- Gottes enge Pforte -

Revolution gegen das Lehramt der Kirche

 
 
An die Revolution gegen das Priester- und Hirtenamt der Kirche reiht sich die gegen das Lehramt in der Form des modernen Unglaubens. Wir können die Fragen unterscheiden: Was für Lehren wurden verbreitet? Wer sind die Lehrer? In welcher Weise waren dieselben tätig?
 
 
Lehren und Lehrer des Unglaubens
 
A. Was für Lehren wurden verkündet?
 
1) In Hinsicht auf die positive Religion
 
a. Hinsichtlich der Religion überhaupt: Es hieß z.B.: "Religion ist Erfindung der Menschen," "sie ist nichts anderes als ein Werkzeug der Mächtigen zur Bändigung der Massen." (Hobbes.) "Jede Religion ist nichts anderes als Betrug der Priester." (Karl Blount.) Alle Religionen haben die gleiche Berechtigung. "Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, die du mir nennst! Und warum keine? Aus Religion." (Schiller.) Hohn und Spott wurde ausgegossen über jede Religion, über Tugend und Moral, über Gott und alles, was dem Menschen heilig ist. So von Shaftesbury. Nur die Vernunftreligion eines Kant fand Gnade.
 
b. In Bezug auf den Gottesbegriff. Der Monismus lehrte: alles ist Gott, und Gott ist alles; es gibt nur eine einzige Substanz und diese ist Gott (Spinoza). Man setzte an die Stelle Gottes "die Natur". Es wurde geradezu Mode, Atheist zu sein. Weil aber der Gottesbegriff zu tief im Menschenwesen drinnen steckt, so erfand man für ihn verschiedene Erklärungen. Lagrange sagte: "Die Natur ist Gott!" Busson: "Gott ist eine sich selbst gebärende Natur!" Diderot dagegen leugnete Gott offen hinweg. Ja, man verstieg sich zum persönlichen Hasse Gottes, so Damilaville. Schiller bedauerte in jüngeren Jahren offen den Untergang des griechischen Götterkultus.
 
c. In Bezug auf Christus. Christentum und Offenbarung. Von den Naturalisten wurde die Notwendigkeit, ja sogar die Wirklichkeit der göttlichen Offenbarung geleugnet. Pascal stellte die Offenbarung als eine Forderung der menschlichen Vernunft hin. Man entkleidete die Religion ihres göttlichen Charakters; Rechtschaffenheit und die Überzeugung, dass im Jenseits eine Vergeltung stattfinden werde, sei genug. So Cherbury. Die Entscheidung über die Offenbarung hat die Vernunft, Hauptsache ist der Glaube an Christus als Messias. Die Wunder in der Bibel wurden von Shaftesbury verspottet. Collins sagte, es sei Recht und Pflicht des Menschen, "frei zu denken". Toland leugnete die Geheimnisse des Glaubens, Tindal kämpfte gegen das Christentum mit bitterem Hohn, Woolston leugnete die geschichtliche Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift, Morgan erklärte den heiligen Paulus für einen Freidenker. Sätze stellte man auf wie: Das Bekenntnis des Christentum sei ein Verbrechen (Raynal), das Christentum sei einer Verbesserung fähig (Kant), das Christentum sei eine veraltete Täuschung, die Vernichtung desselben sei ein Ideal, die christlichen Dogmen seien eitles Hirngespinst und Betrug (Voltaire). Goethe nannte sich einen "Nichtchristen!" Er hasste alles Christliche.
 
d. In Bezug auf den Menschen. Die Sinne erhalten die Herrschaft über die Vernunft bei den Sensualisten. Der Mensch sei eine bloße Maschine und die Gedanken seien nichts anderes, als Bewegungen des Gehirns (Claud. Helv.). Der Mensch wird zum Tier degradiert. Die Unsterblichkeit der Seele, das Dasein einer Seele, überhaupt alles Höhere beim Menschen wird geleugnet (Lagrange). 
 
e. In Bezug auf die menschliche Gesellschaft. Der Staat sei durch einen Vertrag entstanden, nachdem ein Krieg aller gegen alle vorausgegangen sei. Der Staat habe die oberste und absolute Gewalt, er sei eine Art sterblicher Gott, zu vergleichen dem Leviathan, dessen Seele die Fürsten, dessen Glieder die Untertanen seien (Hobbes). Der Ursprung der öffentlichen Gewalt liege im Wahlrecht und in der freien Entschließung der Nation, die bürgerliche Gesellschaft sei nur Menschenwerk, eine künstliche Erfindung zum Schutze des Eigentums. Jede Generation habe das Recht, eine Regierung einzusetzen, welche ihr zusage (Locke). Historische Rechte werden geleugnet und verspottet (Raynal). Die Könige seien wilde Tiere, welche die Nationen auffressen; die Gewalt solle zwischen König und Volk geteilt werden (Montesquieu). Der letzte König möge mittelst des Darmes des letzten Pfaffen erwürgt werden (Diderot). Die Souveränität gebühre der Gesamtheit. Das öffentliche Gewissen seien die positiven Gesetze; also was Gesetz ist, ist recht und gut, die Staatslehre ist die einer sozialdemokratischen Republik (Rousseau), die Staatsökonomie ist die des Liberalismus (Smith).
 
2) In Hinsicht auf die Moral
Die Sinne werden über die Vernunft gestellt, die Tugend wird verhöhnt und die Forderung ausgesprochen, der Sinnlichkeit nachzugeben, Egoismus sei ganz in der Ordnung. Das Leben der Epikuräer wurde offen verteidigt (Charles de St. Denys); Wollust sei das höchste Gut des Menschen (Claudius Helvetius). Der Leidenschaft dürfen keine Zügel angelegt werden, die Ehe soll aufhören, jede Religion, welche da Selbstverleugnung predige, soll verabscheut werden (Lagrange), das Frauengeschlecht soll emanzipiert werden (Anna Enclos), der Selbstmord wird verteidigt (Hume), das Tierische im Menschen wird geadelt ("Heloise" von Rousseau). In den sogenannten Zirkeln wurde raffinierte Sinnlichkeit getrieben, besonders bei der Anna Enclos. Die Fleischeslust wird begünstigt (Wieland), sinnliches Wohlbehagen, Abwechslung im Geniessen, Vergötterung des eigenen Ich, das sind die Ideale jener Zeit, die Ideale eines Goethe.
 
 
B. Was für Menschen solche Lehren aufstellten und vertraten
 
Beispiele:
 
a. In England und Holland. Spinoza war ein Jude, welcher aus der Synagoge ausgestoßen wurde. Graf von Rochester war ein frecher Religionsspötter und unsittlicher Mensch, der aber schließlich noch reumütig starb. Karl Blount, der Verfasser des "Organ der Vernunft", starb 1693 als Selbstmörder. Toland war schon mit 16 Jahren von der katholischen Kirche abgefallen und führte ein unstetes Leben. Annet wurde als Gotteslästerer bestraft. Bolingbroke war ein vollendeter Weltmann, ein elender Wüstling, voll teuflischen Hasses gegen die Religion. Er bekleidete unter der Königin Anna die Stelle eines Ministers.
 
b. In Frankreich. Charles Denys führte ein unsittliches Leben. Anna Enclos unterhielt in ihren Salons unsittliche Zirkel. Joh. Jak. Rousseau, der Sohn eines Genfer Uhrmachers, wurde wegen seiner scheußlichen Schmutzgedichte und wegen Sodomie des Landes verwiesen und trieb sich in der Schweiz, England, Belgien, Österreich herum. Voltaire war bei den Jesuiten erzogen, in den Zirkeln der Enclos aber gründlich verdorben worden. Er war ein charakterloser Heuchler. Er gab Lobgedichte auf den König Ludwig XIV. und auf die Mutter Gottes heraus und verhöhnte gleichzeitig in boshafter Weise Religion und Adel. Am 25. Febr. 1758 sprach er die Gotteslästerung aus: "In 20 Jahren wird der Herrgott Feierabend haben!" Genau nach 20 Jahren an demselben Tage bekam er selbst Feierabend. Ein Blutsturz überfiel ihn. Zwar ließ er einen Priester rufen, aber die Bekehrung war nicht vollendet. Später ließen seine Freunde keinen Priester mehr zu. So starb er nach mehreren Wochen den Tod der Verzweiflung. Sein letztes war, dass er seinen eigenen Unrat austrank. Condillac war ein abgefallener Geistlicher aus Grenoble, Offroy ein lasterhafter Arzt, Claud. Helv. ein reicher Freimaurer, ein Schwelger und Gottesleugner.
 
c. In Österreich. Blumauer war früher Jesuitennovize und wurde dann Buchhändler, Freimaurer u. k. k. Hofrat. Er war ein liederlicher Mensch. Seine Hauptstärke war, dass er masslos schimpfen konnte gegen Papst und Kirche. Beim päpstlichen Segen in Wien soll er bedeckten Hauptes dagestanden sein. Darüber gerügt, habe er zur Antwort gegeben: "Ist des Papstes Segen gut, so dringt er auch durch meinen Hut!" Feßler, ein apostasierter Kapuziner u. n. a. m.
 
d. In Deutschland. Friedrich II., ein Freidenker und Todfeind Österreichs. Die Gründe zum schlesischen Krieg waren für ihn: Schlagfertiges Heer, gefüllte Kassen, Begierde nach Ruhm! Er starb an der Seite seines Hundes, den er noch zu seinem Bett herankommen ließ. Seine Aussprüche über Christus und Christentum sind haarsträubend. Goethe führte ein unmoralisches Leben, und war ein Patriot. Gegenüber Napoleon I. nahm er eine eines Deutschen unwürdige Stellung ein. Wieland, Herder, Schiller und Lessing waren Freigeister.
(Auszug aus: "Die Geschichte der Katholischen Kirche", von Msgr. Anton Ender, Imprimatur 1. Juli 1926)
 

Nach oben