- Gottes enge Pforte -


Die Beichte



Was gehört nun zu einer gültigen Beichte?
1. die Gewissenserforschung
2. die Reue
3. der Vorsatz
4. das Bekenntnis der Sünden
5. die Buße
 
Die Gewissenserforschung
Wenn wir eine gute Gewissenserforschung machen wollen, so sollten wir uns an die Mutter Gottes, die Zuflucht der Sünder, wenden und an unseren Schutzengel, damit sie uns vom Heiligen Geist das Licht erbitten, dass wir unsere Fehler erkennen, die wir ja mehr oder weniger unbewußt zu vertuschen suchen. Wenn wir wirklich den Wunsch haben, unsere Beichte möge uns in unserem geistigen d. h. innerlichen Leben einen Schritt vorwärts bringen, wenn wir uns danach sehnen, in der Liebe zu Gott zu wachsen, dann müssen wir unsere Gewissenserforschung wenigstens so aufmerksam vornehmen, wie wir uns sonst mit einer wichtigen Sache beschäftigen.
Jesus sagte zu Mutter Carmela von Mailand, die im November 1978 gestorben ist und deren Schriften mit kirchlicher Druckerlaubnis verbreitet werden:
"Wie ein Kranker, der zum Arzt geht, sich vorbereitet, um ihm seine Leiden zu erklären, so muss auch der an der Seele Kranke sich vor der Beichte sammeln, um seine Fehler zu erkennen und ihre Wurzeln zu sehen, wenn er will, dass ihm vom himmlischen Arzt, vertreten durch meinen Priester, geholfen werde, sich davon zu befreien.
...Erforscht euer Herz gut, sucht die Ursache des Übels zu ergründen, denn eine Sünde, die ihr unter einem bestimmten Gesichtspunkt hasst, kann eine ganz andere Wurzel haben z. B.: eine Person kann aus verschiedenen Beweggründen stehlen; was zählt, ist der Beweggrund. Eine andere ist dem üblen Nachreden verfallen, und zu dem Fehler kann sie von verschiedenen anderen Schwächen gestossen werden. Wenn man die letzteren wegnimmt, wird auch das üble Nachreden wegfallen.
Man kann Übles nachreden z. B. aus Eitelkeit, aus Neid, aus Klatschsucht...Darum ist es weniger wichtig, die Sünde zu sagen, als deren Ursache aufzudecken. Wenn die Wurzel des Übels ausgerissen ist, wird auch die üble Nachrede wegfallen. Bitte deinen Schutzengel, dich zu erleuchten, denn der Engel der Finsternis ist dauernd bei den Beichtstühlen, um zu verhindern, dass die Beichte ihre Früchte bringt.
...Glaubt mir meine Kinder: aus Mangel an Aufrichtigkeit sind viele Beichten nichts wert, wenn sie nicht sogar Sakrilegien sind."
 
 
 
 
Was ist ehrliche Reue?
Das Konzil von Trient erklärt: "Reue, die im Bußgeschehen die erste und wichtigste Stelle einnimmt, ist ein Schmerz der Seele, eine Verwerfung der begangenen Sünden mit dem festen Vorsatz, nicht mehr zu sündigen." (Denz.-Schön. 1676).
Reue ist daher keine Gefühlssache. Sicher gab es Heilige mit der Gabe der Tränen, die über die Sünde weinten wie z.B. der heilige Pfarrer von Ars. Aber darauf kommt es nicht an, sondern vielmehr auf den Verstand, der erkennt, dass unser Verhalten vor Gott nicht recht ist, im Widerspruch zu seiner Heiligkeit steht, und auf den festen Willensentschluss, alles zu tun, um nicht wieder zu sündigen.
 
Wie muss unsere Reue sein?
Denken wir nach! Wer hat gesündigt? War es nicht unser Herz? So muss auch unsere Reue von dort kommen, d.h. sie muss innerlich sein. Im Alten Bund schon lässt Gott daher seinen Prophet rufn: Zerreisst eure Herzen, nicht eure Kleider!" (Joel 2,13). Und sie muss allgemein alle unsere Sünden umfassen. Vom heiligen Sebastian wird berichtet, dass er dem kranken Statthalter von Rom versprach, ihn gesund zu machen, wenn er alle Götzenbilder zerstöre. Dieser tat es, verbarg aber noch ein kleines Götzenandenken seiner Eltern. Der Heilige konnte ihn nicht heilen. So machen es auch manche Sünder! Sie erwecken Reue, aber eine bestimmte Sünde wollen sie dennoch nicht aufgeben. Gott wird ihnen daher keine einzige verzeihen; ihre Beichte ist ungültig und ihre Schuld grösser als zuvor. Ebenso ungenügend ist unsere Reue, wenn wir die Sünde nur als menschlichen Fehltritt bereuen, also nicht aus übernatürlichem Beweggrund, so vielleicht wenn wir durch ein Vergehen im sechsten Gebot unsere Ehre und den guten Namen verlieren, und nur darüber beschämt sind - aus verletztem Stolz.
 
Vorbildliche Reue
Sie zeigt nach dem Gleichnis des Heilands der verlorene Sohn, der sich nach seiner Rückkehr dem Vater zu Füssen wirft und bekennt: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heissen. Halte mich nur wie einen deiner Knechte" (Lk 13,21). Und auch an den reumütigen Zöllner müssen wir denken, der nicht wie der stolze Pharisäer sich rechtfertigt, sondern demütig bittet: "Gott, sei mir Sünder gnädig" (Lk 18,13).
Auffallend bei diesen Reuegebeten ist zunächst die Erkenntnis des Sünders: was ich getan habe, ist hässlich, niedrig und gemein und zwar "gegen den Himmel", vor Gott. In seiner Sünde sieht er weniger die Verletzung einer menschlichen Anstandspflicht oder eines menschlichen Gesetzes - dagegen müssen wir sogar manchmal aus Gewissensgründen "verstossen" - als vielmehr die traurige Tatsache, dass Gott beleidigt, hintangesetzt und seine Ordnung gestört wurde.
Dann gesteht er ausserdem ein, dass auch für ihn mit der Sünde etwas Furchtbares geschehen ist. Ja, ich habe gesündigt und Böses getan, "ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heissen". Sünde ist also im wesentlichen Verlust der Würde des Menschen vor Gott, als Gottes Kind. Ein entsetzliches Unglück für uns! Ein unermesslicher Schaden, wenn er nicht mehr behoben werden könnte. Aber gerade darauf vertraut der Sünder: doch nur Gott kann ihn wieder gutmachen. Ihn um diese Gnade zu bitten, ist er demütig und ehrlich genug.
Reue ist also eine Frage der seelischen Sauberkeit, die nichts verschmiert und hinweglügt, was da zwischen Gott und uns liegt. Es ist nichts Entwürdigendes, anzuerkennen, dass Gott und nur ER allein heilig ist, und kein Mensch vor IHM bestehen kann. Wie sehr täuschen sich alle, die meinen, Reue sei eines Menschen unwürdig; nur sehr Dumme werden auf ihrem Weg, auch wenn sie erkannten, dass er falsch ist, stur wie ein Muli weitergehen. Der vernünftige Mensch dagegen hat den Mut, sich selbst zu korrigieren, den Irrtum einzugestehen und seine Konsequenzen zu ziehen. In diesem Sinn ist Reue eines der erhabensten Gefühle, dessen wir fähig sind.
Diesen Gedanken legte auch Kardinal Wojtyla - später unser Heiliger Vater Johannes Paul II. - bei den Exerzitien in der Fastenzeit 1976 Papst Paul VI. und seinen engsten Mitarbeitern im Vatikan dar. Er sagte: "Mögen seine Verfehlungen noch so sehr auf seinem Gewissen lasten...die Umkehr zu Gott lässt die besondere Würde des Menschen, seine geistige Grösse aufscheinen...Wie gross ist doch dieser Moment, wo der Mensch zu dem steht, was er innerlich ist, und sich direkt an Gott wendet. "Gegen Dich allein habe ich gesündigt" (Ps 51,6) und...in seinem Innern Ordnung schafft..."
 

 
So edel aber nun auch die Rede ist, wir wollen doch nie vergessen: selbst die tiefste wäre wertlos, wenn nicht der Heiland für unsere Sünden am Kreuz gesühnt hätte. Niemals könnten wir, auch nicht mit den bittersten Reuetränen, die kleinste Sünde von unserer Seele abwaschen. Das vermag nur das kostbare Blut unseres Erlösers. Aber ebenso wäre auch sein ganzes Leiden und Sterben umsonst für uns, wenn wir unsere Sünden nicht bereuten. Wie recht hat daher der heilige Augustinus, wenn er sagt: "Gott, der uns erlösen wollte ohne uns, will uns nicht retten ohne uns!"
Tröstlich und aufmunternd zugleich offenbart Jesus seine barmherzige Liebe in seiner BOTSCHAFT: Das Bereuen eines Fehlers, mein kleines Kind, zieht sein Verzeihen nach sich. In diesem Akt der Demut liegt deine Belohnung." (30.8.66)
"Nur ich kann euch euren Sündenmakeln reinwaschen. Ich bin der Gott der Liebe und des Verzeihens. Bedenkt, wie sehr ihr von eurem Schöpfer geliebt werdet." (24.6.66)
 
Die vollkommene Reue - ein goldener Himmelsschlüssel
"Wenn ich als Prediger die Lande durchziehen könnte", erklärte der gelehrte und fromme Kardinal Franzelin, "so würde ich von nichts öfter reden als von der vollkommenen Reue, denn dies ist eine sehr wichtige Sache. Unzählige Seelen sind im Himmel, die ohne die vollkommene Reue verloren gegangen wären. Jeder Christ sollte über die Tragweite und Wirklichkeit eines Sktes vollkommener Liebe und Reue, sowohl für seine eigene als auch für die Todesstunde anderer gründlich unterrichtet sein."
Geht unsere Reue vorwiegend aus der Furcht Gottes hervor, weil wir daran denken, dass Gott uns wegen unserer Sünden zürnt und uns mit Strafen im Fegfeuer oder gar mit der Hölle droht, falls wir uns nicht bekehren, so haben wir wohl eine wahre und echte Reue, aber sie ist dennoch unvollkommen und wird Furchttreue genannt.
Denken wir dagegen bei unserer Reue an die Liebe Gottes, die wir geschmäht und mit Undank vergolten, so sprechen wir von einer vollkommenen oder Liebesreue, weil eben die Liebe uns zur Reue bewogen hat. Beispiele dafür sind der Apostel Petrus, der durch einen Blick des Heilands bekehrt, "bitterlich weinte" (Lk 22,62), wie uns die Heilige Schrift berichtet. Auch Maria Magdalena weinte von tiefer Reue und Liebe erfüllt, zu Füssen des Heilands, der nach einer Belehrung zu Simon, dem Gastgeber, sagte: "Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat." (Lk 7,38ff).
Furcht- und Liebesreue schliessen sich nicht aus. Wir finden sie oft im gleichen Gebet vereinigt:
O mein Gott, alle meine Sünden sind mir von Herzen leid, weil ich Dich erzürnt und dafür Strafe verdient habe. Besonders aber bereue ich sie, weil ich Dich, meinen besten Vater und grössten Wohltäter, das höchste und liebenswürdigste Gut beleidigt habe. Ich nehme mir ernstlich vor, nicht mehr zu sündigen und mich wahrhaft zu bessern, auch die Gelegenheit zur Sünde zu meiden. O Gott, hilf mir dazu durch Deine Gnade. Amen. (Imprimatur: Freiburg 29.9.1954. Gen. vic. Hirt)
Selbstverständlich ist niemand an ein bestimmtes Gebet gebunden. Notwendig sind nur aufrichtige Liebe und innige Reue.
 
Die vollkommene Reue bewirkt jedesmal die sofortige Verzeihung unserer Sünden. Ausdrücklich sagt das Konzil von Trient: "Die vollkommene Reue versöhnt mit Gott, bevor das Busssakrament empfangen wird." Wir müssen aber bei schweren Sünden den Willen haben, sie bei nächster Gelegenheit zu beichten.
Wir können und sollen die vollkommene Reue auch im Zustand der Gnade erwecken, weil es doch Akte der Liebe sind. Dann bewirkt sie: Vermehrung der heiligmachenden Gnade, Tilgung von Sündenstrafen. Ausserdem werden wir dadurch beharrlicher und standhafter gegen das Böse.
Besonders wichtig ist sie in Todesgefahr, in der Todesstunde, wenn kein Priester an unserer Seite sein kann. Sollte jemand plötzlich in unserer Gegenwart in eine solche Lage kommen, so können wir den Sterbenden an diese Gnade der Sündenvergebung erinnern, ihm ein Kreuz reichen und mehrere Male langsam betend mit ihm die vollkommene Reue erwecken. - Bitten wir auch im "Vaterunser" und "Ave Maria" für uns und andere um diese kostbare Gnade, wenn wir beten "...vergib uns unsere Schuld...jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen." Auf die hohe Bedeutung der vollkommenen Reue hat überdies auch Papst Paul VI. am 5. März 1975 eindringlich hingewiesen. Nachdem er sie ausführlich dargelegt hatte, bemerkte er: "Es ist wichtig, dies zu wissen!"
 
Ohne Vorsatz keine Verzeihung
Was wäre eine Reue ohne den Vorsatz, die gleichen Fehler nicht wieder zu begehen? Ist er nicht die natürliche Folge einer richtigen Reue!?
Ein Musterbeispiel für einen mangelnden Vorsatz:
Ein Mann hatte eine Schwäche, die ihm zwar zu grossem Reichtum verhalf, aber doch auch Kopfzerbrechen bereitete. Wenn immer er konnte, bemächtigte er sich allzu gern der Habe seines lieben Nächsten. Eines Tages entschloss er sich, nach dem Anhören einer Predigt endlich zur Beichte zu gehen.
Er kam in den Beichtstuhl, kniete vor dem Priester nieder und begann seine Anklage: "Hochwürden", sagte er unter anderem, "ich habe gestohlen." Der Beichtvater unterbrach ihn vorerst nicht, und erst als er mit der Aufzählung seiner Sünden zu Ende war, fragte ihn der Priester, wie es seine Pflicht war, nach einer Reihe nicht gerade bedeutungsloser Umstände. Was der Mann denn gestohlen hätte, fragte er. "Einige Säcke Weizen", lautete die Antwort. "Wie viele ungefähr?" "Fünf...aber rechnen Sie sechs, denn morgen hole ich mir den, der noch übrig ist."
 
Daraus sehen wir deutlich, wie notwendig der Vorsatz für eine gute, ja überhaupt für eine erst gültige Beichte ist. Freilich ist damit nicht die Sicherheit gegeben, dass wir nicht dennoch wieder sündigen und Gott beleidigt, aber wir müssen uns doch wenigstens mit gutem Willen bemühen und die Mittel anwenden, es nicht mehr zu tun.
Wir sind nun mal schwach und zu allem fähig, wenn uns die Gnade nicht hält. Als der heilige Philipp Neri einmal gefragt wurde, was er tun würde, wenn er vor die Wahl gestellt würde, sich martern zu lassen oder zu sündigen, antwortete er: "Was ich tun müsste, weiss ich wohl, was ich aber tun würde, das weiss ich nicht!" Der grosse Heilige traute seiner eigenen Schwachheit nicht. Um wieviel weniger wir armen Sünder!
 
Um einen guten Vorsatz zu machen, müssen wir uns vornehmen:
1. wenigstens nie mehr eine schwere Sünde (Todsünde) begehen. Haben wir nur lässliche Sünden zu beichten, so muss sich der Vorsatz wenigstens auf eine diesen, vor allem auf unsere Gewohnheitssünde erstrecken. Wir müssen mit der Gnade Gottes dieser Schlange in unserem Herzen den Kopf zertreten, sonst wächst sie und gebiert eine ganze Brut. Allgemeine Vorsätze nützen nichts.
2. die nächste Gelegenheit zur Sünde meiden. Was heisst das? z.B. nicht weiter jene Verbindung pflegen, von denen wir wissen, dass sie uns vom Weg der Gnade abbringen oder die gleichen Filme ansehen, die uns nur schaden; ebenso die Lektüre eines Buches abbrechen, das offensichtlich Anlass zu schlechten Gedanken ist. Auch wenn wir sagen: "Ich will ja nicht sündigen, ich bin nur schwach!" Eben deshalb dürfen wir uns nicht in eine solche Gefahr begeben!
3. uns ernstlich bemühen und die von der Kirche empfohlenen Mittel zu unserer Besserung benützen, vor allem das Gebet. Wer betet, macht sich Gott zum Helfer, IHN, den Allmächtigen, gegen den die ganze Hölle nichts vermag. "Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!" Dann wenn möglich täglich die heilige Kommunion empfangen, eifrig die Gottesmutter verehren (Rosenkranz beten), ebenso die heiligen Engel und Heiligen; viel für die Armen Seelen beten, damit sie viel für uns beten. Täglich Gewissenserforschung machen; gute, fromme Bücher lesen, um sich religiös weiterzubilden; Betrachtung der vier Letzten Dinge (Tod, Gericht, Himmel, Hölle).
4. dem Nächsten den Schaden an seinem Eigentum ersetzen, schlechtes Beispiel wieder gutmachen und Beleidigungen verzeihen.
 
Ob diese Losung nicht auch uns helfen vermag: Ich  k a n n  - ich  w i l l - ich  m u s s  besser werden! Augustinus rief einmal: "Diese haben es gekonnt, und jene haben es gekonnt, und ich sollte es nicht können!?" Und er wurde ein grosser Heiliger!
Manchmal geschieht es, dass sogar der Beichtvater zu einem rechten Vorsatz verhelfen muss. Don Cafasso, ein Zeitgenosse von Don Bosco, wie er in Turin tätig und heiliggesprochen, war ein vielbesuchter Beichtvater. Von ihm wird berichtet:
Eine Dame, die bei ihm beichtete, konnte sich nicht zum Abbruch einer unerlaubten Beziehung entschliessen.
"Wenn Sie mir schon nichts versprechen können", sagte er zu ihr, "erlauben Sie mir wenigstens, für Sie zu beten. Einverstanden?"
"Oh ja, ich danke ihnen dafür."
"Wissen Sie, ich nehme das sehr ernst, und wenn ein Beichtvater sich dazu entschliesst, schlägt ihm der Herr seine Bitte nicht ab."
"Um so besser, so bin ich sicher, Erhörung zu finden."
"Nun gut, sind Sie bereit, alles aus Gottes Hand anzunehmen, was er Ihnen schicken wird?"
Da wurde die Dame neugierig und fragte: "Was wird das wohl sein?"
"Sie haben meine Mahnungen in den Wind geschlagen und denken nicht daran, endlich einmal Ihr Sündenleben aufzugeben; daher muss ich den Herrgott bitten, er möge Schluss damit machen."
"Das ist alles schön und gut, aber wie soll das geschehen?
"Ich glaube, es ist gar nicht so schwer, das zu erraten. Falls Sie am Leben bleiben, sind Sie nicht gewillt, Ihr sündhaftes Verhältnis aufzugeben. Im Gegenteil. So wird der Herr Sie heimholen und die Sache ist erledigt."
"Aber nein, um Gottes Willen! Wenn es so ist beten Sie nicht!"
"Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder Sie bessern sich oder ich bete, und dazu brauche ich nicht einmal mehr Ihre Einwilligung."
Das gab der Sünderin den Rest. Sie verlor völlig die Fassung und versprach unter Tränen, sich zu bekehren.
 
Bekenntnis der Sünden
Der 1975 im Ruf der Heiligkeit verstorbene spanische Gründer der Vereinigung OPUS DEI Msgr. Josemaria Escriva Balaguer sagte: "Betrachte, wie Gottes Gerechtigkeit vor Erbarmen überfliesst. Bei menschlichen Gerichten bestraft man den geständigen Täter, beim göttlichen Gericht wird ihm verziehen. Gepriesen sei das Sakrament der Buße!"
Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns doch eher von dem Schriftwort auffordern lassen: "Schäme dich nicht, deine Sünden zu bekennen." (Sir 4,31). Denn heute suchen sich leider allzuviele Seelen um das Bekenntnis ihrer Sünden im Beichtstuhl herumzudrücken, flüchten in Bußandachten und weil es viele tun, glauben sie, recht zu handeln. Wie sehr täuschen sie sich!
Wir  m ü s s e n  in diesem Sakrament unsere Sünden bekennen. Wie soll sonst der Priester seine Binde- und Lösegewalt ausüben können! Da er nicht allwissend ist, müssen wir ihm unseren Gewissensstand offenbaren.
 

 
Wie soll unser Bekenntnis aussehen?
Nicht in starren Formeln aus einem Beichtspiegel sondern offen und ganz aufrichtig. Was soll es z.B. bedeuten, wenn eine alte Frau beichtet, sie habe im Scherz gelogen und einmal genascht. Dass sie aber unausstehlich zu Hause ist, vor ihrem Mundwerk kein Mensch sicher ist, sagt sie nicht. Oder soll damit ein Ehebruch gebeichtet sein, wenn einer bekennt: "Ich war unkeusch"? Soll die Roheit gegen Frau und Kinder damit gebeichtet sein, wenn einer in der Beichte sagt: "Ich war lieblos"! Müsste er nicht besser sagen: "Ich habe in gemeinster Weise meine Pflichten als Ehemann und Vater vernachlässigt; ich habe im Zorn meine Frau geschlagen und meine Kinder misshandelt?" Und was ist damit schon angezeigt, wenn einer beichtet, er habe geflucht? Das kann bedeuten, dass er einmal das Wort Herrgott in Erregung ausgesprochen hat, aber auch - dass er bei jeder Gelegenheit, den Namen Gottes furchtbar gelästert hat. Nein, wahrhaftig mit solchen Formeln ist nichts gesagt. Sie sind lediglich neue Masken, um unser wahres Inneres zu verschleiern.
Bei schweren Sünden müssen wir ausserdem angeben, wie oft wir da gefehlt haben. Damit wir etwa solche Sünden nicht unfreiwillig oder vielleicht aus Erregung vergessen, empfiehlt es sich: was uns am schwersten fällt oder worüber wir uns am meisten schämen, gleich zu Beginn zu bekennen. Manchmal können wir auch den Priester bitten, uns durch Fragen zu helfen, damit wir bestimmte Sünden gut beichten. Grundsätzlich besteht keinerlei Veranlassung den Nächsten zu erwähnen, es sei denn, wir hätten ihn zu einer Sünde verführt, oder mit ihm eine Sünde begangen. Noch ein heilsamer Gedanke, eine stille Frage an uns selbst: und wenn dies unsere letzte Beichte wäre!? Wie würden wir uns da prüfen und ein vorbildliches Bekenntnis ablegen!
Lassen wir es auch uns gesagt sein, was Jesus Mutter Carmela von Mailand, am 14.9.68 mitteilte: "O wieviel Glauben möchte ich, dass meine Kinder hätten, wenn sie sich mir nahen, um ihr Bündel, das Gewicht ihrer Fehler vor mir niederzulegen und dafür die Verzeihung zu erlangen. Wie sehr schmerzen mich gewisse Beichten, die eher eine sentimentale Begegnung zweier Menschen sind, als die Begegnung eines Menschen mit dem Gott der Barmherzigkeit, der Güte und Liebe!
Manche kommen zur Beichte, vor allem darum besorgt, ihre Fehler zu verbergen und ihre Tugenden bekanntzumachen. Andere sprechen in der Beichte von Träumen, von Visionen...und vergessen die Wirklichkeit...Das gehört nicht in die Beichte; es sei denn, du würdest diese Gaben als deine Verdienste ansehen und müsstest dich des Hochmuts anklagen.
Bringe deshalb zur Beichte mit: grossen Glauben, grosse Aufrichtigkeit und tiefen Ernst. Höre auf die Worte des Priesters und lege ihm den Vorsatz dar, den du zu machen vorhast oder höre auf das, was er dir anrät.
 
 
Erfüllung der auferlegten Buße
Der Priester hat uns eine bestimmte Buße aufgegeben. Warum das? Vergessen wir nicht, was wir eigentlich für unsere Sünden verdient hätten! Für die Todsünden die ewige Hölle und für die lässlichen Sünden ein schmerzliches Fegfeuer. Wie die Kirche lehrt, "sind diese Strafen Folgen der Sünde, durch die wir die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes beleidigt haben."
In der sakramentalen Lossprechung vergibt uns zwar Gott unsere Sünden und die gebührenden Strafen, doch meist mangelt unserer Liebe zu IHM die notwendige Lauterkeit; so erlangen wir nicht die volle Vergebung aller Strafen, wenngleich uns die Hölle immer erlassen wird; die restlichen, die wir noch abzubüssen, und die Wunden, die uns die Sünden verursacht haben, bedürfen noch der Sühne. Diese Genugtuung müssen wir entweder "in der Welt durch Leiden, Not und Trauer oder aber durch das Feuer, die Pein und die Strafen des zukünftigen Lebens" ableisten.
Jeder von uns wird einsehen, dass ein Ehebruch nicht durch die Buße von drei Ave Maria gesühnt ist. Vielmehr soll dies der Anfang einer grossherzigen, persönlich auferlegten Sühne sein. Denken wir an die grausamen Leiden, die Jesus für unsere Sünden erdulden musste, und wir werden verstehen, dass er als liebende Wiedergutmachung mehr von uns erwartet als sein Stellvertreter uns auferlegt hat.
 

 
 


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