Du kreuzigst die dich lieben
Tagebuchaufzeichnungen einer Sühneseele; gesammelt und herausgegeben von ANNETTE DI ROCCA; Mit kirchlicher Druckerlaubnis
"Es ist nicht auszudenken, was Gott mit einer Seele tun würde, die sich ihm ganz überließe." Dies ist ein Wort des hl. Ignatius von Loyola. Aus den vorliegenden Aufzeichnungen wäre wenigstens nach einer Richtung hin ersichtlich, worin dieses "Was" bestehen könnte, oder besser, worin es in diesem besonderen Fall bestanden hat. Gott beruft solch eine Seele zum Leiden. Er liebt sie mit jener für unsere Begriffe unverständlichen Liebe, die Seinen Eingebornen ans Kreuz geschlagen hat. Mit ganz derselben Liebe, die dem Hasse und der Verwerfung zum Verwechseln ähnlich sieht und die doch allerhöchste Auszeichnung und allergrößte Gnade bedeutet.
Diese Aufzeichnungen werden, vermutlich, nicht von allen verstanden werden, am wenigsten von der Überzahl derer, die das Heil von anderswoher erwarten als vom Kreuze Christi. Immerhin scheint es trotz dieses Mangels gerade in unserer opferscheuen, materialistisch eingestellten Zeit geboten, ihnen den Weg in die Herzen der strebenden Christen zu bahnen, denn: Starkmut, Zuversicht, Treue, Vertrauen, Durchhalten um jeden Preis, letzter Wille zur Hingabe, innerliches Gebet, all dies ließe sich daraus lernen. Gewiß werden sie auch jenen Seelen dienen, deren Wandel sich in den friedlicheren Regionen des religiösen Lebens vollzieht.
Möge der Herr sie vor allem denen in die Hände spielen, die unter der Last schweren Kreuzes schmachten und nicht mehr weitertragen zu können meinen. Vielleicht wird mancher Seele daraufhin die Gnade zuteil, sich mutig und ohne Vorbehalt dem Willen Gottes zu überlassen, auf daß sie berufen werde, Ganzopfer zu sein mit Christus, um mit ihm und anderen auserwählten Seelen, die dem Verderben entgegenrasende Welt in letzter Stunde noch zu retten.
Prälat Th. Geiger, Bamberg
Prälat Dr. Geiger hat diese Aufzeichnungen als erster gelesen. Er schrieb an die Verfasserin:
"Was ich mit diesem Manuskript alles erlebte, das zu glauben kann ich keinem Menschen zumuten, nicht einmal ihnen. Obwohl ich es in meinem Schreibtisch unter Verschluß hielt, wurde mir der Umschlag mit gemeinem Kot beschmutzt, so daß ich ihn erneuern mußte. Notizen, die ich mir zu einigen Stellen gemacht hatte, verschwanden und wurden trotz wiederholter Beschwörung nicht zurückgebracht." Was sonst noch alles geschah, läßt sich schwer in Worte fassen. Jedenfalls war ich heilfroh, es wieder aus dem Haus zu haben."
Das Benehmen Satans legt die Vermutung nahe, daß es mit diesem Manuskript eine besondere Bewandtnis hat. Wozu würde er sich derart ereifern und sein Mißfallen auf solch drastische Weise bekunden, wenn er nicht im voraus wüßte, daß diese Aufzeichnungen den Seelen dienen und die Ehre Gottes fördern werden? Diese Überlegung war mit ein Grund zu ihrer Veröffentlichung.
Mein Innenleben: Beinahe ein Tag wie der andere, eine Woche wie die andere: Marter und nichts als Marter. Verzweiflungsvolle Trostlosigkeit! Und doch sind wie Gottes Kinder und der Vater liebt uns. Aber diese Vaterliebe kann schonungslos sein, wie sie gegen den eingebornen Gottessohn schonungslos gewesen. - Wieviele Stunden liege ich wach des Nachts, in denen ich Dich anrufe um Erlösung, in denen mir ist, als könnte ich den neuen Tag mit seiner neuen Qual einfach nicht mehr beginnen; aber die Sonne geht wieder auf und mich ruft die Pflicht, der ich, ich weiß nicht wie, genüge.
Zuweilen ist mir, als müßte ich die Wege der Welt gehen, fort von Gott, aber ich kann nicht, ich bin Dir verfallen, Herr, und selbst wenn Du mir sagtest, daß die ewige Verdammnis auf mich wartet, ich müßte Dir dennoch anhangen.
Bis zur Unerträglichkeit steigern sich die Schwierigkeiten dann, wenn Glaubensversuchungen hinzukommen, wenn mir einer inmitten aller Drangsal höhnend sagt: Du Narr, alles hast du daran gegeben, auf alles hast du verzichtet, es gibt keine Ewigkeit, nun hast du zweimal nichts, hier nichts und dort nichts! - Ich kenne die Stimme des Versuchers, der zur Verzweiflung treiben möchte. Weiche Satan! Ich verachte dich, ich will auf dich nicht hören.
In ruhigeren Stunden kommt mir der Leidensmut wieder und dann flehe ich den Herrn an: Kreuzige mich nur weiterhin, tu Deine Arbeit ganz, ich will nichts anderes als geopfert werden bis zum letzten. -
In mir ist Nacht und Öde und Abgrund und Verlassenheit und wohl keine von den Seelen, die mir nahestehen oder die sich hilfeheischend an mich wenden, befindet sich in ärgerer Bedrängnis. Was ich für sie brauche, kommt mir aus Seiner göttlichen Fülle zu; ich schöpfe aus einem fremden Brunnen, ich reiche ihnen Seine Wasser; was ich gebe, ist nicht mein. Ich selber habe oft nicht ein Tröpflein in meiner eigenen Not und Qual. Aber wie glücklich schätze ich mich, Herr, daß ich den anderen spenden darf, was Du meiner eigenen Seele versagst!
"Dominus mortificat et vivificat, deducit ad inferos et reducit." Der Herr tötet und gibt neues Leben, er stößt in die Hölle hinab und führt wieder zurück, sagt die Schrift. Ja, Gott kann zertreten ohne zu töten, Er kann die Seele wie in blutige Fetzen reißen und dennoch am Leben lassen. Er legt denen, die Ihn lieben, Kreuze auf, die zu zimmern die höchste Großmut nicht instande wäre. Wer könnte sie tragen, wenn Er selbst nicht unmerklich mittrüge!
Ich habe Dir mein Leben angeboten für ein anderes, kostbares, das am Entfliehen war, aber Du nahmst es nicht. Indes antwortest Du mir mit einer Flut unaussprechlicher Seelenleiden.
In langen Wochen voll grauenhafter Seelennöte, für die es keine Worte gibt, lehrtest Du mich, keine, gar keine Sorge mehr zu haben, als Dich allein. Wie gut verstehe ich nun, was es heißt, losgelöst sein, verborgen in Christus, allein mit Gott.
Wie merkwürdig, Herr, ich vermag anderen Freude zu spenden, sie zu beruhigen, zu trösten und bin selber so voll Zerrissenheit, so ganz ohne Freude, ohne Friede. Im Grunde meiner Seele steht dennoch nur das eine: ich will, daß Du Deinen heiligen Willen an mir tust und wenn dieser Wille von mir heischte, unglücklich zu sein bis zum letzten Atemzug; in Trostlosigkeit zu sterben. Aber Deine Gnade brauche ich, Deine alles vollbringende Gnade, wie sollte ich sonst all dies tragen? Herr, ich vertraue auf Dich, Vater aller Erbarmung, ich überlasse mich Dir...
Nimm mir alles, zerschlage mir alles, laß mich hundertmal in meiner Seele gezreuzigt werden, nur lehre mich Dich lieben, täglich mehr und mehr.
Du hast mich gelehrt, die Menschenseelen zu lieben und an den Menschen selbst vorüberzugehen, ohne sie zu berühren oder von ihnen berührt zu werden. Aber Herr, was habe ich gelitten, bis Du mir diese Gnade schenktest, die Gnade der inneren Freiheit!
Schwer ist Deine Schule, und hohe Anforderungen stellst Du in den Prüfungen, die von Zeit zu Zeit abgelegt und bestanden werden sollen, wenn einer aufsteigen will in die höhere Klasse!
Wunderbar ist der Augenblick in der heiligen Messe, da Dein Priester das ergreifende "per ipsum, et cum ipso et in ipso" spricht. Mit aller Gewalt muß ich da an mich halten um nicht hinauszurufen, was mir die Seele bei diesen Worten füllt: Die Freude darüber, daß Dir, ewiger Vater und dem Heiligen Geiste durch den Heiland "alle Ehre und Verherrlichung" wird, "omnis honor et gloria"! Im hl. Opfer allein ist vollwertiger Dank, vollwertige Sühne, vollkommene Hingabe... In Ihm und mit Ihm und durch Ihn! Wieviel Kraft und Zuversicht strömt mir Tag für Tag daraus zu!
Wunderbar ist auch jener andere Augenblick, da ich Dich in mir trage, so innig vereint, daß eine größere Innigkeit einfach nicht gedacht werden kann. Da ist mir, als wären Deine Hände meine Hände, meine Füße Deine Füße, Dein Herz mein Herz, ich Du und Du ich. Und wenn ich Dich jetzt den ewigen Vater darbiete, dann biete ich mein ganzes Ich und Sein mit an, bin ich doch so unzertrennlich eins mit Dir, daß ich Dich nicht ohne mich und mich nicht ohne Dich zu opfern vermag. In Deiner Schönheit schwindet meine Häßlichkeit, in Deiner Vollkommenheit meine Erbärmlichkeit, in Deiner göttlichen Überfülle meine jämmerliche Armseligkeit. Der Vater scheint nicht zu sehen, daß ich nichts bin, sieht Er doch Dich in mir; ist doch alles Meinige, das ich Ihm anbiete, von Dir durchdrungen, von Deinem Lichte durchstrahlt, von Deiner Herrlichkeit erfüllt. Nimm hin, heiliger Vater, Ihn, Deinen Vielgeliebten und mich mit Ihm!
Alles opfern, aber auch alles! Nichts weniger als "alles" ist Dir genug, das weiß ich aus der Erfahrung. Ich habe mich Dir hingegeben dem Körper und der Seele nach, nichts von mir und an mir gehört mehr mir. Tue Du damit, was Dir gefällt. Sag es mir nur oft, daß ich mit Dir gekreuzigt werden muß, daß es anders nicht geht und mache mir Mut bis zum Letzten!
Nicht nur Opfer bringen, ich weiß es schon, Opfer sein und täglich von neuem werden: das heißt in Wahrheit Dein Jünger sein. Wenn es mit einemale geschehen wäre, wie leicht wäre es dann, dieses Jüngersein! Aber täglich sterben, immer wieder aufs Neue sterben, sich langsam verzehren lassen von Deiner alles fordernden Liebe!!
Die vollkommene, von Dir so eifrig gewünschte Hingabe besteht nicht darin, um Leiden zu bitten, wie Du mich erkennen ließest, sondern darin, sich Dir hinzugeben ohne zu fragen was Du mit dem Geschenke tun wirst. Solange ich um Leiden bitte, möchte ich meinen Willen haben, wenn auch in einer selbstlosen Weise. Wenn ich aber Dich einfach machen lasse, ist mein eigenes Wollen völlig ausgeschaltet, Dein Wille ist dann ganz und gar der meine und aus dieser Art der Selbstübergabe an den göttlichen Willen wird dem Vater ohne Zweifel die meiste Ehre. Nichts wollen als was Gott will, darin liegt die ganze Heiligkeit. Es klingt so einfach, aber was hängt nicht alles drum und dran! Was hat es Dich gekostet, den Willen Deines Vaters zu tun!! Den Seelen, die Dich wahrhaft lieben, wird auch nichts geschenkt, nein, wahrlich nicht! "Du bittest für die, die Dich kreuzigen und Du kreuzigst, die Dich lieben." (Léon Bloy)
Wie Du immer wieder verzeihst, immer wieder aufnimmst, immer wieder in Liebe dem entgegenkommst, der Dich beleidigt! Wir würden sagen, wenn uns einer immer und immer wieder mit seinen Beleidigungen käme: jetzt ist es endlich genug, jetzt geht mir die Geduld aus, aber ganz gründlich. Was würde aus mir werden, wenn Du so mit mir verfahren wolltest?! Und Du trägst nicht nach. O, Deine göttliche Langmut, Deine Güte, Dein Erbarmen, Deine Milde, Deine Vatergesinnung, Deine Mutterliebe, wie zwingen sie mich auf die Knie! Wie liebe ich Dich, weil Du so gut bist! Du bräuchtest sonst gar nichts Bewundernswertes an Dir zu haben. Deine wundersame Liebe, Dein grenzenloses Erbarmen, Deine unerschöpfliche Güte, die haben es mir angetan.
Ich will mein Kreuz weitertragen mit Geduld, mit Liebe, mit Großmut, mit Vertrauen... es geht doch alles, alles vorüber.
Ich opfere mich Dir auf. Mir magst Du Ölbergsqualen senden, mich magst Du leiden lassen ohne Trost, mich magst Du kreuzigen, so oft ein Sünder Deiner Gnade widersteht, so oft einer Deiner Auserwählten Deine Gerechtigkeit herausfordert, wo einer in der Tugend erlahmt, wo einer der Versuchung erliegt, wo ein Geweihter Dir die Treue bricht... Es ist alles was ich habe, mich selbst: Körper, Geist und Seele. Alles was Du mir gegeben, stelle ich Dir ausschließlich zu Deinem Dienste zur Verfügung. Seelen retten durch Leiden, der Welt Gnade erlangen durch Leiden, gekreuzigt werden mit Dir... und wenn ich mir etwas von Dir wünschen darf, dann bitte ich Dich: schone meiner nicht, tu mit mir was Dir gefällt! Sieh hinweg über die Unvollkommenheit, mit der ich leide. Und wenn ich in der höchsten Not wie in Verzweiflung um die Gnade schreie, sterben zu dürfen, dann zeige Dich taub und lasse Dich nicht zum Mitleid bewegen! Sei hart, wie es der Vater mit Dir gewesen!
Herr, wenn Du mich doch nehmen und gebrauchen und verbrauchen wolltest in Deinem Dienste! Ich fürchte, daß mein weltlicher Geist es ist, der Dir im Wege steht. Du suchst Heilige und ich bin ein Sünder. Du suchst heldenhafte Seelen und ich bin so feige. Warum nimmst Du mich nicht? Ich möchte mich Dir ja geben, ich möchte ja Dir gehören, ich möchte Deinen göttlichen Plänen dienen, geh´ nicht vorüber an mir! Oder ist das mein Martyrium: übergangen werden, übersehen werden von Dir? Vielleicht ist es schmerzlicher als geopfert werden von Deiner Hand...
Herr, es ist merkwürdig, daß jetzt an Weihnachten Dein Leiden im Brennpunkt meines Seelenlebens steht. Daß mich der Opfergedanke nicht mehr verlassen will, daß mich die Gestalt des Gekreuzigten, Deine Gestalt, so sehr verfolgt. Du suchst Seelen, die sich Dir ganz opfern und ich verstehe Deinen Ruf. Suscipe...!
Paratus sum, Domine! Bereit für Gesundheit und Krankheit; bereit für Leben und Tod; bereit für Frohsinn und Leiden, bereit für alles, was Deine Liebe mir senden mag ---paratus sum, Ich übergebe mich Dir, ich überlasse mich Dir, ich lege mein Ich Dir in die Wiege. Du bist Opfer geworden für mich, so will ich denn Opfer werden für Dich!
Menschwerdung! Nur eine nach menschlichen Begriffen ganz unfaßbare Liebe konnte solches ersinnen und Wirklichkeit werden lassen. Du hast Menschennatur angenommen, damit ich einmal vergöttlicht werden kann; Du hast Dich mit menschlicher Armseligkeit bekleidet, damit ich einmal die Gewänder Deiner Herrlichkeit tragen kann. Du hast Drangsale dieses Erdendaseins auf Dich genommen, damit ich einmal in alle Ewigkeit der Freude leben darf. Herr, ich kann es nicht fassen!
Herz-Jesu-Freitag. Das Kreuz soll mir das Zeichen unserer Vermählung sein. Laß mich eins sein mit Dir und es immer mehr werden! So ganz eins! So ganz verloren an Dich, mag sich ereignen was immer. Unberührt von den Dingen der Welt, unberührt von der Liebe oder dem Hasse der Menschen, unberührt von meinen eigenen Stimmungen und Verstimmungen. Laß mich nichts so sehr lieben als das Kreuz, in welcher Form auch immer Du es mir auferlegst. Gib mir die Gnade, mich nie glücklicher zu schätzen, als wenn ich für Dich leiden darf, dem Leibe oder der Seele nach, oder in beiden zugleich. Ich will nichts verlangen und nichts verweigern, mich nur ganz Dir anheimstellen. Ein Lobopfer, ein Dankopfer, ein Bittopfer, ein Sühnopfer mit Dir und in Dir und durch Dich zur Verherrlichung des Vaters, zum Nutzen der Seelen. Mit dieser Hingabe sind Sorgen irgendwelcher Art nicht vereinbar. So sorge ich mich denn nicht mehr, weder um mich selbst, noch um diejenigen, die mir nahestehen. Du hast mir gezeigt, wie zwecklos und töricht diese Sorge ist. Und wie hast Du mich in Deiner wunderbaren und so gänzlich unverdienten Vorzugsliebe herausgehoben aus dem Bereich der Sorgen, wie das Familienleben es darstellt! Wie danke ich Dir, daß Du mir den zermürbenden Kleinkram banalster Alltagssorgen erspartest. Du bist mein erster Gedanke, wenn ich die Augen aufschlage am Morgen und Du bist mein letzter, wenn ich sie schließe des Nachts. Dein Wille ist meine tägliche Speise, Deine Gegenwart mein immerwährender Jubel, das Kreuz mein Trost. Ich will jetzt mehr schweigen denn je, die Entsagung in größerem Umfang üben, mit mehr Ruhe und Gleichmut arbeiten, Dich sehen in allen und in allem, mein Innenleben hinter Schweigen und Lächeln verbergen.
Wo es um die Geheimnisse anderer geht, will ich schweigen wie ein Priester, der sein Beichtsiegel zu wahren hat.
Herr, welcher Trost für mich zu wissen: wenn die Freunde mich verlassen, Du verläßt mich nicht; wenn sie mich mißverstehen, Du verstehst mich; wenn sie sich geändert haben, Du änderst Dich nicht; wenn sie von mir gehen, Du bleibst; wenn sie keine Zeit mehr für mich haben, Du hast immer Zeit; wenn sie versagen, Du versagst nie! Du bist die unwandelbare Treue! - Wie die Menschen so unzuverlässig und so wankelmütig sind, veränderlich wie Wind und Wellen, wer kann das begreifen? Ein Nichts, eine Kleinigkeit, ein Verlust, eine Krankheit und man kennt sie nicht wieder. Wie schwer ich an dieser Erfahrung getragen habe, das weißt nur Du, aber die Erkenntnis, daß Du allein die Treue bist, ist mit durchweinten Nächten nicht zu teuer erkauft.
Göttlicher Heiland, nimm hin mein Herz und laß das Deine in ihm schlagen; nimm hin meinen Verstand und denke durch ihn; nimm hin meine Hände und segne mit ihnen; nimm hin meine Füße und wandle damit; nimm hin mein ganzes Ich und Sein und zehre es auf zu Deiner Ehre.
Was willst Du Herr, daß ich tun soll? Wie horche ich auf Dich, wie warte ich auf Dich, wie suche ich Dich, wie liebe ich Dich! Als ob Du das nicht wüßtest!
Den Seelen dienen! Das ist meine Berufung. So stark ist sie, daß sie mich zersprengen könnte, weil mir die Entfaltungsmöglichkeit dafür fehlt und fehlen wird, bis ich mein Ziel erreicht habe. Wann endlich, Herr? Muß ich mit beiden Fäusten an Deinen Tabernakel trommeln? Herrgott im Himmel, daß die Liebe zu Dir solch leidenschaftliche Formen anzunehmen vermag! Hörst Du sie nicht, die Notrufe, die Hilferufe der Seelen? Hörst Du es nicht, das ununterbrochene SOS, das aus den Meeren dieses jammervollen Erdendaseins zu Dir emporbrandet? Und ich muß hier stille sitzen und warten, warten, immerzu. Heiße mich gehen und helfen, Herr; ich verlange mir in alle Ewigkeit keinen anderen Himmel als den: tun dürfen, was Deine Priester hienieden tun: Seelen suchen, Seelen anlocken, Seelen gewinnen, Seelen retten!! Ich umklammere den Fuß Deines heiliges Kreuzes und flehe Dich an: gib mir um jeden Schrittes willen, den Du getan, um aller Schmerzen willen, die Du gelitten für die Seelen, gib mir, was ich so eindringlich von Dir verlange, verlangen muß, weil ich nicht anders kann. Ich leide einen qualvollen Durst wie Du und auch den meinen wird keiner löschen Herr, hier bin ich und ich -- warte weiter!-
Was ist groß in Deinen Augen, Herr? -- Ein demütiges verborgenes Leben.
Was ist Dir das Liebste auf dieser Welt? -- Ein liebeglühendes Herz.
Was schätzest Du am höchsten an den Deinen? -- Fraglose Hingabe bis zum letzten.
Was willst Du, daß ich tun soll? -- Nichts als Meinen Willen, jeden Augenblick.
Wo erreichst Du die meisten Erfolge? -- Bei den opferbereiten, den aufgeschlossenen Seelen.
Wie danke ich Dir, daß Du mir alles genommen, alles zerschlagen, alles aus den Händen gewunden und aus dem Herzen gerissen hast, was je einmal, wenn auch nur als leiser Schatten, zwischen Dir und mir hätte stehen können! Nicht genug vermag ich Dir zu danken, Du mein Gott. Und wofür ich Dir am innigsten danke? Für das Wunder, daß Du Dich selbst an die Stelle alles dessen gesetzt, was Du mir weggenommen. So sehr hast Du mein ganzes Ich und Sein erfüllt, daß kein Raum mehr bleibt für irgend etwas außer Dir. Ich bin wie eine Schale, die so übervoll ist, daß sie nicht einen Tropfen mehr zu fassen vermag...
Fastenzeit: Schweigend hinweggehen über mich selbst! Keine Ansprüche, keine Klage, keine Bitte! Armut ist für mich in Bezug auf Speise und Trank die gleichmütige Hinnahme dessen, was mir geboten wird. Sind sie der Natur entsprechend, dann soll die Hinnahme mit der Bereitschaft zu Verzicht und Abbruch geschehen; sind sie nicht entsprechend, dann umso besser. In diesem Fall soll die Hinnahme mit der Freude erfolgen, die bei jeder Gelegenheit und Möglichkeit zum Opfer wach werden muß. - Ich will so recht nach jener Seelenhaltung innerer Stille trachten, die gleich ist mit ständiger Bereitschaft des Herzens für Gott. Immer die Grundstimmung lebendig zu erhalten suchen: Was will der Herr, daß ich tun soll? - Schweigen, andere reden lassen! Was liegt mir an den verschiedenen Meinungen, an der rechthaberischen Art, mit der sie verfochten werden? Im Verschwindenkönnen, im Übersehenwerden, im Willen zur Hingabe, liegt meine Stärke. Adsum! Hier bin ich , Herr, bediene Dich meiner! Erfülle Deinen heiligen Willen in mir oder durch mich oder über mich hinweg, ganz wie es in Deinem Belieben steht, wenn nur Deine Pläne verwirklicht werden...
Wie sagte doch H. gestern voll Bitterkeit: "Am liebsten ginge ich freiwillig aus dieser Welt, die mir mit jedem Tag eine mehr und mehr verfluchte Welt zu sein scheint." Und ich dachte mir: Sie scheint nicht nur verflucht, sie ist es in der Tat. Ist es überhaupt auszudenken, was ein Fluch des unendlichen Gottes bedeuten, wie er sich auswirken mußte? Daran denken wir viel zu wenig, wenn wir diese Welt betrachten, die Geschöpfe, die Menschen, die Völker und ihre Schicksale. Dieser Fluch hat sich auf die Schöpfung gelegt wie ein schwarzes, undurchdringliches Tuch, er hat das Leid, den Schmerz, den Tod auf den Plan gerufen, er hat den Mächten der Finsternis den Weg frei gegeben um das Böse zu wirken.
Dieser Fluch wird erst hinweggenommen werden, wenn im Sinne Christi alles "vollbracht" ist. Wir sehen am Zustand unserer Welt, in welchem Grade Gott der unbedingt Wahrhaftige ist, wie er sich selbst treu bleibt, bleiben muß. Er nimmt den Fluch nicht zurück. Er wäre für ewige Zeiten auf ihr ruhen geblieben, hätte ihn nicht seine unendliche Liebe dazu bewogen, seinen Einzigen in diese Welt zu entsenden, zwar nicht, um den Paradiesesfluch von ihr zu nehmen, wohl aber, um sie aus dem Abgrund unrettbarer Verlorenheit heraufzuholen und dem abtrünnigen Menschen die Möglichkeit zu geben, trotzdem inmitten einer verfluchten Welt das Heil zu wirken und es auch zu erlangen.
Im Angesichte des gekreuzigten Christus wird deutlich, wie unausdenkbar furchtbar sich jener Fluch ausgewirkt hat. So sehr hat er Geist und Herz des Menschen verfinstert, daß er sich mit ruchlosen Händen am Heiligsten vergriff. Und wir, die wir Christus gekreuzigt haben, wundern uns, daß wir dem Kreuz auf allen unseren Wegen begegnen, als ob eine Welt die Christus gekreuzigt hat, anders als mitgekreuzigt sein könnte! Seitdem er, der Unantastbare, auf Golgotha den Verbrechertod für uns starb, ist diese Welt zu einer wahrhaft gekreuzigten Welt geworden. Das Kreuz ist geradezu das Wahrzeichen der Welt, und allem aufgeprägt was von ihr ist.
Wir haben die Liebe gemordet und wundern uns nun, daß der Haß Herzen und Sinne entzweit. Wir haben dem Fluch durch immer neue Untaten mehr und mehr Macht gegeben einzubrechen und sich auszubreiten. Menschlich betrachtet, hätte sich durch die von uns durchgeführte Kreuzigung Christi der Fluch Gottes in unendlichem Maße steigern und dem Einbruch des Bösen vollends Tür und Tor auftun müssen. Gibt es überhaupt eine Strafe, durch die eine solche Untat gesühnt werden könnte? Was hier geschah, kann durch die menschliche Sprache überhaupt nicht ausgedrückt werden. Für solche Ungeheuerlichkeiten gibt es keine Worte.
Warum aber hat er uns nicht zertreten, wie man Schädlinge zertritt, warum hat er die Welt mit ihrem Haß und ihrer Ruchlosigkeit nicht einfach herausgelöst aus dem Universum, das zu seinem Lobpreis geschaffen ist, um sie hinabdonnern zu lassen in das eisige Nichts? Hier ist eine Liebe am Werk, die alle unsere Begriffe übersteigt.
Begreifen wir daraufhin nicht, wie unabdingbar wir zur Sühne verpflichtet sind, zum freiwilligen Mitleiden mit Christus, zum Teilhabenwollen an dem was ihm geschah? Wir pflegen das Leid in jeder Form als eine negative Angelegenheit zu betrachten, die man verbannen müßte, und was wird nicht alles versucht, um dies zu erreichen! Die Generationen aller Jahrhunderte beschäftigten sich mit diesem Problem und seiner Lösung, - vergebliche Mühe! In Wirklichkeit aber ist es die positivste Macht der Welt, allein imstande, ihr Angesicht zu verwandeln. Darum ist es Gnade, höchste Gnade, von Christus miteinbezogen zu werden in sein Leiden und Sterben. Dies aber ist eine Erkenntnis, mit der wir uns lieber nicht befassen, da wir die sich daraus zwingend ergebenden Konsequenzen nicht auf uns zu nehmen gewillt sind. Sie werden selbst von jenen abgelehnt, die Gott zu lieben vermeinen. So sehr widerstrebt das Leiden die Natur des Menschen und seinem innersten Wesen, das auf eine Seligkeit ohne Maß und Grenzen angelegt ist, daß er jedes Wagnis auf sich nimmt, um ihm zu entrinnen. Es ist der Sold der Sünde, der unter Tränen zu entrichten ist; aber o Wunder! Er ist gleichzeitig der hochwertige Kaufpreis für eine Gabe Gottes, deren Wert nicht errechnet werden kann.
Herr, ich will mich viel und oft mit dieser Wahrheit befassen, sie tief hineinnehmen in mein Herz, damit sie mir gegenwärtig sei, wenn die Wasser der Trübsal über mir zusammenschlagen.
Mit großer Betrübnis und heilsamer Demütigung habe ich erfahren, Herr und Vater, wie gefährlich es ist, dir mit allzu ungestümem Beten in den Arm zu fallen. X war aufgegeben und kämpfte bereits mit dem Tode. Da schrie ich zu dir: Er darf nicht sterben, nein, noch nicht. Laß ihn leben, gib ihn zurück! Dein Sohn hat uns verheißen: "Bittet und ihr werdet empfangen!" Wie kannst du anders als mich erhören! - Und Du erhörtest mich. Du nahmst ihn aus den Armen des Todes und trugest ihn zurück vom Rande des Grabes, und das Wunder geschah: er genas. Aber als er wieder im Leben stand, siehe, da war er ein anderer. Er ging die Wege der Welt und der Sünde, fort von Dir, und die ganze Liebe meines Herzens vermochte ihn nicht mehr zurückzuholen... Und nun lastet das Gewicht seiner Schuld auf meiner eigenen Seele. - O Gott, ich will bei all Deinen Zulassungen, wie schrecklich sie auch seien, nur noch eines tun: In die Knie sinken und mit Deinem Sohne beten: Vater, wie Du willst!
Seitdem ich das verstehe, bin ich völlig ruhig geworden. Deine Erziehungs- und Ausbildungsmethoden sind unübertrefflich. Wie weise Du mich genau dahin zu bringen wußtest, wo Du mich haben wolltest! Gelitten habe ich zwar unsagbar schwer dabei, aber schließlich geht es ja bei allen inneren Erleuchtungen und Begnadigungen um "die kostbare Perle" im Acker, die zu erlangen einer all sein Hab und Gut, auch seine Gesundheit, hinzugeben bereit sein muß.
Das Wort des hl. Augustinus gibt in diesem Zusammenhang zu denken: "Gott gibt vielleicht aus Zorn, was du erbittest, oder versagt dir aus Güte, was du möchtest."
Manches Leben scheint uns wie sinnlos zerbrochen in einem Augenblick vielleicht, da wir glaubten, das Beste dieses Menschen stünde noch bevor. Gott weiß es anders. Er allein kennt die Stunde, in der der Weizen reif ist zum Schnitt, oder in der das Unkraut ausgerissen werden muß. Daß seine Gedanken nicht unsere Gedanken sind, erfahren wir unzählige Male im Laufe unseres Lebens, und oft und oft steht bei solchen Gelegenheiten der Versucher neben uns, und er hätte seine helle Freude daran, wenn es ihm dann gelänge, uns an der Vorsehung, an der Weisheit, an der Güte Gottes irre zu machen und das Kind-Vater-Verhältnis zu stören. Aus diesen Schwierigkeiten rettet uns der Geist der Hingabe, einer Hingabe ohne Bedingungen, ohne Fragen, ohne eigene Überlegungen ans Werk zu lassen. Nur in diesem Geiste kommen wir unbeschadet durch alle Fährnisse hindurch.
Diese Einstellung ist nicht leicht. Wenn ich hineinschaue in mein Herz, so finde ich da eine Fülle schmerzlicher Warum, auf die Du mir nie eine Antwort gabst und von denen jedes einzelne so schwer wiegt, daß es mich erdrücken könnte. Ich will dieses Herz nehmen mit allen seinen Bitternissen und will mich damit zu Dir flüchten in die Felsengrotte von Gethsemane, wo die Todesangst und das Todesgrauen Dir den blutigen Schweiß aus den Poren trieben. Und ich schleppe mit mir die unermeßliche Last der vielen Warum aller, derer die Dich lieben und derer, die Dich hassen, derer die Dich nicht kennen und derer die Dich nicht kennen wollen, derer, die Dich verfolgen und martern und immer wieder kreuzigen. Hier ist mein Platz und ich will alle qualvollen Warum, meine eigenen und die der anderen hineinversenken in dein eigenes, unermeßlich schweren Warum, das schwerste, das sich je der Brust eines Menschen entrang. Warum den Martertod der Liebe sterben für eine Menschheit, die nicht erlöst sein will und die sich ihre Welt bauen wird ohne Gott?
Wie könnte ich Ehre annehmen von seiten der Menschen, nachdem sie Dich entehrten! Wie könnte ich mir Liebe erhoffen, wo sie Dich, die unendliche Liebe, mit unmenschlichem Haß verfolgten! Wie könnte ich mit Barmherzigkeit rechnen, nachdem sie Dich so erbarmungslos zugrunde richteten! Wie könnte ich Verständnis erwarten, wo sie Dich so böswillig mißverstanden haben!
Die Parallele Christus-Jünger tritt in meinem Leben immer klarer zutage. Die Gleichschaltung ist unverkennbar, oft bis in unwichtige Einzelzüge hinein. Bei einer Rückschau auf mein Leben drängt sich diese Beobachtung geradezu auf. Wie tröstlich ist diese Erkenntnis neben dem sicheren Wissen, daß solche Berufung und Gleichschaltung ein totales Geopfertwerden fordert. Dies liegt in der Konsequenz der Dinge und Gott ist konsequent!
Wie ist es mit jener innigsten Ich-Du-Gemeinschaft, die wir Ehe nennen? Es ist eine wenig beachtete Tatsache, daß zwischen dem Ich und dem Du kein Geringerer steht als Du Herr, verbindend und trennend zugleich. Du allein bist uns unmittelbar nahe, das menschliche Du nur mittelbar. Wir werden diesen Sachverhalt vergeblich zu ändern suchen. Hier macht sich jener Erstanspruch Christi geltend, den er durch seinen Erlösertod unweigerlich auf jeden Erlösten besitzt. Dieser Anspruch ist der tiefste Grund, warum es kein restloses gegenseitiges Verstehen unter den Menschen gibt. Die Wand, die zwischen dem Ich steht und dem Du, ist von Christus aufgerichtet. Als der Engel des göttlichen Zornes die Tore des Paradieses für immer verschloß, da wurden gleichzeitig die Zugänge zu unseren Seelen verschüttet. Der Fluch Gottes warf jenen tiefen Schatten auf die Eigenart unserer Persönlichkeit, der durch die menschliche Liebe nicht aufgehellt werden kann. In diesem getrübten Licht ist keine klare Erkenntnis des Du mehr möglich. So sind wir ständig dem Irrtum und der Täuschung ausgesetzt, die nicht selten in Enttäuschung enden. Wie verschüttete Brunnen sind wir, die keiner ahnt, wie verborgene Quellen, die ungehört irgendwo in der Tiefe rauschen. Aus diesen Erwägungen heraus haben viele Heilige auf menschliche Bindungen verzichtet.
Herr, ich will es lernen, so zu leben wie derjenige leben wird, der an den Toren des Todes gestanden und am Rande des Grabes; wie einer, der sich aufgegeben weiß und der sich in klaren Augenblicken frägt: Ist heute mein letzter Tag,... ist das nun meine letzte Nacht? - Wieviele von den Dingen, die ihm einmal bedeutsam erschienen, werden ihm gleichgültig sein nach seiner Wiederkehr ins Leben! Wie so einer will ich nun leben lernen: so losgelöst, so unabhängig, so ruhig, so in die Ferne schauend, so gewissermaßen fremd, das Heimweh im Herzen tragen, mein Auge auf Dich gerichtet, die ewige Treue. Ach Herr, daß ich Dich immer besser verstehen lernte! Daß ich Dich immer besser dienen könnte! Daß ich Dich immer mehr zu lieben vermöchte! - Restlos Dir gehören, verzehrt werden vom Feuer Deiner Liebe, hingegeben an Deinen heiligen Willen! Endlich verstehe ich mit Deiner Gnade was es heißt: Deinen Willen über alles lieben!
Petrus hat Dich verleugnet, drei Stunden nach der ersten hl. Kommunion, so kurz nach der Priesterweihe; aber Du verdammst ihn nicht. Einen Blick des Erbarmens und des Verzeihens schenkst Du ihm und damit eine Gnade, die ihn erleuchtet, damit er erkennt, was er tat; die seine Liebe entzündet, daß sie wieder hoch aufbrennt; die ihm Vertrauen gibt, festes, unerschütterliches Vertrauen. - Herr, schenke auch mir in meinem Sündenelend und in meiner Verlassenheit einen solch wunderbaren Blick --! Petrus liebte Dich ganz sicher, und zwar aufrichtig; aber er ließ sich nichts sagen. Du hatest ihn aufgefordert zu beten, zu wachen... aber Petrus betet nicht, und hält nicht Wache. Ich verstehe, was Du mir sagen willst: eine Liebe, die nicht Deinen Willen tut, ist nicht die rechte, die wahre, ist nicht die Liebe, die unter allen Umständen siegreich bleibt.
Deine Hand liegt schwer auf mir, so schwer, daß ich meine, es nicht tragen zu können. Wo soll mir Kraft werden, wenn nicht am Fuße des Kreuzes? Du hast mich der Verlassenheit überantwortet, hinausgestoßen in die Finsternis... Ein unbeschreiblich grauenhafter Zustand. An einem Gedanken suche ich mich zu halten und zu trösten: Dein Vater, o Jesus, liebte Dich über alle Maßen und doch hat Er Dich der gräßlichsten körperlichen und seelischen Not preisgegeben. Da gleiche ich Dir ein wenig. Einsam bist Du gewesen trotz Deiner Jünger - unverstanden bis Du Deinen schweren Weg gegangen. Mich versteht auch keiner. Nach innen nichts als Gottesferne und Gottentfremdung, Schweigen Gottes trotz aller Hilferufe, - nach außen Mißverständnisse und Verlassenheit, keine Möglichkeit, auch nur ein Körnchen Trost zu finden. Ich habe mich Dir übergeben, auf daß Du Deinen Willen an mir tuest. Laß nicht zu, Herr, daß ich in diesen Stunden äußerster Bedrängnis zurücknehme, was ich Dir ungezähltemale angeboten: mein ganzes Sein. Was mir am meisten zusetzt, ist das entsetzliche Gefühl der Ohnmacht, das die Seele befällt, wenn Du Deine Gnade zurückziehst. Alles magst Du mir nehmen, nur sie nicht. Das Nicht-mehr-fähigsein zum Guten, die Riesenanstrengung, die jedes kleinste Opfer heischt, die nicht abzuschüttelnde Todestraurigkeit, die vollständige Unfähigkeit Trost aufzunehmen oder Mut zu fassen. - Herr, was ist das doch für ein Ostern! Du bist auferstanden von den Toten, - in mir ist immerfort Karfreitag. Aber ich habe mich Dir angeboten und ich nehme mich nicht zurück, und wenn ich es in einem Anfall verzweiflungsvoller Qual dennoch tun sollte, dann gilt es nicht. Es bleibt bei meiner Hingabe an Deinen Willen, meiner unbedingten Hingabe an Deinen absoluten Willen. Was ich Dir in guten, treuen, mutigen und opferbereiten Stunden gelobt habe, das gilt heute und immerdar. Was ich im Übermaß des Schmerzes dem entgegentue, ist die Tat eines Fieberkranken und Du achte dessen nicht. Siehe, ich muß mich gegen mich selber verwahren, so sehr fürchte ich, wortbrüchig zu werden unter dem Druck der Seelennot. Wie oft fliehe ich vor Dir, aber sieh Herr, ich komme immer wieder zurück. Wie oft bin ich daran, dem Versucher zu unterliegen, der mir immerfort zuraunt, Deine Frohbotschaft sei nichts als eine Täuschung, aber siehe, ich rufe doch immer wieder zu Dir: Herr, hilf meinem Unglauben! O du kostbare, du herrliche Gnade des Glaubens, du unschätzbare Perle im Steinbruch des Herr! Ich erkenne ihren Wert erst dann, wenn ich durch Deine Zulassung bin wie einer ohne Glaube. Ob das nicht die allerfürchterlichste Prüfung ist, die es gibt? Solange die Grundfesten stehen, vermögen die heftigsten Stürme keinen schwereren Schaden anzurichten. Beginnen sie zu wanken, dann ist das ganze Haus am Stürzen. Ich bin wie ein Ertrinkender, der mit zähem Lebenswillen immer wieder den Kopf über Wasser bringt, um im nächsten Augenblick von einer neuen Sturzwelle wieder hinuntergetaucht zu werden in die Tiefe. Du wirst mich nicht endgültig ertrinken lassen, Du wirst mich retten, wenn ich mit meiner Widerstandskraft zu Ende bin, das weiß ich, Herr.
Wie fürchterlich sind diese Drangsale, Worte vermögen sie nicht zu beschreiben, und doch: Was sind sie gegen Deine Leiden? Ich sühne wohl nur für meine eigenen Sünden, Du hast für die ganze sündige und verbrecherische Menschheit gesühnt, also in viel millionenfacher Schwere das Kreuz getragen, das ich jetzt trage. Hilf mir weiter, Herr, zürne nicht meiner Verzagtheit. Auch Deine Seele war ja traurig und suchte Trost - so wirst Du auch mich verstehen. Und dennoch warst Du entschlossen, Deine Erlöseraufgabe zu Ende zu führen -; mit Deiner Gnade, Herr, bin auch ich trotz aller Schwierigkeiten und Versuchungen bereit, den Willen des Vaters an mir geschehen zu lassen. Nur Mut meine Seele, sagt nicht das Psalmwort: "Ich werde nicht sterben, sondern leben... nur züchtigen wollte mich der Ewige, aber dem Tode hat Er mich nicht preisgegeben."
Aussichtslos, hoffnungslos, trostlos. Ich bin wie eingemauert, nirgends ein Ausweg. Und um mein Elend auf die Spitze zu treiben, zeigt mir der Satan Bilder, die mir beweisen, wie unfähig und untauglich ich bin für die Absichten Gottes. Er stellt mir dieses und jenes furchtbare Schicksal vor Augen: Ermordet werden, Vergewaltigung, grausamste und scheußlichste Begebenheiten und frägt mich dann: Wärest Du bereit, dies auf dich zu nehmen, wenn Er es wollte? Ich frage mein gequältes Herz und es schreit auf: Nein, alles aber dies nicht! Und ich erkenne, daß ich den Willen Gottes nur liebe, soweit er mir nicht allzu Schweres zumutet, aber ich bin ihm nicht ergeben: fraglos, restlos, ausnahmslos. Und wenn ich zu beten versuche, "Herr, verfüge über mich, tu mit mir, was Du willst", dann steigen jene Bilder des Grauens vor mir auf und selbst der Anblick Christi in Gethsemane gibt mir nicht den Mut zur bedinungslosen Hingabe. Das Bewußtsein, im wesentlichen und wichtigsten Punkt des innerlichen Lebens zu versagen, lähmt mich nach jeder Richtung hin.
O Gott, ich will mich nicht lähmen lassen durch diese irreführenden Vorspiegelungen. Solltest Du solche entsetzliche Dinge über mich kommen lassen, dann wirst Du mir die Gnade verleihen zu einer der Sachlage entsprechenden Seelenhaltung. Ich will mich nicht abquälen mit Möglichkeiten, die meine Seele mit unsagbarem Grauen erfüllen und die Furcht setzen an die Stelle der Liebe. So oft diese Bilder sich mir aufdrängen, will ich beten: Vater, der Mensch in mir kann nur nein sagen, aber mit Deinem göttlichen Sohne vereint, vermag ich Dir, wenn auch bebenden Herzens, dennoch ja zu sagen. Du wirst nichts geschehen lassen, das mich losreißen würde von Dir. Wo ich auf mich selbst gestellt, versagen müßte, steht mir Deine Gotteskraft in ausreichendem Maße zur Verfügung. Darum will ich nicht traurig sein, sondern der Beklommenheit meines Herzens wehren.
Viel Trost wird mir in diesen Tagen aus dem Worte Deines getreuen Dieners, der hl. Franz von Sales:
"Nehmen Sie Ihren Mut zusammen und wirken Sie das Werk Ihres Heiles am Kreuze, als wenn Sie niemals mehr davon herabsteigen sollten, als wenn Sie den Horizont Ihres Lebens niemals mehr klar und heiter sehen sollten. Was wollen Sie? Unter Donnern und Wirbelwinden muß man Gott sehen und zu ihm sprechen, unter Feuer und Donnern muß man ihn im Gebüsch sehen. Und dazu muß man in Wahrheit seine Schuhe ausziehen, d. h. seinen Willen und seine Neigungen völlig verleugnen. Die göttliche Güte hat Sie nicht auf den Weg gerufen, auf dem Sie sind, ohne Sie dafür zu stärken; es ist an ihr, Ihr Werk zu vollenden."
Herr, auch Dich hat die fürchterliche Seelennot in Gethsemane zu Boden geworfen, doch bliebest Du Sieger! Mag sie auch mich niederstrecken, wenn ich nur am Ende siege mit Dir! Du weißt, was mir nottut zu meinem Werdegang; darum kann alle Not und Drangsal, die Du mir sendest, nur ein Segen für mich sein; darum kann das, was ohne den Glauben an Dich wie Verwerfung und Kreuzigung aussehen würde, nur Gnade und Auserwählung für mich bedeuten; darum ist alles Schwere und Bittere, das über mich kommt, tausendmal wertvoller für mich als alle Freuden dieser Erde. Ich muß lernenm alles was an Prüfungen an mich herantritt, tapfer hinzunehmen um Deinetwillen; den Stimmen der Welt, der Menschen und des eigenen Gemüts möglichst wenig Beachtung zu schenken; mich nicht umwerfen zu lassen durch die innerlichen Drangsale; festzuhalten daran, daß ich nur durch Leiden eingehen werde in die ewige Herrlichkeit. Jetzt die Qual, dann die Freude, jetzt die Trübsal, dann die Seligkeit; jetzt die Trauer, dann der Jubel; jetzt die Stunden, in denen die Finsternis Macht hat, dann die Jahrtausende, angefüllt mit dem Glorienschein nimmer endenden Glückes...
Am Fuße des Altares steht ein Azaleenstock, ein Wunder an Schönheit. Da reiht sich Blüte an Blüte, wer könnte sie zählen! Wäre er nicht eigentlich ein Abbild meiner Seele, auf die Du Gnade über Gnade häufest! Und die Wahrheit? Ich scheine der Feigenbaum zu sein, an dem Du vergebens Früchte suchst...
Festgenagelt hast Du mich am Kreuze und mein Anteil heißt Verlassenheit. Alle meine Hoffnung setze ich auf Dich. All meine Sehnsucht bist Du. Kenne ich auch keine Freuden des Gemütes, so habe ich doch allen Grund in der steten Freude des Willens und der Vernunft zu leben. Ich glaube an Dich als an die unendliche Wahrheit - hilf mir Herr, inmitten aller Dunkelheiten und Prüfungen des Innenlebens mit unwandelbarer Folgerichtigkeit meinen Marterweg zu Ende gehen. Es soll also so sein wie Du es haben willst. Je mehr das Kreuz mich drückt, desto mehr glaube ich an Deine Liebe. Je friedloser ich bin, desto fester will ich mich an Deine Verheißung vom Frieden klammern, den niemand mehr von uns nehmen wird.
Gestern brachte ich eine junge Eiche vom Walde heim; mit allen Wurzeln ließ sie sich herausziehen aus dem lockeren Erdreich. Ich gedachte meiner eigenen Seele dabei. Hast Du sie nicht mit allen Wurzeln und Würzelchen herausgehoben aus dem satten Boden dieser Erde? Und da Du mich von der Erde und alle Erde von mir lösest, darf ich doch wohl hoffen, daß die Stunde nicht mehr ferne ist, in der Du mich hinüberpflanzen wirst in Dein Reich. Komm, Du Gärtner der Seelen; komm, Du Liebhaber des Lebens! Komm und bring mich heim zu Deinem und zu meinem Vater!
Wir müssen alles, was unser ist, darangeben, um das besitzen zu können, was Sein ist.
Geisteserneuerung: Immer gleichmäßig liebenswürdig! - Nicht merken lassen, wie sehr ich leide dem Leibe und der Seele nach! - Wenig reden! Nichts über mich selbst! Nichts über irgend jemand. Oft und oft dem Herrn mein Elend aufopfern, in Vereinigung mit Seinem Leiden dem Vater darbieten. - Mehr Selbstbeherrschung gerade in den kleinen Dingen: meine scharfe Beobachtungsgabe in Zaum halten! Meinen kritischen Sinn nicht an die Arbeit lassen! Ein allenfalls aufsteigendes Urteil ablehnen mit einem indifferenten: was geht das dich an? Sich nicht sorgen, nicht vorausschauen wollen: was wird werden? Es wird wie Gott will! - Nicht fragen: paßt mir das oder nicht, sondern: gereicht das dem Herrn zur Ehre oder nicht? - Ohne Klage auf meinem Posten stehen bleiben, nicht berechnen wie weit die Kraft noch reichen wird, wenn sie auch am Ende zu sein scheint. Eingedenk sein der blinden Hingabe an Gottes Willen, mag kommen was da will! Alle Kräfte der Seele dem Herrn anheimstellen, mag Er darüber verfügen nach Seinem Belieben! Wie ein Toter sein: ohne Eigenmächtigkeit, ohne Urteil, - mir geschehe, wie Du willst!
Die innere Bedrängnis in diesem Geiste ertragen...: mir geschehe, wie Du willst! Der Berufsarbeit genügen im selben Geiste...:mir geschehe... Meine Umgebung und die Verhältnisse um mich herum...: mir geschehe... Alle Ereignisse, alles alles... immer nur: mir geschehe, wie Du willst!
In Deinem eucharistischen Leben, mein Vielgeliebter, bist Du immerfort Opfer, die lebendige Opfergabe. Ohne Unterbrechung biestest Du Dich dem Ewigen Vater dar als Opfer für die Sünder. Immerfort bringst Du dem ewigen Vater diese reine, diese heilige, diese unbefleckte Opfergabe dar und immerfort strömen Gnaden und Segnungen des Vaters hin über die sündige Welt als Gegengabe. Dein Leben war, als Du auf Erden wandeltest, zusammengesetzt aus lauter Opfern, Dein Leben war eine Summe aus Opfern, gekrönt durch das letzte größte Opfer Deiner selbst auf Golgotha. So sehr liebst Du das Opfer, daß Du es fortsetzen willst auf unseren Altären; so sehr weißt Du die Welt der Gnade bedürftig, daß Du nicht aufhörst, uns durch Opfer Gnade zu erflehen bei Deinem Vater. Wie müßte ich mich schämen, wenn mein Leben etwas anderes wäre als eine Kette von Opfern, wenn ich suchte, was von dieser Welt ist, anstatt was Gottes ist; wenn ich meiner Natur Zugeständnisse machte und meinen Sinnen, wenn ich meinem Leibe dienste - und Christus hat alles geopfert in einemfort, bis zum Ende der Zeiten. Wenn ich Dich betrachte, Herr, von Priesterhänden unablässig dem Vater dargereicht zur Rettung der Sünder, zur Heiligung der Gerechten, dann kann ich nimmer anders als eines wünschen, eines durchführen: Opfergemeinschaft zu haben mit Dir; geopfert zu werden mit Dir und Deinen Interessen dienen. Alles hintan zu setzen, alles preiszugeben, alles zu verachten, was mich hindern könnte im wahren Sinne des Wortes Opfer zu sein mit Dir.
Wie oft flehe ich Dich an: nimm mich hin! Laß mich ganz und gar Dir gehören, als eine Opfergabe in Deinem Sinne! Du kannst solcher Leidenschaft des Betens nicht widerstehen, Du kannst Dich nicht weigern mich teilhaben zu lassen an Deinem heiligen Opferleben. Du brauchst das unvollkommene Opfer, das ich Dir guten Willens biete, nur in Deine Heilandshände zu nehmen und es zu segnen, und es wird ein "vollgültiges, rechtes und dem Vater wohlgefälliges Opfer" werden, bestimmt, im Verein mit Dir Seelen zu retten. Teile mit mir Deinen unersättlichen Hunger und Durst nach den Seelen, auf daß mich Deine eigene Unersättlichkeit zu immer größerem Opfermut treibe, auf daß mich Deine eigene Liebe zu den Seelen so ganz mit Deinem Opfergeist erfülle!
Wieviel Gemeinheit, wieviel Niedertracht, wieviel Bosheit, wieviel Haß, wieviel Sünde herrscht auf dieser Welt und Du, der Ewige, bist die Ruhe, der Gleichmut, der Friede, die unzerstörbare Glückseligkeit selber! Wie tröstet mich der Gedanke, daß alles Negative dieser Welt, das Dich kränken und beleidigen muß, Deine Seligkeit nicht zu stören vermag. Wie tröstet es mich zu wissen, daß Du trotz alledem der unendliche Glückselige bist, daß es nichts gibt, was die Vollkommenheit Deines Glückes vermindern, den Glanz Deiner Glorie trüben könnte. Und ich, Dein Kind, soll einmal, wenn ich ausgeweint habe, Deine unaussprechliche wunderbare Glückseligkeit mit Dir teilen. Ich soll einmal so glücklich sein, daß ich nicht mehr glücklicher sein Könnte! Ich soll einmal einen Frieden genießen, der mir hier nur vorübergehend und nur in mangelhafter Weise zuteil werden kann. Meine Nerven werden nicht mehr auf Anreize reagieren müssen, die mich dem Körper und der Seele nach krank machen. Es werden keine bitteren Stimmungen mehr über mich kommen, denen ich jetzt zu wehren habe. Es wird kein Unordnung mehr geben, die ich mitansehen muß, ohne sie abstellen zu können. Du Gott der Ordnung, der Ruhe, der Gesetzmäßigkeit, des Friedens, des ewigen Glückes! Du herrlicher, wunderbarer Gott, der Du mein Gott bist! Jetzt sehe ich Dich hinter Schleiern und unter Tränen, dann werde ich Dich von Angesicht zu Angesicht schauen in ewigem Frohlocken. Wie danke ich Dir dafür, daß Du mir in der Qual und Trockenheit meines Innenlebens diesen Stärketrunk des Trostes reichst; daß Du mir so hilfst, trotz aller Erdennöte nicht kleinmütig und verzweifelt zu sein; daß Du Dich würdigst, mich inmitten aller Trostlosigkeit mit Ewigkeitsgedanken zu trösten, mich hinauszuheben über alles, was von dieser Erde ist und mir das verlockende Endziel vor die Seele zu stellen, das nichts Geringeres ist, als Du selber, Du, der Inbegriff jeglicher Menschensehnsucht, Du, die Sättigung jedes Menschenhungers, Du, die Quelle aller Freude, allen Friedens, allen Trostes, aller Seligkeit, einer Seligkeit, die kein Ende haben, die niemand mehr von uns nehmen wird. Gib mir jetzt schon, Meister, ein ganz klein wenig etwas von Deiner Ruhe, von Deinem Gleichmut, von Deiner Unverwundbarkeit, von Deiner göttlichen Überlegenheit, damit ich Dir besser zu dienen vermag und Du um so mehr in mir verherrlicht werdest. Mach mich so ganz ruhig trotz alles Beunruhigenden um mich herum; mach mich so ganz gütig trotz all des Ärgerlichen und Verdrießlichen, das mich erregen möchte; mach mich so ganz friedlich trotz der nervösen Unrast, die mich peitschen will! Mach mich ein ganz klein wenig Dir ähnlich, meine gekreuzigte Liebe!
Die beiden J. haben ihr Kindlein nicht aufen lassen, obwohl sie am Traualtar gelobten, ihre Pflicht zu tun. Welch ein Unglück! Furchtbar ist es, Herr, ein Dir gegebenes Versprechen nicht zu halten, furchtbarer noch, Dir Dein Eigentum zu verweigern. O Gott, laß nicht zu, daß durch die Torheit oder die Bosheit derer, die Dich nicht kennen, Seelen in der Gefangenschaft der Sünde verbleiben müssen und zur Beute Satans werden! Ich bitte Dich, Herr, gestatte mir, an Stelle jener zu handeln, die ihre heilige Pflicht versäumen! Siehe, ich ofere dem Vater Deine unendlich kostbaren Verdienste auf; kraft dieser Verdienste spreche ich über jedes Kindlein, das nicht getauft wird, die Taufformel, wie der Priester es tut, und Du wirst es einreihen in die Schar der mit dem Kreuze Christi gezeichneten und Besiegelten. So soll es sein, Herr, bis zum Ende der Zeiten. Durch Dich und in Dir, Christus Jesus, besitzen wir tausend Möglichkeiten zu retten und heimzuholen, was sich in Gefahr befindet. - Wenn ein einziger Tropfen des Blutes Christi die gesamte Menschheit zu entsühnen vermag, dann darf ich hoffen, daß ich mit der Zuwendung der Verdienste Christi diese ersatzweise Taufe spenden darf, Gott zur größeren Ehre und den Seelen zum Heile.
Ein Exerzitienerlebnis
Mit den besten Absichten war ich gekommen; fühlte mich ganz in geeigneter Verfassung. Am Abend des ersten Tages geriet ich indes in einen sehr sonderbaren Zustand, der alle meine Erwartungen zunichte zu machen schien und der die ganze Woche hindurch anhielt. Wie ein schwer Magenleidender mit den besten Gerichten nichts anzufangen weiß, so erging es mir im geistigen Sinne. Die Dinge gingen an mir vorbei und nicht in mich hinein. Wie der gottfremdeste, irdisch gesinnteste Mensch, so stand ich dem Gebotenen gegenüber. Mit einer Seele wie Felsgestein: die Samenkörner fallen zwar darauf, aber aufgehen können sie nicht. In den freien Zeiten zwischen den Vorträgen, voll hilflosen Elends hingestreckt, versuchte ich zunächst irgendeinen der zur Betrachtung gebotenen GEdanken aufzugreifen und zu verfolgen - umsonst! Ein Riegel schien meiner Denkfähigkeit vorgeschoben, und jeder Versuch, den gegebenen Punkten zu folgen, mißlang. Ich konnte weder aufnehmen noch verarbeiten.
Nun fing ich an, mich meiner Seele zuzuwenden und sie zu betrachten, wie wenn sie nicht meine eigene wäre. Und ich sah sie gefangen, gefesselt, geknebelt, unfähig sich zu bewegen, und dies dem Verstande, dem Gemüte, der Fantasie und dem Willen nach. Und ich fragte den Herrn: Warum hast Du meine Kräfte so lahmgelegt, ich bin ja wie lebendig tot? Warum isolierst Du mich und hinderst mich daran, von außen her etwas in mich aufzunehmen? Ein Jahr lang habe ich mich auf diese Exerzitien gefreut und nun versprechen sie ein vollendeter Mißerfolg zu werden.
In diesem Augenblick kam mir so recht zum Bewußtsein, wie sehr Gott der Herr ist und wie ihm alles gehört. Wie er es nach Belieben mit Beschlag belegt und als sein Eigentum behandelt. Ich kam von dem starken Eindruck des Bildes nicht mehr los: ein gefangener, gefesselter, geknebelter Mensch, der unfähig ist, auch nur einen Finger zu rühren, völlig dem Willen desjenigen ausgeliefert, der ihn in seiner Übermacht bezwang und in diesen Zustand versetzte.
Und plötzlich fuhr etwas wie ein Blitzlicht durch meine Seele, eine Erkenntnis ging mir auf, machtvoll wie alle Kundgebungen des Höchsten, unzweideutig in ihrer Klarheit, ein einziges, leuchtendes, nicht mißzuverstehendes Etwas, das die entsetzliche Leere in mir mit einem Male bis zum Rande füllte. Meine Seele schien auf diesen Augenblick des Überflutetwerdens wie eingestimmt zu sein. Sich selbst unbewußt, schien sie durch die große Leere und Stille, die Gott in ihr geschaffen, dafür bereit zu sein, das Wunderbare in sich aufzunehmen. Und in dieser gesegneten Überfülle des Lichtes stand klar und hell in mir, was es heißt: Blinde Hingabe an Gott. Ich schaute, wie die Hingabe beschaffen sein muß, die Gott von einer Seele erwartet, wenn er seine Pläne in ihr verwirklichen soll, ohne die Gefahr, daß sie ihm entgegenarbeite. Ich muß also sein wie ein Gefesselter, der wie tot erscheint, ganz dem Mächtigeren ausgeliefert, der ihn bezwang; ich muß jede selbstständige Willensbetätigung ausschalten, kurz: Ich muß ihn machen lassen. Hierin schien mir das Geheimnis zu gipfeln: Gott machen lassen; mich ihm so hingeben, ihn so mit mir schalten und walten lassen, als ob ich tot wäre - und daneben stand die zweite, über alle Maßen tröstliche Erkenntnis: Was er tut mit dir, wird gut sein. -
Was ich durch mühsames Studieren und Betrachten im Laufe von Jahren nur unvollkommen erkannte, du, Herr, hast es mich in einem Augenblick erleben und erfahren lassen. Mühelos ist mir eine Erkenntnis geworden, die nun eingebrannte steht in meiner Seele und die nichts und niemand von mir nehmen wird. - Wir kommen durch die unmittelbare Einwirkung Gottes in einem einzigen Augenblick weiter als auf dem Wege normalen Voranarbeitens im Laufe von Jahren. Wo Gott der Herr auf diese Weise zu wirken geruht, würde ein Mensch nur stören und verdunkeln. Wahrlich, es ist nicht auszudenken, was Gott mit einer Seele tun würde, die sich ihm ganz überließe. Wie recht hat doch der heilige Ignatius!
Aufjubeln ließ mich die Erkenntnis in einer ganz großen, teifen, heiligen Freude. Wieviel Seligkeit strömt nicht über auf eine Menschenseele, wenn der Herr sich zu ihr neigt, und wäre es auch nur sekundenlang! Einen wahren Himmel vermag er augenblicklich in sie hineinzutragen, mag die Trostlosigkeit auch noch so schwer auf ihr gelastet haben; ein solch wolken- und schattenloses Glück vermag er zu spenden, daß auch der letzte Winkel der Seele aufleuchtet und erglüht. -
Ich hatte bereits mit einem völligen Mißerfolg meiner Exerzitien gerechnet, aber siehe, reichbeschenkt ging ich von dannen!
Herr, was ist es doch unaussprechlich Wunderbares um das geheimnisvolle Erleuchtetwerden von Dir in ganz direkter Weise unter Ausschaltung jeglicher Selbsttätigkeit! Um das Schauendürfen von Wahrheiten, die uns in solche greifbarer, klarer, und anschaulicher Weise durch kein irdisches Mittel nahegebracht werden könnten! Herr, wie hungere ich danach, Deine Nähe durch solche göttliche Heimsucungen erfahren zu dürfen, das Wehen des Geistes buchstäblich spüren und - verkosten zu dürfen. Nichts was die Erde zu bieten hat an Köstlichkeiten, hält auch nur im entferntesten einen Vergleich damit aus. Das sind Dinge, die wir - unter dem Einfluß einer völlig unverdienten Gnadeneinwirkung Gottes - zwar erleben, die wir aber niemals in ihrem Erleben und in ihrer Ursprünglichkeit wiedergeben und anderen Seelen mitteilen können. Wer so etwas erfahren durfte, hat einen Vorgeschmack des Himmels; er hat eine Ahnung dessen, was es um die ewige Glückseligkeit sein muß. Man möchte in solchen Augenblicken des Erfaßtseins von jener gewaltigen Macht, die das eigene Ich ausschaltet und sich an eine Stelle zu setzen scheint, nur eines tun können: dieses Etwas halten, damit es nie mehr entweiche. Diesen Himmel gefangennehmen, in Ketten legen; dieser Macht schluchzend und jubelnd zugleich zurufen: "Verweile doch, Du bist so schön!" Welche Qual, wieder zurückzusinken in das Leben, so wie es ist; zurückzusinnen in Dürre und Trockenheit.
Du liebliche Mutter des Herrn, Du gnadenvolle, das Fest "Maria Heimsuchung" ist heute. Da trugest Du das Kindlein schon unter Deinem Herzen. Da pochte Sein kleines Kinderherz den gleichen Schlag wie das Deine. Da trugest Du Ihn in Dir, den die Himmel nicht fassen! Wie gut verstehe ich Dein Wort vom Magdsein, Dein königliches Wort vom Dienen! Wie tröstlich ist es, sich dem Herrn so ganz zu schenken, damit Er alles aufbrauche in Seinem Dienste, in Seinem Interesse, zur Förderung Seiner Pläne. Du liebliche Jungfrau Mutter, bitte heute den Herrn für mich um die Gnade, die ich so sehr ersehne, um die ganz außerordentlich große Gnade, die mir nur als Gottesgeschenk zuteil werden kann: daß sein Ich mein Ich verdränge, bis Er allein in mir lebt und herrscht.
Vorsätze
Jeder Bitterkeit wehren: allen gegenüber, die mich verletzen.
Keine Empfindlichkeit: es geschieht mir immer recht.
Hingabe: mich hineinfinden in alle schmerzlichen Begebenheiten.
Vertrauen: der Herr weiß um alle Warum, daher: Ja, Vater!
Schweigen: um jeden Preis, es ist alles gut so, ein freundliches Schweigen.
Güte: im Beruf vor allem, meine innere Not nicht durchschlagen lassen.
Vereinigung mit Ihm: alle Leiden des Leibes, alle Bedrängnisse des Geistes, alle Qualen der Seele zu den Seinen legen.
Aufopferung: meiner selbst an den Vater, unablässig, für die Sünder, die Priester, die Armen Seelen- - -.
Sehnsucht: Laß mich immer mehr Dir gehören, laß mich Opfer sein mit Deinem Sohne, laß mich durchhalten in meinen unsäglichen Bitterkeiten, Dir zur Ehre und Verherrlichung.
Bereitschaft: laß mich verkannt sein, verachtet und zertreten, was liegt an mir!
Worauf es ankommt: Sein Reich komme, Sein Wille geschehe, das will ich lebhaft im Auge behalten.
Das Wort des heiligen Paulus: "Nicht mehr ich lebe..." ist sicherlich viel mehr ein jubelnder Ausruf, denn eine sachliche Feststellung gewesen. Ich habe heute während der hl. Messe dieses Wort in einem für mich neuen Sinn erfaßt. Paulus besaß offenbar die große Gnade, die ich so heiß ersehne, das, worum ich Dich so inständig bitte: die Verdrängung des eigenen Ich durch Dich selbst. "Nicht mehr ich lebe...", das ist es, Herr: diese ausgezeichnete Formel enthält das ganze Geheimnis. Ganz klar verstehe ich nun ihren Sinn. Von dem Augenblick an, in dem Du dieses unvergleichliche Gnadenwunder in einer Seele wirkst, hört sie auf, im normalen Sinne zu sein. Sie ist nichts mehr als das Gefäß, das Dich birgt und verbirgt; die Schale, die Dich umschließt; die Hülle, die Dich deckt; der Pokal, der die unaussprechlichen Kostbarkeiten der Gottheit in sich trägt; der Ring, der dem unschätzbaren Diamanten "Gott" zur Fassung dient. "Nicht mehr ich lebe" - daß ich den Sinn dieses herrlichen Wortes nicht eher begriffen habe! Aber so ist es in der Tat. Tritt doch das Ich voll und ganz zurück, um Dich ausschließlich herrschen zu lassen. Ist es doch genau so, als stünde das Ich neben sich selbst, ganz auf Dich gerichtet: betrachtend, beschauend, bewundernd, anbetend, hinhorchend mit verhaltenem Atem, in einer unendlichen Stille. Ich bettle nicht mehr um Gnaden, Herr, ich bettle um Dich selbst. Nichts Geringeres als die höchste, reichste und letzte Gabe, - Dich selbst - begehre ich. Ich werde nicht aufhören zu bitten, bis ich in dem heute erfaßten Sinne mit Deinem gesegneten Apostel jubeln kann: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir."
Zeitgemäße Betrachtung: Das Leben greift mit hundert Händen nach uns, nach unserer Kraft und nach unserer Zeit. Wenn wir aber einmal kritisch überprüfen, worin unser Tagewerk z. B. heute bestanden hat, dann finden wir vielleicht recht wenig, das würdig wäre, eines Christen Tage zu erfüllen. Das moderne Leben ist eine tolle Hetzjagd geworden, "alles rennt, rettet, flüchtet", der Geist der Ruhe, der Ordnung, der Sammlung, der Besinnlichkeit, der bedächtigen Worte und der abgewogenen Taten lebt in der Verbannung. Und auch der zweite Teil des Dichterwortes stimmt: "Taghell ist die Nacht gelichtet". Die farbenprächtige Reklame und die phantastische Nachtbeleuchtung in unseren Großstädten lassen uns darauf vergessen, daß diese ganze Welt des Scheines und des Truges nicht viel mehr ist als leere künstliche Hülle aus Flitter und Talmigold, geeignet das Wesentliche zu verschütten. Der christliche Mensch unserer Zeit hat es wahrlich nicht leicht. - Die schlimmste Gefahr, die ihm droht, ist die Verflachung, das Aufgehen in dieser krankhaften Hast, das Mithineingerissenwerden in diese Unrast und der dadurch bedingte Verlust des seelischen Tiefgangs.
Es gilt, sich mit ganzer Kraft gegen die gefährliche Strömung zu halten; sich seiner christlichen Existenz bewußt zu bleiben; ganz Christ zu sein im Wort und in der Tat, mag auch Spott und Hohn unser Anteil sein.
Eine Gefahr ist umso schlimmer, je weniger sie als solche erkannt wird. Der Fürst dieser Welt paßt sich der Zeit und ihrem Fortschritt an. Er versteht es meisterhaft, mit Harmlosigkeit getarnt, hinter den Dingen zu stehen und die Menschenherzen unmerklich unter seinen tödlichen Einfluß zu bringen.
Haben wir acht! "Betet und wachet", mahnt der Herr. Gerade dieses Wachen zu verhindern, ist das Ziel des Widersachers. Darum dieser Taumel dieser Rausch, diese Betäubung, dieses Sich-Überstürzen der Ereignisse, damit wir nicht mehr zur Besinnung kommen, sondern dahintreiben sollen wie ruderlose Kähne, die an irgendeinem Felsen zerschellen.
Beten wir recht um die Gnade des Wachenkönnens. Die Apostel im Ölgarten hatten sie nicht. Wachen, damit der Feind uns nicht unversehens beschleiche; wachen, damit die Interessen Christi nicht Schaden leiden, und beten, damit wir in der Kraft Gottes zu bestehen vermögen in einer Christus-feindlichen Welt; beten, daß wir nicht in das besinnungsraubende Tempo der Welt geraten und gar nicht mehr merken, wie weit unsere Wege fortführen von Christus. Vergessen wir nie: Selbst wenn die Welt mit Lichtgeschwindigkeit rasen lernte, der schnellere ist und bleibt der Tod, der im Namen Gottes aller Eile Einhalt gebietet.
Fragen wir uns ehrlich: Was an meinem Leben ist unchristliches Beiwerk, Tribut der Welt und Unterwelt? Könnten die unbestechlichen Augen Christi wohlgefällig ruhen auf all meinem Tun und Lassen oder müßte er mit verweisender Miene zu mir sagen: Martha, Martha...! Gewiß, das Leben stellt seine Ansprüche, wir müssen uns um viele Dinge kümmern. Vieles aber bürden wir uns aus purer Geschäftigkeit auf bis unsere Tage vollgepfropft sind von irdischen Dingen und nichts mehr bleibt für das Eigentliche. Das Gewissen mahnt uns und wir trösten uns mit dem morgen, da wird es gewiß anders sein. Wenn erst diese drängende Arbeit geschafft ist, sagen wir uns, dann werden wir uns wieder dem Anderen zuwenden. Aber auch das Morgen bringt seine neue Hetze und seine neue Plage, und allmählich merken wir, wie unheilvoll die Verstrickung ist, in die wir geraten sind und wenn uns dann nicht die Gnade einen gewaltigen Anstoß gibt, werden wir von den stürmischen Wogen dieser Zeitlichkeit ins Verderben gerissen. "Eines nur ist notwendig!" Dies ist eines der bedeutungsschwersten Worte Christi. Brenne es mit Feuer ein in meine Seele und ich werde nicht in den Sog der Welt geraten, darum bitte ich dich flehentlich, Herr und Vater!
"Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde..."
Ich erwachte über einem entsetzlichen Lärm. Es war als wäre ein Sturmwind in meinem Zimmer eingefangen und fände bei keinem der drei Fenster hinaus. Die Möbel ächzten und krachten, alles bebte, wackelte, schaukelte, ich lag regungslos da wie gelähmt und wußte nicht, was ich von alldem halten sollte.
In diesem Augenblick sprang etwas auf mein Lager, ein Hund, nein, eine Katze, dachte ich, - merkwürdigerweise ohne Angst zu empfinden. Ich sah nicht das Geringste in der tiefen Finsternis, fühlte aber, wie das Tier mir zu Häupten stand, die Vorderfüße rechts, die Hinterbeine links von meinem Kopfe. Ich spürte die Wärme, die vom Bauch des atmenden Tieres ausströmte und hatte die Empfindung, von einem weichen Fell berührt zu werden.
Plötzlich knurrte das Tier, aber so unsagbar grauenhaft, daß ich blitzartig erkannte, das ist nicht Hund und nicht Katze, das ist der Satan selbst. Und wieder setzte ein wahrer Höllenspektakel ein, mir war, als stürzten sämtliche Möbel zu Boden und weckten das Haus und die Nachbarschaft.
Das Merkwürdigste an der Sache ist, daß ich nicht die geringste Furcht empfand. In demselben Augenblick, in dem ich mir über das Wesen des Tieres klar geworden, sagte eine innere Stimme zu mir: "Er kann dir nichts anhaben, er ist gebändigt". Der Begriff "gebändigt" wurde mir wie eingehämmert, er erfüllte mich mit unaussprechlichem Trost.
Bei der nächsten Bewegung des Tieres schrie ich laut auf: "Gekreuzigter Herr Jesus Christus" und - fort war der ganze Spuk in einem einzigen Augenblick.
An ein Wiedereinschlafen war nicht mehr zu denken. Ich überlegte, wie es kam, daß ich seit Jahren in diesem Raum schlief, der ehedem eine Klosterkapelle gewesen, ohne das geringste dieser Art zu verspüren. Da fiel mir plötzlich ein, daß ich am Abend zuvor das hochgeweihte Sterbekreuz von der Wand genommen und verpackt hatte, da ich unmittelbar vor einem Umzug stand. Das also hatte "ihm" wohl die seit langem gesuchte Gelegenheit gegeben, bei mir persönlich "vorzusprechen". Im Stockdunklen stand ich auf - wegen Fliegergefahr durfte kein Licht gemacht werden - suchte das Kreuz, tastete die Wand nach dem Nagel ab und hängte es wieder auf. Beim Morgengrauen merkte ich mit Staunen, daß alle Möbel an ihrem Platze standen und nichts auch nur von der Stelle gerückt erschien.
Zweimal habe ich dieses Erlebnis aufgezeichnet und beidemale wurden mir die Notizen entwendet, vermutlich von dem, der es nicht gerne hört, wenn seine Ohnmacht offenbar wird.
Ich wunderte mich seinerzeit, was dieser Zornesausbruch Satans wohl zu bedeuten hatte. Sechs Wochen später erkannte ich den Grund. Es war mir vergönnt, ihm eine Seele zu entreißen, die, menschlich betrachtet, so gut wie verloren war. Da verstand ich sein Toben.
Das Erlebte war für mich außerordentlich wertvoll und dürfte es auch für andere sein. Ich habe die Machtlosigkeit Satans erfahren; ich habe erlebt, daß er nicht einen Finger rühren darf, wenn dies nicht im Willen Gottes liegt. Er war mir so nahe, daß sein Fell mein Gesicht berührte, und war nicht einmal imstande, mir Furcht einzujagen; er hätte mich wohl gerne erwürgt und durfte mir nicht einmal ein Härchen krümmen.
Mit einer unsagbaren Freude und mit dem unaussprechlichen Stolz eines Kindes, das einen unvergleichlich herrlichen Vater hat, gedenke ich seither der Macht und Kraft und Gewalt und Herrschaft Gottes; wie Ihm der Widersacher fauchend und zähneknirschend gehorcht, weil er nicht anders kann als dem Willen des Ewigen dienen; wie wir so wohlgeborgen sind im Arm des Vaters; wie keine Macht der Welt und der Unterwelt etwas zu bedeuten hat vor Seiner Größe.
Ich stand um jene Zeit unter dem Druck besonders schwerer seelischer Erlebnisse. Ich hatte etwas wie eine Krisis durchzustehen. Und siehe! Alle Spannungen waren mit einem Schlage gelöst, ich war innerlich wieder frei, ich kostete eine Freude an Gott wie seit langem nicht mehr.
So muß selbst der Widersacher, der Geist der Trübsal, der das Böse will, das Gute wirken und der Freude dienen!
Noch eines lernte ich bei diesem Anlaß, nämlich dies: Geweihte Dinge hochzuschätzen.
Hunger
Ich sah sie, lebendige Skelette, wie sie wankend und schwankend die Straße dahintaumelten, die der Weg sein sollte in ihre Freiheit. Sie kamen aus einem KZ und waren der zu Gestalt gewordene Hunger. Wie Schemen glitten sie dahin, unwirklich und doch grausam wirklich, traumhaft und doch grausam wahr. Wie gebannt stand ich da, wie gelähmt vor Entsetzen. Und als die Spannung sich allmählich zu lösen begann, da spürte ich, wie die Tränen unaufhaltsam auf meine krampfhaft verschlungenen Hände herniedertropften. So also sieht der Hunger aus! So sehen die Menschen aus, wenn sie verhungern! -
Und wieder einmal stand ich an derselben Straßenkreuzung. Das Leben - bunt, fröhlich, geschmeidig, gepflegt, gesättigt - brauste und rauschte an mir vorüber. Und während ich hineinsah in diesen flutenden Strom, von hellster Sonne bestrahlt, da senkte sich plötzlich etwas wie ein Nebelschleier auf meine Augen nieder, und diese ganze Landschaft verwandelte sich in eine Vision des Grauens, die mir das Mark in den Knochen erstarren ließ. Ich sah die Menschen wie Gespenster an mir vorüberhuschen, sich elend vorwärts schleppend, wankende Leichname, tappende Totengebeine, Verhungernde und Verhungerte. Und wieder stürzten mir die Tränen aus den Augen, und aufschluchzend fragte ich: Herr, was soll das? Da ward mir zur Antwort: Das sind die Menschen mit den verhungerten Seelen. Und ich warf mich nieder und schrie in der Qual meines Herzens: Herr, hilf ihnen, hilf Du ihnen! Und die Stimme kam: Sie wissen es nicht, daß sie verhungern!
Seitdem höre ich es auf Schritt und Tritt in mir klingen, dieses unsäglich traurige: Sie wissen es nicht, daß sie verhungern. Könnten doch alle, die in der selbstgewollten Gottesferne wandeln, nur eine Minute lang an einer Straßenkreuzung stehen und sehen, was ich sah: Daß sie als Tote unter Toten ins Verderben taumeln...
Herr, ich will wieder mehr beten und opfern, damit die Seelen, für die Du Blut und Leben gabest, nicht versinken in jenem Abgrund, in den Deine Barmherzigkeit nicht mehr hinabsteigt.
So viele Dinge geschahen, Herr, von denen ich dachte, sie hätten nicht zu sein brauchen; sie hätten nicht geschehen dürfen; man hätte sie verhindern können; man hätte, hätte... aber sie geschahen und alles Winden und Krümmen vermag nichts zu ändern. So manche Begegnung schien mir vom Himmel als Gnade geschenkt und war doch nur ein Anlaß zu neuen Bitterkeiten. Aber auch all dies ist Dir doch genau bekannt, und am Verhalten Deiner Heiligen sehe ich, wie ich mich zu diesen Tatsachen stellen muß, die mein Herz mit Trauer erfüllen.
Die reife Frucht muß zermalmt werden, damit sie den köstlichen Saft von sich gebe, der uns zur Labsal dient. So müssen die Seelen, die Gottes sind, durch die Kelterpresse der Leiden gehen. Auch sie werden zermalmt um des Segens willen, den sie über die Welt bringen dürfen, die gnadenlos ist durch ihre Schuld. In blutgetränkten Gewändern werden sie dereinst vor Dir stehen, o Gott, Deine Heiligen, Deine Auserwählten. Sie alle sind ausnahmslos Märtyrer Deiner Liebe.
Wieviel muß ich von ihnen lernen! Sie waren durchdrungen von dem Bewußtsein, daß jede geringste Kleinigkeit in ihrem Leben von Dir gewußt, zugelassen und gewollt gewesen. Sie hätten gegen Deinen Willen kein Jota an ihrem Leben geändert, selbst wenn dies im Bereich ihrer Möglichkeit gelegen wäre. Aus dem Geiste derselben kindlichen Hingabe will ich beten: Herr, wenn ich die Zeitdauer meines Erdenwandels, meine Anlagen und Begabungen, die Umstände meines Wachsens und Werdens nach meiner Wahl bestimmen dürfte; wenn ich mein Leben, so wie ich es lebte, mit allem was Dir und mir mißfällt, von Grund auf ändern, ja rückgängig machen könnte, ich würde es nicht tun, wenn Du nicht wolltest, daß dies geschehe, und sollte ich nur den kleinen Finger zu rühren brauchen. Selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, alle Schuld und Sünde aus meinem Leben zu tilgen, wieder nur durch die lächerliche Bewegung meines kleinen Fingers, ich würde diese Bewegung nicht ausführen, wenn es gegen Deinen Willen wäre. Ich muß unerschütterlich daran festhalten: Alles in meinem Leben ist von Deiner weisen und liebenden Hand geordnet, mag ich diese Weisheit und Liebe begreifen oder nicht. Alle Verkettungen und Verstrickungen, alle scheinbaren Widersinnigkeiten tragen einen in Ewigkeiten hineinwirkenden Sinn in sich, wenn ich ihn auch nicht erkennen darf. Deshalb weil ich mit meiner beschränkten Fassungs- und Urteilskraft keinen Sinn zu erkennen vermag, ist noch lange nicht gesagt, daß überhaupt kein Sinn vorhanden wäre. So führen alle meine Gedankengänge immer und immer wieder zu der einen Erkenntnis, daß es Dir gegenüber nur eine einzige richtige Haltung gibt, die der unbedingten Hingabe. Herr, ich denke mit tiefer Bewegung darüber nach, daß Du mich gewürdigt hast, Dir in manchem ähnlich zu sein. Wie habe ich mich in meiner Torheit gegen solche Gnade gewehrt, wie habe ich geweint und mich betrübt statt zu frohlocken. Reichlich spät ist mir das Geheimnis Deiner unfaßbaren Gnadenwahl aufgegangen; allzuspät habe ich jubeln gelernt über die wunderbaren Auszeichnungen Deiner Vorzugsliebe, die ich nie und nimmer erwerben könnte.
Man hat mir wie Dir alles genommen, alles zerschlagen, meine Ehre, meinen Namen, meinen Beruf, meine Gesundheit, meine Geborgenheit in alten und kranken Tagen. Für mich allein war in der Stunde der Bedrängnis "kein Platz in der Herberge". Und einer kam, der schlug mich mit roher Gewalt ins Angesicht, wie es Dir geschehen ist, und auch ich hätte mich zur Wehr setzen können mit der Frage: "Habe ich unrecht geredet, so beweise es mir, habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?"
Ich habe mit Bitternis erfahren, daß der Satan vor den Toren der klösterlichen Klausur nicht halt macht und daß sich die menschliche Bosheit auch mit einem Ordenskleis zu tarnen versteht. Ich kenne Lüge und Verrat von seiten derer, die ich für meine Freunde hielt. Ich kenne die Schmähung und Verleumdung und habe der menschlichen Gemeinheit in ihr infamstes Gesicht geschaut. Hinausgeworfen um Deinetwillen, verkannt, verachtet, zertreten - wann Herr, war ich Dir denn so ähnlich?
Und jetzt erste begreife ich den Jubel Deiner Heiligen, wann immer ihnen solches geschah. Ich erkenne, es ist Gnade, lauter Gnade, deren Krönung darin besteht, von Dir gekreuzigt zu werden. Wie könnte mein Leben auch anders enden, dieses Leben, das schon im tiefsten Schatten des Kreuzes stand, ehe es geboren war!
Und was hast Du von seiten derer erfahren, die Deine Verwandten waren und die Dir ein Herz voll Bewunderung, voll Liebe und heiligen Stolzes hätten entgegenbringen müssen? Voll Zorn standen sie auf gegen Dich. "Er ist von Sinnen" schrien sie. Wie sollte da ein Mensch, der Dich liebt, verwundert sein, wenn ihm Ähnliches widerfährt! Wie hoheitsvoll hast Du Dich gegen jede Bevormundung ihrerseits zur Wehr gesetzt! Bande des Blutes scheinen Dir nichts bedeutet zu haben. Es geht Dir einzig darum, daß der Wille Deines Vaters geschieht, mit und ohne Verwandtschaft. "Er ließ sie stehen und ging hinweg."
Eine ausgezeichnete Verhaltensmaßregel, die jedem zu empfehlen ist, der ungenießbare Verwandte und falsche Freunde hat: "Und Abraham sprach zu Lot: 'Es soll keine Zwietracht geben zwischen dir und mir, wir sind ja Brüder... Trenne dich von mir! Willst du nach links, gehe ich nach rechts; willst du nach rechts, so gehe ich links." Trennung von allem, was uns lieb ist, kann Vorbedingung der Erwählung sein für eine Sonderaufgabe im Reiche Gottes. Der Herr trennt Abraham von seiner Familie, da sie dem Heidentum zuneigte: "Zieh fort von deinem Lande und von deiner Verwandtschaft und vom Hause deines Vaters, in das Land, das ich dir zeigen werde."
Wer liebte den Herrn wohl inniger als seine heilige Mutter? Aber betrachten wir Christi Haltung ihr gegenüber bei verschiedenen Gelegenheiten!
Abgehetzt, verhärmt und von Sorgen zerquält erscheint sie im Tempel und bekommt in ihre Trostlosigkeit hinein zu hören: "Warum suchtet ihr mich? Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?" - Eine Frage, die wie ein Schwert durch ihre Seele drang.
Bei der Hochzeit zu Kana erspäht ihr wachsames Auge die Verlegenheit, die den Brautleuten droht, und sie flüstert ihm zu: "Sie haben keinen Wein mehr." Und Christus: "Weib, was habe ich mit dir, meine Stunde ist noch nicht gekommen", - ein Wort, das wie ein Schwert durch ihre Seele drang. Mitten aus einer begeisterten Menge von Zuhörern ruft eine Frau ihm entgegen: "Selig der Schoß, der dich getragen und die Brust, die dich genährt hat!" Und Christus korrigiert: "Selig vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen!" - Ein Wort, das wie ein Schwert durch ihre Seele drang.
Böse Gerüchte laufen um und beunruhigen sie. Da gibt es nur eines: sich aufmachen, ihn suchen. "Herr, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen..." und Christus, auf seine Hörer weisend: "Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder...? - Ein Wort, das wie ein Schwert durch ihre Seele drang. Und dann in ihrer unvorstellbaren Qual unter dem Kreuze des sterbenden Christus: "Frau, siehe dort deinen Sohn!", womit er sie weit von sich weist in letzte Verlassenheit. Ein Abschiedswort, das wie ein zweischneidiges Schwert durch ihre Seele drang.
Darum wundere dich nicht, verzage nicht, zürne nicht, frage ihn nicht verzweifelt, Warum? Warum das mir? Stelle dich neben die Mutter Christi: Wagst du dann noch zu klagen: Seht, ob ein Schmerz gleicht meinem Schmerze?
Gottes Liebe zu uns ist nach unseren Begriffen alles eher denn eine zärtliche Liebe. Gewiß sind wir behütet, aber auf seine Weise, die nicht unsere Weise ist, denn es kann uns Unheil über Unheil treffen; gewiß wacht seine Vorsehung über uns, aber sie läßt es geschehen, daß einer den Martertod erleide.
und doch: Er sei für all seine von uns unverstandene Liebe bedankt und angebetet in Ewigkeit!
Welch ein wunderbarer Gedanke: gestorben und begraben in Christus Jesus. Du hast mir heute mit aller Deutlichkeit nahegelegt, dies für den Rest meines Lebens in jeder Hinsicht und mit Folgerichtigkeit zu üben. Lieb hatte ich diesen Gedanken immer schon, aber jetzt hat er mich ganz tief und ganz persönlich ergriffen. Du hast durch die Ereignisse der letzten Zeit die Dinge nach außen wie nach innen so zubereitet, daß mir die Durchführung Deines Wunsches "gestorben und begraben sein" als das Naheliegende erscheint. Wie hilft mir dieser Gedanke zu einer bisher nicht gekannten Freiheit, zu einem absoluten Losgelöstsein von allem und allen, zu einem Frieden, wie er vielleicht nur den Seligen im Himmel bekannt ist, zu einer Ruhe, die nicht mehr von dieser Erde ist, zu einem Gleichmut, wie er Deinen Heiligen eignet! Wie habe ich mich bemüht um diese Dinge, mit welch armseligem Erfolg! Jetzt hast Du mir diese Wissenschaft einfach aus Deiner übergroßen Güte heraus mitgeteilt. Der Gedanke "gestorben und begraben" beherrscht mich nun völlig. Ich praktiziere es ohne Schwierigkeit, dieses gottgewollte Gestorbensein. Schweigen, gleichgültig gegen Speise und Trank, Nahrung und Kleidung; unberührt von Liebe und Haß, von den eigenen Stimmungen und Verstimmungen, so ganz ruhig in der Berufsarbeit, so über allen Schwankungen und allen Meinungen stehend, einfach nichts mehr erkennend als Dich allein und Deinen heiligen Willen, Du mein Gott! Ich weiß es, daß ich Dir diese außerordentliche Gnade durch meine Hingabe an Dich verdanke, Du hast mir wieder einmal bestätigt, daß diese Hingabe es ist, auf die Du wartest, um segnen zu können. Eine Hingabe, die inmitten schwerer und schwerster Prüfungen nichts zurücknimmt, die Dich so ganz nach Deinem göttlichen Belieben schalten läßt. Jesus, wie glücklich bin ich trotz aller Trübsal und Bitterkeit, die auf meinem Leben liegt! Ich leide ja nach Deiner Meinung und ich biete mich Dir mit meinem ganzen Ich und Sein an, jeden Tag meines Lebens, gerade das und gerade soviel zu leiden als es Deinem göttlichen Wohlgefallen beliebt. Ich gehöre Dir und ich freue mich darüber, daß Du mir immer wieder zeigst, daß Du mich wirklich als Dein Eigentum betrachtest und behandelst. Mach mich, Du Vielgeliebter, mit jedem Augenblick mehr Dein eigen, wenn dies möglich ist!
In dem Augenblick, da wir anfangen im Sinne Christi "tot" zu sein, in dem Augenblick geht eine neue Welt in uns auf, eine Welt, die schon auf Ewigkeitsboden fußt, die in nichts mehr hereinragt in das Jetzt, eine Welt, in der alles Natürliche abgelöst ist durch das Übernatürliche. Welt und Menschen und Dinge und Ereignisse, alles ist so klein und weit entfernt, so unwichtig, ja unwirklich, jedenfalls ganz unfähig, störend auf unsere Stellung zu Gott zu wirken. Herr, Du hast mich nun das tiefe heilige Schweigen gelehrt, das Du so liebst, jenes Schweigen, das nichts Erzwungenes, sondern logische Folgen, innere Notwendigkeit ist, das aus jenen gotterfüllten Tiefen geboren wird, zu denen die Welt keinen Zutritt mehr hat. Wie muß ich mich anstrengen, wenn Besuch kommt, den Faden der Unterhaltung irgendwie zu fassen und ein wenig daran weiterzuspinnen, während Du mich in eine andere Richtung ziehst, während ich jubeln möchte: Gepriesen sei der Herr, der Unvergleichliche, der unendlich Liebeswerte, Er, dessen Name in meiner Seele unaufhörlich widerhallt! Der Hochgebenedeite, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Wohnung in mir genommen, dem ich zum Tabernakel geworden. O wunderbares Geheimnis meines wunderbaren Gottes!