Warum wir glauben
Im Glauben liegt das ew´ge Heil!
Er sei und bleibe stets dein Teil!
Wenn dich die ganze Welt verlässt
Halt treu an deinem Glauben fest.
Im Glauben liegt das Himmelreich!
Er macht die Menschen Engeln gleich!
Er gibt dir ihre Seligkeit
Und ihre ganze Ewigkeit.
Im Glauben liegt die Schöpferkraft;
Der Glaube neue Himmel schafft,
Wenn Erd und Himmel auch nicht mehr,
Und macht die Gräber menschenleer!
Der Glaube sei dein Helm, dein Schild,
Der Speer, der deine Rechte füllt,
Dein Panzer, dein zweischneidig Schwert,
In jedem Kampfe siegbewährt!
Gott hat uns Menschen, damit wir selig werden können, in seiner Barmherzigkeit selbst den Weg zum Himmel gezeigt, er hat uns gelehrt, was wir tun müssen, um selig zu werden. Er hat uns darüber ganz heilige, wunderbare, verborgene Dinge mitgeteilt, die kein Mensch aus sich selbst finden könnte. Gott hat uns diese verborgenen, geheimnisvollen Dinge kundgetan oder offenbar gemacht. Er hat uns schon im alten Bund manches geoffenbart. Er hat es frommen, erleuchteten Männern kundgetan, z.B. Moses, den Propheten. Zuletzt aber ist der eingeborene Sohn Gottes selbst auf die Erde herabgekommen und hat seine himmlische Lehre verkündet.
Was Gott so geoffenbart, das müssen wir glauben oder fest für wahr halten. Aber wo erfahren wir, was Gott geoffenbart? Das erfahren wir durch die katholische Kirche. Gott tut uns das, was er geoffenbart hat, kund durch den Mund der Kirche. Durch sie stellt er es gleichsam vor uns hin und befiehlt uns, es zu glauben.
Was Gott geoffenbart hat, müssen wir fest für wahr halten. Wir dürfen nicht daran zweifeln. Denn Gott kann sich nicht irren, er ist die Wahrheit selbst, er kann auch nicht lügen. Auch dann, wenn wir etwas nicht einsehen, begreifen, verstehen, dürfen wir nicht zweifeln an den geoffenbarten Wahrheiten.
Was über dir erhaben steht,
Das suche nicht zu finden.
Was über deine Kräfte geht,
Das streb´ nicht zu ergründen.
Denk du nur an das immerfort,
Was dir zur Pflicht macht Gottes Wort.
Was Gott geoffenbart hat, ist enthalten in der heiligen Schrift und in der mündlichen Überlieferung.
Gott hat den Schatz der geoffenbarten Wahrheit der katholischen Kirche übergeben, damit sie ihn treu behüte und unfehlbar auslege. Manches von dem, was Gott geoffenbart hat, ist aufgeschrieben worden. Anderes ist nicht aufgeschrieben worden, es ist enthalten in der mündlichen Überlieferung. Diese heißt man auch Tradition oder Erblehre, weil wir diese Lehre von den Aposteln geerbt, als Erbe empfangen haben.
Unter der Hl. Schrift oder Bibel (Buch) versteht man jene Bücher, die unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben sind und darum Gottes Wort enthalten. Die Hl. Schrift ist ein hl. Buch, sie ist das Buch der Bücher.
Die Bibel ist die vorzüglichste Glaubensquelle. Sie enthält die Offenbarungen Gottes, und zwar sowohl Offenbarungen, die die Menschen durch die Patriarchen und Propheten empfingen, als auch Offenbarungen, die die Apostel von Christus empfingen. Die Schriften, die die ersten Offenbarungen enthalten, werden die Schriften des alten Testamentes, die, welche uns mit den Offenbarungen, die wir von den Aposteln erhielten, bekanntmachen, werden die Schriften des neuen Testamentes genannt. Die ganze Hl. Schrift besteht aus 72 einzelnen Büchern oder Schriften, und zwar die hl. Schrift des alten Testamentes aus 45 Büchern, nämlich aus 21 Geschichtsbüchern, 7 Lehrbüchern und 17 prophetischen Büchern. Die Hl. Schrift des Neuen Testamentes enthält 27 einzelne Schriften, 4 Evangelien, Apostelgeschichte, 21 Lehrbücher, Apostelbriefe, 1 prophetisches Buch, die Geheime Offenbarung (Apokalypse) des hl. Johannes.
Die einzelnen Bücher der Hl. Schrift sind entstanden in einem Zeitraum von ungefähr 1600 Jahren, von 1500 vor Christus bis 100 nach Christus.
Die Bücher des alten Testamentes sind in der Sprache des Volkes Israel (d.h. hebräisch) geschrieben. Die Bücher des Neuen Testamentes sind in der damaligen griechischen Weltsprache verfasst. Die hebräischen Bücher wurden schon 300 Jahre vor Christus ins Griechische übersetzt, so dass die gebildete Laienwelt mit den Weissagungen über den Messias bekannt wurde.
Im ersten Jahrhundert nach Christus fing man an (in Italien), die ganze Hl. Schrift auch ins Lateinische zu übersetzen. Diese später, vom hl. Hieronymus (+ 420) noch verbesserte Übersetzung fand in der Kirche allgemeine Aufnahme. Man nennt sie Vulgata. Später ist die Bibel in die meisten lebenden Sprachen übersetzt worden. Die aber nur in solchen Übersetzungen, die von der kirchlichen Obrigkeit gutgeheißen und mit richtigen Erklärungen versehen sind. Die Hl. Schrift ist nämlich ein geheimnisvolles Buch, in dem manches schwer verständlich ist. Nur die Kirche, nicht der einzelne Mensch, kann die Schrift mit Sicherheit auslegen. Unverständige Leute können etwas ganz falsches aus der Hl. Schrift herauslesen. Böswillige, freche, gottlose Leute können auch mit manchen Aussprüchen der Hl. Schrift groben Unfug und schweren Missbrauch treiben. Der berühmte Kanzelredner Johannes Geiler er starb kurz vor Luthers Abfall (im Jahre 1510) und ward unter der Kanzel des Straßburger Münsters, wo er 33 Jahre lang das Wort Gottes verkündet hatte, begraben - hat folgenden Ausspruch getan: "Es ist gefährlich, Kindern das Messer in die Hand zu geben, um sich selbst Brot zu schneiden, denn sie können sich verwunden. So muss auch die Hl. Schrift die das Wort Gottes enthält, gelesen und erklärt werden von solchen, die an Kenntnis und Erfahrung schon weiter sind und den unzweifelhaften Sinn herausbringen. Unerfahrene können leicht grossen Schaden nehmen." In Oberschlesien hatte sich vor längerer Zeit eine Sekte von Bibellesern gebildet. Eine Frau, Mutter von vier unmündigen Kindern, die sich in diese Schwärmergesellschaft hatte locken lassen, schlug sich die rechte Hand absichtlich ab aus Missverständnis der Stelle: "Wenn dich deine Hand ärgert, so haue sie ab."
Die päpstliche Enzyklika "Spiritus paraclitus" vom 15. September 1920
Die Kirche hat verschiedene Vorsichtsmassregeln und Bestimmungen aufgestellt. Die heiligen Väter und Lehrer der Kirche fordern dringend zum Lesen der Hl. Schrift auf, aber eben in einer von der Kirche approbierten Übersetzung. Gegenüber der Behauptung, Luther sei der erste gewesen, der die Hl. Schrift ins Deutsche übersetzt, überhaupt die Bibel "unter der Bank herausgezogen" habe, ist zu sagen, dass vor der Lutherschen Übersetzung mindestens 14 deutsche Bibeln im Druck erschienen. Daneben dienten der religiösen Erbauung des Volkes namentlich Bücher, die die Episteln und Evangelien deutsch nach der Ordnung des Kirchenjahres enthielten. Von 1470 bis 1519 sind nicht weniger als 95 Drucke bekannt.

Die Wartburg

Lutherstube
Papst Benedikt XV. hat am 15. September 1920 eine grosse Enzyklika herausgegeben zum 1500jährigen Andenken an den Tod des grossen Kirchenlehrers des hl. Hieronymus. Zunächst gibt Benedikt XV. einen Überblick über das Leben des Heiligen. Hieronymus war zu Stridon in Dalmatien geboren und in Rom getauft worden. Kaum hatte er griechisch und lateinisch gelernt, so begann er noch als Jüngling, heilige Schriften zu studieren, was ihm so sehr Freude machte, dass er sich entschloss, alles zu verlassen und im Orient an den vom göttlichen Erlöser geheiligten Orten seine biblischen Studien zu vervollständigen. In verschiedenen Schulen machte der hl. Hieronymus, der zugleich ein Büßerleben führte, jene Fortschritte, die ihn zum Führer der Bibelauslegung machten und zum Ratgeber des berühmten Papstes Damasus vorbereiteten. Auf Veranlassung dieses Papstes bewerkstelligte Hieronymus seine meisterhafte Revision der lateinischen Übersetzung des Neuen Testamentes, die noch heute in vollem Ansehen steht. Nach dem Tode seines Freundes, des Papstes Damasus, ließ Hieronymus sich durch nichts mehr abhalten, dem längst gehegten Wunsch zu folgen und nach Bethlehem zu ziehen, um in Gebet und Bibelstudium sein Werk abzuschließen. Von Bethlehem aus unternahm er immer wieder Reisen, um Schriftkundige, sowie Bücher und Schrifttexte zu konsultieren und so sein immenses exegetisches und polemisches Werk zu vervollständigen. Noch heute wird den Pilgern in Bethlehem die Grotte des hl. Hieronymus gezeigt.
Nachdem der hl. Vater in meisterhaften Zügen das Lebensbild des Heiligen entworfen, geht er dazu über, seine Lehre von der göttlichen Autorität und der absoluten Wahrheit der Bibel darzulegen. Aus allen Schriften des "Doctor maximus", des hl. Hieronymus, geht klar hervor, dass er mit der katholischen Kirche bestimmt daran festgehalten hat, dass die unter Inspiration (Erleuchtung) des Heiligen Geistes geschriebenen anvertraut worden sind. Papst Benedikt XV. bekräftigt aufs neue die Enzyklika "Providentissimus Deus" von Papst Leo XIII. über das Bibelstudium und gibt deren authentische Auslegung. Mit lebhaftem Schmerz beklagt der Papst die Leichtfertigkeit und den Stolz derjenigen, die da offen das unfehlbare Lehramt der Kirche betreffend die absolute Freiheit der Hl. Schrift von jeglichem Irrtum zurückweisen oder insgeheim bekämpfen. Der hl. Vater lobt den Eifer derjenigen, die zur Lösung von Schwierigkeiten sich dem Studium der Codices (Handschriften) und der verschiedenen wissenschaftlichen Fächer, sowie einer gesunden Kritik bewährten kirchlichen Vorschriften halten und Abwege betreten. Der Papst behandelt die Einwendungen gegen die Hl. Schrift und empfiehlt den Bischöfen eine sorgfältige Überwachung der Bibelauslegung in ihren Studienanstalten.
Dringend ermahnt Benedikt XV. die Gläubigen zur täglichen Lesung der Hl. Schrift. In jeder katholischen Familie sollten wenigstens die 4 Evangelien und die Apostelgeschichte sich vorfinden. Aus der aufmerksamen Lesung der Hl. Schrift erhofft der Hl. Vater segensreiche Früchte, Rückkehr zur Betätigung des christlichen Lebens.
(entnommen aus: "Empor die Herzen!" von Pfarrer Anton Steeger, Imprimi permittitur: Rottenburgi die 1. Maji 1921; Monachii, 1.Mai 1922)