- Gottes enge Pforte -


Auferstehung Jesu

Die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi für das Reich Gottes

 



Die Auferstehung des göttlichen Heilandes bildet die Grundfeste unseres heiligen Glaubens, sie ist das Fundament, auf welchem alles ruht. Ist Jesus Christus aus eigener Macht von den Toten auferstanden, so ist seine Gottheit damit bewiesen, so muss wahr sein, was sein göttlicher Mund gesprochen hat, so geht die Welt falsche Wege, wenn sie nicht an ihn glaubt, so wandeln alle in Nacht und Irrtum, die seinen Worten nicht folgen, die seine Gebote nicht halten. Ist aber Christus nicht auferstanden, musste sein menschlicher Leib die Verwesung sehen, so ist, wie der heilige Apostel Paulus mit kurzen, kräftigen Worten sagt, eitel unser Glaube, eitel die Predigt vom Sohne Gottes (1. Kor. 15,14). Der liebe Heiland selber hatte seine Auferstehung als Zeichen und Siegel seiner messianischen und göttlichen Würde hingestellt. Als Jesus, so erzählt der heilige Evangelist Johannes (Joh. 2,14-19), um das Osterfest der Juden nach Jerusalem kam, fand er im Tempel Verkäufer von Ochsen, Schafen und Tauben, und auch Geldwechsler hatten den Ort ihrer Tätigkeit in den Tempel verlegt. Da machte der Erlöser eine Geißel aus Stricken und trieb die Schänder des Heiligtums aus dem Tempel hinaus. Die Juden aber wollten sich dieses nicht ohne weiteres gefallen lassen. Sie traten hin zum Heilande und sprachen: "Welches Wunder zeigest Du uns, da Du dieses tust?" Sie wollten damit sagen: "Das Kaufen und Verkaufen im Tempel ist längst zur Gewohnheit geworden und geschieht unter den Augen der Behörden, die nichts dagegen tun. Wenn nun Du, der Du noch ein Privatmann bist, dagegen auftrittst, so musst Du über unserer höchsten Behörde stehen, so musst Du eine höhere Sendung haben; eine solche aber muss durch Wunder bewiesen werden." Jesus wirkt nicht sofort ein Wunder, aber er weiset die Juden hin auf das grösste aller Wunder, auf seine Auferstehung. "Brechet diesen Tempel ab," sagt er, "und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten." - Nicht nur an dieser Stelle sagt der liebe Heiland seine Auferstehung voraus. Der Erlöser hatte, wie uns der heilige Apostel Matthäus erzählt, einen Besessenen geheilt, der blind und stumm war. Nach den herrlichen, tiefernsten Worten, die der göttliche Lehrer dann sagte, traten die Pharisäer hinzu, nannten Jesus schmeichelnd Meister, als wollten sie von ihm lernen und sprachen: "Meister, wir möchten von Dir ein Zeichen sehen." (Matth. 12,38) Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: "Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen, und kein anderes wird ihm gegeben werden, als das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauche des Fisches war, so wird auch der Sohn des Menschen drei Tage im Herzen der Erde sein." (Hierbei ist zu bemerken, dass unter den drei Tagen nicht ein Zeitraum von 3 mal 24 Stunden zu verstehen ist, sondern dass nach jüdischem Sprachgebrauch jeder Teil eines Tages für diesen selbst steht.) Weder das eine noch das andere Mal nehmen die Juden sich die Mühe, den lieben Heiland nach der näheren Bedeutung seiner Worte zu fragen. Vielleicht verstanden sie diese Weissagung auch ohne weitere Erklärung; denn als ihre Bosheit am Karfreitag triumphiert hatte, als der liebe Heiland am Kreuze gestorben und sein heiliger Leib von seinen Getreuen in das Grab gelegt war, da kommen sie zu Pilatus und sagen: "Herr! Wir haben uns erinnert, dass jener Verführer, als er noch lebte, gesagt hat: "Nach drei Tagen werde ich auferstehen. Befiel also, dass man das Grab bis zum dritten Tage bewache, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen und dem Volke sagen: Er ist von den Toten auferstanden!" (Matth. 27,63-64)
Die Pharisäer fühlten wohl, dass es jetzt zur Entscheidung kommen müsse, ob Jesus wirklich Gott sei oder nicht. Er hatte seine Auferstehung vorausgesagt. Würde diese nun nicht eintreten, so konnte man ihm eine Lüge nachweisen und überdies sagen: "Sehet, wo es darauf ankam, den Beweis für die Wahrheit seiner Sendung zu erbringen, da sehen wir, dass Jesus von Nazareth ein Betrüger ist; denn er konnte nicht Wort halten." Die Pharisäer mochten hoffen, dieses sagen zu können. War ihnen in den letzten Tagen nicht alles gelungen, wie sie es sich gewünscht hatten? War Jesus, der sie so oft durch die Macht seines Wortes, durch den Blick seines heiligen Auges zurückgeschlagen hatte, ihnen nicht in die Hände gefallen, so dass sie seinen Tod am Kreuze verlangen und durchsetzen konnten? Wohl hatte die Sonne voll Trauer ihr Antlitz verhüllt und die ganze Welt in eine dreistündige Finsternis versenkt, wohl hatten die Felsen in unbeschreiblichem Weh gezittert; allein, konnte das alles nicht andere Ursachen haben, musste es in Verbindung mit dem Tode Jesu stehen? Es musste sich jetzt zeigen. So verlangen die Pharisäer vom römischen Landpfleger Pontius Pilatus, der ihrem Verlangen gemäss Jesum zum Tode verurteilt hatte, eine Wache für das Grab des lieben Heilandes. Sie erhalten dieselbe und stellen sie am Grabe auf, nachdem sie, um noch größere Sicherheit zu haben und zu verhindern, dass die Grabwache sich etwa von den Jüngern bestechen lasse, Stricke über den Eingang gezogen und die Enden derselben versiegelt hatten, so dass, wie es in der Heiligen Schrift heißt, der Stein versiegelt war. (Matth. 27,66) Sie wenden die grösste Sorgfalt an, um nach drei Tagen nachweisen zu können, dass der liebe Heiland wirklich nicht von den Toten auferstanden sei. Sie ahnen nicht, dass sie nach Gottes weisem Ratschlusse dieses alles tun, um die Auferstehung Jesu um so sicherer zu beweisen. Je sorgfältiger sie verfahren, je weiter ihre Bosheit und ihre Vorsicht geht, umsomehr nützen sie unserem heiligen Glauben.
Das Osterevangelium erzählt uns, wie Maria Magdalena, Maria des Jakobus Mutter und Salome Spezereien kauften und mit denselben bei der aufgehenden Frühlingssonne an das Grab des Herrn kamen. Sie sahen das Grab leer, erblickten aber einen Engel, der gleichsam als Wächter an den heiligen Ort gestellt war und sich ihnen sichtbar machte, um ihnen zu sagen: "Ihr suchet Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden, er ist nicht hier, sehet da den Ort, wo sie ihn hingelegt hatten." (Mark. 16,6)
Wie beglückend klang diese Botschaft den frommen Frauen, und wie beglückend klingt sie fort durch alle Jahrhunderte bis zum Ende der Zeiten! Die Bitterkeit des Kreuzes ist vorüber, der Tag der Freude, des Jubels hat begonnen. Christus ist auferstanden, er ist also Gott, und was er verheißen hat, ist wahr. Die Ketten der Sünde sind gebrochen, die arme, sündige Menschheit ist wieder mit Gott versöhnt, die Schuld, die auf Adams Geschlechte ruhte, sie ist getilgt und ausgelöscht. Der Gedanke daran ist so groß und beseligend, dass er dem Tode selbst seine Bitterkeit zu nehmen vermag. "O Tod, wo ist dein Sieg," ruft der heilige Apostel Paulus aus bei dem Gedanken an die Auferstehung Jesu und unsere aus derselben folgende eigene Auferstehung, "o Tod, wo ist dein Stachel?" (1. Kor. 15,55)
Die Auferstehung Jesu, das Wunder der Wunder, wie wir sie nennen dürfen, ist der klarste Beweis für die Gottheit Jesu. Wir dürfen darum nicht staunen, wenn wir sehen, dass die Gegner sie mit allen nur erdenklichen Mitteln zu leugnen suchen. Wer an Jesu Auferstehung, diese durch Freund und Feind des Herrn, durch viele Aussprüche der Heiligen Schrift und Lehren der heiligen Väter bestätigte Tatsache glaubt, der muss auch an Christi Gottheit glauben. Das fühlten schon die Pharisäer, die Mörder des lieben Heilandes. Der heilige Evangelist (Matth. 28,11-15) erzählt, dass nach der Auferstehung des Herrn einige von den Wächtern zu den Hohenpriestern, von denen sie als Wache an das Grab gestellt worden waren, in die Stadt kamen, um zu berichten, was sie mit eigenen Augen gesehen hatten. Die Hohenpriester erschraken und riefen eiligst den Rat zusammen, der dann beschloss, den Soldaten reichlich Geld zu geben, damit sie sagen sollten: "Seine Jünger sind bei der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen." "Wie die Pharisäer", sagt der heilige Chrysostomus zu dieser Handlungsweise der ungläubigen Juden, "das Blut des Heilandes, als er noch auf Erden wandelte, gekauft, so wollen sie die Nachricht von der Auferstehung Jesu mit Geld aus der Welt schaffen." "O unglückselige Arglist," ruft der heilige Augustinus mit Recht aus, "schlafende Zeugen rufst du an? Wahrlich, du selbst bist in Schlaf versunken!" Nirgends in der Welt können Leute, die während einer Tatsache geschlafen haben, als Zeugen auftreten, um zu sagen, es sei so oder so geschehen. Überall würde man ein solches Zeugnis verlachen und darüber spotten.
Viele Gegner des christlichen Glaubens sahen ein, dass man schlafende Wächter nicht als Zeugen anführen könne, da sie aber nicht an die Auferstehung Jesu glauben wollten, um seine Gottheit nicht zugeben zu müssen, so suchten sie andere Gründe, um die Auferstehung von den Toten leugnen zu können. Sie behaupteten deswegen, Jesus sei nur scheintot gewesen, er sei von einer tiefen Ohnmacht umfangen gewesen, darum könne man bei ihm nicht von einer Auferstehung vom Tode reden.
Diese Behauptung steht auf keinen festeren Füßen als jene der Pharisäer, die schlafende Soldaten als Zeugen anführen wollten, als sie nicht wussten, was sie tun sollten, um ja nicht an die wirkliche Auferstehung und damit an die Gottheit Jesu glauben zu müssen. In blinder Wut scheinen die Gegner alles zu übersehen. Hätten sie das Evangelium, aus welchem doch auch sie ihre Kenntnisse über die Person des Heilandes schöpfen, aufmerksam durchgelesen, so würden sie gefunden haben, dass der Tod Jesu sogar amtlich bestätigt war. Der heilige Evangelist Markus berichtet, dass Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, am Abend des Hinrichtungstages zu Pilatus ging, um von ihm den Leichnam Jesu zum Begräbnis zu erbitten. Ehe Pilatus jedoch dieser Bitte entsprach, ließ er den Hauptmann, welcher die Kreuzigung geleitet hatte, zu sich kommen, um ihn zu fragen, ob Jesus schon gestorben sei. Der Hauptmann bejahte es und nun entspricht Pilatus der Bitte des reichen Ratsherrn. - Auch die Soldaten bestätigten den Tod Jesu. Die Pharisäer hatten von Pilatus die Erlaubnis erwirkt, dass den drei Gekreuzigten, um ihren Tod zu beschleunigen, die Beine gebrochen und sie vom Kreuze abgenommen werden möchten, da der folgende, mit dem Erscheinen des Abendsternes beginnende Sabbat ein hoher Feiertag war. Die Soldaten kamen und brachen den beiden Schächern die Beine. Als sie aber zu Jesus kamen, fanden sie, dass er schon gestorben war, weshalb sie seine Beine nicht brachen. Jesus hatte durch seinen blutigen Schweiss bei der Todesangst am Ölberg, durch die grausame Geißelung, durch den harten Kreuzweg und die entsetzliche Kreuzigung fast alles Blut verloren. Um aber ganz sicher zu gehen, dass Jesus wirklich gestorben sei, griff ein Soldat zur Lanze und durchbohrte die Seite, das Herz des Heilandes. Sogleich floss Blut und Wasser heraus. Jesus war wirklich gestorben. Der Lanzenstich allein hätte genügt, um ihn zu töten, da er das Herz verletzte und jede Verletzung des Herzens bekanntlich tötlich wirkt. So schliesst der rein medizinische Standpunkt schon einen Scheintod Jesu aus. Übrigens waren die erbittertsten Feinde Jesu selbst, die Pharisäer, die es doch auf seinen Tod abgesehen hatten, gewiss überzeugt, dass Jesus wirklich gestorben sei, da sie sonst ohne Zweifel nicht zugegeben hätten, dass er vom Kreuze herabgenommen werde. Sollte man da nicht jenen, welche zu behaupten wagen, der Heiland sei nur scheintot gewesen und am Morgen des dritten Tages aus seiner Ohnmacht erwacht, sagen: "Lasst euch einmal ans Kreuz heften und das Herz mit einem Speer durchbohren. Wenn ihr dann noch scheintot seid und aus eurer Ohnmacht am dritten Tage erwacht, dann wollen wir eurer Meinung beistimmen und glauben, dass auch Jesus nur scheintot war."
Die Mehrzahl der Gegner gibt nun wohl auch den wirklichen Tod Jesu zu. Aber sie wollen doch die Auferstehung Jesu leugnen und behaupten darum, die Apostel seien leichtgläubig gewesen, sie hätten sich in ihrer Aufregung und Nervosität die Auferstehung Jesu und seine späteren Erscheinungen nur immer eingebildet. Noch andere sagen: Die Auferstehung Jesu ist bildlich zu erklären; sein Geist lebt in den Aposteln wieder auf.
Auch diese gegnerischen Behauptungen sind falsch und lassen sich mit leichter Mühe zurückweisen.
Vor allem waren die Apostel keine leichtgläubigen, keine aufgeregten, nervösen Menschen. Wer das Gegenteil behauptet, der sagt etwas Grundfalsches, etwas, das durch jedes Kapitel der Evangelien gründlich widerlegt wird. Die Voraussetzung der Gegner ist eine irrige, weshalb auch ihre Schlussfolgerung falsch sein muss. Der liebe Heiland ist seinen Jüngern öfters erschienen, bald einzelnen allein, bald mehreren zusammen, einmal sogar 500 Jüngern miteinander. Bei diesen Erscheinungen sprach Jesus mit seinen Aposteln, er setzte sich mit ihnen zu Tisch, er aß und trank mit ihnen. Das alles sollte nur Einbildung sein? Das alles sollte nur bildlich zu verstehen sein? Und was erzählt denn die Heilige Schrift über die Leichtgläubigkeit der Apostel? Als der liebe Heiland ihnen nach seiner Auferstehung erschien, da fürchteten sie sich und meinten einen Geist zu sehen. Der Erlöser tritt auf sie zu und spricht: "Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin es selbst; tastet und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich es habe." Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten und sich wunderten, sprach er: "Habt ihr hier etwas zu essen?" Da legten sie ihm einen Teil von einem gebratenen Fisch und einen Honigkuchen vor. Und nachdem er vor ihnen gegessen hatte, nahm er das übrige und gab es ihnen. (Luk. 24,39-43)
Und wie verhält sich Thomas, dem die Apostel die Auferstehung des Herrn und sein Verweilen in ihrer Mitte erzählen? Er glaubt es einfach nicht, und der "ungläubige" Thomas ist sprichwörtlich geworden. Thomas verlangt die genauesten und unumstößlichsten Beweise für die Auferstehung Jesu. Er sprach: "Wenn ich nicht an seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in die Stätte der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich nicht glauben." Er Woche später erscheint der liebe Heiland seinen Jüngern abermals. Und der Herr wendet sich an Thomas und spricht zu ihm: "Lege deinen Finger hierher und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!" (Joh. 20,27) Als Thomas die Wundmale Jesu berühren durfte, war da der Leib des Auferstandenen und die Berührung wohl auch nur Einbildung? Und war das alles nur bildlich zu verstehen? Was müssten wir dann darunter verstehen, wenn die Soldaten vom Grab des auferstandenen Heilandes hinwegeilen, um den Pharisäern die Auferstehung wahrheitsgetreu zu berichten? War das auch nur bildlich oder eine Einbildung dieser furchtlosen Männer des Krieges? Warum gaben die Hohenpriester ihnen dann Geld, damit sie anders aussagen möchten, als sie gesehen hatten? -
Ähnlich wie diese angeführten Ausreden können alle anderen Einwendungen der Gegner, die sie zu machen suchen, um an der Auferstehung Jesu glücklich vorbeizukommen, widerlegt werden. Alle ihre Ausflüchte sind nichtig und unhaltbar. Sie zeigen nur, wie unangenehm die Tatsache der Auferstehung Jesu wegen ihrer logischen Folgen den Feinden ist. Sie erkennen, dass, wenn sie die Auferstehung Jesu zugeben, sie auch zugeben müssen, dass Jesus Christus Gott ist, und dass sie ihm und seiner göttlichen Stiftung, der katholischen Kirche glauben und gehorchen müssen. Das aber wollen sie nicht. Lieber suchen sie im Widerspruch mit geschichtlichen Tatsachen die Auferstehung zu leugnen.
Wir aber, die wir an die Auferstehung Jesu glauben und nach seinem Worte auf unsere eigene dereinstige Auferstehung hoffen, wir wollen aus dem Gesagten erkennen, wie fest und wissenschaftlich sicher der katholische Glaube an die Auferstehung Christi ist, wie unerschütterlich seine Fundamente sind. Das soll uns zugleich antreiben, unseren heiligen Glauben mit inniger Liebe zu umfassen, in unverbrüchlicher Treue freudig zu bekennen und nach demselben zu leben. Dann ist auch für uns dem Tode der Stachel genommen, dann dürfen wir mit Freuden und voll seliger Hoffnung an jene Stunde denken, von welcher der auferstandene Heiland sagt: "Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes." (Joh. 5,28. 29) Es wird dann für uns ein Auferstehen zum ewigen Leben sein.
 
Das Ende des Leidens Jesu ist auch das Ende der Trauer unserer Kirche. Nun braucht sie nicht mehr zu klagen. Christus ist ja auferstanden. Alleluja. Jesu Auferstehung erfüllt sie mit himmlischer Freude. Voll Wonne betet sie: Lasst uns frohlocken und fröhlich sein, dieses ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Wahre Freude kann aber nur den beseligen, der mit Christus ist wahrhaft auferstanden, auch unsere geistliche Auferstehung muss wahr und wirklich sein.
Wir wissen, dass der heilige Paulus den Korinthern die vielen Zeugen der Auferstehung Jesu nennt, von Petrus und Jakobus angefangen bis zum letzten der Apostel und der Jünger. Eine große Zahl dieser Zeugen waren damals noch am Leben, konnten also persönlich befragt werden. Ein Irrtum oder eine bewusste Täuschung ist nicht möglich, denn zur Zeit Pauli konnte ein jeder sich von der Glaubwürdigkeit der Gewährsmänner selbst überzeugen. Christus ist also wahrhaft auferstanden. Die Auferstehung ist eine tätige Veränderung von dem Zustande des Todes in den Zustand des Lebens; der Tod hört auf, das Leben hat sich erneuert. So ist Christus auferstanden. Wir haben also eine Bürgschaft für die Wahrheit und Göttlichkeit unseres Glaubens, nämlich Christum, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Unser Glaube ist nicht vergeblich, sondern eine Kraft Gottes.
O danken wir dem lieben Heiland, dass er durch seinen Tod die Gerechtigkeit Gottes befriedigt, indem er uns sich beugte unter das Joch der Sünde und so uns Versöhnung erwarb. Christi Auferstehung bestätigt uns auch, dass sein Blut wirklich uns von den Sünden erlöst hat. Danken wir dem Heiland, der als Erstling der Erstandenen das Grab verließ und so über alles Fleisch den Geist des Lebens ausgegossen hat. Alles Fleisch soll Gottes Herrlichkeit schauen. O danken wir dem Heiland, der wahrhaft auferstand und nicht mehr stirbt; er belehrt uns, dass wir nach einer aufrichtigen Bekehrung nicht mehr in den Tod der Sünde zurückfallen dürfen. Siehe, darum blieb er noch vierzig Tage nach seiner Auferstehung auf Erden, um den Petrus, der sündigte, in der Bekehrung, in der Liebe zu festigen für das ganze Leben.
Brüder, so sagt der heilige Paulus, lasst uns Ostern halten nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern im Sauerteig der Lauterkeit und Wahrheit. Wir sollen mit Christus auferstehen. Sind wir denn wirklich geistig auferstanden? Gehen wir mit uns ins Gericht, ob wir gänzlich der Sünde abgestorben sind, ob wir vollkommen zum Leben der heiligmachenden Gnade auferstanden sind. Haben wir durch die Buße jede Sünde in uns ertötet? Ich meine jenen Geiz, wenn wir unser Gut so schimpflich festhielten, ohne die Not der Armen und die Ehre Gottes zu bedenken; ich meine jene Frechheit, wenn wenn wir über die Ehre und das Leben der Mitmenschen schimpflich urteilen; ich meine jene unheilige Liebe, welche den Menschen gab, was Gott gehörte, welche ausartete in Lüsternheit; ich meine jenen Hochmut, der uns über unsern Stand und unsere Fähigkeit erheben will. Ist die Sünde in uns tot? O wer sie nicht in sich ertötet, dem nützt der Empfang der heiligen Sakramente nichts, dem fehlt die wahre Reue und der ernstliche Vorsatz. Bist du, wie die Apostel, Zeuge der wahren Auferstehung? Ist bei dir der Heiland, damit er dich in der Liebe stärke.
O leider manche Bekehrung ist falsch, geschieht nur zum Schein. Widerwärtig ist der Heuchler, der sich fromm stellt, um bei den Menschen in Ehren zu bleiben; die Religion muss seinen irdischen Interessen dienen. O ändere dein Herz!
Der heilige Paulus sagt weiter: Christus, der von den Toten auferstanden ist, stirbt hinfort nicht mehr; so sollen auch wir der Sünde abgestorben sein und unserm Gott leben. Möchte doch niemand wieder durch die Sünde sterben! Wer im Blute des Lammes rein gewaschen ist, wer Gott selbst in der heiligen Kommunion empfängt, der darf nur noch für Gott leben. O wenn alle in der Osterzeit würdig die heiligen Sakramente der Buße und des Altares empfingen, wenn alle die Gnade treu bewahrten, dann würde das Osterfest segensreich sein. Aber werden alle die Pflicht erkennen und üben? Werden alle unschuldig bleiben? Gottes Gnade genügt allen Bedürfnissen, sie kann alle Gefahren überwinden; aber will der Mensch, willst du auch die Gnade Gottes benutzen. Die Osterzeit ist die Zeit der Auferstehung. Der heilige Chrysostomus tadelt die Antiochener, weil sie in Ostern nur das Ende der strengen Fastenzeit sahen; gleichst du ihnen? Der heilige Basilius wirft den Cäsareern vor, dass sie auf Ostern jubelten nur deshalb, weil sie nun wieder reichere, üppigere Kleidung tragen durften; denkst auch du so? Der heilige Bernhard beklagt sich, dass viele während der Fastenzeit nur darauf sännen, wie sie auf Ostern recht lustig und ausgelassen sein könnten. O für alle diese ist die Gefahr des Rückfalles in die Sünde groß; alle diese brechen mit der Sünde nicht, sie haben nur eine kurze Zeit das Sündenleben unterbrochen. Irdisch ist der Beweggrund ihrer Osterfreude. Mein Christ denke an deine Christenwürde.
Als die Juden an das gelobte Land kamen, zogen sie trockenen Fußes durch den Jordan. Gott schrieb dem Wasser die Grenze vor, und ob auch die Fluten sich auftürmten, ob sie brausten, Gottes Allmacht hatte einen unsichtbaren Damm errichtet. So hat Gott auch in der Fastenzeit der Leidenschaft des Menschen einen Zaum angelegt, gar reichlich öffnete die Kirche ihre Gnadenschätze, und mancher hat Anwandlungen frommer Rührung und Andacht gefunden. Gottes Allmacht bannt die Wasser der Leidenschaft und Bosheit, und sie überwältigen dich nicht, wenn du unter Gottes Schutz dich stellst.
Christus ist auferstanden, stehe auch du geistig auf. Bitte Gott, dass er dich an sich ziehe durch seine Gnade, dass er dich erleuchte durch sein Licht, dass er dich einst beselige durch seine Herrlichkeit.
(entnommen aus: Das dreifache Reich Gottes, von Joseph Reiter, 1911)



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