- Gottes enge Pforte -

Der heilige Petrus Canisius

   
   
   Hat der hl. Leonhard lebenslänglich dafür gearbeitet, um Sünder zur Bekehrung zu bringen, so hat Canisius nicht weniger unermüdlich gekämpft, um Irrgläubige zum Glauben zurückzuführen und Gläubige im Glauben zu festigen. Merkwürdig ist schon der Umstand, daß Canisius gerade in dem Jahr geboren wurde, da Luther in Worms den Grundstein legte zum babylonischen Turm des Protestantismus, und als der Stifter des Jesuitenordens, der hl. Ignatius, durch seine Bekehrung den Grundstein gelegt hat zum Jesuitenorden, zur siegreichen Kriegsmacht gegen den Protestantismus - dies war das Jahr 1521.
   Canisius studierte in Köln und ließ sich dort auch in den neu entstandenen Jesuitenorden aufnehmen. Damals stand Köln in großer Gefahr des Glaubens; der dortige Kurfürst und Erzbischof Hermann war nämlich auch angesteckt von der sogen. Reformation und ließ drei berühmte Irrlehrer kommen, um Köln zum Protestantismus zu verleiten. Da die Gesellschaft der Jesuiten allen Ernst anwendete, um den wahren Glauben zu erhalten, so wurde ihnen verboten, beisammen zu wohnen. Nun beschloß die Stadtgemeinde und die Universität, Schritte zu tun gegen die heillosen Bestrebungen ihres Oberhauptes. Obgleich Canisius noch sehr jung war, hatte man doch schon solches Vertrauen auf seine Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit, daß er zum Abgesandten an den Kaiser Karl V. und an den Bischof von Lüttich auserlesen wurde. Hier bewirkte er nun, daß Hermann exkommuniziert und abgesetzt wurde und auf diese Weise die Stadt Köln bei dem katholischen Glauben sich erhielt.
   
   Von nun an wurde Canisius in einem großen Teil von Europa unaufhörlich bald da bald dort verwendet, und zwar hauptsächlich, um für Erhaltung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens zu wirken. Zunächst wurde er nach Trient zu der berühmten Kirchenversammlung gesandt, um als Gottesgelehrter daselbst mündlich und schriftlich sich zu beteiligen. Dann rief ihn der Stifter des Jesuitenordens, der hl. Ignatius, nach Rom und behielt ihn fünf Monate bei sich, damit er unter seiner Leitung im Ordensgeist sich vervollkommne. Um diese Zeit sollte eine Jesuitenschule zu Messina in Sizilien errichtet werden; obwohl Canisius schon großes Ansehen hatte, verstand er sich doch gern dazu, sich dahin zu begeben und die Jugend zu unterrichten.
   
   Unterdessen verbreitete sich die protestantische Irrlehre immer allgemeiner in Deutschland; der gut katholische Herzog Wilhelm von Bayern wollte seine Universität Ingolstadt dadurch wieder im wahren Glauben erhalten, daß er vom hl. Ignatius einige Lehrer seines Ordens verlangte. Auf dieses hin wurde Canisius aus Messina abberufen und mit zwei anderen Jesuiten nach Ingolstadt gesandt. Er bekam bald an der Universität die höchste Ehrenstelle, das Rektorat; die Gewalt dieses Amtes wandte er dazu an, um alle ketzerischen Bücher aus den Schulen zu verbannen und bessere Sitten bei den Studenten einzuführen; ungeachtet der vielen Geschäfte seines Amtes predigte er auch eifrig in den Kirchen, hielt Christenlehre für die Kinder, besuchte Gefängnisse und Spitäler und wirkte also durch Wort und Tat für den wahren Glauben.
   
   Sein Ruhm verbreitete sich über ganz Deutschland, und viele Bischöfe stellten das Verlangen, daß Canisius ihren Diözesen zu Hilfe komme gegen die um sich greifende Glaubenspest; auch Kaiser Ferdinand I. begehrte ihn. In Österreich war der Abfall so groß, als Canisius kam, daß kaum noch der zwanzigste Teil der Einwohner katholisch war. Dem unermüdlichen Lehren, Predigten und Beten des Canisius und seiner Ordensbrüder gelang es, daß das Land wieder katholisch wurde. Um Gottes Segen diesen Bemühungen zuzuwenden, hatte auf sein Ansuchen der Ordensgeneral verordnet, daß von jedem Jesuiten alle Monat eine heilige Messe für Bekehrung der Abgefallenen in Deutschland gelesen werde. Neben seinen Vorlesungen auf der Universität predigte Canisius sowohl bei Hof als auch in den Stadtkirchen, spendete jedermann die heiligen Sakramente, ja begleitete selbst die Missetäter zum Tode. Dann hielt er im rauhesten Winter Missionen bei dem verlassenen Landvolk; denn die Glaubensspaltung hatte alles so in Unordnung gebracht, daß über 300 Pfarreien schon lange keine Seelsorger mehr hatten. Hingegen, da ihm zugemutet wurde, Erzbischof in Wien zu werden, weigerte er sich standhaft dagegen.
   
   Noch schlimmer wo möglich sah es in Böhmen aus; auch dahin wurde Canisius gesandt, um in Prag ein Jesuitenkolleg zu gründen. Die Glaubensgegner warfen mit Steinen auf ihn und seine Gefährten, drohten die Wohnung anzuzünden, ja man mußte ihm der Sicherheit wegen eine Wache geben. In kurzem aber wußte er durch Geduld und Sanftmut seine Gegner zu entwaffnen, und nach zwei Jahren hatte Prag in religiöser Beziehung ein ganz anderes Aussehen.
   
   Canisius wurde nun zum Provinzial gewählt, d. h. zum Obern aller Jesuiten der deutschen Provinz. Als solcher reiste er dann in verschiedene Städte, um für den katholischen Glauben zu wirken; so kam er nach Worms, Straßburg, Schlettstadt, Breisach, Freiburg; selbst nach Polen wurde er gerufen, wo der König und die höhere Geistlichkeit zu schwach sich gezeigt hatten gegen de um sich greifenden Irrglauben. Hier nun munterte er Bischöfe und Priester auf, daß sie mehr Ernst anwendeten, zeigte mündlich und schriftlich die Falschheit der neuen Lehre und brachte auch den König dazu, daß er sich kräftiger um Erhaltung der wahren Religion annahm. Daß Polen bis auf den heutigen Tag katholisch geblieben und zum Teil wieder geworden ist, hat es nächst Gott niemanden mehr zu verdanken als dem Canisius. Danach begab er sich nach Augsburg, welches damals ein Hauptsitz der protestantischen Irrlehre war, und wirkte hier so vortrefflich, daß wieder neues katholisches Leben erwachte und auch ein berühmter Lehrer der Protestanten, Agricola, katholisch wurde. Der Kardinal und Bischof von Augsburg war so erfüllt von Dankbarkeit und Ehrfurcht gegen Canisius, daß er ihn nötigte, sich von ihm die Füße waschen zu lassen.
   
   Nun wurde Canisius abermals zu der Kirchenversammlung nach Trient berufen und wurde von derselben beauftragt, den deutschen Reichsfürsten die Beschlüsse der Versammlung zu überbringen und sie zu bereden, daß sie dieselben in ihren Ländern durchführen. Als dieses geschehen war, reiste er wieder in verschiedene Städte, um den Glauben wieder herzustellen. Als ihm solches auch in Würzburg durch viele Arbeit gelungen war und er zu gleichem Zweck nach Ellwangen sich begeben hatte, verbreiteten die Protestanten auf einmal in Würzburg, Canisius sei zur Erkenntnis gekommen und auch protestantisch geworden. Darüber war bei den Protestanten großes Frohlocken und Spott, bei den Katholiken große Betrübnis; deshalb kehrte Canisius noch einmal nach Würzburg zurück und erklärte auf der Kanzel, wie das ganze Gerücht wegen seiner Glaubensveränderung eine boshafte Lüge sei. - Nachher war er sieben Jahre lang als Prediger in Innsbruck tätig.
   
   In der Schweiz griff die Reformation ebenfalls gewaltig um sich, und der Papst wußte niemanden, der tauglich wäre, dem Abfall zu wehren, als die Jesuiten. Es sollte durch ein Jesuitenkollegium gleichsam eine Festung des katholischen Glaubens in der Schweiz gegründet werden. Allein den Bewohnern von Freiburg in der Schweiz, wo solches errichtet werden sollte, hatte man solche bösartige und kuriose Dinge von den Jesuiten beigebracht, daß sie durchaus kein Jesuitenkollegium in der Stadt dulden wollten. Da war kein besserer Rat, als daß Canisius sich selbst nach Freiburg begab, um durch seine Persönlichkeit alle Vorurteile zu zerstreuen. Und wirklich bewirkte alsbald sein heiligmäßiger Wandel und seine Gelehrsamkeit, daß die Freiburger nicht nur gestatteten, daß bei ihnen ein Jesuitenkollegium errichtet wurde, sondern sie wollten auch nie mehr zugeben, daß Canisius von Freiburg wegginge. Und als er nach 17 Jahren daselbst starb, entstand in der Stadt ein solches Weinen und Wehklagen wie über ein allgemeines Unglück. Aus großer Verehrung küßten die Leute dem Leichnam Füße und Hände, berührten ihn mit ihren Rosenkränzen, schnitten ihm Haare und Nägel ab, und hätten ihm auch noch die Kleider weggenommen, wenn es nicht mit Gewalt wäre gehindert worden. 
   
   Nicht weniger wichtig als das rastlose Lehren, Predigen, Beichthören des Canisius waren und sind die vielen Schriften, besonders die Katechismen, welche er verfaßte, um den katholischen Glauben gegen die protestantischen Irrtümer zu verteidigen. Die Überzeugung, daß die katholische Kirche die alleinseligmachende ist, gab ihm Antrieb und Kraft, in seinem langen Leben mit unaufhörlicher Anstrengung und Mühe mündlich und schriftlich zu arbeiten für den katholischen Glauben. Ich will nun aus seinem größeren Katechismus gerade die Stelle zur Belehrung ausschreiben, worin er jene Glaubenswahrheit von der alleinseligmachenden Kirche erklärt:
   
   Frage: Warum ist der römisch-katholische Glaube der alleinseligmachende, wahre Glaube?
   Antwort: Deswegen, weil dieser allein von Christus dem Herrn gelehrt, von den Aposteln gepredigt, von den Kirchenvätern und zahllosen Heiligen, von den ältesten Kirchenversammlungen gehalten und wider die Ketzer geschützt, mit augenscheinlichen und vielen Wunderwerken bestätigt, mit dem Blute unzählbarer Martyrer bekräftigt und von den Zeiten der Apostel bis auf gegenwärtige Stunde durch eine beständige, nie unterbrochene Folge der Ordnung der geistlichen Hirten und Vorsteher hergeführt und erhalten worden ist.
   
   (entnommen aus: Legende oder der christliche Sternhimmel, von Alban Stolz, Imprimatur 1924) 

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