachtvolle Paläste erbaut, welche Wunderwerke der damaligen Zeit genannt werden konnten. Hier hatte David seine erste Residenz aufgeführt; hier stand jener entzückender Palast, in welchem Salomon seine Herrlichkeit entfaltete; hier erhob sich das stolze Königsschloss des Herodes, rings von wundersamen Gärten, Springbrunnen und Teichen umgeben; hier sah man das Haus des Hohenpriesters Kaiphas, hier befand sich aber auch jenes gottbegnadigte Haus, in welchem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte und das allerheiligste Sakrament einsetzte. Es war dies somit das Stadtviertel der Könige, der Hohepriester und der Vornehmsten des Volkes.
Die Talschluchten, welche sich rings um jedes dieser Stadtviertel dahinzogen, waren mit unzähligen Wohnungen, besonders aber mit lieblichen Gärten und üppigen Ölbaumpflanzungen wie besät. Um die ganze Stadt aber zog sich ein 250 Fuss breiter Graben und die 30 Ellen hohe Stadtmauer aus weissem Marmor. - So war Jerusalem in Wahrheit die Königin der Städte Israels, und gewiss nicht umsonst vergoss einst Jesus bittre Tränen, als Er vom Ölberge aus diese ungeheure, prachtvolle Stadt mit ihrem Tempel, ihren Zinnen, Türmen und Palästen betrachtete und ihren Untergang voraussagte: "Jerusalem, Jerusalem, o dass du es doch erkenntest, und zwar an diesem Tage, was dir zum Heile dient!"
Mein Jesus! haben diese Tränen nicht auch mir gegolten? Denn ach! wie Jerusalem auf seine Macht, seinen Reichtum und sein Ansehen sich verliess und Dich verachtete, deine Verheissungen gering schätzte und das süsse Joch deines Gehorsames verschmähte - so stütze auch ich, eitler Mensch, mich so oft auf meine persönliche Kraft und auf meine vermeintlichen Vorzüge, und achte weder deine Mahnungen noch deine Verheissungen. O süssester Jesus, lass jene Tränen ein Tau himmlischer Gnade sein, der erweichend und befruchtend auf das stolze, unfruchtbare Jerusalem meiner armen Seele herniederfallen!
Wenden wir uns nun von der Betrachtung Jerusalems zu den Einwohner dieser einst so gottbegnadigten Stadt, so erblicken wir darin zur Zeit Christi, nächst dem Könige und dem römischen Landpfleger (Im Jahre 6 nach Christi Geburt wurde Archelaus, der Sohn des Herodes, als König von Judäa abgesetzt, und seither sandten die Römer ihre Landpfleger, um Judäa zu beherrschen. Der sechste dieser Landpfleger war Pontius Pilatus, der vom Jahre 27 bis 36 das Land verwaltete, während Herodes Antipas, ein Sohn des Kindermörders, Fürst von Galiläa war.), die Hohenpriester. Von Moses bis in die Tage des Königs Herodes, während 1450 Jahren, waren es ihrer der Reihe nach 52 gewesen, und alle aus Aarons Geschlecht entsprossen. Als aber Herodes zur Regierung kam, setzte er nach Willkür zu Hohenpriestern wen er wollte, und entsetzte sie ebenso wieder ihres Amtes. Die Hohenpriester hatten stets noch die gleichen Obliegenheiten im Tempel wie in den Tagen des Moses, und waren auch die Vorsteher des Hohen Rates oder Synedriums, d.h. des obersten Gerichtshofes der Juden, in welchem zur Zeit Christi viele Priester, Leviten, Schriftgelehrte und Pharisäer saßen, Annas an ihrer Spitze.
Ausser diesem eigentlichen Hohenpriester wurden auch die 24 Vornehmsten aus den 24 Priestergeschlechtern Hohepriester genannt. Diese wohnten nicht alle zu Jerusalem, sondern nur während der Dienstwoche, die sie von Zeit zu Zeit im Tempel zubringen mussten. Auch die übrigen Priester hatten noch dieselben Amtsverrichtungen, welche ihnen durch die Gesetzgebung auf Sinai waren übertragen worden; namentlich leiteten sie auch, nebst den Leviten, in den vielen Synagogen des jüdischen Landes, den Gottesdienst an den Sabbathen, und lasen und erklärten dem Volke die heiligen Bücher.
Im Leben unsers göttlichen Erlösers ist aber nicht nur von den Leviten, Priestern und Hohenpriestern die Rede, sondern auch von den Schriftgelehrten, Ältesten, Pharisäern, Sadduzäern und Herodianern. Lernen wir auch diese kennen.
Die Schriftgelehrten waren die Lehrer des Gesetzes und der Religion, die Ausleger der heiligen Schriften. Nach der babylonischen Gefangenschaft nämlich hatte Esdras eine eigene Versammlung solcher Schriftgelehrten, welche die hebräische, griechische und andere Sprachen verstanden, gestiftet. Diese Männer standen beim Volke in höchstem Ansehen, so dass man glaubte, sie hätten ihre Lehren in steter Überlieferung (durch Josua, Phinees, Heli, Samuel, David, die Propheten und Esdras) von Moses selbst erhalten. Wirklich waren in frühern Zeiten unter diesen Schriftgelehrten viele recht heilige und gotterleuchtete Männer; aber zur Zeit Christi waren sie, namentlich durch die Pharisäer, verderbt und unter sich selbst uneins geworden, und anstatt das Gesetz Gottes zu erforschen, zerbrachen sie sich mit den abgeschmacktesten Grübeleien den Kopf, gaben allerhand Menschensatzungen und Fabeleien für göttliches Gebot aus, und verdienten so mit Recht den Tadel unseres Heilandes.
Unter dem Worte "die Ältesten" versteht die heilige Schrift die weltliche Obrigkeit und die Richter, welche in jedem Orte aus den ältesten und erfahrensten Männern genommen wurden. In jeder Stadt bestand dieser Rat aus 23 Männern, und von ihm sprach einst der göttliche Heiland: "Wer zu seinem Bruder sagt: Raka (d.h. wer den Mitmenschen verwünscht) der wird des Rates schuldig sein," d.h. der soll vor die Richter geführt und von ihnen bestraft werden. - Diese Ältesten waren von Josaphat, dem vierten Könige von Juda, eingeführt, und hatten von ihm die Mahnung erhalten: "Sehet wohl zu, was ihr tut; denn ihr übet nicht eines Menschen Gericht, sondern des Herrn." Leider hatten viele diese Ältesten zur Zeit Christi diese Mahnung des frommen Königs vergessen! - Älteste des Volkes nannte man auch die Vornehmsten oder Häupter jeden Geschlechtes und jeder Familie.
Der grösste Schaden des Volkes waren die Pharisäer, die gewissermaßen einen besonderen Orden aus Priestern und Laien bildeten, der zur Zeit Christi bei 6000 Mitglieder zählte. Sie fasteten viel, beteten, ohne die Augen, Arme oder Hände zu bewegen, lange Gebete, gaben viel Almosen und den Zehnten nicht nur wie es das Gesetz vorschrieb, sondern auch von den unbedeutendsten Kräutern. Allein weit aus die Meisten von ihnen taten alles dies nur aus Heuchelei, um von Andern gesehen zu werden, und bewiesen durch Stolz und Hartherzigkeit, dass die heilige Gottes- und Nächstenliebe nicht in ihnen wohne. Das Volk verehrte sie vielfach wie Heilige, und ihr Wort galt oft mehr als das des Hohenpriesters. Dieses Ansehen wussten sie wohl zu gebrauchen: in die Versammlung der Schriftgelehrten wie in den Hohen Rat und in alle öffentlichen Angelegenheiten wussten sie herrschsüchtig sich einzumischen, und wüteten mit blindem Verfolgungsgeiste gegen Alle, die nicht ihres Sinnes waren. Selbst die Könige mussten sich oft vor ihnen fürchten. Ihre Scheinheiligkeit war das tötende Gift, das zur Zeit Christi das ganze Judenvolk angesteckt hatte. Nun aber ist kein Verbrechen vor Gott grösser und strafwürdiger, als wenn man sein heiliges Gesetz zu eitler Hoffart missbraucht. Deswegen sprach auch Jesus die härtesten Worte gegen die heuchlerischen Pharisäer, und deshalb waren auch sie seine erbittersten Feinde.
Eine andere Partei, die unter den Juden lebte, war die der Sadduzäer, meist reiche, vornehme Freigeister, welche die Fortdauer der Seele nach dem Tode, also auch die Auferstehung leugneten, den Glauben an die Engel, sowie alle mündliche Überlieferung verwarfen und nur das geschriebene Gesetz des Moses - nach ihrer eigenen willkürlichen Auslegung - für verbindlich hielten. Obschon sie in bitterster Feindschaft mit den Pharisäern lebten, machten sie doch gemeinschaftliche Sache mit ihnen wider den Heiland, weil auch sie, in fleischlicher Gesinnung, vom verheissenen Messias nur irdische Güter und Befreiung vom römischen Joche erwarteten.
Sie hatten manche Ähnlichkeit mit den Herodianern. Dies gaben den grausamen, abscheulichen Herodes als den verheissenen Messias aus. Sie hielten sich besondern am königlichen Hofe dieses Fürsten auf, und führten ein ausgelassenes, wüstes Leben, so dass sie sich in ihren Reden und Handlungen nur wenig von den Heisen unterschieden.
Endlich haben wir unser Augenmerk noch auf eine ganz eigentümliche Menschenklasse bei den Juden zu richten, auf die Publikanen oder Zöllner. Diese Juden hatten die römischen Zölle und Abgaben gepachtet, und wurden von ihren Mitbürgern teils wegen ihrer Habsucht und ihren Erpressungen als "öffentliche Sünder" verachtet, teils auch deswegen, weil den Juden überhaupt das römische Joch und darum auch die römischen Zölle und Abgaben sehr verhasst waren.
So sehen wir denn, wie zur Zeit der Geburt Jesu Christi das Verderbnis von allen Seiten ins jüdische Volk, in allen Klassen und Stände, eingedrungen war, so dass die Bessergesinnten unter ihnen aus ganzer Seele nach der Erfüllung der alten Prophezeiungen, nach dem Messias, sich sehnen mussten.
(Auszug aus: LEBEN JESU, von L.C.Businger 1873)