- Gottes enge Pforte -


Gott unser Ziel

                                                       

 


1. Wenn man fragt: Wozu hat Gott die Welt erschaffen? dann antwortet der Katechismus: Zu seiner Ehre und zum Besten der Geschöpfe. Das Vatikanische Konzil (pers. Anmerkung: gemeint ist das 1.Vatikanische Konzil) schärft uns besonders ein, daß die Welt zur Ehre Gottes erschaffen ist, und belegt alle mit dem Kirchenbann, die diese Wahrheit leugnen (D. 1805). Das geschah mit Vorbedacht, um die Vergötzung des Menschen, wie sie seit den Tagen der Aufklärung immer mehr um sich griff, als Irrlehre abzuweisen. In stolzer Überheblichkeit löst der Unglaube den Menschen vollkommen von Gott los und lehrt, er habe nach Gott nichts mehr zu fragen, er sei selbst das Maß aller Dinge, er habe zu bestimmen, was erlaubt und verboten sei, er bedürfe nicht der Offenbarung, nicht der Gnade und Erlösung, sondern er gestalte sein Schicksal selbst mit seiner eigenen Kraft. Ein Eingreifen Gottes in sein Leben, Gebete um Gottes Hilfe verletzten die Ehre und Würde des Menschen. Demgegenüber stellt das Konzil die rechte Ordnung wieder her. Gott allein ist der Herr der Welt, der Mensch ist zu seinem Dienste erschaffen. Gottes heiliger Wille ist das Grundgesetz seines Lebens, und nur dann wird er sein Lebensglück finden, wenn er sich Gott unterwirft. So ist die Erklärung des Konzils für uns eine ernste Mahnung, in den Dienst Gottes zu treten, da wir ja Gottes unbeschränktes Eigentum sind. Gott hat größere Rechte an uns als der Mensch an irgendeinem seiner Werke. Denn der Mensch verändert nur die vorhandenen Dinge, gibt ihnen neue Formen, während Gott auch die Urstoffe hervorgebracht hat, aus denen unser Leib aufgebaut ist. Daraus folgt auch, daß Gottes Herrschaftsrechte unveräußerlich sind. Wer immer sonst noch Rechte an uns hat, besitzt sie nur in der Begrenzung, daß er Gottes Rechte nicht verletzt. Kein Mensch kann uns also etwas befehlen, was gegen Gottes Gebot ist.


Man darf den Ausdruck "zur Ehre Gottes erschaffen sein" nicht mißverstehen. Der Unglaube spottet über diese kindische Vorstellung, als ob Gott Menschen notwendig habe, die ihm Beifall klatschen und ihm sagten, daß er seine Sache gut mache. Auch das ist falsch, wenn man annimmt, daß Gott die Ehrungen der Menschen um seiner selbst willen verlange, da er doch auf sie ein Recht hat. Vielmehr sucht Gott für sich gar nichts, wenn er uns befiehlt, ihn zu ehren, sondern er verlangt unseren Dienst nur deshalb, weil wir nur durch den Dienst Gottes ihm ähnlicher werden und dadurch heilig und selig. Der heilige Thomas sagt deshalb: "Alles ist erschaffen, damit es der göttlichen Vollkommenheit ähnlich werde." Das gleiche lehrt der Heiland, der uns befiehlt, vollkommen zu werden wie der Vater im Himmel.


2. Wenn auch das Konzil die Ehre Gottes als den letzten Zweck unseres Daseins besonders betont hat, so folgt daraus nicht, daß Gottes Ehre unsere einzige Lebensaufgabe sei. Gott will auch unser Heil. Als der Bischof von Trier auf dem Konzil den Antrag stellte, die Ehre Gottes als den ersten und Hauptzweck der Schöpfung zu definieren und das Wohl der Geschöpfe als den zweiten, wurde dieser Antrag abgelehnt mit der Bemerkung, man wolle nur die Irrlehre verurteilen, aber nicht jene Streitfrage schlichten, die in katholischen Kreisen erörtert wird. Wenn man die heiligen Bücher, namentlich das Neue Testament, aufschlägt, dann scheint es fast, als ob die Sorge Gottes für das Heil der Geschöpfe an die erste Stelle gerückt sei. Diese Sorge nennt man die göttliche Vorsehung. Sie erstreckt sich auf alle Geschöpfe; er sorgt für die Vögel des Himmels und kleidet die Lilien des Feldes, aber seine ganz besondere Sorge gilt dem Menschen (Matth. 6,26 ff.). Vorsehung im allertiefsten Sinne des Wortes aber ist Gottes Sorge um unser ewiges Heil. Der Plan Gottes, nach dem er die Menschen zur Heiligkeit und Seligkeit führt, hat den besonderen Namen Vorherbestimmung oder Auserwählung. Gottes Liebe schließt keinen von dem ewigen Heile aus; er gibt jedem einzelnen auch hinreichende Gnade, damit er selig werden kann. Die Kirche hat alle Lehren, die den allgemeinen Heilswillen Gottes leugneten, als Irrlehren und Gotteslästerung verdammt.


3. Über die Vorsehung, deren Behandlung Gegenstand der ganzen Erlösungs- und Gnadenlehre sein wird, stellen wir an dieser Stelle nur kurze Leitsätze zusammen.


a) Gott wirkt unser irdisches und ewiges Heil nicht allein. Unser Leben ist ein wuderbares Gewebe aus göttlicher und menschlicher Tätigkeit. Es ist deshalb falsch, wenn das Freidenkertum sagt, daß der Mensch sich alles selbst verdankt. Hier gilt das Wort Jesu: "Ohne mich könnt ihr nichts" (Joh. 15,5). Richtig ist nur, daß der Mensch mitwirken muß, indem er Gottes Willen zur Richtschnur für sein Denken und Handeln macht. Wer seine Freiheit mißbraucht, kann das Ziel nicht erreichen. Ebenso falsch ist es, wenn man Gott alles allein überlassen will; denn Gott verlangt unsere Mithilfe. Gewiß sollen wir uns ganz der göttlichen Führung überlassen, aber das bedeutet nicht Willenlosigkeit, sondern eine heilige Gesinnungsgemeinschaft mit Gott. Aus der Berührung mit Gott wächst unsere Kraft, so daß wir mit Paulus sprechen: "Ich kann alles in dem, der mich stärkt" (Phil. 4,13).


b) Wir müssen auch die heidnische Grundeinstellung aufgeben, als ob Gott den Menschen zu frohem Lebensgenuß erschaffen habe und nur dafür zu sorgen habe, daß unserem Glücke nichts mangele. Vollendetes Glück ist freilich das letzte Anliegen der göttlichen Vorsehung, das erst in der Ewigkeit erreicht wird. Hier auf Erden aber nimmt Gott uns in eine harte Schule. Wir müssen der Sünde absterben und zu sittlichen Menschen werden. Diesem Zwecke dienen auch die Leiden.


c) Gottes Vorsehung ist ein tiefes Geheimnis, das wir oft nicht begreifen. Hier gilt das Wort des Propheten: "Spruch des Herrn: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege. Nein, so hoch der Himmel über die Erde, so hoch sind meine Wege über euren Gedanken" )Is. 55,8 f.) Doch so viel wissen wir, daß Gottes Vorsehung hier auf Erden nicht in erster Linie Belohnung der Guten und Bestrafung der Bösen ist. Das strenge Gericht ist der Abschluß. Hier auf Erden aber können wir nur gelegentlich mit Schauern feststellen: Hier hat Gott gerichtet, der Herr ist gerecht, und gerecht sind seine Gerichte. Gott hält aber nicht täglich Abrechnung, vielmehr will er durch sein Mitwirken alle unsere Kräfte entwickeln, er stellt uns oft vor schwere Entscheidungen. Er überläßt es unserer Freiheit, im Kampfe um Tugend und Seligkeit für oder gegen ihn Partei zu ergreifen. Wer sich auf Gottes Seite stellt, wird zum Kreuzträger werden; denn die Antwort der Welt auf das Bekenntnis zu Gott und Christus ist die Kreuzigung. Wir dürfen nicht verzagen; denn wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alles zum Heile gereicht. Wenn wir mit Christus leiden, werden wir mit ihm verherrlicht werden. "Die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbar wird" (Röm. 8,18). Ja, in diesem Kampfe enthüllt sich uns erst der tiefste Sinn des Kreuzes. Was wir für Gottes Sache leiden, bricht den Fluch der Sünde, der auf der Menschheit lastet. Die Leiden der Gerechten bedeuten für viele Umkehr und die Besserung des Lebens. Erst wenn die Erde das Opferblut der Besten getrunken hat, erwacht sie aus dem Taumel der Bosheit.


Der Vorsehungsglaube ist eine der tröstlichen Wahrheiten christlichen Glaubens.

(entnommen aus: "Die Lehre der Kirche", von Prof. Dr. Johannes Peter Junglas, Imprimatur 1936)




 Du hast die Wahrheit mir gegeben,
nach all den Träumen dieser Welt.
Du lehrtest mich dafür zu leben,
und zu verstehn, was wirklich zählt.
 
Du liesst mich gehen, bis ans Ende;
all meine Ziele war´n  erreicht.
Da leert´ vor Dir ich meine Hände...
gezählt, gewogen...und zu leicht!
 
Da wurd mir klar, wie sehr ich irrte -
ich hing an einem Lügenband;
je tiefer sich die Fessel schnürte,
brach mehr und mehr der Widerstand.
 
Die stete Unruh tief im Herzen,
erfuhr ihr Schweigen erst bei Dir.
Du nahmst der Sehnsucht grosse Schmerzen,
und schenktest wahren Frieden mir.
 
Du öffnest Grenzen, ebnest Wege,
stellst meinen Fuss auf weites Land.
Du führst heraus, aus dem Gehege,
dass ich als eng, und karg empfand.
 
Dank Deiner unbeirrten Liebe,
durchschritten wir hier Tal für Tal,
wenn nichts Vertrautes mir mehr bliebe,
ich ging den Weg mit Dir noch mal.
 
Du gibst der Freiheit erst die Rechte,
führst ihren wahren Inhalt an:
Nicht: Tun zu können, was man möchte,
doch: Tun zu wollen, was man kann!
 
Der Hoffnung schenkst Du neue Triebe,
sind deren Äste noch so kahl;
scheint jede Aussicht grau und trübe,
Du zeigst mir Knospen überall!
 
Dein Wort bleibt Massstab der Gedanken,
und unauslöschlich Deine Tat.
Mag alles hier im Leben schwanken,
Du bist die Norm, bei Dir ist Rat!
 





























Nach oben