- Gottes enge Pforte -

Ich bete an die Macht der Liebe

   
   
   Ich bete an die Macht der Liebe,
   Die sich in Jesu offenbart;
   Ich geb mich hin dem freien Triebe,
   Wodurch ich Wurm geliebet ward;
   Ich will, anstatt an mich zu denken,
   Ins Meer der Liebe mich versenken.
   
   Für Dich sei ganz mein Herz und Leben,
   Mein süßer Gott, und all mein Gut!
   Für Dich hast Du mir´s nur gegeben;
   In Dir es nur und selig ruht.
   Hersteller meines schweren Falles,
   Für Dich sei ewig Herz und alles!
   
   Ich liebt und lebte recht im Zwange,
   Wie ich mir lebte ohne Dich;
   Ich wollte Dich nicht, ach so lange,
   Doch liebtest Du und suchtest mich.
   Mich böses Kind aus bösem Samen,
   Im hohen, holden Jesusnamen.
   
   Des Vaterherzens tiefste Triebe
   In diesem Namen öffnen sich;
   Ein Brunn der Freude, Fried und Liebe
   Quillt nun so nah, so mildiglich.
   Mein Gott, wenn doch der Sünder wüßte! -
   Sein Herz alsbald Dich lieben müßte.
   
   Wie bist Du mir so zart gewogen,
   Wie verlangt Dein Herz nach mir!
   Durch Liebe sanft und tief gezogen,
   Neigt sich mein Alles auch zu Dir.
   Du traute Liebe, gutes Wesen,
   Du hast mich und ich Dich erlesen.
   
   Ich fühl´s, Du bist´s, Dich muß ich haben,
   Ich fühl´s, ich muß für Dich nur sein;
   Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben,
   Mein Ruhplatz ist in Dir allein.
   Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen;
   Drum folg ich Deinen selgen Zügen.
   
   Ehr sei dem hohen Jesusnamen,
   In dem der Liebe Quell entspringt,
   Von dem hier alle Bächlein kamen,
   Aus dem der selgen Schar dort trinkt.
   Wie beugen sie sich ohne Ende!
   Wie falten sie die frohen Hände!
   
   O Jesu, daß Dein Name bliebe
   Im Grunde tief gedrücket ein!
   Möchte Deine süße Jesusliebe
   In Herz und Sinn gepräget sein!
   Im Wort, im Werk, in allem Wesen
   Sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
   (Gerhard Tersteegen 1697 - 1769)
   
   
   
   
  Eines der erschütterndsten und zugleich großartigsten Erlebnisse war mir die Weihnachtsnacht 1945, in der wir gefangenen Nationalsozialisten - etwa 6.000 an der Zahl - umgeben von mit amerikanischen Maschinengewehrschützen besetzten Wachtürmen, ohne vorherige Verabredung plötzlich gemeinsam das Lied "Ich bete an die Macht der Liebe" sangen.
   Alle amerikanischen Offiziere und viele Tausende Deutsche liefen zusammen, um uns zu sehen, zu hören und mitzusingen - und der amerikanische Lagerkommandant, ein Frontoffizier, hatte Tränen in den Augen.
   (Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe) 

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