- Gottes enge Pforte -

                                                                 Die Erlösung


                                                                 


                                                                          Der Inhalt des Dogmas

1. Jede Religion ist im tiefsten Grunde eine Erlösungsreligion; denn die Religion will den Menschen von dem Leide befreien und ihm das Heil bringen. Auf der untersten Stufe stehen jene Religionen, die den Menschen von den Plagen des Lebens befreien wollen, von Krankheiten, Armut und Not, großen Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Unfruchtbarkeit, Hungersnot und Seuchen. Die Mittel zur Befreiung sind verschieden je nach dem Glauben über die Herkunft dieser Plagen. Rühren sie von bösen Geistern her, dann gilt es, diese Geister durch Zauber zu bezwingen oder durch Opfer umzustimmen. Rühren sie von einem unentrinnbaren Schicksal her, dann heißt es, sich still in das Unvermeidliche ergeben. Rühren sie von einem persöhnlichen Gott her, dann sind die Züchtigungsstrafen oder Erziehungsmittel in seiner Hand. Auf einer höheren Stufe stehen jene Religionen, die die Seele erlösen wollen, sei es von der Unwissenheit oder von der Knechtschaft der Sinnlichkeit, von ihren törichten Wünschen und ungehemmten Leidenschaften, sei es von dem Tode und der ewigen Vernichtung.


Die höchste Form der Erlösungsreligion ist die christliche Religion, die der Seele und dem Leibe des Menschen Rettung verheißt. Ihr größtes Anliegen ist die Versöhnung mit Gott. Sie sieht in der Sünde das Urübel und die Ursache aller andern Übel. Aus der Sünde stammen die Unwissenheit, der Hang zum Bösen und die Schwäche zum Guten. Aus der Sünde stammen Leiden, Schmerz und Tod. Durch diese Lehre tritt das Christentum in schroffsten Gegensatz zu der größten Kulturlüge unserer Zeit, die das Schuldbewußtsein für einen durch das Christentum gezüchteten Wahnsinn erklärt und deshalb mit Lüge und Hohn das Gewissen ertöten will, weil es dem ungehemmten Triebleben unbequem ist.


Das Heil, das die Erlösung bringen soll, wird in den verschiedenen Religionen verschieden gefaßt. In vielen morgenländischen Religionen, wo die ganze sichtbare Welt mit Einschluß des Leibes als das Böse erscheint, gilt es, die Seele durch Weltflucht und strengste Kasteiung aus diesen Banden zu befreien. Noch einen Schritt weiter im Vernichtungswillen geht der Pantheismus in seiner pessimistischen Form, wie ihn Schopenhauer aus Indien in die abendländische Welt verpflanzt hat. Nach dieser Weltanschauung besteht alles Unglück darin, daß das Einzelwesen zum Bewußtsein seiner selbst gekommen ist, ein Sonderdasein besitzt mit eigener Verantwortung und mit Schuldbewußtsein. Hier sehnt man sich zurück nach einem Dämmerzustand des Lebens, wie er sich etwa in Tieren und Pflanzen findet, nach Vernichtung der Persönlichkeit und nach der Rückkehr des einzelnen in das All. Wenn man begriffen hat, daß man nur ein Wellenschlag in dem unendlichen Ozean des Lebens ist, eine Bewegung Gottes, dann wird man still und wunschlos und wird gelassen alle Schicksalsschläge ertragen. Für die christliche Erlösungslehre aber ist die Persönlichkeit der höchste Wert, den es im ganzen Umkreis der Schöpfung gibt. Sie auszubilden und durch die Verbindung mit Gott immer vollkommener zu gestalten, ist ihr Ziel.


Diese christliche Lehre findet keinen günstigen Boden da, wo der Glaube an eine höhere Welt verschwunden ist, wo man mit Faust bekennt: "Das Drüben kann mich wenig kümmern. Aus dieser Erde quellen meine Freuden, und die Sonne scheint meinen Leiden." Die letzte Form dieses Naturalismus ist die Theorie, daß man ohne Christentum und Gottesglauben nur durch Rassenpflege die Menschheit einer vollendeten Glückseligkeit entgegenführen könne. Aber auch die furchtbare Verarmung, die mit dem mödernen Kapitalismus und der Überbevölkerung zur Geißel der abendländischen Völker geworden, ist der Predigt von der Erlösung nicht günstig. Man glaubt in den Kreisen des kommunistischen Proletariates nicht an die Liebe Gottes, wenn man so viel Not und Ausbeutung erlebt.


2. Die Erlösung durch Christus ist ein Geheimnis unseres Glaubens, das wir auf Erden nie vollkommen begreifen können. Um ihr näherzukommen, geht man am besten aus von der Lehre des heiligen Paulus über Christus als das Haupt einer neuen Menschheit. Christus ist nicht ein beliebiger Einzelmensch, sondern der menschgewordene Sohn Gottes, der um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und Mensch wurde. Er ist nach Gottes Willen der zweite Adam, der den Fluch der Sünde und des Todes von der in Adam gefallenen Menschheit hinwegnimmt und das göttliche Leben bringt. Sein Erlösungswirken kommt uns zugute, weil wir mit ihm eine einzige geheimnisvolle Person sind. Die Handlungen Christi sind zwar nicht unsere eigenen Handlungen, aber ihrem sittlichen Wert nach kommen sie uns zugute, so wie die Leistungen des Hauptes, Sehen, Hören, Denken, Wollen, dem ganzen Menschen und den einzelnen Gliedern zugute kommen. Der heilige Thomas sagt: Wie der Gerechte für sich selbst etwas verdienen kann, so kann Christus für uns alles verdienen; denn wir bilden mit ihm eine einzige Person.


a) Die Erlösung ist nicht so zu verstehen, als ob Gott vor der Erlösung durch Christus ein erzürnter Gott gewesen und durch Christus erst umgestimmt werden mußte. Gott kann vom Zorn nicht zur Liebe übergehen, weil er sich nicht ändern kann. Zudem widerspricht diese Anschauung ausdrücklich der Offenbarung. Hier erscheint Gott selbst als der Erlöser der Menschen und der Mensch Christus nur als das Werkzeug, mit dem er seinen Heilswillen zur Ausführung bringt: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben" (Joh. 3,16). Zürnende und launische Götter, die sich umstimmen lassen, kennt nur das Heidentum. Durch Christus wird nicht Gott umgestimmt, sondern der Mensch, der in ein neues Gottesverhältnis eintritt. Es ist ein unverbrüchliches Gesetz, daß der Sünder friedlos wird. Der Gedanke an Gott wird ihm zum peinigenden Schrecken: "Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hebr. 10,31). Christus hat uns durch seinen Tod mit Gott versöhnt (Röm.5,10). Deshalb jubelt der heilige Paulus: "Das Alte ist vergangen; siehe, Neues ist geworden! Das alles kommt von Gott. Er hat uns durch Christus mit sich versöhnt und uns mit dem Dienste der Versöhnung betraut. Ja, Gott hat in Christus die ganze Welt mit sich versöhnt. Er rechnet ihr die Sünden nicht mehr an. An Gottes Statt bitten wir, laßt euch versöhnen mit Gott!" (2 Kor. 5,17 ff.).


Freilich hätte Gott in seiner Güte uns auch ohne den Sühnetod Christi die Sünden nachlassen und seine Gnade schenken können; denn er ist in all seinem Wirken vollkommen frei. Wer Gott das königliche Amt der Begnadigung abspricht, fälscht den Gottesbegriff und sieht in Gott nur starre Gerechtigkeit, die nach dem Grundsatz handeln muß: Der Sünder muß entweder bestraft werden, oder er muß freiwillig sühnen und Genugtuung leisten. Und doch ist Gott die ewige Liebe; er kann sich und seine Gnade dem Sünder frei schenken. Er hat es aber vorgezogen, in Christus nicht nur seine schenkende und verzeihende Liebe zu offenbaren, sondern auch seine Heiligkeit und Gerechtigkeit. Er verlangt von dem Menschengeschlecht, daß es die ganze Schuld bezahlt. Da aber alle Sünder sind und nicht zahlen können, schenkt er ihnen seinen Sohn, der als Stellvertreter und Bürge eintritt. Er hat der göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung geleistet und die Menschheit von der ewigen Verdammnis errettet. Die Kirche hat bis hierher nur die Errettung der Welt durch Christus zum feierlichen Bekenntnis erhoben. (Credo der Messe), aber noch nicht die stellvertretende Genugtuung. Doch wird sie von dem allgemeinen und ordentlichen Lehramt in Predigt und Christenlehre vorgetragen. Das Vatikanische Konzil hat einen Entwurf, der ihre Dogmatisierung verlangte, nicht mehr bearbeiten können.


Wenn auch das Wort Genugtuung nicht biblisch ist, wenn auch der heilige Anselmus erst eine allseitige Erklärung der Genugtuung gegeben hat, wenn auch der christliche Orient bis heute keine Genugtuungstheorie entwickelt hat, so ist der Kern dieser Lehre doch biblisch; denn Christi Tod folgte nicht nur zu unserem Nutzen, sondern auch an unserer Stelle. Christus nennt selbst seinen Tod das Lösegeld für die Sünden der Welt (Matth. 20,28). Er hat uns nicht nur gerettet, sondern auch der göttlichen Gerechtigkeit ein Lösegeld gegeben. Namentlich die paulinische Theologie betont immer wieder, da´Christi Blut das Sühnemittel war, um unsere Sünden zu tilgen (Röm. 3,25).


b) Christus ist für alle gestorben (2 Kor. 5,15). Er hat sich gegeben als Lösegeld für alle, weil Gott will, daß alle Menschen selig werden (1 Tim. 2,6). "Siehe das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt!" (Joh. 1,29). "Dieser ist die Versöhnung für unsere Sünden, aber nicht nur für die unsrigen, sondern für die Sünden der ganzen Welt" (1 Joh. 2,2). So entspricht es der Stellung des neuen Stammvaters, daß von ihm alles göttliche Leben und alle Gerechtigkeit der Menschheit zugeteilt werden. Christus hat aber nicht nur die neutestamentlichen Frommen erlöst, sondern alle Gnaden seit dem Sündenfall sind Gnaden Christi. Das bekennen wir in dem Glaubensartikel: "Abgestiegen zu der Hölle". Auch die Gerechten der vorchristlichen Zeit wurden von Christus in den Himmel eingeführt. Der heilige Thomas sagt: Die Kraft des Leidens Christi wird den Lebenden zugewandt durch die heiligen Sakramente, den Verstorbenen aber wurde sie zuteil durch den Abstieg Christi in die Vorhölle. Dieser Glaubensartikel richtet sich auch gegen die in jüdischen und heidnischen Kreisen übliche Vorstellung, daß die Seelen auch den gerechten Menschen bis zum Jüngsten Tage an einem freudlosen Ort ein trauriges Schattendasein führen müßten. Christus hat uns von diesem traurigen Lose befreit durch seine Niederfahrt in die Vorhölle. Der Himmel ist seit dem Tode Christi geöffnet. Alle erhalten nach ihrem Tode die ewige Seligkeit, sobald und soweit sie reif für den Himmel sind.


Wiederholt wurde die tröstliche Wahrheit, daß Christus für alle gestorben sei, geleugnet, aber immer wieder von der Kirche verteidigt. Im 9. Jahrhundert war es der sächsische Mönch Gottschalk; später waren es die Vorläufer der Reformation, Wiklif und Hus, dann Luther und Kalvin, dann wieder die Jansenisten in Frankreich, die lehrten, daß Christus nur für die Auserwählten gestorben sei. Die Jansenisten fertigten sogar Kruzifixe an, die diese Irrlehre darstellen sollten: Christus hängt nicht mit weit ausgebreiteten Armen am Kreuze, sondern hebt die Arme senkrecht zum Himmel empor, als ob er nicht alle Menschen, sondern nur einen Teil in seine Erlöserarme aufgenommen habe. Diese Darstellungen wurden von Rom verboten.


3) Die Größe der göttlichen Liebe, die sich im Tode Christi offenbart, geht auch daraus hervor, daß die gefallene Menschheit sich nicht selbst erlösen konnte und ohne Gottes Hilfe der ewigen Verdammnis anheimgefallen wäre. Das wurde durch das Konzil von Trient zu glauben vorgelegt (D. 793). Aber diese Tatsache ergibt sich auch aus der Natur der Sache. Denn die Geschenke des Erlösers, die Nachlassung der Sünden, die Gnade Gottes und die ewige Seligkeit, sind so ausschließliches Eigentum Gottes, daß kein Mensch mit natürlichen Kräften an sie heranreicht, geschweige denn ein Sünder. "Unter die Sünder verkaufen konnte sich der Mensch, sich loskaufen konnte er nicht. Da kam der Erlöser und gab sein Blut als Lösegeld." "Wenn du dich nicht erschaffen konntest, wie kannst du dich dann wieder herstellen?" Daraus folgt, daß alle Theorien der Selbsterlösung falsch sind. Wer von Selbsterlösung redet, der weiß nicht Bescheid um die Sünde und ihre Folgen. Er hält sie höchstens für das, was sie ist, eine Empörung gegen Gottes heiligen Willen. Oder er weiß nicht, was Gnade und Seligkeit bei Gott sind. Deshalb verurteilt die Kirche allen Naturalismus, der in stolzer Verblendung sich selbst alles Heil verdanken will.




                                                                Die Entwicklung des Erlösungsdogmas

1. Die erste Stufe unseres Dogmas finden wir in der Heiligen Schrift in volkstümlichen, bildhaften und gemütsbetonten Worten. Schon in den ältesten Evangelien wird Jesus durch den Engel als Erlöser angekündigt: "Du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erlösen von dessen Sünden" (Matth. 1,21). Er selbst sagt, daß er gekommen sei, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war (Luk. 19,10). Zöllner und arme Sünder sind Gegenstand seiner Liebe. Mit den Worten: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken" (Luk. 5,31), rechtfertigt er seinen Verkehr mit den Sündern. An zwei Stellen der älteren Evangelien verkündet Jesus seinen Tod ausdrücklich als Sühnetod für die Sünden der Welt: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld an Stelle der vielen" (Mark. 10,45  Matth. 20,28). Diesen Gedanken wiederholt er beim letzten Abendmahle, indem er erklärt, daß sein Blut hingegossen wird für die vielen zur Vergebung der Sünden (Matth. 26,28).


In den Johanneischen Schriften erscheint Christus als der gute Hirt, der sein Leben hingibt für seine Schafe (Joh. 10,11); als das Weizenkorn, das sterben muß, um viele Früchte zu bringen (Joh. 12,24); als das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt (Joh. 1,29). Die reichsten Aussagen über die Erlösung finden wir beim heiligen Paulus. Ihm ist Christus der Lösepreis für unsere Sünden, unser Sühneopfer, der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Sieger über alle gottfeindlichen und die Menschen bedrohenden bösen Mächte: Tod, Teufel, Gesetz und böse Begierlichkeit.


2. Die weitere Entwicklung knüpft an einzelne biblische Ausdrücke an, namentlich an das Bild vom Loskauf durch Christus und an das Bild vom Opferlamm. Doch zieht man auch zwei andere der kirchlichen Bußpraxis entnommene Gedanken zum Verständnis der Erlösung heran, die Gedanken der Genugtuung und des Verdienstes, um den Vorgang der Erlösung zu erklären. In diesem zweiten Stadium der Klärung befindet sich unser Dogma noch heute. Wir haben noch keine endgültige Entscheidung über das Wesen der Erlösung. Die Kirche benutzt bei ihrer ordentlichen Lehrverkündigung vier Ausdrücke, deren Erklärung uns tiefer hineinführt in den Gedanken der Erlösung: Die Erlösung ist ein Loskauf (D. 794), ein Verdienst (D. 790, 795), eine Genugtuung (D. 907), ein Opfer (D. 938). Die wichtigste Vorstellung ist die des Opfers. Daß der Kreuzestod ein Sühnopfer ist, wird durch das ordentliche und allgemeine Lehramt so eindringlich gelehrt, daß man es als eine Irrlehre bezeichnen müßte, wenn jemand den Opfercharakter des Todes Jesu leugnen wollte. Die morgenländische Kirche ging bei der Entfaltung des Dogmas andere Wege; sie knüpfte ihre Gedanken hauptsächlich an das Johannesevangelium an. Wenn wir die einzelnen Erlösungstheorien kurz betrachten, dann wird sich zeigen, daß keine einzige das Geheimnis vollkommen erschöpft, daß aber jede einzelne uns einen Einblick in seinen Reichtum gewährt.


a) Die Erlösung als Loskauf und Befreiung. Das in der Heiligen Schrift so oft gebrauchte Bild vom Loskauf durch Christus ist hergenommen aus dem alten Beuterecht oder dem Schuldrecht. Gefangene Sklaven konnten durch Geld losgekauft werden, ebenso Schuldner, die zum Schuldturm verurteilt waren. So dachte man sich Christus als den Retter aus furchtbarer Sklaverei. Der Lösepreis, den er gegeben hat, um die Menschheit zu retten, ist sein Tod. Bei der weiteren Frage, wem der Lösepreis bezahlt worden sei, verfiel Origenes auf die merkwürdige Idee, an den Teufel zu denken. Der Teufel erhält nach ihm die Erlaubnis, den Tod Jesu zu betreiben, um so den herrlichsten der Menschen für sein Totenreich zu gewinnen; dafür ist er aber bereit, die ganze übrige Menschheit freizugeben. Erst zu spät entdeckt er, daß er auch Jesus nicht behalten darf, weil Jesus der Sohn Gottes ist. Wenn man auch diese kaufmännische Form des Loskaufes frühzeitig aufgab, so behielt man das Teufelsrecht auf die gefallene Menschheit bei. Dieses Recht besitzt der Teufel angeblich seit dem Sündenfalle, weil es ihm gelungen war, den Menschen im Paradiese zu verführen. Nach altem Kriegsrecht ist der Besiegte in der Gewalt des Siegers. Natürlich hatte der Teufel nach dieser Anschauung nur das Recht, die Schuldigen mit dem Tode zu bestrafen und für die Unterwelt zu gewinnen; aber der Tyrann macht sich in seinem Übermut auch an Christus heran und überliefert ihn allen Qualen der Seele und des Leibes. Durch den ungerechten Mord an Christus hat er seine Rechte überschritten und wurde zur Strafe von Gott seiner Rechte über die Menschheit beraubt. Einer der Väter kleidet diesen Gedanken in eine Rede ein, die Christus dem Teufel hält: "Gefaßt bist du, Bösewicht, und in deinem eigenen Netze bist du gefangen; dein eigenes Schwert ist in dein Herz gedrungen, dein Bogen ist zerbrochen, deine Grube hast du dir selber gegraben und bist selbst hineingefallen. Die Stricke, die du ausgespannt hattest, haben deine eigene Hände umwunden. Sage doch, warum hast du meinen Leib an das Kreuz geschlagen und dem Tode überantwortet? Welchen Schein von Sünde hast du an mir erspäht? Welche Gesetzesübertretung an mir gesehen? Das Gesetz Gottes hat nur die Sünder dem Tode übergeben, du aber hast auch den Sündlosen den Fesseln des Todes überwiesen. Deine unersättliche Gier war der Anlaß zu deiner äußersten Grausamkeit. Weil du  e i n e n  ungerecht angegriffen hast, wirst du gerechterweise aller deiner Untertanen beraubt."


Fortsetzung folgt...






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