- Gottes enge Pforte -

Das heiligste Herz Jesu

 
 
 
Da war um 1550 ein großer Apostel, der die verführten Deutschen aus den Irrlehren Luthers retten sollte. Er hieß Petrus Canisius. Er hatte in Rom studiert. Er war Jesuit. Er war ein sehr gelehrter Theologe. Er bekam von seinen Ordensobern und vom Papst Paul III. den Auftrag, vor allem in Deutschland wieder den wahren Glauben zu verkünden.
 
 
Canisius war darüber so erschrocken, dass er meinte, er könne höchstens als Martyrer dort sterben. Schon nach den ersten Predigten werden sie ihn von der Kanzel reißen und zu Tode schinden. Der Fanatismus der neuen Lehre Luthers war so voll Hass gegen alles Katholische, dass keine Hoffnung auf Erfolg war.
In seiner Not sank Canisius vor einem Kreuz nieder und bat Jesus, er möge ihm helfen. Da zeigte Jesus dem Canisius sein offenes Herz, das aus frischer Wunde blutete. Jesus sagte ihm:
"Schau, wie die Deutschen mein Herz verwundet haben! Die Deutschen, die vor Jahrhunderten als erste mein Herz so verehrt hatten, jetzt möchten sie es vernichten."
Petrus Canisius konnte es kaum fassen, dass sich ihm Jesus offenbarte. Er hörte die Stimme Jesu weiter:
"Canisius, geh nach Deutschland! Ich geh mit dir! Darum hab keine Angst! Zeige den Deutschen wieder mein Herz! Sage ihnen, wie sehr ich sie von Herzen liebe! Aber sage ihnen das alles in Liebe! Nur in Liebe! Nicht mit Geschrei und Drohungen! Auch nicht mit Höllendrohungen! Sie wissen nicht mehr, was die Hölle ist und auch nicht, was der Himmel ist. Sie sollen mein Herz wieder kennenlernen, das nur lieben kann. Dann werden sie dem Teufel nicht mehr glauben, sondern mir folgen und die Hölle meiden."
Canisius war immer noch ganz ergriffen von dieser Offenbarung des göttlichen Herzens. Da hörte er weiter die Stimme:
"Canisius mein Apostel, hab keine Angst! Ich gehe mit dir! Lass mich aus dir reden! Nicht aus deiner Gelehrsamkeit sollst du reden! Lass mich reden nur aus meinem Herzen! Du aber achte, dass du ganz in meinem Herzen daheim bleibst! Dann wirst du Erfolg haben. Du wirst alle, die noch guten Willens sind, wieder zur Liebe meines Herzens heimführen können."
Die Stimme Jesu war verstummt. Das lebensgroße Kreuz, vor dem Canisius niedergesunken war, war wieder leblos wie sonst.
Petrus Canisius zog nach Deutschland und fing auf zahllosen Kanzeln an zu predigen. Er predigte nicht mit Geschrei und Drohungen. Er predigte mit Güte und Liebe und großer Geduld. Die Leute unter der Kanzel horchten auf. Solche Demut, Geduld und Liebe war ihnen eine neue Offenbarung. Sie hörten eine Stimme, die aus sehnendem Herzen zu ihnen flehte. Das tat wohl und rührte ihre eigenen Herzen zur Reue und Bekehrung. Es war kein Aufruhr in den Worten des Predigers, sondern nur Liebe. Die Liebe des Herzens Jesu sprach zu ihnen.
Das christliche Volk wachte auf zur Erneuerung. Das Volk war es ja nicht, das revoltierte. Das waren die modernen Mönche unter der Hetze Luthers. Das Volk, das unter den Kanzeln Canisius sich immer mehr sammelte, wurde wieder katholisch, ohne dass sie es merkten. Nur waren die Ehen manchmal geschieden und mit anderen Partnern verbunden. Das war schwierig. Aber es war schon richtig, die Ehe muß unauflöslich sein. Es ist ja ein Bund in Gott.
Petrus Canisius hatte unaufhörlich auf fast allen Kanzeln in Süddeutschland und in Österreich mit großem Erfolg gepredigt. Überall strömten die Leute in Scharen unter seine Kanzel.
Nach den Predigten kam Canisius in die Pfarrhöfe zu einer liebevollen klärenden Aussprache. Fast überall hatten die Pfarrer sich ein Weib genommen nach der neuen Lehre Luthers. Aber sie waren nicht protestantisch geworden, weil sie sonst die Pfründen verloren hätten.
Mit solchen Priestern saß Canisius nächtelang beisammen und suchte in Güte zu erklären, dass ihre Ehen ungültig sind, weil der Priester doch mit dem Herzen des Hohenpriesters Jesus eins ist. Canisius sagte ihnen immer wieder: "Das Priesterherz Jesu ist unsere priesterliche Lebensquelle. Ohne dieses Herz stirbt unser Priestertum und hat keine Gnadenwirkung mehr auf die armen Christen, die nichts notwendiger brauchen als die Erlösung Jesu."
Viele der verirrten Priester haben ihr Priestertum wieder erneuert. Die Bekehrung der Priester ging zwar nicht ohne Buße und Opfer, aber es hat sich gelohnt. Unter der Führung der bekehrten Pfarrer sind wieder wahre katholische Gemeinden entstanden, die mit kindlicher Liebe ihren Hirten ehrten, der nun wieder allen gehörte.
Petrus Canisius hat fast Tag und Nacht in unermüdlicher Geduld und Liebe gelehrt. Er dachte immer daran, was ihm Jesus aufgetragen hatte: "Nicht du sollst reden! Lass mich reden aus meinem Herzen!"
 
Im Jahre 1567 war ein weiterer Apostel des göttlichen Herzens Jesu geboren. Er war der Sohn eines schweizer Grafen, Franz von Sales. Er hatte Rechtswissenschaft studiert und sollte die Rechte des Landes verteidigen.
 
 
Aber er wollte höhere Rechte verteidigen: Die Rechte der unbegreiflichen Liebe des Herzens Jesu. 1593 wurde Franz zum Priester geweiht. Wenige Jahre später wurde er zum Bischof berufen. In seiner Diözese und ringsum herrschte die grausame Irrlehre des Calvinismus.
Luther hatte die Lehre verbreitet, der Glaube allein macht selig. Wir können sündigen wie wir wollen und wir es doch nicht besser vermögen. Die Hauptsache ist, dass wir glauben, dann sind wir erlöst.
Johannes Calvin verkündete: Die Gnade Gottes allein erlöst den Menschen. Der Mensch kann gar nichts dagegen tun. Jeder Mensch ist von vorneherein zur Seligkeit oder zur Verdammnis bestimmt. Diese Irrlehre wurde mit grausamen Haß gegen die katholische Lehre verbreitet.
Die Katholiken sagen: Der Glaube allein genügt nicht und auch die Gnade allein genügt nicht, wir müssen nach dem Glauben leben und müssen die Gnade Gottes annehmen.
Beides, nach dem Glauben leben und die Gnade Gottes annehmen, verlangt Bereitschaft und Opfer. Jesus hat uns doch gelehrt: "Nicht wer da sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt, der wird in das Himmelreich eingehen." (Mt 7,21)
Immer und überall betont Jesus, wir müssen den Willen Gottes und die Gebote Gottes erfüllen! Dann können wir gerettet werden. Denn Gott will alle erlösen, die guten Willens sind.
In den Irrlehren Luthers und Calvins scheint es bequemer, selber nichts zu tun und keine Opfer zu bringen für die Erlösung, weil ohnehin für jeden Menschen alles von Gott entschieden ist. Calvin lehrte das besonders hart, ganz gegen die Liebe des Herzens Jesu. Franz von Sales hat mit unermüdlicher Geduld und Demut den verirrten Christen wieder die Liebe des Herzens Jesu gezeigt, wie Jesus auf jeden Menschen immer noch am Kreuze wartet, dass er sich bekehre und seine Erlöserliebe annehme.
Jesus kann und will in seiner Liebe niemanden in das Himmelreich zwingen. Denn die Liebe ist frei und kann nur frei beantwortet werden. Darum wartet Jesu am Kreuz mit offenen Herzen auf jeden von uns. Wer nicht freiwillig zu ihm kommt, den kann er nicht retten, weil niemand gezwungen werden darf in den Himmel. Gott will keine Knechte. Wir müssen freiwillig zur Herzensliebe Jesu heimfinden. Jeder muss in freier Liebesentscheidung Jesus glauben und ihm folgen.
Nicht Gott ist es, sondern die Hartherzigkeit des Menschen ist es, die verdammt. Wo nicht mehr die Liebe Gottes frei walten kann, ist auch nicht Gottes Leben und Erlösung, weil Gott die Liebe ist. Es ist niemand vorherbestimmt für den Himmel oder für die Hölle. Jeder muss sich selbst dafür oder dagegen entscheiden. Wie sich Jesus freiwillig für jeden am Kreuze als Opfer ganz hingegeben hat, so muss auch jeder ganz freiwillig zu ihm kommen.
Franz von Sales hat Tausende und Abertausende bekehrt, aber nur im ständigen Hinweis auf das Herz Jesu, das immer noch für alle offen steht und mit Dornen umwunden ist in der sorgenden und sehnenden Liebe, dass wir zu ihm kommen, freiwillig kommen, weil seine Liebe niemanden zwingen will.
Franz von Sales wird darum dargestellt als Missionar, der in der Hand das verwundete und dornengekrönte Herz Jesu trägt.
 
Margarete Maria Alacoque wurde ebenfalls berufen, in der Kirche die Herz-Jesu-Verehrung neu zu erwecken.
 
 
1617 durfte sie in den Orden der Salesianer eintreten. Dort begannen die Schauungen und die Anrufungen des göttlichen Herzens. Jesus sagte zu ihr: "Ich habe dich zu dieser Botschaft erwählt, weil du von Grund auf unwissend und unwürdig bist. Nur du kannst in deiner Kleinheit und Nichtigkeit die Botschaft meines Herzens bekannt geben. Denn nicht menschliches Wissen könnte das tun."
Margarete liebte Jesus mit aller Hingabe. Sie war bereit zu jedem Opfer. Sie suchte nur Jesus und nicht mehr sich. So konnte Jesus ihr sagen, die nicht an sich selber dachte und keine eigene Überlegung störte:
"Mein göttliches Herz ist mit solch leidenschaftlicher Liebe für die Menschen entzündet, auch für die Sünder, dass ich meine Barmherzigkeit nicht mehr zurückhalten kann. Um das sagen zu können, brauche ich dich so armselig und niedrig wie du bist. Bei dir brauche ich mich in meiner Hilflosigkeit nicht schämen. Dir kann ich die Not meiner Herzensliebe offenbaren."
Jesus hat der Margaret oft sein durchbohrtes Herz gezeigt, das mit Dornen gekrönt war. Jesus hat ihr gesagt:
"Mein Herz wird allen eine sichere Zuflucht sein, allen, die mir vertrauen in meiner Herzensliebe."
Die Verheißungen die Jesus durch die Margaret allen gegeben hat, die seinem Herzen vertrauen, sind zahlreich. Auf alle Fälle wird Jesus allen eine rettende Zuflucht sein im Leben und im Tode, die seinem Herzen vertrauen und ihn mit den Worten "Heiligstes Herz Jesu" anrufen.
 
Vor vielen Jahren hatte ich einen jungen Mann kennengelernt, der sehr talentiert und auch fromm gewesen wäre, aber mit dem 6. Gebot Schwierigkeiten hatte. Ich habe ihm geraten, er solle jeden Tag die Litanei zum Heiligsten Herzen Jesu beten. Er hat diesen Rat befolgt. In wenigen Monaten war er völlig befreit von dieser bösen Sucht. Er hat als eifriger und frommer Mann Medizin studiert und ist dann als Arzt in die Mission gegangen.
Ein junges Mädchen hat mich vor Jahren einmal um Rat gefragt, was sie tun soll, da sie mit ihrem Freund in Bettgemeinschaft lebe. Aber sie wurde unruhig in der Sorge, dass sie damit kein glückliches Leben aufbauen kann. Da riet ich ihr, sie soll ihren Freund zu mir schicken.
Der kam und war etwas ungehalten über meine unmoderne Einstellung. Ich konnte ihm erklären, dass es doch um sein wahres Glück gehe, das sie nur finden können durch die Gnade Gottes. Er sah das ein und versprach mir, das Herz Jesu um Hilfe anzuflehen. Er versprach mir weiter, am Sonntag zu beichten und mit seiner Freundin nicht mehr allein zu bleiben, außer sie beten miteinander.
Besonders hat ihm das Wort des Apostels Paulus im 1. Korintherbrief ergriffen: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Wisst ihr nicht, dass ihr euch nicht selbst gehört? Um einen teuren Preis seid ihr erkauft." (1. Kor 6,19)
Ich erklärte dazu: "Um den Preis des Blutes aus dem Herzen Jesu seid ihr und eure Leiber erkauft. Jesus weiß wohl, warum er solchen Preis dafür bezahlt hat. Er weiß, dass nur reine Herzen zu Gott finden können und allein in Gott das wahre Lebensglück erreichen."
Traurig war es, dass dieser junge Mann mir erklären musste, ein Priester habe ihm gesagt, sie dürfen ruhig zusammen schlafen, wenn sie sich lieben. Gott hat ja die Liebe geboten und nicht verboten.
Es kamen dann öfters die beiden Verliebten zu mir. Es war eine Freude, zu erfahren, wie sie sich durch Buße zu einem reinen Leben emporringen konnten und darin eine große Freude fanden. Wenn es auch Opfer kostete, aber der junge Mann sagte: "Erst durch unser Opfer wird unser Leben wertvoll und wir können eine frohe und freie Zukunft erwarten."
Das konnten sie auch. Sie studierten beide und haben erst nach Abschluss des Studiums geheiratet. Ich durfte sie trauen. Nach der kirchlichen Trauung führten sie mich noch in eine Kirche in Wien, in der in einer Seitenkapelle eine besonders schöne Herz-Jesu-Statue stand. Sie knieten nieder und ich mit ihnen. Eine kleine Viertelstunde verweilten wir im Gebet.
Während wir dann zu einer geplanten Feierstunde mit den Verwandten ins Gasthaus gingen, sagte mir der Mann unterwegs, der nun seinen Doktor hatte:
"Sie sollen es wissen, Vater, wenn es uns besonders schwer war, sind wir hierhergepilgert zum Herzen Jesu. Und jedesmal sind wir stärker und froher geworden. Wenn die jungen Leute das erleben könnten, was wir in diesem Jahr für Freude erleben durften, sie würden alle diesen Siegesweg einschlagen. Aber sie lassen sich nichts sagen."
Ich habe damals dem jungen Paar ein Verslein geschrieben, das ich ihnen ganz still übergeben habe:
Herz Jesu, mach uns schön und rein,
nimm ganz uns in dein Herz hinein!
 
Zum Abschluss will ich noch von einer stillen Opferseele berichten, die ich einige Jahre betreuen durfte. Sie wurde in der Jugend durch einen Unfall beim Schlittschuhlaufen, wozu die Mutter sie gedrängt hatte in der Hoffnung, ihr Töchterlein werde einmal weltberühmt, so schwer verletzt, dass sie erst nach Monaten wieder zuhause verweilen, aber nur im Rollstuhl mühselig sich bewegen konnte.
Ihre Mutter ist bald darauf vor lauter Kummer über ihre Tochter verstorben. Vater und Geschwister hatte sie nicht mehr. Nur eine hartherzige Tante kümmerte sich ein wenig um sie. Finanziell war für das Mädchen gesorgt. Berta hieß sie.  Aber sie saß stundenlang allein daheim und wusste nicht, wofür sie noch leben sollte. Oft waren ihr Selbstmordgedanken gekommen. Für was oder für wen so sinnlos leben.
Die Oma väterlicherseits, war eine fromme Mama. Sie hatte ihr früher, als sie noch hoffnungsvoll ins Eisstation ging, öfter von Jesus erzählt, der ein liebeglühendes Herz hat für alle, besonders für Menschen, die niemanden mehr haben und ganz allein und verlassen sind. An diesen Jesus mit dem liebeglühenden Herzen musste Berta öfters denken, wenn sie stundenlang allein und verlassen daheim im Garten saß, wohin sie sich mit dem Rollwägelchen noch bewegen konnte.
Herz Jesu, was ist das für ein Herz! - Ach ja, drinnen im Wohnzimmer, da hängt ein Herz-Jesu-Bild. Schon ganz verblasst, aber immerhin, Berta konnte sich davon eine Vorstellung machen. Und es war das göttliche Herz, das am Kreuze verblutet ist und mit einer Lanze durchstoßen wurde. Ganz tot war dieser Jesus. So hat man ihn ins Grab gelegt, aber am dritten Tag ist er auferstanden. Er ist ja der Sohn Gottes. Das alles wusste Berta noch.
Sie fand auch ein abgegriffenes Gebetbüchlein der lieben Oma. Da waren Andachten zum Herzen Jesu besonders unterstrichen. Berta las sie, betete sie sogar. Aber ihr Herz blieb leer und kalt und leblos.
Wieder saß sie draußen im Garten ganz verlassen in ihrem Rollstuhl, von einer zermürbenden Schwermut fast erdrückt, Pläne quälten sie, einfach die Pulsadern zu durchschneiden, dann ist es in wenigen Minuten aus, einfach aus, das Leben und alle Quälerei ist ausgelöscht für immer.
Da dämmerte in ihr wie ein lichtes Morgenrot der Gedanke auf, wahrscheinlich von ihrem Schutzengel eingegeben: Rede mit Jesus! Rede einfach mit ihm! Er ist doch auferstanden und ist Gott und ist der Erlöser aller Menschen, die an ihn glauben.
Sie fing an zu reden: "Jesus, du hörst mich doch! Du siehst auch, wie ich bin! Ich kann so nicht mehr leben. Du hast ein so liebendes Herz, das allen offensteht und allen helfen will, die zu dir kommen. Ich komme zu dir und ich bitte dich, hilf mir, sonst gehe ich zugrunde! Bitte, öffne mir dein Herz und tröste mich, damit ich nicht verzagen oder gar verzweifeln muss!"
So ähnlich hat Berta damals zu Jesus geredet, wie sie ihm erzählt hat. Sie hat öfter einfach so mit Jesus geredet. Es ist ihr dabei leichter ums Herz geworden, obwohl sie von Jesus keine Antwort erhalten hat. Aber sie spürte, er ist ihr nahe, er tröstet sie. Ihr Leben wurde wieder erträglicher.
Der Tante sagte sie, sie möge den Herrn Pfarrer bitten, dass er sie wieder besuche. Sie möchte beichten und dann möge die Tante sie morgen früh mit in die hl. Messe fahren. Gehen kann sie ja nicht. Das tat die Tante gern, obwohl sie so hart war in ihrem ganzen Wesen und sie immer schimpfte, dass sie zu wenig bete.
Von da an nahm sie die Tante gerne jeden Tag mit in die hl. Messe. Es begann ein neues Leben für Berta. Wenn sie auch hilflos war, sie las religiöse Schriften, die ihr die Tante besorgte. Sie kam jeden Tag zur hl. Messe und betete gerne und viel. Anfangs nur mechanisch. Aber langsam wurde das GEbet lebendig. Und immer öfter redete sie mit Jesus in einer freien Rede. Sie erinnerte dabei Jesus immer an sein liebendes Herz.
Einmal sagte sie zu Jesus: "Das ist schwierig, mit dir zu reden, wenn du mir nie eine Antwort gibst. Das wäre für mich ein besonderer Trost, wenn du mir auch etwas sagen würdest. Wenn du mir vor allem sagen würdest, was du von mir erwartest, wie ich dir dienen kann. Du weißt ja, wie hilflos ich bin. Ich weiß darum nicht, wie ich noch etwas dir zuliebe tun könnte."
Eines Tages hörte sie dann im Garten Jesus zu ihr reden. Zuerst etwas leise. Dann aber klar genug, dass sie alles verstehen konnte: "Mein Töchterlein, ich freue mich, dass du zu meinem Herzen gefunden hast. Du klagst, dass du so allein bist. Ich bin auch allein. Viele beten zwar zu mir, aber sie sind mit ihrem Herzen nicht bei mir. Du hast versucht, mir dein Herz zu öffnen. Mein Herz ist leicht und überall zu finden, weil ich überall bin. Mein Herz öffnet sich jedem, der mir sein Herz öffnet."
Später erklärte ihr Jesus:
"Mein Töchterlein, du hast mich gefragt, was du für mich tun könntest. Viel, sehr viel kannst du für mich tun. Du bist zwar behindert, kannst nicht gehen. Aber deinen Haushalt besorgst du, wenn auch in sitzender Haltung. Ich bitte dich, tu das alles mir zuliebe! Gerade weil du behindert bist und dir darum vieles schwer fällt, ein Opfer ist, wird mir das ein großes Geschenk, wenn du das alles mir zuliebe tust."
"Noch reichlicher wird das Geschenk deiner täglichen Arbeiten, wenn du alles mit Freude tust, weil du es für mich tust. Schau, liebes Schwesterlein, heilig wird alles, was du tust, wenn du es mir zuliebe tust. Denk an mein Herz, das so hungert nach Liebe von euch Menschen. Ich verlange nicht große Werke. Ob kleine oder große Werke, sie werden alle nur groß, wenn sie in Liebe zu mir getan sind. Was du aus Liebe zu mir tust, wird ewig leuchten, wird ein Wert, unendlich wertvoller als kostbarster Edelstein."
Einmal sagte ihr Jesus:
"Mein Schwesterlein, ich bin sehr mit dir zufrieden, weil du jetzt alles freudig mir zuliebe tust. Ich brauche diese deine Geschenke als Ersatz für viele, die nie daran denken, mir zuliebe etwas zu tun."
"Ich sehe aber auch oft deine Gedanken, die meinen, ich könnte dich wieder gesund machen. Sicher könnte ich das im Augenblick. Wenn du das willst, ich kann dich sofort gesund machen. Aber laß dir erklären:
Ich habe dabei berechtigte Sorge, weil ich weiterschaue, dass du mir dann entgleitest. Du wirst dich beruflich in eine Aufgabe verlieren und hast kaum mehr Zeit für mich. Sicherlich würdest du beten und mich nicht vergessen. Aber dein Herz würde sich von mir weg verlieren. Wie wertlos würde dann dein Leben für die Liebe in meinem ewigen Reich."
"Schwesterlein, ich will es dir sagen: Du wolltest eine berühmte Eis-Künstlerin werden. Du wärest stolz und eingebildet geworden und wärest mir völlig entglitten in deiner Selbstanbetung. Erst in einem schmerzlichen Fegfeuer hättest du wieder zu mir finden können. So aber gehörst du mir, bist in meinem Herzen daheim. Ich sage nicht, dass ich deinen Unfall auf dem Eis absichtlich wollte. Nein, aber es geschah zu deinem großen Vorteil. Du hast nun heimgefunden in mein Herz und wirst darin unermeßlich reich. So reich, dass dich viele Heilige im Himmel jetzt schon bewundern. Und viele Arme Seelen auf Erden und im Fegfeuer strecken flehend ihre Hände aus nach dir, dass du ihnen helfest."
Ein andernmal erklärte ihr Jesus:
"Du verstehst nicht, Schwesterlein, wie das sein kann, dass viele nach dir flehend die Hände ausstrecken. Das kannst du nicht sehen und auch nicht spüren. Aber ich sehe es und sage es dir. Denn es geschieht alles durch mein Herz. Du bist, seit du alles so freudig tust und erträgst in reiner Liebe zu mir, ganz in meinem Herzen geborgen. Dein Herz pulst in meinem Herzen. Darum bist du so reich für viele, denen du helfen darfst. Wenn du das auch nicht siehst, ich sage es dir."
"Schwesterlein, höre nicht auf, nicht einen Augenblick, alles mir zuliebe zu tun, freudig mir zuliebe zu tun und zu ertragen! Damit tröstest du mein Herz jeden Augenblick und ich kann um deiner Liebe willen viele trösten, die sonst trostlos zugrunde gehen würden."
Berta hat mir das meiste, was ihr Jesus gesagt hatte, einmal auf einem Zettel überreicht, sodass ich mir davon Notizen machen konnte.
Sie sagte mir selber einmal:
"Es ist das einfachste und größte Geheimnis, heilig zu werden, alles, aber auch alles in jedem Augenblick freudig aus Liebe zu Jesus zu tun. Bei nichts mehr auf eigenen Vorteil oder Nutzen schauen, sondern nur auf Jesus schauen, wie sein Herz hungert nach unserer reinen Herzensliebe."
Berta hatte recht. Ich war nicht mehr in Wien als sie schon im Alter von kaum 40 Jahren heiligmäßig gestorben ist. Man hat mir erzählt, ihr Antlitz strahlte auf dem Totenbett wie in seliger Verklärung.
Ihr Leben, so einfach und wunderbar geborgen im Herzen Jesu, ist uns allen eine Mahnung:
Das Leben auf dieser Welt rinnt schnell dahin. Wenn wir zurückschauen, fast alles, was wir so srogsam erarbeitet haben, erscheint uns im Augenblick auf das Ewige wie nichtige Vergangenheit. Was wir aus Liebe zu Jesus getan haben, und war es der geringste Handgriff oder Gedanke, nur das ist ewiger Wert. Denn es ist geborgen in der Liebe des göttlichen Herzens.
Wir sollen bedenken, wie sehr Jesus dürstet nach unserer Liebe, weil nur darin die Erlöserliebe seines Herzens für uns fruchtbar wird und uns reich macht für die Herrlichkeit des Himmels.
Warum leben wir arm und armselig auf dieser Welt dahin, wenn wir in der Liebe des Herzens Jesu so unendlich reich werden können nur mit dem ständigen Willen:
Jesus, alles dir zuliebe!

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