
Jeder kann auf seine Art Jünger und Apostel werden
Hört diese Stimme mit grosser Bereitschaft; jedem hat er etwas Eigenes zu sagen. Vielleicht sind unter euch auch einige, zu denen er sagt: "Ich möchte, dass du mir einmal als Priester in besonderer Weise dienst und in dieser Weise mir Zeuge wirst, Freundschaft mit mir hast und andere in die Freundschaft hineinführst". Hört auf jeden Fall - jeder einzelne – die Stimme Jesu voller Vertrauen. Die Berufungen jedes einzelnen sind verschieden, aber mit allen möchte Christus Freundschaft schliessen, so wie er es mit Simon getan hat, den er Petrus nannte, mit Andreas, Jakobus, Johannes und mit den übrigen Aposteln. Er hat euch sein Wort geschenkt und schenkt es euch weiter, damit ihr die Wahrheit erkennt, erkennt wie es wirklich steht mit dem Menschen, und daher dann wisst, wie man richtig leben soll, wie man das Leben anpackt, damit es wahr wird. Auf diese Weise könnt ihr, jeder in seiner Art, seine Jünger und Apostel werden. (Generalaudienz, 2. August 2006 Europäische Ministrantenwallfahrt)
Das Leben geht über die jetztigen Horizonte hinaus
"Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?" Ich möchte mit euch diese Frage vertiefen. Es geht um das Leben, das Leben, das in euch überreich und schön ist. Was soll man aus ihm machen? Wie soll man es in Fülle leben? In der Formulierung der Frage sehen wir sofort, dass das "Hier" und "Jetzt" nicht ausreicht. Anders ausgedrückt: Es gelingt uns nicht, unser Leben nur auf Raum und Zeit zu begrenzen, so sehr wir es auch versuchen, seine Horizonte zu erweitern. Das Leben geht über sie hinaus. Mit anderen Worten; wir wollen leben und nicht sterben. Wir spüren, dass etwas uns offenbart, dass das Leben ewig ist und man sich anstrengen muss, damit dies geschieht. Es liegt also in unseren Händen und hängt in gewisser Weise von unserer Entscheidung ab. (Ansprache an die Jugendlichen im Stadion von Pacaembu, Brasilien, 10. Mai 2007)
Die Einheit: die bleibende Petrussendung
Der Weg des hl. Petrus nach Rom als Verkörperung der Weltvölker steht vor allem unter dem Wort "una": Sein Auftrag ist es, die Einheit der "catholica", der Kirche aus Juden und Heiden, der Kirche aus allen Völkern zu wirken. Und dies ist die bleibende Sendung des Petrus: dass Kirche nie nur mit einer Nation, mit einer Kultur oder einem Staat identisch sei. Dass sie immer die Kirche aller ist. Dass sie über alle Grenzen hin die Menschheit zusammenführt. Inmitten der Trennungen dieser Welt den Frieden Gottes die versöhnende Kraft seiner Liebe gegenwärtig werden lässt.Heute gibt es in der Welt durch die überall gleiche Technik, durch das weltweite Informationsnetz wie durch die Bündelung gemeinsamer Interessen neue Weisen der Einheit, die aber auch neue Gegensätze aufbrechen lassen und alten Gegensätzen neue Stosskraft geben. Inmitten dieser Einheit von aussen, vom Materiellen her brauchen wir um so mehr die Einheit von innen, die aus dem Frieden Gottes kommt - Einheit all derer, die durch Jesus Christus Geschwister geworden sind. Dies ist die bleibende Petrussendung, auch der besondere Auftrag an die Kirche von Rom.
(Homilie an der Eucharistiefeier im Petersdom am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 2008)
Wenn wir den Herrn gefunden haben und wenn er für uns das Licht und die Freude des Lebens ist, sind wir da sicher, dass jemand anderem, der Christus nicht gefunden hat, nicht etwas Wesentliches fehlt, und dass es nicht unsere Pflicht ist, ihm diese wesentliche Wirklichkeit anzubieten? Danach überlassen wir das, was geschehen mag, der Führung des Heiligen Geistes und der Freiheit eines jeden Einzelnen. Aber wenn wir überzeugt sind und wenn wir die Erfahrung der Tatsache gemacht haben, dass das Leben ohne Christus unvollständig ist, dass eine Wirklichkeit, dass die grundlegende Wirklichkeit fehlt, dann müssen wir auch überzeugt sein, dass wir niemandem Unrecht tun, wenn wir ihm Christus zeigen und ihm die Möglichkeit anbieten, so auch seine wahre Authentizität zu finden, die Freude, das Leben gefunden zu haben.
(Ansprache an den Klerus von Rom, Lateranbasilika, 13. Mai 2005)
Nihilismus und Fundamentalismus
Genau betrachtet, stehen der Nihilismus und der Fundamentalismus in einem falschen Verhältnis zur Wahrheit: Die Nihilisten leugnen die Existenz jeglicher Wahrheit, die Fundamentalisten erheben den Anspruch, sie mit Gewalt aufzwingen zu können. Obwohl sie verschiedenen Ursprungs sind und in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen beheimatete Erscheinungen darstellen, stimmen Nihilismus und Fundamentalismus überein in einer gefährlichen Verachtung des Menschen und seines Lebens und — im Endeffekt — Gottes selbst. An der Basis dieses gemeinsamen tragischen Resultates steht nämlich letztlich die Verdrehung der vollen Wahrheit Gottes: Der Nihilismus leugnet seine Existenz und seine sorgende Gegenwart in der Geschichte; der fanatische Fundamentalismus verzerrt sein liebevolles und barmherziges Angesicht und setzt an seine Stelle nach eigenem Bild gestaltete Götzen.
(Botschaft vom 8. Dezember 2005 zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2006)
Die Bundeslade
Der "Gesalbte" ist Christus. Christus, der Sohn Gottes selbst, ist Mensch geworden. Und die Bundeslade, die wahre Wohnung Gottes in der Welt, nicht aus Holz, sondern aus Fleisch und Blut, ist die Gottesmutter, die sich mit dem Herrn als Bundeslade anbietet und lädt uns ein, ebenfalls lebendige Wohnung Gottes in der Welt zu sein.
(Generalaudienz, 14. September 2005)
Bittet den Herrn der Ernte!
"Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sendet!" Das bedeutet: Die Ernte ist da, aber Gott will sich der Menschen bedienen, damit sie eingebracht werde. Gott braucht Menschen. Er braucht solche, die sagen: Ja, ich bin bereit, dein Erntearbeiter zu werden, ich bin bereit zu helfen, dass diese Ernte, die in den Mensch reift, wirklich in die Scheunen der Ewigkeit eingehen und Gottes ewige Gemeinschaft der Freude und der Liebe werden kann. "Bittet den Herrn der Ernte!"
(Ansprache im Dom zu Freising, 14. September 2006)
Die Güte
Gott, der Herr, ist den Gefahren, die in der Geschichte drohten, nicht mit äusserer Gewalt entgegengetreten, wie wir Menschen es aus unserer weltlichen Perspektive heraus erwartet hätten. Seine Waffe ist die Güte. Er hat sich als Kind offenbart, das in einem Stall geboren wurde. Genau so tritt er mit seiner ganz anders gearteten Macht der zerstörerischen Gewalt entgegen. Genau so rettet er uns. Genau so zeigt er uns das, was Rettung bringt.
(Ansprache am Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium und die Mitarbeiter der Römischen Kurie, 22. Dezember 2005)
Das Heil bringen
Die Apostel sind angeklagt, ihnen wird vorgeworfen: Ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen. Petrus antwortet darauf mit einer Kurzkatechese über das Wesen des christlichen Glaubens: Nein, nicht sein Blut wollen wir über euch bringen. Die Wirkung von Tod und Auferstehung Jesus ist ganz anders. Gott hat ihn zum Anführer und Retter für alle gemacht, gerade auch für euch, für sein Volk Israel. Und wohin führt er dieser "Anführer" und was bringt er, dieser "Retter"? Er führt zur Umkehr, sagt uns der Hl. Petrus. Er schafft Raum und Möglichkeit der Bekehrung, der Busse, des Neubeginns. Und er schenkt die Vergebung der Sünden - er bringt uns in die rechte Beziehung mit Gott und so in die rechte Beziehung zu uns selbst und zu den anderen.
(Predigt beim Gottesdienst in Pavia, 22. April 2007)
Brauchen wir einen Erlöser?
Und heute, brauchen die Menschen heute noch einen Erlöser? Oft sieht es so aus, dass viele Gott als jemanden oder etwas betrachten, das nicht in den Bereich unserer Interessen fällt. Man lebt, als ob es ihn nie gäbe oder sogar, als ob er ein Hindernis für unseren Erfolg wäre, das umgangen werden muss, um auf der Strasse des Erfolgs voranzukommen. Und dennoch sind die Menschen unzufrieden, wissen, dass alles dies nicht ausreicht, erwarten eher unbewusst das Kommen eines Erlösers, im letzten das Kommen Christi, des einzigen wirklichen Erlösers der Menschen. Unsere Aufgabe als gläubige Christen ist es, ihnen mit dem Zeugnis unseres Lebens die Wahrheit von Weihnachten glaubhaft zu machen: dass Christus allein alles menschliche Sehnen nach Heil und Frieden stillen kann.
(Generalaudienz, 20. Dezember 2006)
Sich um den Aufbau der Wohnung Gottes unter den Menschen bemühen
Das "Gebäude" Kirche ist ein konkretes Zeichen der "Gemeinschaft" Kirche, die aus den "lebendigen Steinen" besteht, welche die Gläubigen sind - ein Bild, das die Apostel sehr liebten. Der hl. Petrus (vgl. 1 Petr 2,4-5) und der hl. Paulus (vgl. Eph 2,20-22) betonen, dass der "Schlussstein" dieses geistigen Tempels Christus ist und das auch wir - mit Christus und untereinander eng verbunden - berufen sind, uns am Aufbau dieses Tempels zu beteiligen. Wenn es also Gott ist, der die Initiative ergreift, um unter den Menschen zu wohnen, und Gott auch der höchste Schöpfer dieses Planes ist, dann ist es jedoch auch wahr, dass er diesen Plan nicht ohne unsere tätige Mitarbeit verwirklichen will. Sich auf Weihnachten vorzubereiten bedeutet deshalb, sich um den Aufbau der "Wohnung Gottes unter den Menschen" zu bemühen. Niemand ist davon ausgeschlossen; jeder kann und muss dazu beitragen, dass dieses Haus der Gemeinschaft grösser und schöner wird. Am Ende der Zeiten wird es vervollständigt werden und das "himmlische Jerusalem" sein.
(Angelus, 10. Dezember 2006)
Werte erfassen
Wir bereiten uns darauf vor, voll Freude die Geburt des Erlösers in unseren Familien und in unseren kirchlichen Gemeinschaften zu feiern, während eine gewisse moderne und konsumorientierte Kultur danach strebt, die christliche Symbole aus der Feier des Weihnachtsfestes verschwinden zu lassen. Alle mögen sich dafür einsetzen, den Wert der weihnachtlichen Tradition zu erfassen, die Teil unseres Glaubenserbes und unserer Kultur sind, um sie an die jungen Generationen weiterzugeben. Besonders wenn wir sehen, wie die Strassen und Plätze der Stadt in ein funkelndes Lichtermeer getaucht sind, sollen wir uns daran erinnern, dass diese Lichter uns auf ein anderes Licht verweisen, das für die Augen unsichtbar ist, aber nicht für das Herz. Während wir sie bewundern, während wir in den Kirchen die Kerzen anzünden oder die Krippe und den Weihnachtsbaum in den Häusern erstrahlen lassen, möge sich unser Inneres für das wahre spirituelle Licht öffnen, das allen Menschen guten Willens geschenkt wird. Der "Gott-mit-uns", den die Jungfrau Maria zu Bethlehem geboren hat, ist der Stern unseres Lebens!
(Generalaudienz, 21. Dezember 2005)