- Gottes enge Pforte -

Hl. Messe vermehrt die Gnade und die himmlische Glorie

   
   
   1. Das hohe Glück der heiligmachenden Gnade
   
   Die heiligmachende Gnade ist die Freundschaft Gottes. Gott und die Seele werden zwei treue, liebe, vertraute Freunde. Als Freund zeigt sich Gott gegen die Seele freigebig und teilt mit ihr seine Güter. Er gibt ihr Tugenden, Tröstungen, gute Begierden und innere Freuden. Er beschützt und stärkt sie, er regiert und leitet sie, ja er schenkt ihr sich selbst und vereinigt sich ganz mit ihr. Die Heilige Schrift sagt diesbezüglich: "Er hat uns die größten und köstlichsten Dinge geschenkt, sodass wir in Gemeinschaft mit der göttlichen Natur kommen." Wenn wir die Gunst und Gnade von Menschen, die wir schätzen, eifrig suchen, wieviel mehr sollten wir dann die Gunst und Gnade Gottes begehren!
   Könntest du eine Seele sehen, die in der Gnade Gottes ist, so würdest du staunen. Alle natürliche Schönheit der Sonne, der Sterne, der Blumen und der Menschen ist unvergleichlich geringer. Gott selbst freut sich an dieser Herrlichkeit.
   Ist ein Mensch beim Sterben in dieser Gnade, so gibt ihm Gott die Reichtümer des Himmels, ja er schenkt sich selbst ihm zum Lohn; denn zu Abraham hat er gesprochen: "Ich bin dein Schatz und dein sehr großer Lohn". Alle Schätze des Himmels und der Erde sind in Gott. Für die treue Mitwirkung mit der Gnade empfängt der Mensch den Himmel zum Lohn. Er empfängt hunderttausendmal mehr, als wenn er die ganze Welt mit all ihren Schätzen erworben hätte.
   Durch jedes gute Werk wird die Gnade Gottes vermehrt, wird die Freundschaft mit Gott inniger, wird die Schönheit der Seele noch strahlender; nicht nur durch die großen, sondern auch durch die kleinen Werke, ja selbst durch jeden guten Gedanken. Für jedes gute Werk erhält man neue Gnade und größeren Lohn im Himmel. Das bezeugt Christus mit den Worten: "Wer einem von diesen Geringsten nur einen Becher kalten Wassers zu trinken reicht, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn nicht verlieren".
   Endlich ist die Seele durch die Gnade Gottes so hoch geadelt, dass sie nicht nur zum Freunde, sondern auch zum Kinde Gottes wird. Welch große Ehre wäre es, wenn ein hochgestellter Herr ein Bettelkind zu seinem Kind annähme. Vieltausendmal größer ist die Ehre einer Seele, die vom allmächtigen Gott zum Kinde angenommen wird! Der heilige Johannes staunt darüber und sagt: "Seht, welche Liebe uns der Vater erzeigt hat, dass wir Kinder Gottes heißen und es sind!" Der heilige Paulus fügt hinzu: "Wenn wir Kinder sind, sind wir auch Erben". Welch ein herrliches Recht, ein Erbe Gottes zu sein! Wie es unmöglich ist, die größe und Unendlichkeit Gottes zu begreifen, so kann der Menschenverstand es niemals fassen, welch hohe Ehre und Gnade es ist, ein Kind und Erbe Gottes zu sein.
   
   2. In der heiligen Messe wird die Gnade vermehrt
   
   In jeder heiligen Messe wird uns die Gnade vermehrt. Das gilt sowohl für den Priester, welcher die Messe feiert, als auch für die Gläubigen, die an ihr andächtig teilnehmen. Denn bei der heiligen Messe üben wir die verschiedensten Tugenden. Du schlägst in der Messe mehrmals demütig und ernstlich an die Brust. Dabei erweckst du jedesmal Reue und Leid. Du hälst fest für wahr, dass Christus in der Hostie gegenwärtig ist und sich auf dem Altar seinem Vater für die armen Sünder aufopfert. Damit übst du die hohe Tugend des Glaubens. So oft du daran denkst, dass Jesus auf dem Altar ist, übst du eine große Tugend und verdienst reiche Vermehrung der Gnade. Du übst auch die Tugend der Anbetung, so oft du dich verneigst und deinem Gott innerlich oder äußerlich Ehrerbietung erzeigst. Obgleich du Gott schuldig bist, ihn in Ehrfurcht anzubeten, belohnt er doch diesen Akt mit einer neuen Gnade. Wenn du während der Wandlung die Hostie und den heiligen Kelch mit Liebe anschaust, übst du die Tugend wahrer Andacht.
   Bei der heiligen Messe sollst du beten: "Mein Gott, ich opfere Dir auf Deinen lieben Sohn, ich opfere Dir auf sein bitteres Leiden, ich opfere Dir auf seinen schmerzlichen Tod." Dadurch übst du die Tugend der Freigebigkeit gegen Gott. Du sprichst: "Herr, ich opfere Dir diese heilige Messe auf für alle Lebenden und Verstorbenen, besonders jene, für die ich zu beten schuldig bin." Damit übst du die Tugend der Nächstenliebe. Durch all diese Tugendübungen aber erwirbst du dir reichliche Vergeltung.
   Dass die heilige Messe die heiligmachende Gnade vermehrt, bezeugen auch die Väter. So spricht der heilige Cyprian: "Dieses übernatürliche Brot und der geweihte Kelch gereichen den Menschen zum Leben und zum Heil." Und Papst Innozenz III. sagt: "Durch die Kraft des heiligen Messopfers werden alle Tugenden in uns vermehrt und die Früchte aller Gnaden reichlich ausgeteilt."
   
   3. Die heilige Messe vermehrt die künftige Glorie im Himmel
   
   Es ist doch etwas Großes um die himmlische Glorie, für die wir erschaffen sind und nach der wir sehnlichst verlangen. Der heilige Paulus sagt: "Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben". Im zweiten Brief an die Korinther aber schreibt derselbe Apostel: "Unsere gegenwärtige Trübsal, die augenblicklich und leicht ist, bewirkt eine überschwängliche, ewige, alles überwiegende Herrlichkeit in uns". Darum lehrt auch die katholische Kirche, dass alle Werke eines gerechten Menschen die Vermehrung der Gnade und Glorie verdienen.
   Um so mehr gilt dies von der heiligen Messe. Zur heiligen Gertrud sprach Christus: "Jeder Mensch vermehrt seine Verdienste für das ewige Leben, sooft er mit Andacht an der heiligen Messe teilnimmt." Wie jener, der eine Stiege emporsteigt, durch jeden Schritt höher hinaufkommt, so steigen wir durch jede heilige Messe eine Stufe höher in den Himmel. Je höher wir aber im Himmel steigen, um so näher kommen wir zu Gott, um so klarer erkennen wir Gott, um so herzlicher lieben wir Gott, um so reichlicher genießen wir Gott. Unsere Seele wird bei jeder Stufe schöner, glänzender, reiner, glorwürdiger und bei allen Heiligen angesehen. Welch hohe Stufe der Glorie wäre dir im Himmel bestimmt, wenn du dein ganzes Leben hindurch täglich an der heiligen Messe teilgenommen hättest!
   
   4. Alle Mühen des Messbesuches werden reichlich belohnt
   
   Dein Weg zur heiligen Messe ist vielleicht weit und mühsam: du frierst im Winter während der heiligen Messe; du mußt früher aufstehen; das Knien fällt dir schwer; du verlierst wegen der heiligen Messe einen kleinen Gewinn. Alle diese kleinen Beschwerden bewirken aber eine überschwängliche, ewige, alles überwiegende Glorie im Himmel. Ein Beispiel, das Pelbart von Temeswar, ein Priester aus dem Franziskanerorden, erzählt, mag dir diese himmlische Glorie veranschaulichen:
   Ein Bauersmann hatte eine große Liebe zur heiligen Messe. Jedesmal wenn er zur Messe läuten hörte, verließ er Acker und Wald und eilte zur Kirche. An dieser Übung hielt er fest bis ins hohe Alter. Nach und nach fiel ihm aber der Weg beschwerlich. Da sprach er zu sich selbst: "Ich bin ein greiser Mann und kann nicht mehr so gut gehen; ich glaube, dass es Gott nicht missfällt, wenn ich in Zukunft nicht mehr so weit zur Kirche gehe." Kaum hatte er diesen Entschluss gefasst, bemerkte er, dass ihm jemand nachkam. Es war ein Engel, der in seinem Kleide blühende Rosen trug. Dieser Engel war so schön, dass der Bauer meinte, Gott den Herrn selbst zu sehen. Darum fiel er auf seine Knie und sprach: "O mein lieber Gott, wie verdiene ich die Gnade, dass Du zu mir kommst?" Der Engel antwortete: "Ich bin nicht dein Gott, sondern dein Schutzengel." Der Bauer erwiderte: "O lieber Engel, was bedeutet es, dass du mich würdigst, dich anzuschauen?" Der Engel sagte: "Gott hat mich gesandt, dir nachzugehen; und dies habe ich immer getan, wenn du zur heiligen Messe gegangen bist." - "Warum das?" fragte der Bauer. Der Engel sagte: "Für jeden Schritt, den du zur Kirche getan hast, ist eine Rose unter deinen Fußtritten hervorgesproßt. Diese Rosen habe ich stets aufgehoben und in den Himmel hinaufgetragen." Dann öffnete er seinen Schoß, zeigte ihm die Rosen und sprach: "Siehe, das sind die Rosen, die ich heute unter deinen Füßen aufgehoben habe; darum fahre fort, in die Kirche zu gehen. Wenn du in diesem löblichen Werk bis an dein Ende verharren wirst, so will ich bei deinem Tode dein Haupt mit Rosen krönen und deinen himmlischen Thron mit Rosen schmücken." Danach verschwand der Engel. Der Bauer küsste dessen Fußstapfen und mit weinenden Augen dankte er Gott für diese freudige Erscheinung. Nach kurzer Zeit starb er, mehr aus Verlangen nach dem Himmel als durch die Krankheit.
   Wenn diesem Bauersmann schon seine Schritte so reichlich belohnt wurden, welche Glorie wird ihm dann jedes heilige Messopfer erlangt haben!
   
   5. Wenn man nicht wirklich kommunizieren kann, soll man es geistigerweise tun
   
   Wenn man bei der heiligen Messe nicht wirklich kommunizieren kann, soll man wenigstens ein inniges Verlangen danach erwecken, Christus zu empfangen und sich mit ihm zu vereinigen. Wer dies tut, kommuniziert geistigerweise. Dieses sehnen nach Christus kann dem Menschen großes Heil erwerben; denn Christus kann seine Gnaden auch außerhalb der Sakramente erteilen. Die gute Mitfeier der heiligen Messe aber schließt die geistige Kommunion in sich.
   Der erleuchtete Bischof Forner von Hebron sagt: "Alle Christen, welche die heilige Messe andächtig mitfeiern, werden mit dem Leibe Christi geistigerweise gespeist; denn die Kraft der heiligen Messe ist so groß, dass sie zugleich mit dem Priester die Frucht dieser geistigen Speise empfangen. Es genügt, wenn sie denken: Ich möchte mit dem Priester kommunizieren und verlange, dieses heiligen Messopfers vollkommen teilhaftig zu werden." - "Es wäre ungeziemend", spricht Forner, "wenn jener, der an einer königlichen Tafel gedient hat, hungrig entlassen würde. Ebenso ist es auch undenkbar, dass derjenige ohne geistige Nahrung gelassen werde, der mit Andacht der heiligen Messe beigewohnt hat. Denn durch sein Mitfeiern dient er im Geiste mit dem Priester dem Tisch des Herrn. Es ist daher auch billig, dass er im Geiste mit dem Priester gespeist werde." Bei einer Mahlzeit leidet keiner von den Hausgenossen Hunger; in der heiligen Messe aber wird das große Abendmahl gehalten. Da ist keiner gegenwärtig, der nicht irgendwie daran teil hätte.
   
   6. Geistige Kommunion und Altarsakrament
   
   Die heilige Kirche lehrt uns: "Die Christen, die mit lebendigem Glauben dieses himmlische Brot zu essen verlangen, empfangen dessen Frucht und Nutzen". Das gilt jedoch nur von jenen, die ohne eigene Schuld und Nachlässigkeit verhindert sind, den Leib des Herrn im heiligen Sakrament zu empfangen. Sonst könnte man von ihnen nicht sagen, dass sie mit lebendigem Glauben danach verlangen. Hat einer aber wirklich dieses Verlangen, so wird er der Frucht dieses Himmelsbrotes teilhaftig, wie wenn er wirklich kommuniziert hätte.
   Pater Nider schreibt: Bei Nürnberg wohnte ein frommer Bauer, der oft zur heiligen Messe ging. Er achtete stets andächtig auf die Zeremonien, die der Priester am Altar verrichtete, und betrachtete innig das bittere Leiden Christi. Wenn der Priester kommunizierte, empfand er ein großes Verlangen, ebenfalls zu kommunizieren. Damals war es aber Brauch, dass die Laien nur zweimal im Jahre kommunizierten. Da seufzte dieser fromme Bauer bei sich und sprach: "Wehe mir Armseligen, dass es mir nicht erlaubt ist, das göttliche Sakrament zu empfangen! Du, o liebster Jesus, weißt am besten, wie gern ich Dich empfangen und mich mit Dir vereinigen möchte. Darum bitte ich Dich, Du wollest Dich würdigen, mich mit diesem Himmelsbrot geistigerweise zu speisen." Als der Priester kommunizierte, stellte sich der Bauer vor, er kommuniziere auch. Da geschah es, dass er ein Teilchen von der heiligen Hostie auf seiner Zunge fühlte, es ehrerbietig schluckte und einen großen Trost im Herzen empfand. Von diesem Tag an wuchs das Verlangen nach der heiligen Kommunion in ihm, und er merkte jedesmal bei der heiligen Kommunion des Priesters ein Teilchen der heiligen Hostie auf seiner Zunge. So belohnte Gott durch ein Wunder das eifrige Verlangen nach dem allerheiligsten Sakrament. Durch dieses Ereignis gibt uns Gott zu erkennen, wie gnadenreich die geistige Kommunion ist.
   ( entnommen aus: Erklärung des heiligen Messopfers, von Pater Martin Cochem) 

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