- Gottes enge Pforte -


Die Buße



 



Kehret um und tuet Buße,
ehe Satan euch verschlingt!
Kehret um zu eurem Heiland,
der die Schuld von euch wegnimmt!
Nichts und niemand kann euch retten,
außer euer Herr und Gott.
Kommt zu ihm im Sakramente,
er nimmt weg der Sünden Not.
 
Buße ist ein Wort, das man heute nicht mehr gerne hören will. Viele erschrecken vor dem Wort Buße als wäre es ein Übel, das uns die Freude des Lebens nimmt. Das Gegenteil ist der Fall. - Als Jesus zu lehren begann, wies er vor allem auf die Freude hin, auf die wahre Freude, die wir durch die Buße gewinnen können: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Darum tuet Buße und glaubet an die frohe Botschaft!"
Buße tun heißt vor allem, sich bekehren. Sich abwenden von dem, was uns schadet und sich hinwenden zu dem, was glücklich macht. Das geht freilich nicht immer ohne Überwindung und Abwendung von eingefressenen Gewohnheiten und Genüssen. Es kann schmerzlich sein, auf alte Gewohnheiten und Genüsse verzichten zu müssen. Aber wenn wir erkennen, dass wir uns schaden und uns unglücklich machen, vielleicht sogar ewig unglücklich machen, dann müssen wir umkehren, auch wenn es noch so schmerzlich ist. Manche Operation muss durchgeführt werden, um grösseres Unheil zu verhüten.
"Tuet Buße und glaubet an die frohe Botschaft!" Ohne Buße, ohne Umkehr vom gefährlichen Lebenswandel können wir die frohe Botschaft Jesu nicht verstehen und nicht aufnehmen. Weil wir zu sehr eingehüllt sind in verkehrte irdische Lebensfreuden. Das ist wie ein dichter Nebel, der uns einhüllt, dass wir die Sonne des wahren frohen Lebens nicht sehen können. Buße ist die Voraussetzung, dass wir diesen Nebel durchdringen und im hellen Sonnenlicht die wahre Lebensfreuden sehen können.
Der berühmte Professor Dr. Ignaz Klug erzählt einmal: Ein Gelehrter, mit dem er befreudet war, hatte ständig Glaubensschwierigkeiten. Er kam immer wieder zu ihm mit seinen vielen Fragen und Zweifeln. Schließlich wurde es dem Professor zu dumm und er rief in seiner resoluten Art: "Nun knie dich hin und beichte wieder, damit wieder Licht in deine finstere Seele eindringen kann!" Der Gelehrte kniete nieder und fing verdattert und verwirrt an, seine Sünden zu bekennen. Dr. Klug, wieder ganz Priester, half mit Geduld und Liebe. Es wurde eine gute Lebensbeichte. Nach der Beichte drückte ihm der Gelehrte weinend die Hand: "Mein lieber Freund, jetzt ist alles gut. Ich habe keine Zweifel mehr. Das Licht des Glaubens macht mich so froh und frei."
Zum Lichte des Glaubens können wir nur durch wahre Buße uns durchringen. Dann wird alles gut. - Heute aber ist das grosse Übel, dass viele zwar Christen zu sein scheinen, aber nicht danach leben und keine wahre Buße und Umkehr mehr fertig bringen. Ein Christentum, das nicht einmal mehr die Gebote Gottes ernst nimmt, das nur noch einen oberflächlichen Glauben hat, taugt nicht mehr zur inneren Erneuerung. Zwar gehen sie noch nach Laune in die Kirche und machen manchmal sogar fromme Andachten mit. Aber alles tun sie leer und gedankenlos. Gewohnheitsmäßig. Leider sagen auch manche Priester, dass damit alles gut sei. Dass sie damit sicher in den Himmel kommen. Der Himmel wird ihnen ja heute gewissermaßen gratis zugeworfen. Gott ist ja lauter Liebe und verzeiht alles. Wenn wir überhaupt Sünden haben?!
Wohl die grausamste Irreführung ist zur Zeit die Unsicherheit über Himmel und Hölle. Besonders die Verharmlosung oder gar Verleugnung der Hölle. "Abschied vom Teufel" heißt zugleich "Abschied von der Hölle." Teufel und Hölle sind fraglich geworden. Sehr fraglich. DArum predigt man darüber auch nicht mehr. So fragliche Übel und Schrecken bezwecken nichts. Die muss man totschweigen. Die Menschen brauchen keine Angst mehr haben vor der Hölle.
Wenn das so ist, dann hat Jesus gelogen, der oft sehr deutlich und ernst von der Hölle spricht, worin das Feuer nicht erlischt und der Wurm des bösen Gewissens nicht stirbt. - Und warum hat Jesus, der Sohn Gottes, solche Qualen erlitten bis zum grausamsten Tode am Kreuze, um uns vor dieser Hölle zu retten?! Warum hat Gott, der allliebende Vater, von seinem eingeborenen Sohn ein solches Sühneopfer verlangt, damit wir vor der Hölle bewahrt bleiben? Diese Fragen müssen wir vor dem Kreuze uns selber beantworten. "Das Kreuz ist mein Buch", hat der hl. Bruder Konrad so klar gesagt. Lesen wir endlich wieder in diesem Buch!
Die hl. Theresia von Avila und viele Heilige berichten, dass sie in der Zeit eines oberflächlichen christlichen Lebens hauptsächlich durch die Angst vor der ewigen Verdammnis vor tieferen Abwegen zurückgeschreckt sind. Die wahre Bekehrung, Buße und Umkehr ist bei den meisten Grossen der Kirche zuerst nur aus Angst vor der Hölle erfolgt. Dann freilich haben sie durch Buße immer mehr die Liebe zu Gott gefunden. Erst die wahre Liebe zu Gott hat sie erhoben zu einem frohen und freien christlichen Leben.
Wir können Gott nicht täuschen mit leeren ausseren Schein. Gott sieht auf das Herz. Auf das Herz, das wahrhaft glauben und lieben soll. Jedes Wort, das uns Jesus gesagt hat, müssen wir glauben. Jede Tat, die Jesus für uns getan hat und gelitten hat, müssen wir mit Liebe beantworten. - Es ist keine Kleinigkeit um die Rettung unserer Seele. Um die Rettung für den Himmel. Wir müssen auf Jesus schauen, was es ihn gekostet hat, uns zu retten. Durch das kostbare Blut Jesu Christi, das er mit solchen Schmerzen vergossen hat, werden wir gerettet. Jesus kommt mit unendlicher Liebe uns allen entgegen, wenn wir ihm vertrauen und ihn lieben. Darum hat er uns das Sakrament der Buße geschenkt: "Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen!" Wir brauchen nur kommen und diese Vergebung, diese tilgende Heilandsliebe, empfangen.
 
Da ist nun leider das verderbliche Übel eingerissen, dass viele nicht mehr zur Beichte gehen. Das braucht es nicht mehr. Die sogenannte Bußandacht hat das Bußsakrament zerstört. In manchen Gegenden hat man die Beichtstühle aus der Kirche weggeräumt. Braucht man nicht mehr. Es genügt vollständig, wenn allgemein die Sünden bekannt werden und vergeben werden. - Da war wiederum Satan am Werk. Das sind seine Klauen. Die Beichte ist Satan am meisten verhaßt, weil ihm dadurch viele Seelen entrissen werden, die er schon fest in den Krallen hatte. Wer daher gegen die Beichte propagiert und behauptet, die Bußandacht genüge, der macht sich zum Anwalt Satans und wird von ihm den Lohn empfangen.
Es ist sehr traurig, was auf diesem heilswichtigsten Gebiet übersehen und zugelassen worden ist. Ich kannte einen Pfarrer, der hat jahrelang behauptet, die Bußandacht genügt, die Beichte ist überholt. Die Beichtstühle wurden weggeräumt und verbrannt. Von ringsum aus den anliegenden Pfarreien kamen die Gläubigen, um dort ihre Beichtpflicht mit einer Bußandacht zu erfüllen.
Auch die Osterbeichte wurde als Bußandacht gehalten ohne Bußsakrament. Und man hat dazu geschwiegen! Und jetzt? Diese verführten Gläubigen wollen von einer wahren Beichte nichts mehr wissen. So sehr der Papst seit langen die Beichte verlangt, und so sehr die Bischöfe wieder darauf drängen, es ist kaum mehr ein Erfolg der Umkehr zur wahren Buße im Bußsakrament.
Wir aber wollen uns nicht täuschen lassen. Wir gehen bewusst wieder öfter zur hl. Beichte. In Demut und Reue und ehrlichen Bekenntnis. Dann werden wir immer wieder erfahren dürfen, wie froh und frei unser Herz aufatmen kann. Und wenn wir mit zähen Leidenschaften zu ringen hatten, durch die öftere Beichte wurde doch die Gnade Gottes Sieger und wir wurden frei. - Sehen wir doch das Bußsakrament wie es ist und wie es wirkt! Wie froh oft eine Pfarrgemeinde aufatmete nach einer guten Osterbeichte. Wie froh und wahrhaft erneuert oft eine Pfarrgemeinde war nach einer guten Missionsbeichte. - Jesus erlebt diese Freude mit uns und der ganze Himmel freut sich mit uns. "Es wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der sich bekehrt als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen."
Ich weiß freilich auch, dass da manche Kritik einzuwenden haben: Die frühere zwangsmäßige Osterbeichte war ein Scheinerfolg. Die meisten haben darüber nur gelacht und gespottet. - Sicherlich ist etwas Wahres an dieser Kritik. Ich habe es selbst einmal erlebt vor Jahrzehnten. Am Weißen Sonntag in aller Früh läuteten sie Sturm am Pfarrhof. Ich dachte: Ein Versehgang. Fragte, was los sei? Antwort von draußen: "D´Osterbeicht möcht ma macha. D´Roßdiab san da." Das war so ein Ausdruck für die Spätbeichtlinge. - Ich zog mich an und eilte sofort in den Beichtstuhl. Über zwanzig Mann von auswärts haben ihre Osterbeichte gehalten. - Am Nachmittag machte ich einen Ausflug in die Berge. In einer Ausflugs-Zivilkleidung. Beim Rückweg winkte unten ein Gasthaus und ich hatte Durst. Da saßen im Wirtsgarten so zwanzig Mann, schon ziemlich angeheitert. Ich setzte mich abseits, sie beachteten mich nicht. Aber ich hörte bald mit Spott und Hohn, dass sie sich über die Beichte lustig machten, die sie heute früh abgelegt hatten. "O, mei, dem Pfarrer hab i ablämelt! Wos woas denn der? Moanst eba, i hab iahm dös gsagt vo dera, zu der i allawei higeh? Dös geht den Pfarrer an Drög a. D´Hauptsach, dass i mei Beichtzettl kriagt hab, damit mei Alte zfriedn is." - In ähnlichen Ton und Spott ging es noch eine zeitlang weiter. Nachdem ich mein Bier ausgetrunken hatte, ging ich hin zu der ausgelassenen Gesellschaft: "Manna, denkst amol drüber noach: Dö Beicht legn wir vorm Herrgott ab, net voarn Menschn. D´Herrgott wird unterscheidn, ob wirs ehrli moanern oder nur spottn." - Als ich ging, schauten sie mir stumm nach. Vielleicht haben sie doch ein wenig darüber nachgedacht. - Meist sind es ja auch nur dumme Sprüche, die man am Wirtshaustisch macht.
Auf alle Fälle sollen wir das Bußsakrament sehr ernst nehmen. Wir stellen uns damit der ganzen Erlöserliebe des Heilandes zur Verfügung, damit wir einst vor seinem Gericht bestehen können. Durch die gute Beichte entwaffnen wir das Gericht Gottes. Wir sind frei von aller Schuld.
Wenn nun trotzdem heute so wenig zur Beichte finden, gar kein Bedürfnis mehr danach haben, so liegt der Grund dafür in einer düsteren Unterwühlung, die seit langem von schwarzen Wühlmäusen ausgehölt wurde. Das Sündenbewusstsein ist ausgelöscht, erstickt im nur irdischen Denken. Das wurde raffiniert durch Satans Einflüsterungen eingeimpft. Durch ständige kleine, scheinbar unschädliche Giftdosierungen. Es wurde langsam alles verharmlost. Gott ist ja ohnehin gut und lieb. Auch kümmert er sich nicht viel um die Menschen. Wir müssen selber zurecht kommen. Und da müssen wir einmal ganz vernünftig werden. Ein normaler Christ, überhaupt ein ordentlicher Mensch, hat doch keine Sünden. Die Gebote Gottes sind längst überholt. Wir leben ja heute viel vernünftiger. Und wenn wir uns gegen die "Mitmenschlichkeit" verfehlt haben, das kommt schon noch manchmal vor, dann genügt zur Tilgung das allgemeine Schuldbekenntnis vor der Messe oder vor der Andacht. Also, so einfach ist das alles! Machen wir es uns doch nicht schwerer durch Sündenbürden, die man sich vormacht!
Aber die Wahrheit ist anders: Die Gebote Gottes haben nicht Menschen gemacht: Gott hat sie gemacht, vorgeschrieben! Menschen können sie nicht abschaffen. Auch das höchste Gebot der Liebe bleibt bestehen, und wir müssen es verantworten.
Wenn wir als Kinder Gottes Anspruch erheben wollen und Hoffnung haben wollen, einst in den Himmel zu kommen, dann müssen wir Gott ein wenig ähnlich werden und müssen würdig werden, vor seiner unendlichen Heiligkeit und Vollkommenheit zu erscheinen. Darum geht es: Um die Vollkommenheit und Würdigkeit der Kinder Gottes! Nicht um die Würdigkeit der Kinder dieser Welt. Die Kinder dieser Welt, die nur auf das Irdische schauen und allein danach trachten, haben eine niedrige Stufe an Würdigkeit und Wert, der noch lange nicht ausreicht als Kinder Gottes würdig zu sein. Das ist es, worin wir unterscheiden müssen! Und das ist das Verwirrende, dass die Christen, die Kinder Gottes, ihr Sündenbewusstsein an den Kindern dieser Welt messen. Die brauchen nur noch vor der Staatsgewalt, vor der Polizei Rechenschaft geben, meinen sie. Was darüber hinausgeht, ist nicht Sünde. - Sehen wir ein, wie tief wir Kinder Gottes gesunken sind und wie wenig wir damit noch vor Gott bestehen können?!
Freilich können wir aus uns selber nicht würdig werden, als wahre Kinder Gottes zu leben und vor Gott zu bestehen. Dafür kommt uns Jesus mit seiner göttlichen Gnade und Lebensfülle entgegen. Besonders erneuert er uns und belebt er uns in den Sakramenten. Vor allem in der heiligsten Eucharistie, damit wir das Leben als Kinder Gottes haben. "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich isst, durch mich leben." -
Das ist alles Gnade. Geschenk aus dem Herzen Gottes. Hier fällt die Entscheidung, die endgültig und entwurzelnde Entscheidung zwischen den Kindern dieser Welt und den Kindern Gottes! Die Kinder Gottes haben das Leben aus Gott! "Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die nicht aus dem Wollen des Fleisches, sondern aus Gott geboren sind!" - Wir wurden schon durch die Taufe aus Gott geboren und werden ständig aus Gott genährt und erneuert besonders durch die heiligste Eucharistie. Nur so sind wir Kinder Gottes! - Und die Kinder dieser Welt? Sind nur aus dem Wollen des Fleisches und geben sich damit zufrieden. Sie nehmen die Frohbotschaft des Lebens aus Gott nicht ernst. Damit schließen sie sich von Gott aus. Und damit fällt eine Entscheidung und klafft ein Unterschied auf wie zwischen Himmel und Erde. Ja noch mehr. Jesus sagt: "Wer glaubt, wird gerettet werden. Wer nicht glaubt, wird verdammt werden."
Wir wollen damit nicht die Kinder dieser Welt verachten oder gering achten. Aber wir haben die Verpflichtung, ihnen durch unser wahres und frohes Christliches Leben zu zeigen, was sie gewinnen können, wenn sie glauben. Wenn wir uns aber ihnen einfach angleichen in ihrer nur irdischen Einstellung, dann begehen wir an ihnen ein Verbrechen. Weil wir sie nicht aufmerksam machen durch unser christliches Leben auf das hohe Glück, das sie gewinnen können. Wir dürfen nicht gleichgültig zusehen, wie sie glaubenslos ins Verderben gehen. Auf alle Fälle müssen wir für sie beten.
Im Lebendigen Glauben schauen wir Kinder Gottes in allem zu Gott auf und empfangen alles vertrauensvoll aus seinen Händen, was wir brauchen zum wahren Leben als Kinder Gottes. Sonst leben freilich auch wir Kinder Gottes in dieser Welt das alltägliche Leben, erfüllen unsere irdischen Aufgaben, verwalten die uns anvertrauten Güter in Treue und Fleiß. Aber alles ist ausgerichtet auf Gott: Unser Glaube, unsere Hoffnung, unsere Liebe, unser ganzes Leben. Das ist nicht etwas, was uns benachteiligt gegenüber den Kindern dieser Welt. Das alles macht frei und froh. Wir sind trotz mancher irdischer Plagen und Mühen erhaben über allem Vergänglichen. Der Apostel sagt: "Alles ist euer, ihr aber seid Christi."
Die Kinder dieser Welt wollen möglichst viel irdischen Besitz an sich raffen. Und sie möchten alles krampfhaft festhalten. - Wir verwalten freilich auch irdischen Besitz. Aber wir wissen um die Vergänglichkeit des Irdischen und krallen uns nicht daran fest. Es gehört uns ja ohnehin alles. "Alles ist euer, ihr aber seid Christi." Wir sind ja Kinder des allmächtigen Vaters. Gott, der Schöpfer aller Dinge, ist unser Vater. Als seine Kinder gehört alles uns. Freilich das Vergängliche zerfällt. Wir Kinder Gottes aber sollen Unvergängliches daraus ernten für die ewige Zukunft. So sagt Jesus: "Ich habe euch dazu berufen, dass ihr Frucht bringet und euere Frucht von Dauer sei."
Scheinbar sind wir mit diesen Überlegungen von der Buße abgewichen. Aber wir sollen uns bewusst werden, dass gerade die Buße uns zur wahren Freiheit und Freude führt. "Tuet Buße und glaubet an die frohe Botschaft!" 
 
Der Auftrag tuet Buße, begleitet unser ganzes Leben in dieser Welt. Es geht darum, dass wir durch Buße immer wieder korrigiert werden und die sichere Richtung des wahren Lebens als Kinder Gottes einhalten. Dass wir nicht abirren auf Irrwege, die zwar manche Vorteile und Genüsse vorgaukeln, aber abwärts führen und letztlich im ewigen Verderben enden. Oft hören wir die Reden: "Man lebt nur einmal. Man muss daher das Leben genießen!" - Man lebt nur einmal, das ist richtig. Wir können das Leben nicht mehr zurückschrauben. Dieses einmalige Leben ist entscheidend für ewiges Glück oder Unglück. Lassen wir uns ja nicht irreführen durch Verharmlosung dieser Tatsache! Es heißt klug sein und den Weg der Buße zum wahren Glück wählen! - Das Leben genießen, wie sie meinen, ist gar nicht ein so wahrer Genuss. Dieser Lebensgenuss hat oft einen bitteren, oft einen sehr bitteren Nachgeschmack, der das ganze Leben verbittern kann.
Da ist ein Leben bedeutend genussvoller, das uns immer mehr zur wahren Freude führt. Die wahren Freuden erfahren wir nicht in äusseren Erlebnissen, sondern müssen im Herzen erblühen und im Herzen sein. Unser Herz muss ein unversiegbarrer Quell der Freude sein, die nicht getrübt werden kann durch äussere düstere Ereignisse. - Wenn heute die Menschen so sehr sich drängen zu Volksfesten und anderen Belustigungen, kann man ersehen, wie die Menschen innerlich freudlos sind und wie sie hungern nach Freude, die doch nicht sättigt.
 
Es liegt an uns, ob wir die Freuden des wahren Lebens finden oder blind uns mit Scheinfreuden begnügen, die so oft Unheil bewirken. Und uns ablenken vom wahren Heil. Der Apostel Petrus sagt: "Gott will nicht, dass jemand verloren geht, sondern er will, dass alle sich zur Buße wenden."
Nun kommt im Bußleben noch eine weitere Forderung an uns heran, die uns die Liebe gebietet: Gefährdete Seelen durch Opfer und Buße retten! Die himmlische Mutter sagt in Fatima: "Bringet Opfer für die Sünder! So viele Seelen kommen in die Hölle, weil niemand ist, der für sie betet und opfert." - Das ist eine Bitte unserer lieben Mutter, die uns damit einen besonderen Weg der Buße aufzeigt. Wir wissen doch selber, dass bei gefährdeten Seelen unser Reden und alle Mahnungen nichts bewirken. Die Herzen sind oft so verstockt und irregeführt, dass sie durch Worte nicht mehr zur Einsicht kommen. Für solche können wir nur durch Gebet und Opfer ein besonderes Gnadeneinwirken Gottes erreichen. Das ist meist der einzige Weg, wodurch wir noch helfen können. Vor diesem Weg sollen wir nicht zurückschrecken. Der Apostel Jakobus versichert: "Wer auch nur eine Seele vor dem Verderben rettet, dessen eigene Seele wird nicht verloren gehen."
Wir brauchen auch vor solchen Sühneopfern nicht ängstlich werden, dass sie uns zu schwer werden könnten. Gerade hier kommt uns Gott mit viel Gnade und Trost entgegen. Es kann sein, dass äusserlich manches Opfer gebracht werden muss und manches stille Leiden ertragen werden muss, aber innerlich werden wir umso froher, weil Gott, vor allem der liebe Heilige Geist, gerade solche Opferseelen wundervoll zu trösten weiß. Und die liebe himmlische Mutter steht uns mit ihren Engeln dabei immer zur Seite, wenn wir auf diese Weise Opfer und Buße tun.
Bei allen Bestrebungen zur wahren Buße muss uns das Bußsakrament, die hl. Beichte, der wichtigste Angelpunkt sein. Hier kommt uns Jesus mit seiner ganzen Erlöserliebe entgegen. Da nimmt er alles von uns, was uns belastet, sodass wir ganz frei sind und schön als Kinder Gottes. Wenn wir auch keine schweren Sünden haben, sollen wir trotzdem öfter, wenigstens alle Monat, zur hl. Beichte gehen. Wir können das auch tun zur Sühne für solche, die nicht mehr beichten.
Auch alle unsere Mühen und Pflichten, die uns oft sehr belasten, können wir im Geiste der Buße aus Liebe zu Jesus erfüllen. Als wahre Christen sind wir ja von Jesus aufgefordert, ihm mit dem Kreuze nachzufolgen. "Wer mein Jünger sein will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir!" - Das braucht nicht eine Belastung sein, die uns niederdrückt, dass wir darunter seufzen und jammern. Die wahre und sichere Nachfolge Christi auf dem Kreuzweg muss uns Christen mutig und froh machen. Ein Heiliger hat gesagt: "Wer gar kein Kreuz trägt, der muss Sorge haben, dass er nicht auf dem wahren Weg der Nachfolge Christi wandelt." - Jesus geht uns auf dem Kreuzweg immer voran. Er trägt die schwerste Last uns voraus und er gibt uns für unsere Kreuzesnachfolge immer so viel Trost und Stärke, dass wir nie dabei seufzen brauchen. Jesus weiß ja, wie schwach und schnell verzagt wir sind. Er verlangt von uns nie mehr als wir leisten können. Und wenn er etwas Besonderes verlangt, dann gibt er dafür auch eine besondere Gnade. Das versichert uns der Völkerapostel. Und der hat es oft erfahren. - Jesus liebt uns ja. Mehr als eine Mutter ihr Kind lieben kann, liebt uns Jesus. Und mehr als eine Mutter für ihr Kind sorgen kann, sorgt Jesus für uns, dass uns der Weg der Nachfolge nie zu schwer wird. Es kommt alles darauf an, dass wir Jesus wirklich vertrauen. Wahres Vertrauen wächst aus dem lebendigen Glauben. Das erwartet Jesus von uns, dass wir ihm glauben und vertrauen. Für alles andere sorgt Jesus.
 
Wir sollen uns nie Sorgen machen und sollen traurig und verzagt werden. Nie sollen wir uns im finsteren Pessimismus hängen lassen, nie schwarz sehen für die Zukunft, für den Weg, den Jesus uns führen will. Das tut Jesus weh, wenn wir traurig sind, weil wir ihm zu wenig vertrauen. Als wäre er doch zu dumm und wollte oder könnte nicht richtig für uns sorgen. Merken wir uns doch, was Jesus gesagt hat: "Sorget nicht ängstlich für euer Leben! Euer himmlischer Vater weiß ja, dass ihr das alles braucht. Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit! Alles andere wird euch hinzu gegeben werden."
(von Pfarrer Hermann Wagner)


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