- Gottes enge Pforte -

Religionsgeschichte - von Bonifaz bis Luther

 
 
 Die Päpste in Avignon.
 
Frankreichs Könige hatten mit der Zeit sich immer größeren Einfluß auf die Papstwahl zu verschaffen gewußt. Papst Klemens V. verlegte sogar auf ihren Wunsch seine Residenz nach Avignon. 70 Jahre lang von 1309-1378 blieben sie dort. Man nennt diese Zeit die Babylonische Gefangenschaft der Päpste. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese politische Abhängigkeit der Päpste sie zu manchem unangebrachten Nachgeben zwang. 1312 wurde auf Betreiben des Königs Philipp der Templerorden aufgehoben. (Konzil zu Vienne.) So kam es auch, daß die sechs Nachfolger des Papstes Klemens Franzosen waren. Die Mißstimmung der Römer zeigte sich in der Verweigerung ihrer Abgaben. Ein sehr eifriger Papst dieser Zeit war Johannes XXII., dessen Schriftstücke die Zahl 60 000 erreichte. Die heilige Katharina von Siena, eine Dominikanerin, vermochte durch ihre Bitten Gregor XI. zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. Der Nachfolger Urban VI. fand in Frankreich Widerstand. Zu Avignon wurde ein Gegenpapst aufgestellt; hiermit trat ein vierzigjähriges Schisma (Spaltung) ein, das der Kirche sehr großen Unsegen brachte. Die Synode zu Pisa 1409 konnte keinen Wandel schaffen. Erst das von Kaiser Sigismund veranlaßte 16. allgemeine Konzil von Konstanz 1414-1418 brachte Besserung, wo Martin V. gewählt wurde. Auf diesem Konzil wurde auch Huß verurteilt. Er übertrug die Irrlehren des Engländers Wiclif (+1384) nach Bömen und Deutschland: Gott habe jedem Menschen sein Schicksal von vornherein bestimmt (Prädestination) ohne Rücksicht auf seine Tugenden und Verdienste. Oberen, die in der Todsünde leben, dürfe niemand gehorchen; die Bibel ist die alleinige Glaubensquelle. Er verlangte selbst nach einem Konzilsbeschluß. Als Anführer wurde er der weltlichen Gewalt übergeben und in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. (1415) Darauf entstanden 1419-1436 die Husitenkriege, in denen die grausamsten Gewalttaten von dem Führer Ziska und seinen Truppen verübt wurden. Die Husiten verlangten die heilige Kommunion unter beiden Gestalten(Utraquisten). Mit der Niederlage der fanatischen Taboriten war zwar äußerlich der Streit beigelegt, innerlich jedoch hielt er sich, um in der Reformation wieder aufzuleben. Die Beratungen des Konzils wurden in Basel (1431) und später in Ferrara fortgesetzt. Hier schlossen sich die Griechen dem römischen Papste wieder an. Die Verbesserungen, die infolge der Mißstände an Haupt und Gliedern erstrebt wurden, gelangten zu keinem günstigen Abschlusse. Ein tadelnswerter Papst wie Alexander VI., wenngleich ihn in kirchlichen Lehren kein Vorwurf treffen kann, trug viel zur Mißstimmung in weiten treukirchlichen Kreisen bei. Männer, wie Savonarola, Dominikaner in Florenz, predigten Gottes Strafgericht. Da versammelte Papst Julius II. 1512 das 18. allgemeine Konzil zu Rom, das von dem kunstliebenden Leo X. bis 1517 fortgesetzt wurde. Seine Beschlüsse konnten sich aber kaum Geltung verschaffen. Unter diesen Päpsten geschah viel zur Hebung der christlichen Kunst. Die Malerei erlebte ihre Blütezeit. Davon zeugen die Namen: Giovanni de Fiesole, Leonardo da Vince, Raphael Sanzio, Tizian in Italien; Hubert und Johann van Eyck, Roger van der Weiden, Hans Memling, Rubens in den Niederlanden, Meister Wilhelm und Stephan in Köln, Hans Holbein und Albrecht Dürer in Deutschland.
 
Die Wissenschaft wurde ebenfalls sehr gefördert durch das Wiederaufleben der klassischen Sprachen der Griechen und Lateiner (Humanismus), die Hochschulen nahmen unter den meist geistlichen Lehrern einen mächtigen Aufschwung. Prag zählte z. B. 30 000 Studenten. Die Buchdruckerkunst ermöglichte große Verbreitung der Schriftwerke. Bibelübersetzungen erschienen zahlreich. Vor 1517, also vor Luther, gab es schon 15 vollständige Übersetzungen in hochdeutscher und 5 in niederdeutscher Sprache. Armenbibeln, Katechismen, Bilderbibeln und Beichtbücher waren zahlreich verbreitet, ein Beweis für das rege religiöse Leben jener Zeit.
(entnommen aus: Katholische Handpostille, von P. Leonhard Goffine, 1921)

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